Von Roberto de Mattei*
Auf der Suche nach einer Chimäre
Im Jahr 2019 konzentriert sich die Forschung des Wuhan-Labors unter der Leitung von Dr. Shi Zhengli auf die Entwicklung eines Chimären-Coronavirus, das durch genetische Experimente an Fledermäusen gewonnen wird. Die verwendete Technologie ist die der rekombinanten DNA (Infectious Clone Technology), ein Begriff, der sich auf eine DNA-Sequenz bezieht, die künstlich aus der Kombination von genetischem Material unterschiedlicher Herkunft gewonnen wird. Die Sequenz ist eine Folge von Buchstaben, die die Primärstruktur eines DNA-Moleküls darstellen. Diese gentechnischen Operationen werden durchgeführt, um Medikamente wie Impfstoffe herzustellen, werden aber auch verwendet, um tödliche Waffen für Programme zur biologischen Kriegsführung herzustellen.
Zu jenen, die die Forschung des Wuhan-Labors indirekt finanzieren, gehört auch der amerikanische Immunologe Anthony Fauci, wissenschaftlicher Berater der letzten sechs Präsidenten der Vereinigten Staaten. Fauci ist ein Wissenschafts-Manager, der sich nach der ersten Generation von Vätern der AIDS-Forschung wie Robert Gallo, Luc Montagnier, Giulio Tarro hauptsächlich der Suche nach einem Impfstoff gegen dieses Virus widmet (Tritto, S. 237–239). Seit 1984 leitet er das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), das zu den American National Institutes of Health gehört. Laut dem Wall Street Journal finanziert die gemeinnützige Organisation EcoHealth Alliance, deren Vorsitzender Peter Daszak ist, mit Mitteln der NIAID ihrerseits die Erforschung von Coronaviren chinesischer Fledermäuse und insbesondere das Wuhan Institute of Virology mit insgesamt 598.000 Dollar (133.000 pro Jahr von 2014 bis 2018 und 66.000 im Jahr 2019). Ein Darlehen in Höhe von 3,7 Millionen Dollar wurde 2019 verlängert, aber im April 2020 von der Trump-Regierung gekündigt.
Die EcoHealth Alliance mit einem Jahreshaushalt von mehr als 16 Millionen US-Dollar, 90 Prozent aus staatlichen Zuschüssen, hat ihren Hauptsitz in New York, arbeitet aber mit lokalen Forschungsgruppen in anderen Ländern zusammen, um Feld- und Laboraktivitäten durchzuführen. „Das Wuhan-Institut war sein Kronjuwel und Peter Daszak, Vorsitzender der EcoHealth Alliance, war zusammen mit Shi Zhengli Co-Autor der meisten der vom Institut veröffentlichten Schlüsselartikel“, so Rowan Jacobsen im MIT Technology Review vom 30. Juni 2921, wo er den „roten Faden“ aufzeigt, der die USA, Wuhan und Covid-19 verbindet.
Am 9. November 2019 veröffentlicht Peter Daszak mit Shi Zhengli einen Artikel, in dem er behauptet, daß Zoonosen, also die Übertragung von Infektionskrankheiten vom Tier auf den Menschen und umgekehrt, möglich sind: Einige Fledermaus-Coronaviren können bereits als zellulären Rezeptor das menschliche Enzym Ace2n verwenden. Einen Monat später, am 9. Dezember, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Epidemie bereits begonnen hat, ohne daß sie als solche erkannt ist, wird Daszak von Vincent Racaniello von der Columbia University für seinen Podcast This Week in Virology (TWiV) interviewt. Im Dialog erzählt Daszak, wie sich die EcoHealth Alliance beim Sammeln von Viren engagiert, die in Wildtieren gefunden werden, um deren potentielle Interaktionen mit dem Menschen zu untersuchen, und erklärt, wie amerikanische und chinesische Forscher Coronavirus-Chimären entwerfen.
Das Werkzeug zur Genmanipulation ist das Spike-Protein der Coronaviren. Wie bei jedem Coronavirus ist die Oberfläche des neuen Virus tatsächlich mit identischen Proteinen bedeckt, die als „Spikes“ (wörtlich „Dorn“) bezeichnet werden. Es sind diese Beulen, die dem Virus das Aussehen einer Krone verleihen. Die „Spikes“ spielen eine grundlegende Rolle, da sie nach dem Schlüssel-Schloß-Prinzip imstande sind, an die auf der äußeren Oberfläche menschlicher Zellen vorhandenen Rezeptoren anzudocken.
