Liturgische Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Motuproprio Summorum Pontificum:

Nochmals zur Causa Imsterberg


Den Imsterberg in seiner bisherigen Form als Meßort des überlieferten Ritus gibt es nicht mehr. Was wird kommen?
Den Imsterberg in seiner bisherigen Form als Meßort des überlieferten Ritus gibt es nicht mehr. Was wird kommen?

Von Cle­mens Vic­tor Oldendorf.

Anzei­ge

Kürz­lich wur­de hier über den Fall einer Tiro­ler Pfarr­ge­mein­de im Bis­tum Inns­bruck berich­tet. Im Anschluss dar­an warf einer der Leser im Kom­men­tar­be­reich die Fra­ge nach der Gestal­tungs­frei­heit eines Pfar­rers auf und nach sei­nem Recht, in der Seel­sor­ge einen tra­di­tio­nel­le­ren Stil zu eta­blie­ren, der sonst nur beson­ders Inter­es­sier­ten vor­be­hal­ten blie­be. Gemeint war offen­kun­dig spe­zi­ell der Bereich der Liturgie.

Der zustän­di­ge Bischof hat­te im Inter­view mit der Lokal­pres­se gesagt, er habe den betref­fen­den Geist­li­chen als Pfarr­pro­vi­sor von Imster­berg ent­pflich­tet, da die­ser nicht mehr bereit gewe­sen sei, die Gemein­de­mes­se nach den Vor­ga­ben des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils zu fei­ern. Statt­des­sen wer­de er ihn damit beauf­tra­gen, in einer ihm noch zuzu­wei­sen­den Kir­che exklu­siv die triden­ti­ni­sche Mes­se für jene Gläu­bi­gen zu fei­ern, die dies wün­schen. Für die Schaf­fung die­ses neu­en Postens beruft sich Glett­ler in dem Inter­view aus­drück­lich auf das Motu­pro­prio Sum­morum Pontificum.

Zu die­sem zuge­hö­rig war von Anfang an ein Begleit­brief Bene­dikts XVI. an die Bischö­fe, in dem der dama­li­ge Papst auf die Sor­ge ein­geht, der erwei­ter­te Gebrauch des Mis­sa­le Roma­num von 1962 wer­de in den Gemein­den zu Unru­hen oder gar Spal­tun­gen füh­ren. Die­se Befürch­tung sucht er anschlie­ßend zu beru­hi­gen, indem er schreibt: „Die­se Sor­ge scheint mir nicht wirk­lich begrün­det zu sein. Der Gebrauch des alten Mis­sa­le setzt ein gewis­ses Maß an lit­ur­gi­scher Bil­dung und auch einen Zugang zur latei­ni­schen Spra­che vor­aus; das eine wie das ande­re ist nicht gera­de häu­fig anzu­tref­fen. Schon von die­sen kon­kre­ten Vor­aus­set­zun­gen her ist es klar, dass das neue Mess­buch nicht nur von der recht­li­chen Nor­mie­rung, son­dern auch von der tat­säch­li­chen Situa­ti­on der gläu­bi­gen Gemein­den her ganz von selbst die For­ma ordi­na­ria des Römi­schen Ritus bleibt. Es ist wahr, dass es nicht an Über­trei­bun­gen und hin und wie­der an gesell­schaft­li­chen Aspek­ten fehlt, die in unge­büh­ren­der Wei­se mit der Hal­tung jener Gläu­bi­gen in Zusam­men­hang ste­hen, die sich der alten latei­ni­schen lit­ur­gi­schen Tra­di­ti­on ver­bun­den wis­sen. Eure Lie­be und pasto­ra­le Klug­heit wird Anreiz und Leit­bild für eine Ver­voll­komm­nung sein.“

Schon an die­sen knap­pen Aus­füh­run­gen ist klar erkenn­bar, dass sich ein Pfarr­seel­sor­ger nicht auf Sum­morum Pon­ti­fi­cum beru­fen kann, wenn er in der nor­ma­len Ter­ri­to­ri­al­pfar­rei einer Diö­ze­se alle Gemein­de­mes­sen wie­der auf die triden­ti­ni­sche Lit­ur­gie umstellt, und dass das auch nicht der per­sön­li­chen Absicht ent­spricht, die Bene­dikt XVI., etwa über das recht­lich For­ma­le hin­aus­ge­hend, sozu­sa­gen unter der Hand, mit Sum­morum Pon­ti­fi­cum ver­folgt hätte.

Gemeindemesse und Privatmesse

Die völ­li­ge Frei­ga­be des Gebrauchs des Mis­sa­le Roma­num von 1962, die gern mit dem Motu­pro­prio aus 2007 asso­zi­iert wird, bezieht sich nur auf die Pri­vat­mes­se, nicht auf die Mög­lich­keit, pau­schal alle Gemein­de­mes­sen wie­der nach die­sem triden­ti­ni­schen Mess­buch zu fei­ern. Zu einer Pri­vat­mes­se kön­nen selbst­ver­ständ­lich Gläu­bi­ge zuge­las­sen wer­den, die aus eige­nem Antrieb dar­an teil­neh­men wol­len.  Sie erlaubt es auch, Gläu­bi­gen, die die lit­ur­gi­sche Über­lie­fe­rung bis­her nicht gekannt oder erlebt haben, die­se vor­zu­stel­len. Aus einem sol­chen Per­so­nen­kreis kann eine sta­bi­le Grup­pe erwach­sen, deren Exi­stenz das Motu­pro­prio vor­aus­setzt, wenn ande­re als Pri­vat­mes­sen eben­falls nach dem triden­ti­ni­schen Mess­buch in sei­ner letz­ten Aus­ga­be von 1962 wie­der­um in einer Gemein­de gefei­ert wer­den sol­len. Einer sol­chen sta­bi­len Grup­pe kön­nen Gläu­bi­ge ver­schie­de­ner Pfarr­ge­mein­den ange­hö­ren, aber eine gewis­se Ver­an­ke­rung in der Pfarr­ge­mein­de, in deren Pfarr- oder Fili­al­kir­che die Mess­fei­ern statt­fin­den, ist sicher­lich vor­aus­ge­setzt, etwa in der Wei­se, dass zumin­dest eini­ge der teil­neh­men­den Gläu­bi­gen zugleich auch tat­säch­li­che Pfarr­an­ge­hö­ri­ge sein soll­ten. Dann kann auch an Sonn- und Fei­er­ta­gen, also wenn Sonn­tags­pflicht besteht, eine Mes­se zusätz­lich im Usus anti­qui­or zele­briert wer­den, was frei­lich heißt, dass kei­ner der regu­lär bereits bestehen­den Sonn- oder Fei­er­tags­got­tes­dien­ste dadurch aus­fal­len oder in eine triden­ti­ni­sche Mes­se umge­wan­delt wer­den darf.

