
Gedankensplitter von Giuseppe Nardi
„Wir wissen, daß die Bevölkerungspyramide in Spanien auf dem Weg ist, sich umzukehren. Das heißt, es wird eine Zeit kommen, in der die ältere Bevölkerung die jüngere überwiegt.“ Mit diesen Worten leitet InfoVaticana einen Beitrag über den demographischen Winter ein, der die europäischen Völker heimsucht. Das Thema ist vielschichtig und bietet einen tiefen Einblick in die geistige Verfassung Europas. Das soll Anstoß sein, einige Gedanken in Erinnerung zu rufen, die von existentieller Bedeutung sind.
Spanien hat zusammen mit Italien die niedrigste Geburtenrate in Europa, und wenn wir dazu noch die mehr als 90.000 Abtreibungen hinzuzählen, die in dem iberischen Land jedes Jahr stattfinden, wird klar, wie das Drama zustande kommt. Dabei hielt Spanien länger stand als andere europäische Länder. Im deutschen Sprachraum erfolgte das Überschreiten der roten Linie bereits 1970. Seither liegt die Geburtenrate unter dem sogenannten Bestandserhaltungsniveau, so der Fachausdruck, der die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau benennt, die erforderlich wäre, um den Volksbestand bei der gegebenen Sterblichkeitsrate zu halten. Spanien hielt ein Jahrzehnt länger stand.
Woher kommen dann die ständigen Meldungen eines Bevölkerungswachstums? Erst gestern meldete Österreich, daß in der Alpenrepublik erstmals die Marke von neun Millionen Einwohnern überschritten wurde. In Wirklichkeit schrumpft die einheimische Bevölkerung seit 1972. Die Negativumkehr trat hier zwar erst zwei Jahre nach der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz ein, fordert seither aber auch zwischen Bodensee und Neusiedler See unerbittlichen Tribut. Das trügerische Bevölkerungswachstum speist sich seither aus zwei Quellen: aus der höheren Lebenserwartung, die allerdings bei fehlenden Geburten zugleich eine Überalterung bedeutet, und aus einer seit Jahrzehnten anhaltenden Einwanderung, was jedoch einen ebenso massiven Bevölkerungsumbau bedeutet. Die Bevölkerung wächst auf dem Papier, während das einheimische Volk schnell schrumpft. Grob gesagt. Die 77 Millionen Bundesdeutschen und DDRler im Jahr 1970 wurden in den vergangenen 52 Jahren nur mehr zu etwa 62 Millionen aus den eigenen Reihen ersetzt, obwohl die Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland heute bei 83 Millionen liegt.
Anstatt eine Trendumkehr zu unterstützen, feiert die regierende Politik den schleichenden Volkstod und propagiert die „alternativlose“ Einwanderung, weshalb schon vor Jahren am Reichstag in Berlin dem „deutschen Volk“ als Giebelinschrift eine „Bevölkerung“ im Inneren entgegengesetzt wurde. Volk und Bevölkerung sind eben etwas anderes.
Auf die jüngste Rekordmeldung für Österreich umgelegt, bedeutet das: Von den 7,5 Millionen Österreichern des Jahres 1972 wurden in den vergangenen 50 Jahren nur 6,1 Millionen ersetzt, obwohl die Gesamtbevölkerung auf nun 9 Millionen angewachsen ist. Dieser Bevölkerungszuwachs speist sich neben der Alterung durch Zuwanderung aus aller Welt. Ein Teil, wenn er aus dem gleichen Kulturkreis stammt, kann sich gut integrieren. Eine gemeinsame Geschichte, daraus Erlebtes und Erlittenes, immerhin ein zentrales verbindendes Element eines Volkes und einer Gesellschaft, haben sie allerdings auch nicht mit der einheimischen Bevölkerung. Ein anderer Teil der Zuwanderer integriert sich nicht oder nur kaum. In deutschen Großstädten sind heute 30 Prozent und mehr der unter zehnjährigen Kinder Muslime. Gleiches gilt für Österreich und die Schweiz.