Daszak arbeitet mit Ralph Baric, dem weltweiten Spezialisten für die Synthese und Manipulation von Coronaviren, und mit verschiedenen Labors auf der ganzen Welt zusammen, darunter auch dem Wuhan Institute of Virology. Shi Zhengli veröffentlichte 2015 eine Studie mit Baric, in der ein neues Virus vorgestellt wird: Es handelt sich um eine chimäre Rekombinante, die durch Transplantation des Spike-Proteins SHC014-CoV aus der Hufeisennase auf ein Maus-Coronavirus gewonnen wird. Die Versuche gehen unvermindert weiter. Fabrizio Gatti kommentiert: „Wenn sich nach der ersten SARS-Epidemie diese mögliche Verwandlung bei Fledermäusen nicht mehr gezeigt hat, ist dies stattdessen in den Labors Chinas und der USA mit der Herstellung des Chimären-Virus passiert: Kurz gesagt, wir haben einen zusätzlichen Erreger, potentiell in der Lage, Tausende von Menschen auszurotten“ (Gatti, S. 249).
Der Beginn der Epidemie in Wuhan
Wann und wo ist das neue Coronavirus entstanden? Wir wissen mit Sicherheit, daß die Stadtkommission von Wuhan am 30. Dezember 2019 um 3.10 Uhr eine dringende Bitte an die medizinischen Einrichtungen der Stadt richtet. Die Gesundheitsbehörde fordert die Krankenhäuser auf, bis vier Uhr nachmittags Statistiken über Patienten zu übermitteln, die in den Vorwochen wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Wenige Stunden später warnt die Pneumologin Ai Fen, Direktorin der Notaufnahme des Wuhan Central Hospital, in ihrem Chat vor der Gefahr einer neuen SARS-Epidemie. Gatti reproduziert den Laborbericht, den die Ärztin fotografiert und auf We Chat mit einem Kollegen und einer Gruppe von Ärzten teilt (S. 311). Ai Fen suchte den ersten Patienten, der möglicherweise den Wuhan-Fischmarkt besucht hatte, am 18. Dezember 2019 auf. Am 27. Dezember sucht sie den zweiten Patienten auf, der jedoch keinen Kontakt zum Markt hatte.
Ein weiterer Mitarbeiter des Wuhan Central Hospital, der Augenarzt Li Wenliang, kopiert und teilt an denselben Tagen auf We Chat die Nachrichten von sieben bestätigten SARS-Fällen. „Auf den Plattformen WeChat und Weibo verbreiten sich die Nachrichten von Bildschirm zu Bildschirm, von Handy zu Handy.“ „Von diesem Moment an besteht für den kommunistischen Apparat, der das Leben jedes Beamten, Arztes und chinesischen Bürgers überwacht, das Problem nicht darin, die Epidemie zu stoppen, sondern herauszufinden, wer die Nachrichten veröffentlicht hat“ (S. 288).
Li Wenliang wird von der Polizei vorgeladen, die ihn der „Verbreitung von Gerüchten“ beschuldigt (ein Verbrechen, das eine Freiheitsstrafe von bis zu 7 Jahren bedeuten kann) und ein Dokument unterzeichnen läßt, um seinen „Fehler“ einzugestehen. Am 1. Januar 2020 gab das städtische Büro für öffentliche Sicherheit von Wuhan, eines der vielen Repressionsinstrumente auf dem Archipel des Regimes, auf seiner Weibo-Seite bekannt, daß acht Personen der „Verbreitung von Gerüchten“ beschuldigt werden und Ermittlungen im Gange sind. Am selben Nachmittag befiehlt die Gesundheitskommission der Provinz Hubei allen Genlabors, die Tests von Proben aus Wuhan einzustellen und die bereits durchgeführten Analysen zu zerstören. „Ein Gesundheitsverbrechen, das für immer die Beweise über den Ursprung der Epidemie vernichtet und der Infektion einen Vorteil von mehr als einem Monat verschafft“ (Gatti S. 290). Am selben Tag ordneten die Behörden die Schließung des Wuhan-Marktes und die Isolierung von Personen mit Krankheitssymptomen an.
