(Rom) Zwei Tage vor dem Weiheakt veröffentlichte das vatikanische Presseamt den Wortlaut der „Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens“. Die Ukraine und Rußland werden in der Benennung des Aktes nicht mehr erwähnt. Seit Sonntag rudert der Heilige Stuhl zurück. Die Weihe Rußlands und der Ukraine, als die sie zunächst bekanntgemacht wurde, tritt immer mehr in den Hintergrund, um Platz zu machen für eine allgemeine Weihe der ganzen Menschheit.
Anfang März ersuchten die römisch-katholischen Bischöfe der Ukraine Papst Franziskus, die Ukraine und Rußland dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen. Die Bischöfe taten das bewußt unter Verweis auf Fatima, wo die Gottesmutter 1917 versprochen hatte, daß sich Rußland „bekehren“ werde, „seine Irrtümer“ nicht mehr verbreiten und eine Zeit „Frieden herrschen“ werde. Die Bischöfe schrieben dem Papst:
„Deshalb bitten wir Ihre Heiligkeit demütig, den Akt der Weihe der Ukraine und Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens öffentlich durchzuführen, wie es von der Heiligen Jungfrau in Fatima verlangt wurde.“
Das Anliegen, das an Franziskus herangetragen wurde, steht in direktem Zusammenhang mit der Notsituation und den Kampfhandlungen zwischen den beiden Brudervölkern.
Am 15. März gab das vatikanische Presseamt bekannt, daß Papst Franziskus am 25. März, dem Fest Mariä Verkündigung, die Weihe der Ukraine und Rußlands vornehmen werde. Ein direkter Zusammenhang zu der von Maria in Fatima gewünschten Weihe Rußlands wurde aber nicht hergestellt. Für den Heiligen Stuhl gilt der Wunsch der allerseligsten Jungfrau in Fatima seit 1983 als erfüllt.
Am vergangenen Sonntag, dem 20. März, erweiterte Franziskus beim Angelus die Weiheintention auf „die ganze Menschheit“. Dieses Abweichen von der ursprünglichen Absicht wird Franziskus von mancher Seite als „Mutlosigkeit“ zum Vorwurf gemacht. Es herrscht auch ein gewisses Unverständnis, warum er die Dinge nicht beim Namen nennt – hier gehe es eben konkret um den Konflikt zwischen diesen beiden Staaten und nicht um die ganze Menschheit – und die Weihe nicht einfach so vollzieht, wie es die Gottesmutter in Fatima gewünscht hat.
Unterdessen geben immer mehr Bischofskonferenzen bekannt, daß sie dem Wunsch des Papstes Folge leisten und mit ihm gemeinsam den Weiheakt vollziehen werden. Franziskus sprach die Einladung an die Bischöfe aus, nach Rom zu kommen, um mit ihm den Akt zu vollziehen oder, falls nicht möglich, es in ihrer jeweiligen Diözese zu tun. Die Einladung erging über die Apostolischen Nuntiaturen bereits in der vergangenen Woche. Veröffentlicht wurde ein formales Einladungsschreiben des Papstes erst am Montag. Es ist von Franziskus gezeichnet und trägt als Datum den 21. März. Dieses päpstliche Schreiben an die Bischöfe in aller Welt enthält einen deutlicheren Bezug zum Ukrainekonflikt als der einen Tag später veröffentlichte Weiheakt. In seinem Brief erwähnt Franziskus „den Krieg in der Ukraine“ gleich im ersten Satz:
„Seit fast einem Monat ist der Krieg in der Ukraine ausgebrochen, der jeden Tag mehr und mehr schreckliches Leid über die gepeinigte Bevölkerung bringt und sogar den Weltfrieden bedroht. Die Kirche ist in dieser dunklen Stunde nachdrücklich aufgerufen, beim Friedensfürsten Fürsprache einzulegen und denjenigen nahe zu sein, die am eigenen Leib unter den Folgen des Konflikts leiden. In diesem Zusammenhang danke ich all jenen, die meinen Aufrufen zum Gebet, zum Fasten und zur Nächstenliebe mit großer Großzügigkeit nachkommen.