In Spanien fand die alles verändernde Umkehr 1980 statt, hält jedoch seither ebenso ununterbrochen an wie in Mitteleuropa. Die längere Lebenserwartung und die Masseneinwanderung lassen statistisch die Bevölkerung wachsen und kaschieren damit den dramatischen Bevölkerungsumbau. Wird dieser ausnahmsweise einmal angesprochen, wie jüngst durch einen österreichischen Landesminister (Landesrat), bricht ein Sturm der Mainstream-Entrüstung los, was besagt, daß hier eine Wahrheit ausgesprochen wurde, die nicht ausgesprochen werden darf. Der demographische Winter ist also gewollt. Daran besteht kein Zweifel. Er wird seit Jahrzehnten durch sexuelle Enthemmung, Promiskuität, Verhütung, Abtreibung, Überbevölkerungsgeschwurbel und Homosexualisierung herbeigeführt. Neuerdings steht zusätzlich die Frage im Raum, ob die Corona-Impfung die Fruchtbarkeit geschädigt hat und Ursache für eine überdurschnittliche Fehlgeburtenrate ist.
Die Wahrheit wird zugleich tabuisiert oder verzerrt.
Der Kirche ist die Überalterung der Bevölkerung nicht fremd, doch sagt sie kaum etwas dazu, wohlwissend, daß die tonangebenden Kreise nichts davon wissen wollen. Das aber bedeutet, daß sich die Kirche Tabus und Scheuklappen zu eigen macht, jedenfalls nicht den Mut hat, sie zu hinterfragen. Papst Franziskus beispielsweise ist die Förderung der „Rechte“ Homosexueller wichtiger als die Christenverfolgung, wie er jüngst im Rahmen seiner Afrikareise unter Beweis stellte. Sein Vorbild ist demnach denkbar schlecht.
Die Bevölkerungsausdünnung in bestimmten Landgegenden durch Infrastrukturabbau, besonders in den neuen Bundesländern, aber nicht nur, wird von den deutschen Bischöfen nicht thematisiert, jedenfalls nicht dort, wo sie „heiße“ Tasten betätigen müßten. Gleiches gilt in Spanien, wo durch Abwanderung in die Städte oder ins Ausland im Landesinneren, dem sogenannten „leeren Spanien“, die Entwicklung noch stärker ausgeprägt ist.
Ein Tor, wer denkt, daß diese Entwicklung, die mit dem grausamen Schlachtfeld der massenhaften Abtreibung verbunden ist, nicht mit dem Glaubensschwund zusammenhängt. Gleiches gilt auch für die endemische Ausbreitung des sexuellen Kindesmißbrauchs. Das Päderastenlaster wird nicht weniger, sondern greift um sich. Gläubige Christen wissen, daß solche Negativentwicklungen geistliche Ursachen haben. Die Reduzierung der Völker, die Tötung und Verhinderung der eigenen Kinder, der Import der fehlenden Bevölkerung aus anderen Völkern, das strapaziert die natürlichen Netze einer Gesellschaft, die auch reißen können. Durch den Hyperindividualismus zerbröseln die Grundlagen der Gemeinschaft und des Staates. Das alles sind keine Kleinigkeiten, sondern Metaprozesse, die in eine andere Zukunft führen.
Die Glaubenspraxis geht in ganz Europa weiter zurück und damit auch die Zahl der Priesterberufungen. Leider entscheiden sich immer weniger junge Männer dafür, ihr Leben Gott im priesterlichen Dienst zu schenken. Viele Gründe dafür wurden in der Vergangenheit genannt. Einer ist natürlich die geringe Geburtenrate.
