Der Petrusbruderschaft wurde die Katechese verboten

Traditionis custodes und seine Folgen


Traditionis custodes: Einige Diözesanbischöfe, wie jener von Le Havre, Msgr. Brunin (Bild), überbieten sich mit repressiven Maßnahmen gegen die Tradition.
Traditionis custodes: Einige Diözesanbischöfe, wie jener von Le Havre, Msgr. Brunin (Bild), überbieten sich mit repressiven Maßnahmen gegen die Tradition.

(Paris/​Wigratzbad) Die Berich­te über restrik­ti­ve Maß­nah­men gegen die Tra­di­ti­on häu­fen sich. Grund dafür ist die Umset­zung des Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des durch Diö­ze­san­bi­schö­fe in ver­schie­de­nen Län­dern. Es scheint erst der Anfang zu sein. Und es steht noch die Reak­ti­on der Ordens­kon­gre­ga­ti­on aus. Wel­che Ant­wort ist gebo­ten, wel­che erfolgt darauf?

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Jüng­stes bekannt­ge­wor­de­nes Bei­spiel für die Repres­si­on ist das Dekret des Bischofs von Le Hav­re, Msgr. Jean-Luc Brunin. In sei­nem Bis­tum dür­fen Katho­li­ken künf­tig weder im über­lie­fer­ten Ritus getauft noch gefirmt wer­den und auch nicht hei­ra­ten. Das Dekret bewegt sich inhalt­lich auf der Ebe­ne des Erz­bi­schofs von Gua­d­a­la­ja­ra. Die Chro­no­lo­gie ist aber sei­ten­ver­kehrt. Das Dekret von Le Hav­re stammt vom 11. Sep­tem­ber, jenes von Guda­la­ja­ra vom 21. Sep­tem­ber. Anders am Fall Le Hav­re ist, daß ein Diö­ze­san­bi­schof sei­ne repres­si­ven Maß­nah­men gegen die Tra­di­ti­on mit dem herr­schen­den Prie­ster­man­gel im Novus Ordo begrün­det. Für die in eini­gen Bis­tü­mern ver­sieg­ten Prie­ster­be­ru­fun­gen im neu­en Ritus kön­nen der über­lie­fer­te Ritus und die ihm ver­bun­de­nen Gemein­schaf­ten aber wohl kaum ver­ant­wort­lich gemacht werden.

Bemer­kens­wert ist zudem, daß sich das Dekret von Bischof Brunin, wie jenes von Gua­d­a­la­ja­ra, aus­drück­lich an die Petrus­bru­der­schaft rich­tet. Die Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus (FSSP) ist die älte­ste und zah­len­mä­ßig stärk­ste Kle­ri­ker­ge­mein­schaft der Tra­di­ti­on, die in der Ein­heit mit dem Hei­li­gen Stuhl steht. Zusätz­lich zu den Restrik­tio­nen von Gua­d­a­la­ja­ra wur­de ihr durch Bischof Brunin auch der Kate­che­se­un­ter­richt für Kin­der und Erwach­se­ne ver­bo­ten. Das aber ist ein Wider­spruch im Widerspruch.

Das gesam­te Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des ist ein Wider­spruch, wie aus Arti­kel 1 des­sel­ben her­vor­geht, den Fran­zis­kus als Prä­mis­se dem Gesetz vor­an­stell­te. Fran­zis­kus begrün­det sei­nen Ein­griff zudem mit der Unter­stel­lung – einer von meh­re­ren ver­zer­ren­den Annah­men –, Prie­ster der Tra­di­ti­on sei­en kei­ne oder kei­ne guten Seel­sor­ger. Des­halb dür­fe die Zele­bra­ti­on im über­lie­fer­ten Ritus nur dann erlaubt wer­den, wenn sie mit einer seel­sorg­li­chen Betreu­ung der Gläu­bi­gen ein­her­ge­he. Genau die­se aber – dazu gehört die Unter­wei­sung im Glau­ben für Kin­der und Erwach­se­ne – wur­de vom Bischof von Le Hav­re ver­bo­ten. Dar­aus wird ein Teu­fels­kreis, denn die­ser repres­si­ven Logik zufol­ge müß­te der Petrus­bru­der­schaft dann in einem näch­sten Schritt die Anwe­sen­heit im Bis­tum unter­sagt wer­den, weil sie – laut Tra­di­tio­nis cus­to­des – die von Fran­zis­kus defi­nier­te seel­sorg­li­che Grund­vor­aus­set­zung außer­halb der Lit­ur­gie nicht erfüllt.