30 Jah­re ist er Prie­ster, 20 Jah­re war er Pfarr­pro­vi­sor in Imster­berg, nun wur­de er von dort ent­fernt (im Bild mit dem Bür­ger­mei­ster, mit dem es zuletzt zum offe­nen Kon­flikt kam)

Zugang zum Usus ordinarius muss bestehen

Immer wird es in einer Pfar­re Gläu­bi­ge geben, die der Linie des Pfar­rers bei­pflich­ten und die die­se begrü­ßen. Wo frei­lich die­se Gläu­bi­gen sich in der Min­der­heit befin­den oder durch die Prä­senz der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie in der Gesamt­ge­mein­de Span­nun­gen und Wider­stän­de ent­ste­hen, die bis in die bür­ger­li­che Gemein­de oder die Dorf­ge­mein­schaft hin­ein­wir­ken, ist sicher­lich ein Kon­flikt gege­ben, der gelöst wer­den muss und der gera­de gemes­sen an der Rechts­grund­la­ge von Sum­morum Pon­ti­fi­cum nicht zu recht­fer­ti­gen ist oder vom Diö­ze­san­bi­schof auf Dau­er gedul­det wer­den kann.

Jeden­falls an Sonn- und Fei­er­ta­gen müs­sen die Pfarr­an­ge­hö­ri­gen in der eige­nen Pfarr­kir­che Gele­gen­heit haben, die hei­li­ge Mes­se nach dem ordent­li­chen Usus des Römi­schen Ritus mit­zu­fei­ern. Dies gilt ins­be­son­de­re auf dem Land, wenn an einem Ort nur eine Kir­che und Pfarr­ge­mein­de exi­stiert. In Städ­ten, wo es meh­re­re Pfarr­ge­mein­den gibt, zu die­sen viel­leicht noch ver­schie­de­ne Klo­ster­kir­chen hin­zu­kom­men, ist man schnell ein­mal in eine Nach­bar­kir­che aus­ge­wi­chen, und das geschieht sogar häu­fig aus zahl­rei­chen, gar nicht pro­ble­ma­ti­schen und oft rein prak­ti­schen Grün­den oder tat­säch­lich auch, weil der lit­ur­gi­sche Stil jeman­dem, des­sen Wohn­sitz­adres­se eigent­lich auf dem Gebiet einer ande­ren Pfar­re liegt, woan­ders bes­ser zusagt und ent­spricht.

Gestaltungsfreiheit des Zelebranten und traditionellerer Stil

Damit kom­men wir zur Fra­ge­stel­lung des Lesers des ersten Bei­trags über Imster­berg und sei­nen bis­he­ri­gen Pfarr­pro­vi­sor Ste­phan Mül­ler.  Einem tra­di­tio­nel­le­ren Stil steht nichts ent­ge­gen. Das schließt prin­zi­pi­ell auch ein, dass kein Prie­ster ver­pflich­tet ist, sich von weib­li­chen Mini­stran­ten bei der Mes­se die­nen zu las­sen. Ob es pasto­ral klug ist, dies in einer Gemein­de, wo Mess­die­ne­rin­nen längst ein­ge­führt sind (oder waren), bei­spiels­wei­se als Pfar­rer, der eine Gemein­de über­nimmt, grund­sätz­lich und abrupt nicht (mehr) zu tun, darf bezwei­felt wer­den. In Fei­ern nach Sum­morum Pon­ti­fi­cum kön­nen selbst­ver­ständ­lich nur männ­li­che Mini­stran­ten ein­ge­setzt wer­den. Für die­sen Bereich gilt auch das Indult der Hand­kom­mu­ni­on nicht.

Wo die­ses Indult gene­rell besteht, müs­sen die Gläu­bi­gen im Usus ordi­na­ri­us aber Gele­gen­heit haben, die Hand­kom­mu­ni­on zu emp­fan­gen. In die­sem Zusam­men­hang sei die Instruk­ti­on der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on vom 25. März 2004 in Erin­ne­rung geru­fen. In Redemp­tio­nis sacra­men­tum Nr. 92 heißt es: „Obwohl jeder Gläu­bi­ge immer das Recht hat, nach sei­ner Wahl die hei­li­ge Kom­mu­ni­on mit dem Mund zu emp­fan­gen, soll in den Gebie­ten, wo es die Bischofs­kon­fe­renz erlaubt und der Apo­sto­li­sche Stuhl reko­gnos­ziert hat, auch dem­je­ni­gen die hei­li­ge Hostie aus­ge­teilt wer­den, der das Sakra­ment mit der Hand emp­fan­gen möch­te. Man soll aber sorg­fäl­tig dar­auf ach­ten, daß der Kom­mu­ni­kant die Hostie sofort vor dem Spen­der kon­su­miert, damit nie­mand mit den eucha­ri­sti­schen Gestal­ten in der Hand weg­geht. Wenn eine Gefahr der Pro­fa­nie­rung besteht, darf die hei­li­ge Kom­mu­ni­on den Gläu­bi­gen nicht auf die Hand gege­ben werden.“

Zuge­ge­be­ner­ma­ßen ist die Hand­kom­mu­ni­on im Hin­blick auf die Mög­lich­keit, dem Ver­lo­ren­ge­hen sich ablö­sen­der Hosti­en­par­ti­kel tun­lichst ent­ge­gen­zu­wir­ken, unter­le­gen und inso­fern nicht als der Mund­kom­mu­ni­on voll gleich­wer­tig anzu­se­hen, was aber offen­sicht­lich nicht prin­zi­pi­ell bereits als Gefahr der Pro­fa­nie­rung im Sin­ne der zitier­ten Instruk­ti­on aus­ge­legt wer­den kann.