Wenige Tage später infiziert sich der Arzt Li Wenliang mit dem Virus, der versucht hatte, vor der Epidemie zu warnen, aber zensiert worden war. Er wird am 7. Februar im Krankenhaus sterben.
Am 2. Januar isoliert das Wuhan Institute of Virology das gesamte Genom des neuartigen Coronavirus. Die Nachricht wird aber erst am 20. April auf dem offiziellen Portal des Staatsrates, der höchsten Verwaltungsbehörde der Volksrepublik China, veröffentlicht. Das Coronavirus-Genom des neuen SARS wird geheimgehalten. Dr. Shi Zhengli schweigt, George Gao, Generaldirektor des Zentrums für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten, schweigt. In diesen Stunden, so Gatti, kehrt das Regime „über einem Jahrzehnt fruchtbarer internationaler Zusammenarbeit und Millionen von Dollars den Rücken, die von westlichen Steuerzahlern und Geldgebern ausgegeben wurden und dem kommunistischen Apparat Strukturen und Untersuchungsmethoden geschenkt haben, die China niemals in so kurzer Zeit erwerben hätte können“ (S. 291).
Am 5. Januar isoliert und kodiert auch das Shanghai Public Clinical Health Center unter der Leitung des Virologen Zhang Yongzhen, Professor an der Fudan-Universität in Shanghai, die Genomsequenz des Virus und teilt Informationen auf der Plattform GenBank und registriert sie beim National Center for Biotechnology Information (NCBI) der Vereinigten Staaten. Er nennt es Wuhan-Hu‑1, das erste menschliche Coronavirus des Wuhan-Stamms. Der Wissenschaftler teilt dem Wuhan-Krankenhaus und dem chinesischen Gesundheitsminister mit, daß das neue Virus SARS ähnlich und wahrscheinlich auf die gleiche Weise ansteckend sei.
Das Ereignis ist also nicht auf das Wuhan-Labor beschränkt und es darf vermutet werden, daß das Shanghaier Team schon länger am Coronavirus arbeitet. Am 7. Januar übergibt Prof. Zhang Yongzhen der Zeitschrift Nature einen Artikel über seine Forschungen, der auch von 19 chinesischen Wissenschaftlern und Edward Holmes, einem australischen Evolutionsbiologen und Professor an der Universität Sydney, unterzeichnet ist. Am 11. Januar veröffentlicht Holmes die Genomsequenz auf Virological.org, während der Artikel am 3. Februar 2020 in Nature erscheint.
Am 12. Januar wird das Labor von Professor Zhang in Shanghai von den Behörden wegen unbefugter Veröffentlichung von Daten geschlossen. Mitte Januar präsentiert sich der Militärarzt General Chen Wei, der die der Volksbefreiungsarmee angegliederte Akademie für Militärmedizinische Wissenschaften leitet, zusammen mit einem Team von Militärexperten am Wuhan Institute of Virology und übernimmt die Leitung des Labors: „eine kommissarische Verwaltung manu militari“, wie es Antonio Selvatici nennt (Coronavirus made in China, S. 39f).
Unterdessen beginnen die Einwohner von Wuhan massenhaft zu fliehen. Als am 23. Januar die 58 Millionen Bewohner der chinesischen Metropole und der Provinz Hubei im ersten Lockdown in ihren Häusern eingesperrt werden, haben bereits fünf Millionen Bürger Wuhans die Stadt verlassen.
Das Weiße Haus und das Coronavirus
Five Eyes ist eine internationale Sicherheitseinrichtung, die Australien, Kanada, Neuseeland, Großbritannien und die USA umfaßt. Diese Länder sind Teil des UKUSA-Abkommens, eines gemeinsamen Kooperationsvertrags mit dem Ziel, Informationen durch Aktivitäten der Fernmeldeaufklärung (SIGnal INTelligence) zu sammeln. Nach Angaben der Five Eyes- Spionagesatelliten sei es am 6. Oktober 2019 im Wuhan-Labor zu einem gefährlichen Ereignis gekommen (Franco Fracassi/Federica Ipsaro Passione: The Mysteries of Wuhan, Fracassi 2021, S. 30–38). US-Präsident Donald Trump und selbst die CIA unterschätzen diese Nachricht jedoch.