Nun möchte ich, auch als Antwort auf zahlreiche Bitten des Volkes Gottes, der Gottesmutter in besonderer Weise die Nationen anvertrauen, die sich im Konflikt befinden.“
Die Erweiterung der Weiheintention bedeutet hingegen ein Abrücken von der ursprünglichen Absicht, spezifisch die Weihe Rußlands und der Ukraine zu vollziehen, weil diese beiden Staaten sich im Krieg befinden. Es bedeutet auch ein Abrücken von der Marienbotschaft in Fatima, die Ausgangspunkt für die römisch-katholischen Bischöfe der Ukraine war. Eine Weihe der Menschheit, so löblich sie ist, kann mit Fatima nicht in Verbindung gebracht werden, auch nicht mit den Zusagen der Gottesmutter für eine Weihe Rußlands. Die Ukraine existierte 1917 als eigener Staat noch nicht, sondern war ein Teil Rußlands, weshalb ihre Weihe problemlos integriert werden kann.
Der heute veröffentlichte Weiheakt, veröffentlicht auf der Internetseite des Heiligen Stuhls in 24 Sprachen, enthält in seiner Benennung keinen Hinweis mehr auf eine Weihe Rußlands und der Ukraine. Der Text ist weitgehend allgemein gehalten, eine Bitte um Frieden und eine Klage über die Abirrung vom Frieden:
„Wir aber sind vom Weg des Friedens abgekommen. Wir haben die Lehren aus den Tragödien des letzten Jahrhunderts und das Opfer der Millionen in den Weltkriegen Gefallenen vergessen. Wir haben die Verpflichtungen, die wir als Gemeinschaft der Nationen eingegangen sind, nicht erfüllt, und wir verraten die Träume der Völker vom Frieden und die Hoffnungen der jungen Menschen. Wir sind an Gier erkrankt, wir haben uns in nationalistischen Interessen verschlossen, wir haben zugelassen, dass Gleichgültigkeit und Egoismus uns lähmen. Wir haben Gott nicht beachtet, wir haben es vorgezogen, mit unseren Lügen zu leben, Aggressionen zu nähren, Leben zu unterdrücken und Waffen zu horten. Dabei haben wir vergessen, dass wir die Hüter unserer Nächsten und unseres gemeinsamen Hauses sind. Mit Kriegen haben wir den Garten der Erde verwüstet, mit unseren Sünden haben wir das Herz unseres Vaters verletzt, der will, dass wir Brüder und Schwestern sind. Wir sind allen und allem gegenüber gleichgültig geworden, außer uns selbst. Und schamerfüllt sagen wir: Vergib uns, Herr!
Im Elend der Sünde, in unserer Erschöpfung und Hinfälligkeit, in der geheimnisvollen Ungerechtigkeit des Bösen und des Krieges erinnerst du, heilige Mutter, uns daran, dass Gott uns nicht verlässt, sondern stets mit Liebe auf uns schaut, mit dem Wunsch, uns zu vergeben und uns aufzurichten. Er selbst hat dich uns geschenkt und der Kirche und der ganzen Menschheit in deinem Unbefleckten Herzen eine Zuflucht geschaffen. Aufgrund der Liebe Gottes bist du bei uns und auch durch die schwierigsten Momente der Geschichte geleitest du uns voll Zärtlichkeit.
Es folgt eine kurze marianische Litanei mit der Anrufung altehrwürdiger und neuer Titel der allerseligsten Jungfrau wie „Königin des Rosenkranzes“ und „Königin des Friedens“, aber auch „Königin der Menschheitsfamilie“, ein bisher unbekannter Titel.
Erst gegen Ende des Weiheaktes werden die Ukraine und das ukrainische Volk und Rußland und das russische Volk ausdrücklich erwähnt.
