In London und Paris proben die Bischöfe den (vorsichtigen) Aufstand gegen die durch die Regierungen verhängten Meßverbote. In anderen Ländern rühren sich die Bischöfe kaum oder wirken unter Verweis auf das Coronavirus weiterhin tatkräftig an den Verboten mit. Kann ihnen ein Vorwurf gemacht werden, wenn der Papst in Rom in der ersten Reihe steht, wenn es um das Unsichtbarmachen der heiligen Liturgie geht? Merken die Bischöfe nicht, daß sie selbst an der Verbannung des christlichen Glaubens aus der Öffentlichkeit mitwirken, einem Ziel, das von Kirchengegnern seit über 200 Jahren verfolgt wird, seit den 90er Jahren jedoch mit zunehmender Intensität?
Vincent Kardinal Nichols, der Erzbischof von Westminster und Primas von England und Wales, empörte sich gegen den zweiten Lockdown, den die britische Regierung ab kommenden Donnerstag in Kraft setzen will. Die katholische Kirche äußerte sich am deutlichsten, da der Regierungsplan ein Verbot sämtlicher öffentlicher Gottesdienste vorsieht. Kirchen sollen nur für mehr das persönliche Gebet offenbleiben dürfen.
Genau diese Regelung entspricht den Maßnahmen zahlreicher europäischer Regierungen während des ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr und wurde von den Bischofskonferenzen akzeptiert und unterstützt. Damals empörten sich praktizierende Katholiken, ohne von den Bischöfen gehört zu werden. Nun empören sich Bischöfe, ohne von den Regierungen gehört zu werden. Diese können teils auf die bischöfliche Zustimmung vom Frühjahr verweisen. Haben sich die Bischöfe ins eigene Knie geschossen? Genau davor hatten eine Reihe mahnender Stimmen im Frühling gewarnt.
Leidtragende sind erneut die Gläubigen. Die Bischöfe haben die Ängstlichen weiter verängstigt, den Trostsuchenden keinen Trost und jenen, die Orientierung suchen, keine Orientierung geboten. Die beiden Hauptanliegen der Bischöfe und ihrer hauptamtlichen Apparate waren in den vergangenen Monaten, den Gläubigen einzureden, daß Gott weder strafen würde noch strafen könne, und mit blindem Eifer an den Verbotsmaßnahmen der Regierungen mitzuwirken.
Bei Beerdigungen dürfen in Großbritannien ab Donnerstag höchstens 30 Personen anwesend sein. Es gibt Länder, in denen die Bischöfe noch weitergehende Einschränkungen akzeptiert haben. Nicht wenige Gläubige fragen sich, wie verängstigt die Bischöfe sein müssen. Oder folgen sie schlafwandelnd in Sachen Corona dem Bischof von Rom? Die Diözese Rom setzt seit März die radikalsten Corona-Maßnahmen um, was ohne ausdrückliche Zustimmung des Papstes undenkbar ist.
Papst Franziskus sagte alle Auslandsreisen für das Jahr 2021 ab, was einer Verbunkerung gleichkommt. Er gab vergangene Woche bekannt, daß auch die Generalaudienzen wieder entfallen, die er erst Anfang September wiederaufgenommen hatte. Im März war sogar ein Dekret erlassen worden, daß Kirchen und Kapellen auch für das persönliche Gebet gesperrt werden. Keine andere Diözese weltweit hatte so etwas getan. Innerhalb von 24 Stunden wurde es nach Protesten zwar wieder zurückgenommen, ließ allerdings die Stoßrichtung erkennen.
Insgesamt verzichtet Papst Franziskus, der oberste Priester und Liturg der heiligen Kirche, seit über acht Monaten auf jeden öffentlichen Gottesdienst. Dabei wird es, so die bereits verlautbarte Ankündigung, bis Lichtmeß 2021 bleiben. Nach Ostern wurde von Franziskus vor einer Woche auch Weihnachten „abgesagt“.
Kann also Kritik an anderen Bischöfen und Bischofskonferenzen geübt werden, die sich an die jeweilige Regierung anschmiegen, wenn sie dem päpstlichen Vorbild folgen?
Kardinal Nichols und Erzbischof Malcolm McMahon, sein Stellvertreter an der Spitze der Bischofskonferenz, taten nun, allerdings sehr verspätet, vielleicht schon zu spät, was richtig ist: Sie verlangen von der britischen Regierung „Fakten“, „Zahlen“ und „Beweise“, die ein Meßverbot rechtfertigen würden. Zugleich brachten sie ihren „Schmerz“ über die Regierungsankündigung zum Ausdruck. In dieser sehen sie die Gefahr, „die Einheit, die wir in diesem schwierigen Moment brauchen, zu erschüttern“. Ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Auch das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Justin Welby, der Erzbischof von Canterbury, meldete sich kritisch, wenn auch zurückhaltender zu Wort. Die anglikanischen Erzbischöfe verdeutlichten jedoch gegenüber der Regierung, daß „das sakramentale Leben der Kirche nicht ein optionales Extra“ sei.