Am 15. Januar 2021 empfangen Trump und seine Mitarbeiter eine Delegation der chinesischen Regierung unter der Leitung des stellvertretenden Premierministers Liu He im Weißen Haus. China verspricht, über einen Zeitraum von zwei Jahren zusätzliche Energie, Dienstleistungen und Güter im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von den Vereinigten Staaten zu kaufen. Im Gegenzug erhält Peking eine Aussetzung der Erhöhung der Einfuhrzölle auf Waren im Wert von 162 Milliarden Dollar und eine Reduzierung auf Waren im Wert von weiteren 120 Milliarden. Trump bezeichnet das Handelsabkommen zwischen der Volksrepublik China und den USA als „historisch“ und ist überzeugt, daß es ein politischer Triumph ist, der seine Wiederwahl als Präsident näherrücken läßt.
Der damalige US-Sicherheitsberater John Bolton enthüllt Details eines Telefongesprächs, das am 18. Juni 2019 vor dem G20-Gipfel in Osaka stattfand, bei dem Trump sein Gegenüber Xi Jinping als „den größten Führer in der chinesische Geschichte“ und die Demonstrationen in Hongkong gegen das kommunistische Regime als „eine innere Angelegenheit“ Chinas bezeichnete (The Room Where It Happened. A White House Memoir, Simon & Schuster, 2020, S. 302, 310).
Zehn Tage später, beim „Opening dinner“ des Gipfels von Osaka, erklärt Xi Trump, warum er in Xinjiang Konzentrationslager baut. Trump sagt ihm, er solle weitermachen, weil das sicher das Richtige sei. Für die US-Regierung haben die Handelsabkommen mit der Volksrepublik China Vorrang vor allen anderen Überlegungen.
Die Epidemie breitet sich unterdessen aus und die Aktivitäten der Militär‑, Wissenschafts- und Industriespionage des kommunistischen Regimes gehen weiter, aber am 24. Januar twittert Präsident Trump: „China arbeitet sehr hart daran, das Coronavirus einzudämmen. Die Vereinigten Staaten wissen seine Bemühungen und Transparenz sehr zu schätzen. Es wird alles gutgehen. Insbesondere möchte ich im Namen des amerikanischen Volkes Präsident Xi danken!“
In einem weiteren von Gatti wiedergegebenen Tweet vom 9. März (S. 464) verbreitet Trump die Peking-Version und erklärt, daß das neue Coronavirus weniger schwerwiegend sei als die Grippe, da es 546 bestätigte Fälle und nur 22 Todesfälle gibt.
Der Grund, warum Präsident Trump das Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen scheint, ist nicht nur der Realpolitik geschuldet, die es erfordert, keine Spannungen mit einem privilegierten Partner wie China zu erzeugen, sondern auch an den spärlichen Informationen, die von der CIA an das Weiße Haus übermittelt werden.
Das Versagen der Geheimdienste
Professor Aldo Giannuli, ein Spezialist für die Geschichte und Funktionsweise des Geheimdienstes, analysierte in seinem Buch „Coronavirus, globalizzazione e servizi segreti“ („Coronavirus, Globalisierung und Geheimdienste“, Ponte alle Grazie, 2020) die Rolle der internationalen Geheimdienste und insbesondere der CIA vor der Pandemie, die er in den Worten zusammenfaßte: „Versagen auf ganzer Linie“, wegen der offensichtlichen Unfähigkeit, das Terrain zu überwachen und die Signale des aufziehenden Sturms zu erkennen. Das Thema der Epidemien „war außerhalb des Blickwinkels der CIA oder vielleicht allenfalls in eine völlig periphere Ecke verbannt“ (S. 140f). Andererseits, wie Gatti erinnert, hatte das chinesische kommunistische Regime dem Geheimdienst der USA und seinen verbündeten Regierungen „die größte Niederlage der Geschichte zugefügt, mit weitaus größeren Opferzahlen und wirtschaftlichen Folgen als der Terroranschlag vom 11. September 2011“ (S. 276).