Ein Prie­ster, der in einem grund­sätz­li­chen Gewis­sens­kon­flikt steht, per­sön­lich die Hand­kom­mu­ni­on zu spen­den, müss­te gege­be­nen­falls deren Emp­fang in Fei­ern im Usus ordi­na­ri­us zumin­dest durch einen zwei­ten Prie­ster oder einen (Stän­di­gen) Dia­kon ermög­li­chen. Der Ein­satz außer­or­dent­li­cher Kom­mu­ni­on­hel­fer, also nach gel­ten­dem Kir­chen­recht sol­cher, die weder die Prie­ster- noch die Dia­ko­nats­wei­he emp­fan­gen haben, ist übri­gens in Nr. 88 der genann­ten Instruk­ti­on aus 2004 aus­drück­lich auf ech­te Not­la­gen beschränkt. Die­se sind nicht gege­ben, wenn ande­re Prie­ster und Dia­ko­ne anwe­send sind, die sich an der Kom­mu­ni­ons­pen­dung betei­li­gen kön­nen, und auch dann nicht, wenn die Kom­mu­ni­ons­pen­dung, sobald der Zele­brant sie allein vor­nimmt, ledig­lich eini­ge Minu­ten län­ger dauert.

Der Ein­satz von Lai­en­kom­mu­ni­on­hel­fern ist jeden­falls nie­mals legi­tim, wenn es dabei nur dar­um geht, mit die­sem lit­ur­gi­schen Dienst Ver­tre­ter der Lai­en äußer­lich akti­ver in die got­tes­dienst­li­chen Abläu­fe einzubeziehen.

Liturgische Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils und Gestaltungsfreiräume

Inner­halb die­ser Rah­men­ord­nung gibt es in der nach­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie viel Frei­raum, sie in einem tra­di­tio­nel­le­ren Stil zu gestal­ten. Die päpst­li­chen Lit­ur­gien wäh­rend des Ratz­in­ger-Pon­ti­fi­kats waren dafür das pro­mi­nen­te­ste Bei­spiel.  Die­se Gestal­tungs­frei­heit umfasst den Ein­be­zug der latei­ni­schen Kir­chen­spra­che und auch die Zele­bra­ti­on ver­sus ori­en­tem. Dies­be­züg­lich sei ver­wie­sen auf eine hier erschie­ne­ne Buch­be­spre­chung zu einer Mono­gra­phie Ste­fan Heids, in der die­ser die Altar­fra­ge muster­gül­tig auf­ar­bei­tet. Dar­in heißt es im Abschnitt „Zwei Altä­re vor Tri­ent, zwei Altä­re nach dem Zwei­ten Vati­ca­num“: „Wäh­rend man mit der Lit­ur­gie­re­form Pauls VI. vor allem ver­bin­det, dass über­all Volks­al­tä­re auf­tauch­ten, also ein zwei­ter Altar vor dem Hoch­al­tar auf­ge­stellt wur­de, gab es in vor­triden­ti­ni­scher Zeit den Lett­ner, der das Pres­by­te­ri­um von dem Kir­chen­schiff schied, wo sich die Gläu­bi­gen ein­fan­den. Hin­ter dem Lett­ner im Chor befand sich in Kathe­dral- und Klo­ster­kir­chen der Hoch­al­tar, den die Lai­en aller­dings nicht sehen konn­ten, und des­we­gen vor dem Lett­ner der soge­nann­te Kreuz­al­tar, frei­lich bei­de geostet. An die­sem Kreuz­al­tar wur­den Mes­sen gefei­ert, an denen das Volk unmit­tel­ba­rer betei­ligt war, in die­sem Sin­ne könn­te man ihn sogar als eine Art Volks­al­tar anse­hen. In nach­triden­ti­ni­scher Zeit wur­den die Lett­ner ent­fernt, was bis­wei­len auch hun­dert Jah­re in Anspruch neh­men konn­te, und in neu­en Kir­chen nicht mehr errich­tet, um den Blick auf den Hoch­al­tar frei­zu­ge­ben. Der auf die­se Wei­se über­flüs­sig gewor­de­ne Kreuz­al­tar ver­schmolz gewis­ser­ma­ßen mit dem Hoch­al­tar, oder es kam sozu­sa­gen zu einer Altar-Fusi­on. Relikt der ein­sti­gen Chor­schran­ken blieb die Kom­mu­ni­on­bank, gleich­sam ein geschrumpf­ter oder Minia­tur­lett­ner. Nach dem II. Vati­ca­num kam der neue Altar (Josef Andre­as Jung­mann SJ) im Altar­raum hin­zu, hin­ter den der Prie­ster jetzt trat, um zu zele­brie­ren.  Es ver­schwand nun auch die Kom­mu­ni­on­bank, prin­zi­pi­ell ent­fiel damit die Dif­fe­renz von Altar­raum und Kirchenschiff.“

Der genann­te Lit­ur­gie­wis­sen­schaft­ler Jung­mann war noch dazu Inns­brucker Jesu­it. Er sprach also mit durch­aus kri­ti­schem Unter­ton vom neu­en Altar.

Einfühlsameres Vorgehen

Die star­ken Gefüh­le, die in Imster­berg durch den Volks­al­tar aus­ge­löst wer­den, beru­hen unter Umstän­den dar­auf, sicher bekannt ist mir das Zutref­fen die­ses Sach­ver­hal­tes aller­dings nicht, dass der umschreit­ba­re Zele­bra­ti­ons­al­tar sei­ner­zeit von Gläu­bi­gen gestif­tet wur­de, die oder deren Nach­fah­ren sich dadurch ver­letzt fühl(t)en, dass Pfar­rer Mül­ler ihn ein­fach wie­der gänz­lich ausrangierte.

Man hät­te ihn, mög­li­cher­wei­se sogar unter Wah­rung der Aus­rich­tung nach Osten, die in der Pfarr­kir­che Imster­berg auch tat­säch­lich geo­gra­phisch gege­ben ist, bei­be­hal­ten und wie den vor­triden­ti­ni­schen Vie­rungs- oder Kreuz­al­tar benut­zen kön­nen. Zum Bei­spiel hät­te er in die­ser Wei­se an Werk­ta­gen und gewöhn­li­chen Sonn­ta­gen benutzt wer­den kön­nen, an Festen und Hoch­fe­sten der Hoch­al­tar. Vor dem Altar ste­hend hät­te an ihm sogar die Mes­se nach Sum­morum Pon­ti­fi­cum gefei­ert wer­den kön­nen, und wenn die­se Zele­bra­ti­ons­rich­tung in Mes­sen nach dem Mess­buch Pauls VI. nicht kon­flikt­frei zu ver­mit­teln gewe­sen wäre, wäre dort die Zele­bra­ti­on ver­sus ad popu­lum ja auch nicht rund­weg unzu­läs­sig gewe­sen. Immer noch hät­te dann der Kom­pro­miss­vor­schlag Joseph Ratz­in­gers offen­ge­stan­den, eine inne­re Ostung zu voll­zie­hen und die­ser durch sym­me­tri­sche Anord­nung von Altar­kreuz und Leuch­tern mit Ker­zen am Volks­al­tar auch äußer­lich Aus­druck zu geben.

Kategorische Weigerung

Die kate­go­ri­sche Ver­wei­ge­rung Mül­lers hat die­se sanf­ten Lösun­gen in Imster­berg sicher für lan­ge Zeit ver­sperrt, und wenn dort jetzt einer­seits lit­ur­gi­sche Miss­bräu­che ein­zie­hen, die auch gegen die Vor­schrif­ten der neu­en Lit­ur­gie ver­sto­ßen, trifft den ehe­ma­li­gen Pfarr­pro­vi­sor dar­an unzwei­fel­haft eine gewis­se Mit­schuld. And­rer­seits auch dar­an, wenn den Imster­ber­gern gegen alles, was irgend­wie nach Sum­morum Pon­ti­fi­cum, nach triden­ti­ni­scher Mes­se und katho­li­scher Tra­di­ti­on riecht, auf unab­seh­ba­re Zeit eine star­ke Aver­si­on tief in den Kno­chen steckt.

Dies ist umso mehr zu bedau­ern, als Mül­ler natür­lich durch nichts und nie­man­den, am wenig­sten durch den Bischof, hät­te gezwun­gen wer­den kön­nen, den Ritus Pauls VI. dezi­diert tra­di­ti­ons­fremd zu inter­pre­tie­ren oder gar Prak­ti­ken zu über­neh­men, die im Novus Ordo zwar weit­hin üblich sein mögen, objek­tiv aber auch gegen des­sen lit­ur­gi­sche Vor­ga­ben verstoßen.

Ausschließlich tridentinische Zelebration nach wie vor Privileg

Wap­pen des Bis­tums Innsbruck

An die­sem Glied der Argu­men­ta­ti­ons­ket­te muss deut­lich gesagt wer­den, dass das Recht, aus­schließ­lich nach dem Mis­sa­le von 1962 zu zele­brie­ren, auch mit Sum­morum Pon­ti­fi­cum ein spe­zi­el­les Pri­vi­leg bleibt, das etwa die Prie­ster der Petrus­bru­der­schaft genie­ßen. Gewöhn­li­che Diö­ze­san­prie­ster haben es in der Regel nicht. Daher ist auf die­se die Fest­le­gung der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zum Motu­pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum in der Instruk­ti­on Uni­ver­sae Eccle­siae aus 2011 anzu­wen­den, wo es ein­deu­tig in Nr. 19 heißt, dass jene das Motu­pro­prio nicht in Anspruch neh­men kön­nen, die die Gül­tig­keit oder Erlaubt­heit  der Mes­se oder Sakra­men­te in der for­ma ordi­na­ria bestreiten.

Wenn ein Diö­ze­san­prie­ster unter Beru­fung auf das Motu­pro­prio sich eigen­mäch­tig voll­kom­men von der for­ma ordi­na­ria abwen­det und alle Got­tes­dien­ste nur noch triden­ti­nisch zu fei­ern bereit ist, wie es Bischof Glett­ler im Inter­view mit der Tiro­ler Tages­zei­tung anspricht, wenn er Mül­lers Wei­ge­rung erwähnt, Gemein­de­mes­sen nach den Vor­ga­ben des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils zu fei­ern, fragt sich, ob die­se Bedin­gung aus Uni­ver­sae Eccle­siae bei Ste­phan Mül­ler ab einem bestimm­ten Punkt sei­ner Ent­wick­lung über­haupt noch gege­ben war und ist.

Konsequenz der Ablehnung

Es mag sein, dass Ste­phan Mül­ler sich unter­be­wusst zuneh­mend mit jenen Pfar­rern ver­gli­chen hat, die gleich nach dem Kon­zil die Lit­ur­gie­re­form ent­we­der ganz ablehn­ten oder nur bis zu einem bestimm­ten Sta­di­um und sehr behut­sam voll­zo­gen. In prak­tisch jeder Diö­ze­se kam die­ses Phä­no­men damals vor und wur­de mehr oder weni­ger tole­rant behandelt.

Ein Ver­gleich, der aber hinkt, zumal die Lit­ur­gie­re­form in Imster­berg, als Mül­ler die Pfar­re als Pfarr­pro­vi­sor über­nahm, schon längst voll­zo­gen war, und er selbst, im neu­en Ritus geweiht, die­sen jah­re­lang anstands­los prak­ti­ziert hatte.

Wenn er zwi­schen­zeit­lich der­art grund­sätz­li­che Beden­ken bekom­men hat, die nach­kon­zi­lia­re Lit­ur­gie sogar in ihrer ganz vor­schrifts­ge­mä­ßen Vari­an­te und die kon­ser­va­ti­ven Wahl­mög­lich­kei­ten aus­schöp­fend zu zele­brie­ren, muss er für die aus­schließ­li­che Fei­er nach den lit­ur­gi­schen Büchern von 1962 eine ande­re Posi­ti­on wäh­len als die, die Sum­morum Pon­ti­fi­cum  recht­lich zugrundeliegt.

Für sei­nen voll­stän­di­gen und aus­nahms­lo­sen Über­gang zur  über­lie­fer­ten Lit­ur­gie müss­te Mül­ler sich dann zum Bei­spiel der Argu­men­ta­ti­on und Hal­tung der Pius­bru­der­schaft anschlie­ßen oder dem Stand­punkt derer, die den Stuhl Petri seit dem Tode von Pius XII. für vakant halten.

Stellung als „Diözesanbeauftragter gemäß Summorum Pontificum“ mit eigener Kirche

Wenn auch unklar ist, wel­che Hal­tung Mül­ler in die­ser Hin­sicht ein­nimmt – viel­leicht weiß er es selbst noch nicht so genau, oder die Fra­ge­stel­lung als sol­che ist ihm zu abstrakt und recht­lich for­mal – will Bischof Her­mann Glett­ler offen­sicht­lich der Gewis­sens­la­ge Mül­lers so weit wie irgend­wie mög­lich entgegenkommen.

Er bie­tet ihm die Ernen­nung zum „Diö­ze­san­be­auf­trag­ten gemäß Sum­morum Pon­ti­fi­cum“ an und wür­de ihm eine Kir­che zutei­len, wo er dann tat­säch­lich nur noch die lit­ur­gi­schen Bücher von 1962 zu ver­wen­den hät­te. Damit hät­te Mül­ler als Diö­ze­san­prie­ster das bischöf­li­che Pri­vi­leg und den Auf­trag, aus­schließ­lich triden­ti­nisch zu zele­brie­ren. Gläu­bi­ge, die das wün­schen, könn­ten an die­sem hof­fent­lich zen­tra­len Ort Mes­sen und ande­re Lit­ur­gien nach Sum­morum Pon­ti­fi­cum mit­fei­ern.

Das Recht ande­rer Prie­ster und Gläu­bi­gen, sich eben­falls auf das Motu­pro­prio zu beru­fen und in ande­ren Kir­chen und Kapel­len der Diö­ze­se Inns­bruck auf sei­ner Rechts­grund­la­ge ihrer­seits triden­ti­ni­sche Mes­sen zu fei­ern und zu besu­chen, blie­be davon unbe­rührt und könn­te vom Bischof auch gar nicht ein­ge­schränkt werden.

Das, was Glett­ler als Mül­lers neue Funk­ti­on und deren Ansied­lung in der Diö­ze­se vor­schwebt, wäre zwar for­mal noch kei­ne rein alt­ri­tu­el­le Per­so­nal­pfar­rei, deren Errich­tung das Motu­pro­prio eben­falls ermög­licht, käme ihr aber fak­tisch bereits ziem­lich nahe.

Die Imsterberger Vorgänge im Horizont der römischen Bischofsbefragung

Führt man sich vor Augen, dass auch der Inns­brucker Bischof jüngst die römi­sche Umfra­ge zu Sum­morum Pon­ti­fi­cum beant­wor­tet hat, auf die hier ein­ge­gan­gen wur­de, kann man sich leb­haft vor­stel­len, ja, mit Sicher­heit davon aus­ge­hen, dass er bei Fra­ge 2 an Imster­berg und an Ste­phan Mül­ler gedacht haben muss: „Ant­wor­tet die außer­or­dent­li­che Form auf einen ech­ten seel­sorg­li­chen Bedarf, oder ist es ein ein­zel­ner Prie­ster, der sie pro­pa­giert?“ Und obwohl es im kon­kre­ten Fall so vie­le Kon­flik­te und Pro­ble­me gege­ben hat, ist der Bischof nach wie vor bemüht, ein kon­struk­ti­ves Lösungs­mo­dell zu erar­bei­ten. Das ist ihm hoch anzu­rech­nen.  Wenn der Prie­ster Ste­phan Mül­ler, der sicher­lich die lit­ur­gi­sche Kom­pe­tenz besitzt, die neue Auf­ga­be zu über­neh­men, die aus­ge­streck­te Hand des Bischofs aus­schlägt, muss er wirk­lich sorg­sam über­le­gen, wie er die­se Ableh­nung begrün­det, falls er gleich­zei­tig noch ein ech­tes und auf­rich­ti­ges Inter­es­se hat, im Ein­klang mit Sum­morum Pon­ti­fi­cum zu blei­ben.

Eine Wegegabelung

Über­nimmt Mül­ler die neue Auf­ga­be nicht (ein vor­kon­zi­li­ar gestrick­ter Bischof wür­de ihm unter Ver­weis auf den bei der Prie­ster­wei­he ver­spro­che­nen Gehor­sam befeh­len, sie anzu­neh­men!), wird sicher­lich kein ande­rer Inns­brucker Diö­ze­san­prie­ster zum Sum­morum-Pon­ti­fi­cum-Beauf­trag­ten ernannt und auch kei­ne eige­ne Kir­che aus­schließ­lich für die Fei­er der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie gewid­met wer­den. Es wäre zudem frag­lich, ob es im der­zei­ti­gen Inns­brucker Diö­ze­san­kle­rus über­haupt einen ande­ren Prie­ster gibt, der dar­an Inter­es­se hät­te und zugleich die Bereit­schaft mit­bräch­te, die erfor­der­li­che lit­ur­gi­sche Qua­li­fi­ka­ti­on zu erwer­ben. Er soll­te sich zusätz­lich noch durch eine inte­gra­ti­ve und kom­mu­ni­ka­tiv offe­ne Per­sön­lich­keits­struk­tur auszeichnen.

Tritt Ste­phan Mül­ler die für ihn maß­ge­schnei­der­te Stel­le an, wäre des­halb immer noch völ­lig offen, ob das das Ende aller Kon­flik­te sein wird. Da die Kom­pli­ka­tio­nen in der Ver­gan­gen­heit viel­fach in einer undi­plo­ma­ti­schen Vor­ge­hens­wei­se Mül­lers begrün­det waren und sich auf der zwi­schen­mensch­li­chen Ebe­ne abspiel­ten, könn­te es auch der Beginn neu­er Kon­flik­te sein, zumal Mül­ler nicht der ein­zi­ge schwie­ri­ge Cha­rak­ter unter den der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie zunei­gen­den Gläu­bi­gen (und Prie­stern) ist. Die­ser Umstand könn­te es in Fra­ge stel­len, ob das wohl­wol­len­de Lösungs­an­ge­bot des Bischofs von Inns­bruck auf Dau­er trag­fä­hig sein wird und gelin­gen kann.

Zwei Jubiläen und zwei Fürsprecher

Heu­te, am 25. Juli 2020, ist das 100. Jubi­lä­um der Her­aus­ga­be der Edi­tio typi­ca des Mis­sa­le Roma­num von 1920, jener Aus­ga­be, die von Pius X. refor­miert wor­den war, die dann aber durch des­sen Tod und den Ersten Welt­krieg nicht eher fer­tig­ge­stellt wer­den konn­te. Vier­zig Jah­re spä­ter stell­te sich Johan­nes XXIII. in Kon­ti­nui­tät mit die­ser Mis­sa­le-Reform des bis jetzt letz­ten, hei­lig­ge­spro­che­nen Pius­pap­stes und mit Bene­dikt XV. und wähl­te den 25. Juli 1960 als Datum der Ver­öf­fent­li­chung sei­nes eige­nen Motu­pro­pio Rubri­carum Ins­truc­tum, durch wel­ches der Codex Rubri­carum von 1960 pro­mul­giert wur­de, auf dem die lit­ur­gi­schen Bücher von 1962 beruhen.

Möge der hei­li­ge Apo­stel Jako­bus der Älte­re, des­sen Fest heu­te gefei­ert wird, zusam­men mit dem hei­li­gen Chri­sto­pho­rus, des­sen Gedächt­nis im lit­ur­gi­schen Kalen­der des Usus anti­qui­or mit die­sem Apo­stel­fest ver­bun­den ist, für alle Prie­ster und Gläu­bi­gen ein­tre­ten, wel­che die über­lie­fer­te Lit­ur­gie schät­zen und lie­ben. Zugleich auch für Bischof Her­mann Glett­ler, des­sen Bischofs­kir­che, der Dom zu Inns­bruck, Jako­bus den Älte­ren zum Schutz­pa­tron hat. Die Für­spra­che des Apo­stels und des rie­sen­haf­ten Chri­stus­trä­gers erwir­ke ein gutes Gelin­gen für das Pro­jekt, das der Bischof der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie der Römi­schen Kir­che in sei­ner Diö­ze­se zuge­dacht hat und das er ger­ne der seel­sorg­li­chen Ver­ant­wor­tung Pfar­rer Ste­phan Mül­lers anver­trau­en möch­te, ganz gewiss eine kolos­sa­le Auf­ga­be, die es da zu stem­men und zu tra­gen gilt.

Bild: pfar​re​-imster​berg​.at/​I​m​s​t​e​r​b​e​r​g​.​c​o​m​/​W​i​k​i​c​o​m​m​ons (Screen­shots)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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7 Kommentare

  1. Ich schät­ze die Bei­trä­ge von Cle­mens Vic­tor Olden­dorf sehr und kann fast immer etwas dar­aus ler­nen, auch wenn ich wie hier nicht mit den Schluss­fol­ge­run­gen ein­ver­stan­den bin. 

    An ande­rer Stel­le hat der Autor eine eine Art Apo­lo­gie der neu­en Migran­ten-Für­bit­te ver­fasst, mit bewun­derns­wer­ten und tief­sin­ni­gen phi­lo­lo­gi­schen und theo­lo­gi­schen Erwä­gun­gen, indem er sie als eine Art Segen für Rei­sen­de und den Lebens­weg über­haupt inter­pre­tiert. Das geht natür­lich am The­ma vor­bei: Die „Migra­ti­on um jeden Preis“ im Sin­ne einer indu­zier­ten Völ­ker­wan­de­rung zula­sten der 1. Welt, der Chri­sten und der Euro­pä­er ist eines der Haupt­the­men der Welt – und der Kräf­te, die die Welt beherr­schen – und somit etwas, das sich Berg­o­glio zuei­gen macht. Und nur des­halb gibt es die­se neue Für­bit­te, latei­ni­sche Urbe­deu­tung hin – Josefsli­ta­nei her. Es wird noch schlim­me­res kommen…

    Im Fall Imster­berg nun wird der Schwar­ze Peter dem Pfarr­pro­vi­sor Mül­ler zuge­scho­ben- wie­der­um mit Detail­wis­sen und kennt­nis­rei­chen Erör­te­run­gen kir­chen­recht­li­cher Art – aber wie­der am Pro­blem vorbei! 

    Alle Vor­wür­fe, die ver­steckt oder offen dem Pfar­rer gemacht wer­den, könn­te man zu hun­der­ten und tau­sen­den ande­ren auch machen: Abwei­chun­gen von Leh­re, Lit­ur­gie etc., nur eben in pro­gres­si­sti­scher und moder­ni­sti­sti­scher Rich­tung – und nichts geschieht! Es wird gedul­det, wenn nicht gar geför­dert. Glett­ler sel­ber ist ja einer von denen. Got­tes­lä­ster­li­che „Kunst­wer­ke“ im Sakral­raum, Pla­stik­ka­sel, Ver­höh­nung eines Kru­zi­fi­x­cor­pus – kein Pro­blem. Aber Latein, Tra­di­ti­on oder die über­flüs­si­ge Zen­tralkre­denz weg­räu­men – Riesenproblem…

    Man will die Tra­di­ti­on bekämp­fen und ver­nich­ten. Man dul­det sie allen­falls in einer Art von Reser­va­ten, ohne Aussen­wir­kung, sie­he Gemein­den der Petrus­bru­der­schaft: Man­che „dür­fen“ am Sonn­tag­nach­mit­tag eine triden­ti­ni­sche Mes­se in einer Pfarr­kir­che fei­ern, Hin­wei­se auf der Home­page der Pfar­rei gibt es nicht, statt­des­sen Infos zur Senio­ren­gym­na­stik am Abend…

    Bos­haft ist es indes­sen, dem Pfarr­pro­vi­sor gar die Schuld an – offen­bar wie selbst­ver­ständ­lich erwar­te­ten – lit­ur­gi­schen Miss­bräu­chen der neu­en Mes­se sei­nes Nach­fol­gers und an einer Abnei­gung der Gemein­de gegen die Tra­di­ti­on zu geben. Was ist das für eine absur­de Überlegung? 

    Ich hof­fe, Pfar­rer Mül­ler fin­det den Weg zur Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., anstatt sei­ne Zeit und Kraft mit „Kunst“- und Welt­funk­tio­nä­ren wie Glett­ler zu vergeuden.

    • Den Kom­men­tar zu einem ande­ren Bei­trag des Autors wür­den Sie bes­ser dort plat­zie­ren, statt hier selbst „am The­ma vor­bei“ zu kom­men­tie­ren. Zumal ja in die­sem Bei­trag auch gesagt wird, dass man die Alte Mes­se nicht nur mit Sum­morum Pon­ti­fi­cun begrün­den kann, eben z.B. wie die Pius­bru­der­schaft. Das kann man, muss dann aber auch kon­se­quent sein und es tun. Und dann natür­lich kann man nicht erwar­ten, von einem Diö­ze­san­bi­schof mit einer Auf­ga­be betraut zu wer­den oder betraut zu bleiben.

  2. Bei­trä­ge wie der Ihre, Herr Olden­dorf, sind ver­zicht­bar. Sie demon­strie­ren Ihre Gelehr­sam­keit, und was Sie in Bezug auf „Sum­morum Pon­ti­fi­cum“ sagen, ist ja alles mehr als kor­rekt. Nur dass eben die­ses „Sum­morum Pon­ti­fi­cum“ sei­ner­seits, damals wie heu­te bes­ser als nichts, den­noch auch depri­mie­rend in sei­ner Schwach­heit und Diplo­ma­tie bleibt.

    Was Sie gänz­lich über­se­hen, die Haupt­sa­che, ist, dass der teuf­li­sche Trick inner­halb der heu­ti­gen Gestalt der Kir­che eben dar­in besteht, dass die Hier­ar­chie, ent­ge­gen ihrem eigent­li­chen Zweck, Garant der Wahr­heit zu sein, von der Mehr­heit ihrer Trä­ger (ange­führt vom der­zei­ti­gen Papst) dazu benützt wird, inner­kirch­lich die Unwahr­heit zu säen und macht­voll durchzusetzen. 

    In einer sol­chen him­mel­stür­zen­den Situa­ti­on – und dass sie besteht, bestä­ti­gen selbst ver­ein­zel­te Amts­in­ha­ber, allen vor­an der ver­dienst­vol­le Erz­bi­schof Viganò – zeugt es von Ver­schla­fen­heit, irri­gem Aus­gleichs­wil­len oder pro­fes­so­ra­ler Bes­ser­wis­se­rei, wenn man die ein­zel­nen „Rebel­len“ in Chri­sto – die­je­ni­gen, wel­che der Wahr­heit die Ehre geben und nicht ihren Ver­leug­nern in der Hier­ar­chie – wenn man, sage ich, die­se ver­ein­zel­ten Weni­gen in die Dürf­tig­keit eines brav am „sta­tus quo“ ent­lang­ge­strick­ten (und ent­spre­chend lang­wei­li­gen) Kri­tik­ge­rü­stes hineinzwängt.

    Anders als Sie es in Ihrer betu­li­chen Gelehr­sam­keit tun, Herr Olden­dorf, gilt es das Wesent­li­che, die Kraft, das Gebot der Stun­de zu erken­nen, was da heißt: Man muss Gott mehr gehor­chen als den Menschen!

    • Wenn Ihnen (und ande­ren) die Gren­zen und im For­ma­len blei­ben­de Schwä­che von Sum­morum Pon­ti­fi­cum deut­lich wer­den, fin­de ich nicht, dass der Arti­kel umsonst ist.

  3. Mit Ver­laub: Das ist doch alles Quark.
    In gro­ßen Gebie­ten Deutsch­lands und dem Nor­den Bel­gi­ens fin­den über­haupt kei­ne katho­li­sche Mes­sen mehr statt.
    Durch die Coro­na­kri­se wur­den alle reli­giö­se Fei­ern gestrichen.
    Es ist die FSSPX die sofort mit der Aus­strah­lung via Web aus Zaitz­kofen (Semi­nar), aus Paris (Saint-Nico­las de Char­don­net), aus Wil den Gläu­bi­gen die triden­ti­ni­sche Mes­se zeigte.
    Da wo die Moder­ni­sten schwei­gen und nur noch lau­schen dür­fen, und mit wort­rei­chen tota­lem Unsinn über die Coro­na­maß­nah­men trak­tiert wer­den, zeigt die FSSPX nicht nur die Hl. Mes­se son­dern auch die Ves­per und auch noch das Morgengebet.
    Die Gläu­bi­gen kom­men treu und immer mehr.
    Es liegt in der Natur der Sache daß in schwie­ri­gen Zei­ten die Gläu­bi­gen Trost und Stär­kung suchen bei den Tap­fe­ren, optie­ren für Qua­li­tät und Stil, und das Ori­gi­nal wäh­len vor bil­lig nach­ge­mach­tem Ramsch.
    Die Dis­kus­si­on um der Dicho­to­mie der römisch-katho­li­schen Lit­ur­gie ist entschieden:
    die moder­ni­sti­sche Lit­ur­gie und die dazu­ge­hö­ri­ge Kir­chen­struk­tu­ren haben sich inhalt­lich ent­leert und ver­dün­sten rapi­de weg.
    Die Kir­chen­steu­er­ein­nah­men bre­chen übri­gens rasant weg.
    Für den Prie­ster ist die Zele­bra­ti­on in bei­den For­men übri­gens aus per­sön­li­chen Grün­den nicht lan­ge möglich.
    Der for­ma­le und viel mehr noch der inhalt­li­che Kon­trast zwi­schen dem Hl. Meß­op­fer im triden­ti­ni­schen Ritus einer­seits und der moder­nen „Eucha­ri­stie“ oder „Got­tes­dienst“ ist zu groß.
    Das ist ungesund.
    Wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen brau­chen Zeit; aber gegen sei­ne tief­ste Über­zeu­gun­gen soll­te man Nichts lit­ur­gi­sches verrichten.

  4. Fern von Rea­li­tät und Praxis
    Zunächst ist es schön, daß auf mei­nen Kom­men­tar ein­ge­gan­gen wur­de; jedoch in eine ande­re als die von mir inten­dier­te Rich­tung. Anstatt auf Gestal­tungs­frei­hei­ten ein­zu­ge­hen, wird hier über Gestal­tungs­be­schrän­kun­gen sin­niert und rea­li­täts- und pra­xis­fern über Pfar­rer Mül­ler spe­ku­liert. Und das ist nicht schön.

    Nach lit­ur­gie­hi­sto­ri­schen Aus­füh­run­gen wird ent­ge­gen den oft kir­chen­recht­lich abwä­gen­den Duk­tus im Abschnitt „Ein­fühl­sa­me­res Vor­ge­hen“ die Ent­fer­nung des Volks­al­ta­res aus sen­ti­men­ta­len Grün­den kri­ti­siert, obgleich offen­sicht­lich kei­ne Kennt­nis der ört­li­chen Gege­ben­hei­ten vor­zu­lie­gen scheint. Pfar­rer Mül­ler hat vie­le Din­ge und ech­te Miß­stän­de über Jah­re und Jahr­zehn­te mit unglaub­li­cher Geduld, die nicht nur einer Über­zeu­gung und pasto­ra­ler Klug­heit, son­dern auch dem Ver­trau­en auf das Wir­ken Got­tes ent­springt, geän­dert bzw. abge­stellt. Dies tat er durch eine schritt­wei­se Umstruk­tu­rie­rung ver­bun­den mit einer kate­che­ti­schen Beglei­tung der ent­spre­chen­den Sach­ver­hal­te. So hat er bei­spiels­wei­se über Jah­re den Ein­satz von Lai­en als Kom­mu­ni­ons­pen­der redu­ziert und den Enga­gier­ten ande­re Auf­ga­ben anver­traut bis es kei­ne Kom­mu­ni­on­hel­fer mehr gab. Eine gro­ße Lei­stung. Eben­so ein­fühl­sam und pasto­ral klug ging er beim Volks­al­tar vor, der zunächst in der Advents- und Fasten­zeit ent­fernt wur­de, um die Hin­wen­dung an Gott – lit­ur­gisch durch die Aus­rich­tung nach Osten am Hoch­al­tar – sinn­lich zu ver­deut­li­chen. Dies ging über meh­re­re Jah­re dann soweit, daß der Volks­al­ter über­flüs­sig wur­de und nur noch ein Altar im Altar­raum den einen Chri­stus reprä­sen­tier­te. Mit die­sem Argu­ment wur­den vie­le Hoch­al­tä­re nach dem 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil aus den Kir­chen geris­sen – aber das Argu­ment greift ja auch anders­her­um. Zudem wur­de in der Kar- und Oster­wo­che, wenn in der Imster­ber­ger Pfarr­kir­che jedes Jahr das Hei­li­ge Grab – eine auf­wän­di­ge Tiro­ler Tra­di­ti­on – auf­ge­baut wur­de, wel­ches den Hoch­al­ter völ­lig ver­deckt, da es vom Boden bis zur Decke reicht, der Volks­al­ter zur Zele­bra­ti­on vor die­sem auf­ge­stellt und ver­wen­det. So könn­ten sich even­tu­el­le Stif­ter dar­über freu­en, daß an „ihrem“ Altar die höch­sten Geheim­nis­se des Kir­chen­jah­res gefei­ert wur­den. Dar­um kann ich die Vor­wür­fe gegen Pfar­rer Mül­ler hier nicht ver­ste­hen, außer wenn man den Volks­al­ter als unver­zicht­ba­re Errun­gen­schaft der lit­ur­gi­schen Refor­men betrachtet.

    Im Abschnitt „Kate­go­ri­sche Wei­ge­rung“ wird Pfar­rer Mül­ler eine Mit­schuld an lit­ur­gi­schen Miß­bräu­chen ande­rer gege­ben. Das ist eine Frech­heit und Dif­fa­mie­rung! Für Miß­bräu­che Ande­rer sind die Ande­ren und der Orts­bi­schof ver­ant­wort­lich. Dage­gen muß dann gege­be­nen­falls vor­ge­gan­gen wer­den, was in der Pra­xis erst bei Extrem­fäl­len – wenn über­haupt – der Fall ist. Dage­gen ist das, was in die­sem Arti­kel Pfar­rer Mül­ler vor­ge­wor­fen wird, eine Bagatelle.

    Für den Vor­wurf der aus­schließ­lich triden­ti­ni­schen Zele­bra­ti­on die Tiro­ler Tages­zei­tung als Infor­ma­ti­ons­grund­la­ge her­an­zu­zie­hen ist mehr aben­teu­er­lich als seri­ös. Vor eini­gen Jah­ren als ich in Imster­berg war, wur­de der Pfarr­got­tes­dienst an Sonn- und Fei­er­ta­gen vor­mit­tags im Neu­en Ritus am Hoch­al­tar zele­briert und abends eine zusätz­li­che Mes­se im Alten Ritus. Über die aktu­el­le Pra­xis bzw. die in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit, weiß ich nicht Bescheid und stel­le auch kei­ne Mut­ma­ßun­gen dazu an.

    Im Arti­kel wird dreist und arro­gant mit H. H. Mül­ler auf Grund­la­ge vie­ler Spe­ku­la­tio­nen umge­gan­gen und dies ist sehr bedau­er­lich. Selbst in den Wogen der größ­ten öffent­li­chen Kri­tik hat die Tiro­ler Tages­post Bischof Glett­ler mit loben­den Wor­ten über den See­len­ei­fer des Prie­sters, ins­be­son­de­re bei Kran­ken und Ster­ben­den, sowie den guten Zustand der Pfarr­kir­che gelobt. Es müss­ten auch ande­re Ver­dien­ste von Pfar­rer Mül­ler noch genannt wer­den, wie die Bele­bung der Pfar­re und der Orts­ge­mein­de durch kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen. So mei­ne ich mit „tra­di­tio­nel­le­rem Stil“ nicht nur die Lit­ur­gie, da die­se ja in ihrer Form letzt­lich nur ein Aus­druck und der Höhe­punkt allen Han­delns ist. In Zukunft wird die Pfar­re Imster­berg vor­aus­sicht­lich nicht so bald einen der­ma­ßen enga­gier­ten Pfar­rer erhal­ten. Pfar­rer Mül­ler hat die Pfar­rei über 20 Jah­re – fast eine gan­ze Gene­ra­ti­on – geprägt, da kann es mit ihm nicht so schlimm gewe­sen sein.

    Man muß – glau­be ich – per­sön­lich mit mehr Wert­schät­zung und Barm­her­zig­keit mit Pfar­rer Mül­ler umge­hen und was die Lit­ur­gie betrifft nicht die Miß­stän­de fast aller­or­ten ver­ges­sen und wie könn­te sich Lit­ur­gie ent­wickeln, wenn man immer nur im engen Rah­men kano­ni­sti­scher Bestim­mun­gen denkt, ohne dem eigent­li­chen Geist der Lit­ur­gie Raum und Gestal­tungs­frei­heit ein­zu­räu­men. Auch das ist wie­der­um ein Argu­ment, wel­ches auch pro­gres­siv Gesinn­te nut­zen kön­nen. Dar­um geht es letzt­lich um die Fra­ge: Was ist Wahr­heit? Und was ist das Wahre?

    • Vor Jah­ren, ja, da war es so, dass vor­mit­tags eine Mes­se im NON war am Imster­berg und eine Abend­mes­se im alten Ritus. Wie sich das ent­wickelt hat, wis­sen wir nicht. Doch anschei­nend war es nicht mehr so. Denn das hät­te ja mehr oder weni­ger dem Plan ent­spro­chen, den Glett­ler jetzt ursprüng­lich hat­te. Hoch­wür­den Mül­ler im Dorf zu belas­sen, und die Neue Mes­se hät­te ein Aus­hil­sprie­ster übernommen.

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