„Heilige Mutter Gottes, als du unter dem Kreuz gestanden bist, sagte Jesus, als er den Jünger neben dir sah: ‚Siehe, dein Sohn‘ (Joh 19,26). Damit hat er dir einen jeden von uns anvertraut. Dann sagte er zu dem Jünger, und somit zu einem jeden von uns: ‚Siehe, deine Mutter‘ (V. 27). Mutter, wir wollen dich heute in unser Leben und in unsere Geschichte bereitwillig aufnehmen. Die erschöpfte und verstörte Menschheit steht in dieser Stunde mit dir unter dem Kreuz. Und sie verspürt die Notwendigkeit, sich dir anzuvertrauen und sich durch dich Christus zu weihen. Das ukrainische Volk und das russische Volk, die dich liebevoll verehren, kommen zu dir, und dein Herz schlägt für sie und für alle Völker, die unter Krieg, Hunger, Ungerechtigkeit und Armut leiden.
Mutter Gottes, die du auch unsere Mutter bist, dir vertrauen wir uns an und feierlich weihen wir die Kirche und die ganze Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine, deinem Unbefleckten Herzen. Nimm diesen unseren Weiheakt an, den wir mit Vertrauen und Liebe vollziehen. Gib, dass der Krieg aufhört und schenke der Welt den Frieden. Durch dein von Herzen kommendes Ja trat der Fürst des Friedens ein in die Geschichte; wir vertrauen darauf, dass der Friede auch jetzt wieder über dein Herz zu uns kommt. Dir also weihen wir die Zukunft der ganzen Menschheitsfamilie, die Nöte und Erwartungen der Völker, die Ängste und Hoffnungen der Welt.“
Der entscheidende Satz lautet:
„Mutter Gottes, die du auch unsere Mutter bist, dir vertrauen wir uns an und feierlich weihen wir die Kirche und die ganze Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine, deinem Unbefleckten Herzen.“
Er enthält die erweiterte Weiheintention, wie sie Franziskus am Sonntag bekanntgab. Der Weiheakt gilt zunächst der „ganzen Menschheit“, ihm folgt die ursprüngliche Intention: „insbesondere Rußland und die Ukraine“.
Wie der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj auf Twitter mitteilte, kam es gestern zwischen ihm und Papst Franziskus zu einem Telefongespräch. Selenskyj schrieb: „Die vermittelnde Rolle des Heiligen Stuhls bei der Beendigung menschlichen Leidens wäre zu begrüßen. Danke für die Gebete für die Ukraine und den Frieden.“
Am 25. März, der in der West- und der Ostkirche als Hochfest der Verkündigung gefeiert wird, wird um 17 Uhr im Petersdom eine Bußfeier und anschließend um ca. 18.30 Uhr (jeweils römischer Zeit) der Weiheakt stattfinden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Also diese Weihe nimmt immer groteskere Züge an. Beispielsweise will sich die Priesterbruderschaft St. Pius X. ausdrücklich mit dem Weiheakt des Papstes vereinen, einem jener modernistischen Vertreter des II. Vatikanischen Konzils, vor dem dieselbe Priesterbruderschaft uns vor etwa 30 Jahren noch eindringlich gewarnt hat. Dabei betet sie aber nicht das Weihegebet, welches der Papst betet, sondern sie verwendet ein eigenes Weihegebet!
Trauen die Mitglieder der Piusbruderschaft diesem Papst nicht? Ist sein Gebet nicht rechtgläubig? Weshalb sprechen sie es nicht deutlich aus? Wenn aber das Gebet des Papstes rechtgläubig ist, warum lehnen sie es ab, in Gemeinschaft mit ihm zu beten?
Oder halten sie den Papst selbst vielleicht nicht für rechtgläubig? Warum sagen sie es uns dann nicht?
Wenn aber jede Gemeinschaft ihr eigenes Weihegebet spricht, dann frage ich mich, wie die von der Mutter Gottes gewünschte Einheit des Weiheakts vonstatten gehen soll.