Seit 2010 wurde die Struktur des US-Geheimdienstes vom chinesischen Geheimdienst dezimiert, der Dutzende von CIA-Informanten tötete oder festnahm und die amerikanische Informationsgewinnung lahmlegte. Im Jahr 2017 entdeckt das FBI, daß ein CIA-Offizier, Kevin Patrick Mallory, streng geheime US-Verteidigungsdokumente an die Volksrepublik China geliefert hat. Am 17. Mai 2019 wird Mallory wegen Spionage zu zwanzig Jahren Gefängnis und weiteren fünf Jahren der überwachten Freiheit verurteilt.
Am 2. Juni 2018 wird Ron Hansen, ein pensionierter Marschall, Geheimagent der Defense Intelligence Agency (DIA), festgenommen und zu zehn Jahren Haft verurteilt. Aber die Katastrophe zeigt ihre Bedeutung, als am 22. November ein anderer ehemaliger CIA-Offizier, Jerry Chun Shin Lee, alias Zen Cheng, zu neunzehn Jahren Haft verurteilt wird, weil er den Chinesen zusammen mit Informationen über die amerikanische Landesverteidigung die Orte verraten hatte, an denen die CIA ihren eingeschleusten Agenten die Operationen zuwies. Die Zahl der Ermittlungen, die Agenten der FBI-Spionageabwehr eingeleitet oder in den drei Jahren vor der Pandemie mit einer Haftstrafe abschließen konnten, beträgt 68: sieben im Jahr 2018, 23 im Jahr 2019, 38 im Jahr 2020 (Gatti, S. 443).
Am 18. September 2019, am Vorabend der Militärweltspiele, wird der Flughafen Wuhan in die Übung miteinbezogen, wie die Ausbreitung eines neuen Coronavirus gestoppt werden kann. Der ChinaDesk der CIA will wissen, was vor sich geht und wendet sich an eine seiner Quellen vor Ort: einen Chinesen, der aus beruflichen Gründen über Zugang zum Labor der höchsten Sicherheitsstufe des Wuhan Institute of Virology verfügt. Von Informationen verliert sich jede Spur. Vielleicht ist er an dem Coronavirus gestorben oder wurde von der chinesischen Spionageabwehr eliminiert.
Das Problem geht jedoch über eine Niederlage des amerikanischen Geheimdienstes hinaus. Die Volksrepublik China, so Giannuli, „steht unter besonderer Beobachtung nicht nur der USA, sondern auch zahlreicher angrenzender oder benachbarter Staaten wie Japan, Südkorea, Taiwan, Vietnam, Indien – und die ersten drei verfügen über erstrangige Geheimdienste“ (S . 146). Wie konnte ihnen entgehen, was in den letzten Monaten des Jahres 2019 in China passierte? „Entweder das eine oder das andere: Entweder lügen die verschiedenen Dienste, weil sie eine Wahrnehmung von dem hatten, was passierte und sie daher erklären müßten, wie sie diese Informationen verwendet haben, oder sie sagen, was noch schlimmer ist, die Wahrheit und haben nicht verstanden, was passierte“ (ebd.).
Wir wissen nicht, fügt Giannuli hinzu, ob und wann die japanischen und südkoreanischen Dienste den aufziehenden Sturm wahrgenommen haben, andererseits wissen wir, daß der taiwanesische Dienst es erkannt und am 30. Dezember einen Bericht an die WHO übermittelt hat. Die WHO gab die Nachricht aber nicht an die UNO weiter, deren wichtige Agentur sie ist (S. 147). Die Affaire Formosa, die die schwerwiegende Verantwortung des kommunistischen China und der WHO bestätigt, wurde von Pasquale Bacco und Angelo Giorgianni in ihrem gut belegten Band „Strage di Stato“ (Staatsblutbad. Die verborgenen Wahrheiten von Covid-19, mit einem Vorwort von Nicola Gratteri, Lemma Press 2021, S. 105–114) veröffentlicht.