Widerspruch kommt auch von Protestanten und auch von Hindus, Juden und Muslimen, die an ihren Gemeinschaftsgebeten festhalten wollen.
Nigel Farage kündigt Anti-Corona-Partei an
Der Hauptwiderstand gegen die Regierungspläne für einen zweiten Lockdown kommt jedoch von rund 80 konservativen Unterhaus-Abgeordneten. Sie sehen eine zweite Absperrung des Landes als „sozialen und ökonomischen Wahnsinn“, der Ausdruck einer „Massenhysterie“ sei.
An die Spitze des Widerstandes stellt sich Nigel Farage, der wie kein anderer britischer Politiker der jüngsten Zeit die Menschen zu bewegen weiß. Mit der von ihm gegründeten Partei UKIP war es ihm gelungen, den Brexit ins Rollen zu bringen und 2016 bei einer Volksabstimmung die Unterstützung der Wählermehrheit zu finden. Als der Brexit durch die damalige Premierministerin Theresa May und die EU-Kommission wieder in Frage gestellt zu werden schien, gründete Farage mit der Brexit Party über Nacht eine weitere Partei, kandidierte im Mai 2019 bei den Wahlen zum Europäischen Parlament und schaffte es auf Anhieb, zur stärksten Partei Großbritanniens und des EU-Parlaments zu werden. Bei den Unterhauswahlen im Dezember 2019 verzichtete er hingegen aus strategischen Gründen auf eine Kandidatur, um den Wahlsieg der Konservativen Partei im Mehrheitswahlrecht nicht zu gefährden. Ein solcher Verzicht dürfte in der Parteiengeschichte Europas beispiellos sein. In den vergangenen zehn Tagen war er in den USA unterwegs, wo er US-Präsident Donald Trump bei dessen Wahlkampf unterstützte und täglich als Wahlredner auftrat. Nun kündigte Farage an, eine Anti-Corona-Partei gründen zu wollen, die sich dem „Maßnahmenwahnsinn“ der Regierung widersetzen werde. Damit setzt der Engländer erneut Maßstäbe.
Die Regierung Johnson hat einen zweiten Lockdown bis zum 2. Dezember angekündigt samt der Aussage, diesen möglicherweise bis Jahresende zu verlängern.
Widerstand der Bischöfe in Frankreich
Auch in Frankreich rührt sich spät, aber doch der Unmut der Bischöfe gegen die Regierungsmaßnahmen, die als „unverhältnismäßig“ kritisiert werden. In Frankreich gilt der Lockdown für die Kirchen seit heute und sieht ein Verbot öffentlicher Gottesdienste vor. Bis zum Ende der Maßnahmen, die vorerst bis Anfang Dezember gelten, ist auch die Spendung der Sakramente untersagt.
Der Erzbischof von Reims, Msgr. Eric de Moulins-Beaufort, derzeit Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz, bestätigte gestern, beim Obersten Verwaltungsgerichtshof Einspruch gegen die Regierungsmaßnahmen einlegen zu wollen. Diese würden die Kultusfreiheit beschneiden, „die eine Grundfreiheit in unserem Land“ ist.
Während die Bischöfe in einigen Ländern sich spät, aber doch damit beginnen, die Rechte der Kirche zu verteidigen, kündigen „Corona-Experten“ der Regierungen wie das Wissenschaftliche Komitee der französischen Regierung bereits „weitere Wellen“ der Corona-Verbreitung an, mit denen in den kommenden Monaten zu rechnen sei. In der Tat sind die Regierungsmaßnahmen, die sich auf die umstrittenen PCR-Tests stützen, so angelegt, daß Corona zur unendlichen Geschichte werden kann. Gesellschaft, Staat und Wirtschaft halten ein solches Zeitfenster aber wohl kaum aus.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
In Deutschland: Fehlanzeige.
Kein Wunder: Inhaltlich und finanziell ist die katholische Kirchenstruktur in Deutschland mit ihren Ordinariaten, Instituten, Fakultäten und Verbandsgeschäftsstellen bereits derart mit dem Staat und den maßgebenden „AkteurInnen“ der sog. „Zivilgesellschaft“ verwoben, dass sie nicht de jure, aber de facto eine Staatskirche darstellt.
Wess‘ Brot ich ess, des Lied ich sing.
Daher versteht sich der kirchliche Apparat als verlängerter Arm der herrschenden Eliten im kirchlichen Bereich, sei es Anti-AfD-Polemik, „Genderismus“ (Feministin wurde hauptamtlich im DBK-Apparat installiert), „Diversität“, Klimahysterie, „Open Border“-Politik oder aktuell eben Pandämie-Vollzug.