
(Rom) Franziskus, der „Politiker auf dem Papstthron“, gilt als Meister der Dialektik. Er konstruiert Gegensätze, die es so nicht gibt, also einen Widerspruch in sich darstellen. Die Absicht ist, zu stärken und zu schelten. Wen und was aber will Franziskus stärken, wen und was aber schelten? Die bergoglianische Dialektik hat einen unangenehmen Beigeschmack. Sie ist nicht ganz falsch, läßt den Zuhörer aber mit dem intuitiven Empfinden zurück, über den falschen Tisch gezogen zu werden. Jüngstes Beispiel ist die gestrige Ansprache beim Regina Caeli auf dem Petersplatz.
Franziskus sagte zu den in Rom Versammelten:
„Liebe Brüder und Schwestern, ein unvollkommener, aber demütiger Glaube, der immer zu Jesus zurückkehrt, ist besser als ein starker, aber anmaßender Glaube, der uns stolz und arrogant macht. Wehe denen, wehe!“
Der unvollkommene Glaube ist demütig, der starke Glaube ist arrogant und anmaßend? Franziskus sagt es nicht ganz so, aber doch. Die päpstlichen Sympathien sind verteilt.
Wen meint Franziskus aber mit denen, die unvollkommen sind? Wen mit denen, die stark sind? Wer ist laut dem Urteil von Franziskus positiv, wer negativ besetzt?
Zweite Auflage der klerikalen Homo-Initiative im deutschen Sprachraum
Für die zweite Mai-Woche blasen homosexuelle Kirchenkreise zum zweiten Halali auf die katholische Morallehre und den kirchlichen Gehorsam. Die Initiative #liebegewinnt erlebt ihre zweite Auflage. Erneut sollen in verschiedenen Pfarreien des deutschen Sprachraums Homo-Paare gesegnet werden. Die Initiative wird von den offiziellen kirchlichen Medien bereitwillig unterstützt.
In der ersten Reihe steht wiederum der Münchner Pfarrvikar Wolfgang Rothe, der bereits vor Jahren in den Verdacht geraten war, selbst homosexuell zu sein und innerhalb des Priesterseminars der Diözese Sankt Pölten mehr als nur ein paralleles homosexuelles Klima begünstigt zu haben. Da das Seminar als Hochburg einer konservativen Ausbildung galt, wurde der Skandal von linksliberalen Massenmedien enthüllt. Das Ziel war es, den nichtsahnenden Bischof Kurt Krenn zu stürzen, was schließlich auch gelang.
Rothe bestritt damals vehement, fand aber ausgerechnet im Erzbistum München und Freising Aufnahme, was für einige Verwunderung sorgte. Nach reichlicher Whisky-Verkostung steht er seit dem Vorjahr an vordersten Homo-Front, was einiges erklärt.
Um den 10. Mai 2021 fand die erste Homo-Offensive deutscher Kleriker statt, um – ganz im Stil der politischen Korrektheit einer permanenten Empörung wegen angeblicher Diskriminierungen – damit gegen ein Dokument der Glaubenskongregation vom 15. März 2021 zu protestieren, mit dem Homo-Segnungen eine Absage erteilt wurde. Die Glaubenskongregation stellt darin fest, daß Gott die Sünde weder segnet noch segnen kann. Das wäre ein Paradox.
Davon ungerührt „outeten“ sich im vergangenen Januar mehr als hundert Kirchenangestellte in der Bundesrepublik Deutschland als homosexuell. Nein, das wäre, laut Gender-Theorie zu wenig inklusiv, weshalb kirchliche Medien politisch korrekt von einem Bekenntnis sprechen „nicht-heterosexuell“ zu sein.
Papst Franziskus soll über das Dokument ziemlich verärgert gewesen sein und baut seither die Glaubenskongregation um. Schon wenige Monate nach seiner Wahl hatte er damit begonnen, einen Paradigmenwechsel einzuleiten, um die kirchliche Haltung zur Homosexualität zu ändern.
Auf der offiziellen Website werden derzeit vierzig Kirchen im ganzen deutschen Sprachraum angeführt, die sich an der diesjährigen Homo-Initiative beteiligen. 2021 waren es noch 110 gewesen.
Welche Variante aber bevorzugt Franziskus also: unvollkommen und demütig oder stark und anmaßend?

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Domradio/Kirche+Leben/NLM/Traditional Catholic Feminity (Screenshots/Montage)
Von diesem Pontifex werden sowieso in der Regel nur rhetorische Taschenspielertricks geboten. Seine eigenwillige Gegenüberstellung eines unvollkommener und demütigen Glaubens mit einem starkem und anmaßenden Glaubens ist erkennbar Unfug. Ein starker (= richtiger) Glaube baut auf die Hilfe des Herrn und ist automatisch demütig, da der Glaubende sich als dessen unvollkommenes Werkzeug erkennt. Anmaßend wird ein Glauben, wenn er unvollkommen ist, man sich also etwa von der Hierarchie lossagt, weil man meint, man bedürfe dieser nicht oder man autonom für sich entscheidet, was man als Glaubensgut für erforderlich hält und was nicht.
Wie üblich bleibt in weiten Teilen im Dunklen, was er eigentlich meinte und wollte. Das sichere Führen der ihm von Herrn anvertrauten Herde in schwierigster Zeit wird so natürlich kaum möglich sein.