Das Versagen der WHO
Die 1948 gegründete Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Gesundheitsagentur der Vereinten Nationen. Francesco Zambon, ein italienischer Forscher, der im Buch „Il Pesce piccolo“ ihre internen Mechanismen enthüllte, sagt, daß die Führer der WHO arrogant und völlig realitätsfern sind (Der kleine Fisch. Eine Geschichte von Viren und Geheimnissen, Feltrinelli, 2021, S. 29f). In ihrem Hauptsitz in Genf „thront Tedros und läßt sich mit dem Vornamen anreden, als wollte er die Lichtjahre Distanz verkürzen, die ihn vom Planeten Erde trennen“ (S. 29). Tedros ist der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der WHO, der dank einer intensiven diplomatischen Arbeit der Afrikanischen Union und der entscheidenden Unterstützung Chinas mit einer Zustimmung von 133 von 183 Ländern gewählt wurde. Tedros Ghebreyesus, ehemaliger Gesundheitsminister und ehemaliger Außenminister der äthiopischen Regierung, ist auch einer der Führer der Tigray Popular Liberation Front. Er gilt gleich doppelt mit der Kommunistischen Partei Chinas und besonders mit Staatspräsident Xi Jinping verwoben wegen der hohe Investitionen Chinas in Äthiopien (zu ihm verweisen wir auf Gatti, S. 389–408 und Baco und Giorgianni, S. 115–130).
Als die Pandemie ausbricht, spielt China die Katastrophe herunter und teilt der WHO mit, daß das Wuhan-Virus eine Parainfluenza-Epidemie ist, daß die Situation unter Kontrolle und unbedenklich ist. Am 14. Januar veröffentlichte die WHO einen Tweet, in dem es heißt, die Voruntersuchungen der Chinesen „zeigen keine Ausbreitung des Virus unter Menschen“. Am 22. Januar, während der Emergencies Coronavirus, erklärt sich Tedros beeindruckt von der Schnelligkeit der chinesischen Intervention und qualifiziert die Leadership und die Reden von Präsident Xi und Premierminister Li als „unschätzbar“. Am 30. Januar, nach einem Treffen mit Xi Jinping in Peking, erklärt Tedros, daß „China effektiv neue Standards für die Bekämpfung von Epidemien setzt“, und lobt dessen Umgang mit dem Virus. Die WHO-Kommuniqués rühmen „das Engagement der Behörden und die gezeigte Transparenz“ Chinas im Umgang mit der Pandemie.
Die Ausbreitung und das Vordringen des Virus in anderen Ländern werden die WHO am 11. März zwingen, die Pandemie auszurufen. Bis Juni 2020 betrachtet die WHO die Krankheit jedoch nicht als das, was sie ist: eine durch die Luft übertragene pulmonale Viruserkrankung. Am 29. Juni sagte Benedetta Allegranzi, WHO-Forschungsmanagerin im Bereich Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Infektion, daß „bis jetzt die Hypothese einer Übertragung durch die Luft nicht durch solide Beweise gestützt wurde“. Erst am 8. Juli gibt Allegranzi, nachdem 239 Experten aus 32 Ländern in einem Brief die WHO aufgefordert haben, ihre Empfehlungen zum Coronavirus zu überdenken, einschließlich der Übertragung des Virus durch die Luft, in einer Pressekonferenz in Genf zu, daß diese Möglichkeit „nicht ausgeschlossen werden kann“.
„In der ersten Phase fehlte gerade dieses Bewußtsein, das heißt, nicht mit einer einfachen Grippe, sondern mit einer Lungenerkrankung mit allen Komplikationen, die sie verursachen kann, wie Hypoxämie im Blut, konfrontiert zu sein“ (Prof. Tritto, S. 201). Die Unzulänglichkeit der WHO-Experten beweist jedoch keinen „Gesundheitsdiktatur“-Plan dieses internationalen Gremiums. Die These, daß die WHO für gerechtfertigte Notmaßnahmen künstlich ein Klima des Terrors geschürt hat, wird durch die Haltung der UN-Agentur im Zeitraum 2020/2021 widerlegt. Wenn alles organisiert worden wäre, um einen Gesundheitsalarm zu schaffen, der einem ideologischen Projekt entspricht, hätte die WHO von Anfang an die Bedrohung durch das Virus betonen müssen, während das Gegenteil geschehen ist auf der Grundlage der Hinweise, die die internationale Organisation aus China erhielt.
