(Rom) Zum Fest Taufe des Herrn im Novus Ordo Missae, das die Päpste traditionell in der Sixtinischen Kapelle zelebrieren, kehrte 2022 der mobile Volksaltar zurück.
Im Jahr 2008, wenige Monate nach der Veröffentlichung des Motu proprio Summorum Pontificum, ließ Papst Benedikt XVI. erstmals keinen Volksaltar zu diesem Fest errichten. Stattdessen zelebrierte er am Hochaltar ad Deum, also zur gigantischen Darstellung des Jüngsten Gerichts, das Michelangelo ab 1534 geschaffen hatte. Der päpstliche Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini erklärte damals, daß der Papst gemäß der von Paul VI. nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil approbierten „ordentlichen Form“ der Messe „gemeinsam mit den Gläubigen den Blick auf das Kreuz richtet“.
Bereits zuvor waren im April 2007, also kurz vor der Veröffentlichung von Summorum Pontificum, anläßlich seines Geburtstages Bilder von Benedikt XVI. bekanntgeworden, in denen zu sehen war, daß er in seiner Privatkapelle ad orientem zelebrierte.
Von jenem 13. Januar 2008 an wurde zum Fest Taufe des Herrn kein Volksaltar mehr aufgestellt. Gestern war es, nach fünfzehn Jahren, erstmals wieder anders. Was hatte sich verändert? Zwei Dinge, die in einem direkten Zusammenhang stehen. Am 16. Juli 2021 erließ Papst Franziskus das Motu proprio Traditionis custodes zum Austilgen des überlieferten Ritus und am 29. August 2021 entließ er Msgr. Guido Marini aus dem Amt des päpstlichen Zeremonienmeisters, indem er ihn zum Bischof von Tortona ernannte.
Zudem hatte Franziskus Kardinal Robert Sarah im Februar 2021 nicht in seinem Amt als Präfekt der Gottesdienstkongregation bestätigt. Kardinal Sarah hatte 2016 den Versuch unternommen, die eigentliche Zelebrationsrichtung ad orientem/ad Deum zurückzugewinnen, was auf energischen Widerstand stieß und von Papst Franziskus persönlich abgeblockt wurde.
Obwohl die dreizehn Zelebrationen des Festes, die von 2008 bis 2020 stattfanden, im Novus Ordo zelebriert wurden, waren sie sichtbarer Ausdruck der „Reform der Reform“, mit der Benedikt XVI. die einschneidende Liturgiereform von 1969 korrigieren wollte. 2021 fiel die öffentliche Zelebration des Festes wegen der angeblichen Corona-Pandemie aus. Mit Traditionis custodes eliminierte sein Nachfolger Franziskus Summorum Pontificum und folglich kehrte unter dem neuen päpstlichen Zeremonienmeister Msgr. Diego Giovanni Ravelli auch der Volksaltar wieder in die Sixtinische Kapelle zurück. Ein erstes Mal war das bereits für die Dankmesse zur Erwählung zum Papst geschehen, die Franziskus am 14. März 2013 mit den in Rom am Wahlort versammelten Kardinälen feierte. Nun geschah dies auch für die einzige Messe, die traditionell jedes Jahr in der Sixtinischen Kapelle zelebriert wird.
Franziskus beseitigte den sichtbarsten Moment in den liturgischen Feiern des Papstes, in denen sich das Kirchenoberhaupt gemeinsam mit dem versammelten Volk ad Deum wendet. Damit stützt er die Richtlinien zur Umsetzung von Traditionis custodes, die sein Mann in den USA, Kardinal Blase Cupich, der Erzbischof von Chicago, am 27. Dezember erlassen hatte. Obwohl Traditionis Custodes den überlieferten Ritus betrifft, ordnete Kardinal Cupich für sein Erzbistum an, daß der Novus Ordo nicht mehr ad orientem bzw. ad Deum zelebriert werden darf. Cupich ließ sich seine Richtlinien vorab von Santa Marta absegnen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/Una Vox (Screenshots)