Die Überalterung der Bevölkerung führt dazu, daß auch ein großer Teil des spanischen Klerus unter diesem Problem leidet. Immer mehr Jungpriester müssen immer mehr Pfarreien übernehmen. Drei, vier, fünf und auch mehr Pfarreien, die von einem Priester betreut werden, sind keine Seltenheit mehr, sondern die Regel. Wo vor 50 Jahren noch sieben oder acht Priester wirkten, ist heute nur mehr einer tätig. Dabei hat die Bevölkerung zugenommen und ist vielschichtiger geworden. Wie die Spanier insgesamt, so ist auch der Klerus überaltert.
Die Überalterung erhöht die Sterblichkeit. Davon ist Spanien derzeit betroffen. In der Erzdiözese Burgos zum Beispiel sind seit Jahresbeginn fünf Priester verstorben. Das klingt nicht nach viel, ist es aber. Sie waren zwischen 65 und 89 Jahren alt. 2020 wurde auf die vermeintlichen oder tatsächlichen Corona-Toten unter den Priestern verwiesen. Wieviel von der hohen Sterblichkeitsrate unter spanischen Priestern heute auf Impfschäden zurückgeht, kann nicht gesagt werden.
Kritiker des nun implodierenden Corona-Irrsinns der vergangenen Jahre sagen pointiert: Wenn jeder verstorbene PCR-Corona-positiv-Getestete ein Corona-Toter war, ist jeder verstorbene Corona-Geimpfte ein Impftoter. Die polemische Zuspitzung trifft insofern ins Schwarze, als sie aufzeigt, daß die Behauptungen der regierungsamtlichen Jünger Coronas zu keinem Zeitpunkt einer Überprüfung standhielten, weshalb auch jede Überprüfung unterlassen und jedes kritische Hinterfragen unterbunden wurde. Die intellektuelle Redlichkeit hinter den „Wahrheiten“ der sogenannten Corona-Pandemie 2020–2023 lag, wie der Rückblick zeigt, immer nahe dem Gefrierpunkt.
Das Gesagte zeigt, wie komplex die demographische Frage ist, weil eine Vielzahl von Folgewirkungen von größtem Ausmaß damit verbunden sind. Für die verstorbenen Priester ist zu beten, daß sie die seligmachende Schauung Gottes erfahren, ebenso, daß der Herr Arbeiter in Seinen Weinberg beruft und diese Seinem Ruf folgen. Das setzt wiederum voraus, daß Kinder geboren werden, also auch die europäischen Völker den Auftrag des Schöpfergottes wieder erfüllen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch; bevölkert die Erde und vermehrt euch auf ihr!“ (Genesis 9,7). Die Grenzlinie zwischen Christen und Nicht-Christen zeigt sich im Denken nicht zuletzt darin, daß erstere vertrauensvoll wissen, daß Gott für die Seinen sorgt, während letztere in ungläubigem Kleinglauben von Sorgen geplagt sind, Ängste wälzen, sich von diesen gefangennehmen lassen und „Lösungen“ suchen, die erst zum eigentlichen Problem werden. Der in jüngster Zeit oft zitierte „Great Reset“ ist letztlich nichts anderes als ein Versuch, die Existenz „unter Kontrolle zu bringen“, so wie die Klimahysteriker „das Klima“ kontrollieren möchten – und das alles natürlich ohne Gott. Genau das aber ist unmöglich. Es ist daher zunächst, wie zu allen Zeiten, eine Umkehr im Denken und im Herzen notwendig, eine Bekehrung zu Gott, der als der Christus Mensch geworden ist, sich also sogar von Angesicht zu Angesicht gezeigt hat. Bekehrung verlangt aber ein Herabsteigen vom hohen Roß des Hochmuts und des Stolzes und die demütige Annahme der Wirklichkeit.
Und über allem gilt für unsere Zeit, was Johannes Paul II. sagte und nicht oft genug in Erinnerung gerufen werden kann:
„Ein Volk, das seine Kinder tötet, hat keine Zukunft.“
Bild: InfoVaticana