„Die Atmosphäre ist aggressiv“ beim Synodalen Weg

Dorothea Schmidt: "Die Bischöfe dürfen ihre Mitren nicht mit Narrenkappen vertauschen"


Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, steuert der Synodale Weg scheinbar unaufhaltsam auf das Schisma zu.
Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, steuert der Synodale Weg anscheinend unaufhaltsam auf das Schisma zu.

Über­schat­tet von Coro­na und nun dem Ukrai­ne­kon­flikt rollt der Zug des Syn­oda­len Wegs der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz (DBK) und des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK) anschei­nend unauf­halt­sam wei­ter – gera­de­wegs ins Schis­ma. Eine muti­ge Teil­neh­me­rin berich­te­te über den Irr­weg: „Die Atmo­sphä­re ist aggres­siv, vor allem gegen­über jenen, die gegen die Erfin­dung einer völ­lig neu­en Kir­che sind. Der Syn­oda­le Weg steu­ert gera­de­wegs auf ein Schis­ma zu“.

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Gro­ße öffent­li­che Auf­merk­sam­keit wird dem Syn­oda­len Weg nicht zuteil, da die­se von ande­ren Ereig­nis­sen in Beschlag genom­men ist. Wenn er die­se außer­halb Deutsch­lands doch fin­det, über­wie­gen Ver­wun­de­rung und Sor­ge. Am 11. März ver­öf­fent­lich­te die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Il Foglio ein Inter­view mit Doro­thea Schmidt. Sie ist nicht nur Teil­neh­me­rin der Syn­odal­ver­samm­lung des soge­nann­ten Syn­oda­len Weges, son­dern Ver­tre­te­rin der qua­si unsicht­ba­ren Min­der­heit. Matteo Mat­zuzzi durch­brach die Schwei­ge­spi­ra­le, mit der die­se Posi­ti­on unter­drückt wird. Doro­thea Schmidt sag­te ihm:

„Der deut­sche Syn­oda­le Weg wur­de geschaf­fen, um den Miß­brauchs­fäl­len in der katho­li­schen Kir­che ent­ge­gen­zu­tre­ten. Dies ist sicher­lich ein berech­tig­tes Motiv und eine not­wen­di­ge Auf­ga­be. Lei­der muß­te ich jedoch eine gan­ze Rei­he von For­de­run­gen fest­stel­len, auch in Klau­seln ver­steckt, die mehr als bedenk­lich sind: Wir soll­ten nicht nur die kirch­li­che Leh­re zur Sexua­li­tät spren­gen, eine Spra­che und ein Den­ken anneh­men, die der Gen­der­theo­rie ent­spricht, son­dern auch das Prie­ster­tum abschaf­fen – oder es zumin­dest zur Dis­kus­si­on stel­len –, LGBT-Sakra­men­te und eine Struk­tur von soge­nann­ten ‚Räten‘ ein­füh­ren. Die Schöp­fungs­ord­nung soll­te durch eine Gen­der-Anthro­po­lo­gie mit ver­schie­de­nen sexu­el­len Iden­ti­tä­ten ersetzt wer­den. Der Aus­gangs­punkt, näm­lich die Bekämp­fung des Miß­brauchs, wird nur ober­fläch­lich behan­delt. In Wirk­lich­keit wird ver­sucht, nach mehr als zwei­tau­send Jah­ren Geschich­te, die Leh­re der bibli­schen Offen­ba­rung zu stür­zen. Und tat­säch­lich hat der Syn­oda­le Weg offen erklärt, daß künf­tig weder die Schrift noch die Tra­di­ti­on als ver­bind­lich ange­se­hen wer­den kön­nen. In der Pra­xis scheint er sich der Men­ta­li­tät unse­rer Zeit zu erge­ben, ja er wer­tet die­se als ein Zei­chen der Zeit und bekräf­tigt, daß der Sen­sus fidei fide­li­um nicht irren kann. Er wird vom Vati­ca­num II aber sicher nicht in die­sem Sinn ver­stan­den! Ich fra­ge mich oft, in was für einem Umfeld ich gelan­det bin.“

Schmidt fol­gert daraus:

„In Wirk­lich­keit gibt es zwei gegen­sätz­li­che Fron­ten, und die Kluft zwi­schen ihnen wird immer tie­fer. Die Atmo­sphä­re wird aggres­siv, vor allem gegen­über unse­rer Min­der­heit, die eine Posi­ti­on der Mit­te anstrebt und sich dage­gen wehrt, eine völ­lig neue Kir­che zu erfin­den, als ob es nur Deutsch­land gäbe. Der Syn­oda­le Weg steu­ert gera­de­wegs auf eine Spal­tung zu. Und die­ses Schis­ma ist bereits in der Rea­li­tät vor­han­den, wo ein­zel­ne Bischö­fe das kirch­li­che Arbeits­recht unter­gra­ben, homo­se­xu­el­le Paa­re seg­nen, wo die Mes­se von Frau­en gelei­tet wird. Es war also logisch, daß der Papst wie ein Stein im Feu­er sag­te: ‚Bit­te, Freun­de, laßt das‘. Aber vie­le Teil­neh­mer des Syn­oda­len Wegs bekla­gen sich nur und machen wei­ter, was sie wol­len, tre­ten die Welt­kir­che mit Füßen und bezeich­nen alle, die für die Ein­heit mit der Welt­kir­che kämp­fen, als Extre­mi­sten. Mei­ner Mei­nung nach wäre es wün­schens­wert, daß die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on oder der Papst dem Syn­oda­len Weg ein Ende set­zen. Andern­falls wird die Spal­tung der Kir­che unauf­halt­sam sein. Es bil­det sich eine deut­sche Teil­kir­che her­aus, die sich vor dem Zeit­geist ver­neigt. Die Bischö­fe dür­fen kei­ne Mario­net­ten in der Hand der Men­ta­li­tät der Zeit wer­den und ihre Mit­ren nicht mit Nar­ren­kap­pen ver­tau­schen. Sie müs­sen viel­mehr die Ein­heit mit dem Papst und der Welt­kir­che wahren.“

In der Kir­che wie­der­holt sich zudem, was im poli­ti­schen Leben der Län­der beob­ach­tet wer­den kann: Ande­re Mei­nun­gen als die der Mäch­ti­gen wer­den immer weni­ger gelit­ten. Oder war die Kir­che auch dar­in Vor­rei­te­rin, so wie die Umbrü­che des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils den poli­ti­schen Umbrü­chen von 1968 vor­aus­gin­gen? Bereits 2014 wur­de im Zuge der ersten Fami­li­en­syn­ode vom Vati­kan eine Öffent­lich­keits­ar­beit betrie­ben, die nach außen nur einer gewünsch­ten Mei­nung Raum und Gehör verschaffte.

Nach deut­scher Art ist man zudem nicht beschei­den. Was der Syn­oda­le Weg beschlie­ßen wird, soll dem Papst „oder einem Kon­zil“ vor­ge­legt wer­den. Ein alles umstür­zen­des Drit­tes Vati­ka­ni­sches Kon­zil läßt also vom Wunsch­ho­ri­zont her grü­ßen. Eigent­lich will man alles ver­än­dern, die Frau­en­or­di­na­ti­on ein­füh­ren, die Sexu­al­mo­ral kip­pen, den prie­ster­li­chen Zöli­bat ent­sor­gen und die Kir­che demo­kra­ti­sie­ren und homosexualisieren.

Dabei war der Aus­gangs­punkt ein ganz ande­rer, wie auch Doro­thea Schmidt beton­te. Beschei­den, aber schon „empört“ hat­te die Mehr­heits­frak­ti­on in der DBK (das ZdK kennt nur die Ein­heits­front) den Syn­oda­len Weg aus­ge­ru­fen, um den sexu­el­len Miß­brauchs­fäl­len in der Kir­che ent­ge­gen­zu­tre­ten. Ein heh­res Anlie­gen, möch­te man mei­nen, doch es war von Anfang an nur ein geheu­chel­ter Vor­wand. Wäre es jemals dar­um gegan­gen, den sexu­el­len Miß­brauch zu bekämp­fen, hät­te der Haupt­grund beim Namen genannt wer­den müs­sen: das homo­se­xu­el­le Päd­era­sten­tum. Min­de­stens 80 Pro­zent aller Miß­brauch­sta­ten sind homo­se­xu­el­ler Art, die Grup­pe der Täter, die schwu­len Päd­era­sten, ist über­schau­bar. Doch bis heu­te wur­de die­se Rea­li­tät kaum ange­spro­chen. Bischofs­kon­fe­renz, ZdK und Syn­oda­ler Weg schaf­fen es, einen jah­re­lan­gen Dis­kus­si­ons- und Empö­rungs­rei­gen auf­zu­füh­ren, ohne Roß und Rei­ter zu nen­nen. Wie soll­te also dem Miß­brauch Abhil­fe geschaf­fen werden?

War­um aber geschieht das? Weil die Homo­se­xua­li­tät unter Ankla­ge stün­de und näher unter­sucht wer­den müß­te. Das aber ist tabu. Viel­mehr will man sie gera­de salon- und hof­fä­hig machen. Mög­lich ist das Trau­er­spiel, weil die Ver­ant­wort­li­chen in der Kir­che und die Medi­en­ver­ant­wort­li­chen glei­cher­ma­ßen von ideo­lo­gi­schen Scheu­klap­pen gelei­tet sind. Da fällt das Ver­tu­schen, Aus­blen­den, Ablen­ken und Leug­nen leicht. Kri­ti­sche Anfra­gen oder gar Nach­fra­gen durch Medi­en­or­ga­ne, wel­che die öffent­li­che Mei­nung kon­trol­lie­ren, sind nicht zu befürch­ten. Wie erstaun­lich und zugleich erschreckend gut die Mei­nungs­kon­trol­le funk­tio­niert, haben soeben zwei Coro­na-Jah­re bewiesen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Il Foglio (Screen­shot)

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