Über ein Jahr hinweg waren die Positionen der WHO von ständigen Widersprüchen geprägt. Der einzige rote Faden, der in ihrer Gesundheitspolitik zu finden ist, ist eine Haltung der totalen Unterwürfigkeit gegenüber dem kommunistischen China, die durch die Ergebnisse der Ermittlungen in Wuhan im Februar 2021 zur Rekonstruktion des Ursprungs der Pandemie bestätigt wird. Die Expertenmission der WHO gab keine zufriedenstellenden Antworten auf die Fragen zum Ursprung des Coronavirus und kam zu dem Schluß, daß „die wahrscheinlichste Hypothese“ die ist, daß es von einem Tier über ein Zwischenwirtstier, das aber nicht identifiziert ist, auf den Menschen übertragen wurde. Einer der grotesksten Aspekte der Geschichte, wie der Chefredakteur von Atlantico Quotidiano, Federico Punzi, berichtet, ist, daß dem Ermittlerteam, das von der WHO nach WUhan geschickt wurde, um die Ursprünge der Pandemie zu untersuchen, Peter Daszak angehörte, dessen Organisation die Forschung des Wuhan Institut forVirology an im Labor veränderten Coronaviren finanzierte. So verwundert es nicht, daß er bei einem dreistündigen Laborbesuch zu dem Schluß gelangte, daß „hier nichts zu sehen ist“.
Der Fall Italien
Neunzehn der siebenundzwanzig Staaten der Europäischen Union haben Memoranden oder Kooperationsabkommen unterzeichnet, die Teil des strategischen Projekts von Präsident Xi Jinping sind: der „Neuen Seidenstraße“, ein interkontinentales Infrastruktursystem, das China mit vielen Nationen in Asien und Europa, Afrika und Ozeanien verbinden soll. Die 2013 von Xi Jinping angekündigte und von Premierminister Li Keqiang während mehrerer Reisen nach Europa und Asien beworbene Neue Seidenstraße wird von der chinesischen Regierung als erster Schritt zur „Stärkung der regionalen Verbindung und zum Aufbau einer glänzenden gemeinsamen Zukunft“ vorgestellt.
2017 treffen sich die Präsidenten Chinas und Italiens Xi Jinping und Sergio Mattarella in Peking, wo sie ein wirtschaftliches Integrationsabkommen zwischen den beiden Ländern beschließen. Die Eröffnung findet am 23. März 2019 in Rom statt. Das Memorandum über die BeltandRoadInitiative, die Italien der strategischen Vision Pekings unterwirft, wird im Beisein von Präsident Xi Jinping und des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte unterzeichnet.
Die Vereinbarungen umfassen neunundzwanzig kommerzielle und institutionelle Vereinbarungen im Wert von rund 2,5 Milliarden Euro. Sechs Fluggesellschaften eröffnen tägliche Direktflüge zwischen italienischen und chinesischen Flughäfen. Zwischen den beiden Ländern beginnt auch ein Eisenbahnkorridor Fahrt aufzunehmen mit wöchentlichen Zügen mit je vierzig Waggons, die jeweils mit Containern für den Export-Import von Maschinen und Konsumgütern beladen sind. Am 13. Januar 2020 wird in Peking ein neues Memorandum of Understanding zwischen Italien und der Volksrepublik China vereinbart. Die Ministerin für Infrastruktur und Verkehr Paola De Micheli von der Demokratischen Partei rühmt sich damit, daß „Italien die europäische Nation mit den meisten Flugverbindungen mit China wird“.
Über diese Kanäle, so der Seuchenhistoriker Franck M. Snowden, gelangte das Virus, das für die neue Krankheit verantwortlich ist, wahrscheinlich bereits im Dezember und sicherlich spätestens in den ersten Tagen des Februars in die Lombardei („Storia delle epidemie. Dalla morte nera al Covid 19“, „Geschichte der Epidemien. Vom Schwarzen Tod bis Covid-19“, LG, 2020, S. 542f), während Minister Roberto Speranza erklärte: „Wir dürfen keinen Alarmismus schüren, denn die Lage ist unter Kontrolle. In ganz Europa gibt es nur 21 Fälle. Wir sprechen von Restzahlen“.