Außer­halb der Lit­ur­gie? Selbst das erfaßt in dem von Fran­zis­kus ent­fach­ten Ver­bots­ei­fer die Sache nicht mehr. In Le Hav­re wie in Gua­d­a­la­ja­ra ist nur mehr, ein­ge­schränkt, die Zele­bra­ti­on des Meß­op­fers im über­lie­fer­ten Ritus erlaubt. Die Spen­dung aller ande­ren Sakra­men­te aber nicht mehr. In einer Zuschrift heißt es: „Das aus­er­ko­re­ne Opfer wird zwar nicht erschla­gen, aber weit­ge­hend amputiert.

Guadalajara als Präzedenzfall?

Nach­dem Fran­zis­kus im April 2016 das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia ver­öf­fent­licht hat­te, beeil­ten sich beson­ders gefäl­lig­keits­be­flis­se­ne Bischö­fe um sei­ne Umset­zung. Als dies schließ­lich auch die Bischö­fe der Kir­chen­pro­vinz Bue­nos Aires taten, applau­dier­te ihnen der Papst mit dem Hin­weis, deren Modell allein sei die authen­ti­sche Inter­pre­ta­ti­on sei­ner Intentionen.

Ein sol­ches Signal von Fran­zis­kus fehlt zu Tra­di­tio­nis cus­to­des noch. Vor­erst ist das Dekret des Erz­bi­schofs von Gua­d­a­la­ja­ra als San­ta-Mar­ta-freund­li­che Richt­schnur zu betrach­ten, da Fran­cis­co Kar­di­nal Robles Orte­ga als Pur­pur­trä­ger der rang­höch­ste Hier­arch ist, der das Motu pro­prio buch­stäb­lich restrik­tiv auslegte.

Für einen Prä­ze­denz­fall spricht auch, daß Guda­la­ja­ra eine Hoch­burg der Petrus­bru­der­schaft, also der bedeu­tend­sten Eccle­sia-Dei-Gemein­chaft, ist und sich direkt an bzw. gegen die­se richtet.

Die Diö­ze­san­bi­schö­fe kön­nen zwar nicht, auch Kar­di­nal Robles nicht, in die inne­ren Ange­le­gen­hei­ten der Petrus­bru­der­schaft oder ande­rer Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten ein­grei­fen. Der Hin­weis im Dekret des Erz­bi­schofs von Gua­d­a­la­ja­ra, daß sich deren Innen­le­ben nach den Anwei­sun­gen der Ordens­kon­gre­ga­ti­on zu rich­ten habe, darf jedoch als zusätz­li­che Dro­hung auf­ge­faßt wer­den. Sol­che Anwei­sun­gen gibt es näm­lich noch nicht, da der Ordens­kon­gre­ga­ti­on erst durch das Motu pro­prio die Zustän­dig­keit für die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten über­tra­gen wur­de. Beob­ach­ter befürch­ten, daß die durch Tra­di­tio­nis cus­to­des aus­ge­lö­sten Angrif­fe erst begon­nen haben.

Die Quadratur des Kreises?

Damit stellt sich die Fra­ge an die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten, allen vor­an die in Gua­d­a­la­ja­ra und in Le Hav­re nament­lich genann­te Petrus­bru­der­schaft, wie mit die­ser Situa­ti­on umzu­ge­hen ist. Bie­tet ein Blick in das Infor­ma­ti­ons­blatt der Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus die nöti­ge Ant­wort? Im Edi­to­ri­al der soeben erschie­ne­nen Okto­ber-Aus­ga­be nimmt der neue Distrikts­obe­re für den deut­schen Sprach­raum Stel­lung. Pater Ste­fan Dre­her schreibt:

„Wie wol­len wir als gute Chri­sten auf die­se Prü­fung ant­wor­ten? Indem wir unser Kreuz anneh­men und die Treue zur tra­di­tio­nel­len Mes­se mit der Treue zum Stuhl Petri und dem Wohl der gan­zen Kir­che verbinden!“

Was aber heißt das genau? Wird die Qua­dra­tur des Krei­ses erwar­tet? Was ist mit den Gläu­bi­gen, die im Erz­bis­tum Gua­d­a­la­ja­ra und im Bis­tum Le Hav­re ihre Kin­der nicht mehr im über­lie­fer­ten Ritus tau­fen und fir­men las­sen kön­nen? Die nicht mehr im über­lie­fer­ten Ritus hei­ra­ten dür­fen? Die aller Vor­aus­sicht nach nicht ein­mal mehr im über­lie­fer­ten Ritus begra­ben wer­den dürfen?

Auf der geist­li­chen Ebe­ne wird vom Distrikts­obe­ren zum Leben­di­gen Rosen­kranz auf­ge­ru­fen. Das ist kon­kre­ter als die vor­ge­nann­te Antwort.

Beob­ach­ter spre­chen davon, daß es in den kom­men­den Mona­ten, noch in die­sem Jahr und in den ersten Mona­ten des näch­sten Jah­res, zu wei­te­ren Pau­ken­schlä­gen durch Bischö­fe und durch Rom kom­men dürf­te, aber auch zu Reak­tio­nen darauf.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Juven​tus​-tra​di​tio​nis​.com/​Y​o​u​t​ube (Screen­shots)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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6 Kommentare

  1. „Wie wol­len wir als gute Chri­sten auf die­se Prü­fung ant­wor­ten? Indem wir unser Kreuz anneh­men und die Treue zur tra­di­tio­nel­len Mes­se mit der Treue zum Stuhl Petri und dem Wohl der gan­zen Kir­che verbinden!“

    Da für den Stuhl Petri die Tra­di­ti­on erst mit dem Geist des zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils beginnt und der Stuhl Petri nicht mehr am Wohl der gan­zen Kir­che inter­es­siert ist, bleibt für die Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus nur­mehr die Treue zur tra­di­tio­nel­len Mes­se zum Woh­le der gan­zen Kirche.

    Fast zwei Jahr­tau­sen­de galt : Wir leben in die­ser Welt, aber wir sind nicht von die­ser Welt, wir fol­gen Chri­stus nach auf dem schma­len ver­las­se­nen Weg, wir mis­sio­nie­ren und tra­gen das König­tum Chri­stie in die Gesell­schaf­ten und ihre Regierungen.

    Mit dem „Aggior­na­men­to“ woll­te das zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil die Kir­che der Welt anpas­sen, sie ist auf den brei­ten Weg der Welt abge­bo­gen. Jeder soll nach sei­ner Fas­son glück­lich werden.

    Jetzt passt sich die Kir­che sogar der Süden die­ser Welt an, zuerst wenn die Sün­de „poli­tisch kor­rekt“ ist. Die Sün­de wird als Aus­druck der Lie­be, der Näch­sten­lie­be dar­ge­stellt, in allen For­men, die in der sie in der heu­ti­gen Welt vor­kommt und die der heu­ti­ge Göt­ze „Barm­her­zig­keit ohne Wahr­heit und ohne Gerech­tig­keit“ erlaubt. Funk­tio­nä­re der Kir­che drän­geln sich auf dem brei­ten Weg und wol­len die­sen Göt­zen allen auf­zwin­gen auf aut­ho­ri­tä­re Wei­se unter zur Hil­fe­nah­me der Medien.

    Die Petrus­bru­der­schaft hat sich dem moder­nen Rom unter­stellt, die­ses Rom ver­fährt nun im Inter­es­se sei­ner Absich­ten mit ihr und die­se haben sich im Lau­fe der Zeit geändert. 

    Die­se Metho­de ken­nen wir doch aus dem poli­ti­schen Bereich, die Geset­ze wer­den nicht ver­än­dert, nur die Defi­ni­tio­nen: Schwan­ger­schaft ist nicht mehr Schwan­ger­schaft ab Emp­fäng­nis, sodern erst ab Ein­ni­stung der befruch­te­ten Eizel­le in die Gebär­mut­ter­schleim­haut, um in der Zwi­schen­zeit töten zu kön­nen. Der Tod wird vor­ver­legt zum Hirn­tod, um einen Leben­den vor­zei­tig töten zu kön­nen, um leben­de Orga­ne als Ersatz­tei­le neh­men zu kön­nen, tote Orga­ne kön­nen nicht mehr ver­pflanzt wer­den, Abtrei­bung ist in der EU nicht mehr ein ver­ab­scheu­ungs­wür­di­ges Ver­bre­chen, son­dern Men­schen­recht, gegen Covid 19 „geimpft“ gilt man erst 14 Tage nach der voll­stän­di­gen Vak­zi­nie­rung, um die schwe­ren Neben­wir­kun­gen der Gen-Sprit­ze bis hin zum Tod vor die­ser will­kür­lich fest­ge­leg­ten Zeit dem Kon­to der Un„geimpften“ zurech­nen zu kön­nen, ein Jun­ge ist ein Mäd­chen, wenn er sich das ein­re­den lässt und das Schlimm­ste Sex ist Lie­be. Wer war noch gleich der Ver­dre­her ins Gegenteil?

  2. Der Haß gegen die Tra­di­ti­on sitzt bei den Moder­ni­sten sehr tief und ihr Neid auf das Blü­hen die­ser Gemein­schaf­ten ist gewaltig.
    Die jet­zi­gen Drang­sa­lie­run­gen sind erst der Anfang.
    Die Reak­ti­on der Petrus­bru­der­schaft ist schwach-ängst­lich-unsi­cher – ver­ant­wor­tungs­los gegen­über ihren Gläubigen.
    Vor 36 Jah­ren betro­gen mit Eccle­sia Dei, win­del­weich gekocht, drang­sa­liert, sabo­tiert und boy­cot­tiert und jetzt mit einem Fet­zen Papier zum Scha­fott verurteilt.
    Mit nur 1 Mil­li­gramm gesun­dem Men­schen­ver­stand und etwas Mut keh­ren sie zu der FSSPX zurück.
    Aber fei­ge und trau­rig um ihre ent­täusch­ten Träu­me, las­sen sie sich wie Scha­fe abschlach­ten von Peronisten.
    Das sind kei­ne Mär­ty­rer, son­dern Hirnlose.

  3. Das, was hier zu hören ist, ein Ver­bot der Kate­che­se durch gläu­bi­ge Prie­ster, hat kein ande­res Ziel als die end­gül­ti­ge Zer­stö­rung der Kir­che, dem Trä­ger der Leh­re Chri­sti. Die­se Erkennt­nis tut sehr weh.

  4. Unse­re Zeit ist geprägt von einem Angriff auf alles Sinn­haf­te, Logi­sche, Ver­nünf­ti­ge, Ange­mes­se­ne und Her­kömm­li­che (Tra­di­ti­on). Die Par­al­le­len zur Bewirt­schaf­tung der sog. „Coro­na­kri­se“ sind der­art offen­kun­dig. Ob in der Kir­che oder in der Welt: Das „Alte“ soll der „Neu­en Nor­ma­li­tät“ Platz machen, eine Nor­ma­li­tät, die von Wider­sprä­chen nur so strotzt. Beten wir instän­dig, dass wir in die­ser ver-rück­ten Zeit die inne­re Ruhe, einen festen Glau­ben und die Lie­be in unse­ren Her­zen bewah­ren kön­nen. Blei­ben wir beim Tra­di­tio­nel­len, das über Jahr­hun­der­te gewach­sen ist. Bit­ten wir den Hei­li­gen Geist um Gna­de und um Stär­ke, denn die Umstän­de wer­den immer chaotischer.

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