Der erste offizielle Coronavirus-Fall in Italien, der Patient eins, wie er von der Presse genannt wurde, wird am 21. Februar 2020 auf der Intensivstation des Krankenhauses Codogno diagnostiziert. In den folgenden Wochen flammt die Epidemie in der Lombardei rund um den Autobahnring zwischen Bergamo, Mailand, Lodi, Piacenza, Cremona und Brescia auf und erreicht seine Spitzen in Mailand und in den nahegelegenen Städten Cremona und insbesondere Bergamo.
Die Lombardei ist eine Region mit einem ausgezeichneten Gesundheitssystem mit Ärzten auf höchstem Niveau, aber Infektionskrankheiten breiten sich mit den Bewegungen der Menschen aus, und die immer zahlreicheren und überfüllten Flüge zwischen China und Mailand stellen ein privilegiertes Vehikel zur Übertragung dar. Am 25. Februar meldete der erste brasilianische Fall, daß er sich bei einem Besuch in Italien infiziert habe. In diesem Sinne kann Covid-19, wie Snowden schreibt, als die erste große Pandemie des Zeitalters der Globalisierung angesehen werden (S. 541). Das „globale Dorf“ wird von einem globalen Virus tödlich getroffen. „Nous sommes en guerre“ [Wir sind im Krieg]: Sechsmal verwendet Emmanuel Macron in einer Rede an die Franzosen am 16. März 2020 diesen Ausdruck, um die ‚mobilisation générale‘ [Generalmobilmachung] gegen einen ‚ennemi (…) invisible, insaisissable‘ [einen unsichtbaren, unerbittlichen Feind]“ (Le Monde, 17. März 2020) zu begründen.
SARS-CoV‑2 oder Covid-19?
Das International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV), das Gremium, das Viren in ein universelles Klassifizierungssystem einordnet, schlägt vor, dem neuen Coronavirus-Stamm den Namen SARS-CoV‑2 zu geben, um seine Beziehung zur vorherigen Epidemie zu unterstreichen. Doktor Shi Zhengli ist anderer Meinung und besteht darauf, es COVID-19 zu taufen, ein Akronym für Co (Corona), Vi (Virus); D (disease, Krankheit) und 19 (das Jahr der Identifizierung des Virus), um die Vorstellung zu zerstreuen, daß es sich um ein schweres akutes respiratorisches Syndrom handelt. Diese Wahl wird am 19. Februar 2020 von Shi Zhengli und sechs anderen chinesischen Autoren in einem Artikel mit dem Titel „A distinct name is needed for the new coronavirus“ („Ein anderer Name ist für das neue Coronavirus notwendig“), der von Lancet online veröffentlicht wurde, erklärt: „Der Name SARS-CoV‑2 könnte negative Auswirkungen auf die soziale Stabilität und die wirtschaftliche Entwicklung von Ländern haben, in denen das Virus eine Epidemie auslöst, vielleicht sogar weltweit. Die Leute geraten bei dem Gedanken an eine Rückkehr von SARS in Panik“.
Die von Shi Zhengli vorgeschlagenen Initialen werden von der WHO begrüßt, deren Generaldirektor in einer am 11. Februar 2020 in Genf organisierten Videokonferenz bekannt gibt, daß der von der UN-Agentur gewählte Name Covid-19 ist, um auf die durch das neue Coronavirus verursachte Krankheit hinzuweisen. Am selben Tag bekräftigt der ICVT, daß der wissenschaftliche Name des neuen Coronavirus aufgrund seiner Verwandtschaft sowohl im Ursprung als auch in den klinischen Folgen mit dem SARS-CoV der ersten Epidemie SARS-CoV‑2 lauten wird.
Von diesem Moment an wird die Epidemie zwei Namen haben: den von SARS-CoV‑2, der dem Virus zugeschrieben wird, und den von COVID-19, welcher der mit dem Virus verbundenen Krankheit gegeben wird. Das ICVT ist ein wissenschaftliches Gremium, das sich aus weltweit führenden Experten zusammensetzt, aber die WHO ist politisch und medizinisch mächtiger als das ICVT und weltweit wird die neue Krankheit als COVID-19 bekannt.
(Fortsetzung folgt.)
*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt in deutscher Übersetzung: Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi, mit einem Vorwort von Martin Mosebach, Altötting 2017 und Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte, 2. erw. Ausgabe, Bobingen 2011.
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Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana