Summorum Pontificum: Rom fragt, die Bischöfe antworten

Ein Fragebogen an die Bischöfe dreizehn Jahre später


Segen mit einer Reliquie des Kreuzes Christi. Zelebration des Institut du Bon Pasteur in der französischen Nationalkirche in Rom im Rahmen der Internationalen Wallfahrt Populus Summorum Pontificum im Oktober 2019.
Segen mit einer Reliquie des Kreuzes Christi. Zelebration des Institut du Bon Pasteur in der französischen Nationalkirche in Rom im Rahmen der Internationalen Wallfahrt Populus Summorum Pontificum im Oktober 2019.

Ein Kom­men­tar von Cle­mens Vic­tor Oldendorf

Anzei­ge

Wer sich noch an die Zei­ten von Radio Vati­kan erin­nert, der kennt auch noch die Sen­dung Sie fra­gen, wir ant­wor­ten, wo Hörer Fra­gen zu Kir­che und Glau­ben ein­sen­den konn­ten und dar­auf oft auf­schluss­rei­che Ant­wor­ten erhiel­ten. Die­se Erin­ne­rung wur­de spon­tan in mir leben­dig, als kürz­lich zu erfah­ren war, dass die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on auf Wunsch von Papst Fran­zis­kus eine Umfra­ge aus­ge­ar­bei­tet hat, in der den Diö­ze­san­bi­schö­fen aller Län­der der gan­zen Welt neun Fra­gen vor­ge­legt wer­den, um zu ermit­teln, wie in ihrem Zustän­dig­keits­be­reich seit 2007 das Motu­pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum (SP) ange­wandt wur­de und vor allem, wie sich sei­ne Umset­zung seit­her ent­wickelt hat und gegen­wär­tig dar­stellt. Die­ser Beweg­grund spricht aus dem Begleit­schrei­ben vom 7. März 2020, das vom Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on unter­zeich­net und zusam­men mit neun Fra­gen ver­schickt wor­den ist.

Von die­sen neun Fra­gen sind die erste und letz­te so grund­le­gend und selbst­ver­ständ­lich, dass sie an und für sich kei­ne genaue­re Ana­ly­se erfor­dern. So bit­tet die ein­lei­ten­de Fra­ge den Bischof um eine Situa­ti­ons­be­schrei­bung zur Anwen­dung von SP in sei­ner Diö­ze­se, die breit­ge­fä­chert aus­fal­len kann. In einer Diö­ze­se mag es viel­leicht gleich meh­re­re Gemein­schaf­ten geben, die dem Usus anti­qui­or ver­bun­den sind, anders­wo ist SP womög­lich nie The­ma gewor­den und spielt über­haupt kei­ne Rol­le. Man muss sich vor Augen hal­ten, dass die Befra­gung einen welt­wei­ten Adres­sa­ten­kreis hat, womit zwangs­läu­fig sehr viel­fäl­ti­ge und unter­schied­li­che Län­der, kon­fes­sio­nell vor­ran­gi­ge Prä­gun­gen und Kul­tur­krei­se ange­spro­chen werden.

Die neun­te Fra­ge gibt dem Bischof abschlie­ßend Gele­gen­heit, aus eige­ner Sicht Rat­schlä­ge und Emp­feh­lun­gen zu geben, wie mit dem Usus anti­qui­or in Zukunft ver­fah­ren wer­den soll, oder Aspek­te anzu­spre­chen, von denen er meint,  sie sei­en in den Fra­gen 2 bis 8 noch nicht oder nicht aus­drück­lich  berück­sich­tigt worden.

Panik ist nicht angebracht

Es blei­ben also ins­ge­samt sie­ben Fra­gen übrig, die man sich näher anschau­en kann. Man­che haben mit einer regel­rech­ten Panik auf die blo­ße Tat­sa­che reagiert, dass unter den Diö­ze­san­bi­schö­fen eine Erhe­bung zu SP statt­fin­det, ande­re sehen zumin­dest in ein­zel­nen For­mu­lie­run­gen Grund zu Sor­ge und Skepsis.

Vor­aus­schicken möch­te ich, dass eine Atmo­sphä­re des Miss­trau­ens sicher nicht zu einer wenig­stens eini­ger­ma­ßen objek­ti­ven und zutref­fen­den Ein­schät­zung von Moti­va­ti­on und Ziel­set­zung der Eva­lu­ie­rung bei­tra­gen kann.

Die Umfra­ge war zwar der Öffent­lich­keit noch nicht bekannt, als aber am 25. März 2020 zwei Dekre­te der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on publi­ziert wur­den, die das Mis­sa­le Roma­num (MR) und Bre­vi­a­ri­um Roma­num (BR) von 1962 betref­fen, so dass in ihnen seit 1960 neu hin­zu­ge­kom­me­ne Hei­li­ge lit­ur­gisch berück­sich­tigt wer­den kön­nen und in der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie der Mes­se eini­ge zusätz­li­che Prä­fa­tio­nen zu optio­na­ler Aus­wahl ste­hen, war sie schon auf den Weg gebracht. Dar­aus ist bereits zu schluss­fol­gern, dass die Umfra­ge nicht zum Ziel haben kann, ein Mess­buch im lit­ur­gi­schen Gebrauch ein­zu­schrän­ken oder gar zu unter­drücken, dem man gera­de erst selbst ein gewis­ses Update ermög­licht hat.

Die Fragen 2 bis 8 im Wortlaut

Die hier gebo­te­ne, eige­ne Arbeits­über­set­zung in deut­scher Spra­che basiert auf der auf Rora­te Cae­li ver­öf­fent­lich­ten eng­li­schen Version.

  • Fra­ge 2 lau­tet: So die außer­or­dent­li­che Form [in Ihrer Diö­ze­se] prak­ti­ziert wird: Ant­wor­tet sie auf einen ech­ten seel­sorg­li­chen Bedarf, oder ist es ein ein­zel­ner Prie­ster, der sie propagiert?
  • Fra­ge 3 ist fol­gen­der­ma­ßen for­mu­liert: Gibt es Ihrer Mei­nung nach [eigens zu nen­nen­de] posi­ti­ve oder nega­ti­ve Aspek­te beim Gebrauch der außer­or­dent­li­chen Form?
  • Fra­ge 4 hakt nach: Wer­den die Nor­men und Bedin­gun­gen, die in SP nie­der­ge­legt sind, beachtet?
  • Fra­ge 5 beschäf­tigt sich mit dem, was posi­tiv wer­tend gern die wech­sel­sei­ti­ge Befruch­tung bei­der Ritus­for­men genannt wird, jedoch nur mit Blick auf das Mis­sa­le Pauls VI.: Sto­ßen Sie in Ihrer Diö­ze­se auf das Phä­no­men, dass die ordent­li­che Form Ele­men­te des außer­or­dent­li­chen Usus übernimmt?
  • Fra­ge 6 rich­tet sich an den Bischof per­sön­lich*: Was die Zele­bra­ti­on der Mes­se angeht: Benut­zen Sie selbst das Mis­sa­le, das Papst Johan­nes XXIII. 1962 pro­mul­giert hat?

[*In Fas­sun­gen in ande­ren Spra­chen scheint Fra­ge 6 sich nicht spe­zi­ell an den Bischof selbst zu wen­den, son­dern nur all­ge­mein nach­zu­fra­gen, ob man sich bei der Zele­bra­ti­on der Mes­se im Usus anti­qui­or an die Edi­tio typi­ca von 1962 hält; in der offi­zi­el­len deut­schen Fas­sung, die dem Verf. erst nach Fer­tig­stel­lung  die­ses Kom­men­tars über­ra­schend noch zugäng­lich gewor­den ist, ist die Fra­ge eben­falls all­ge­mein gehal­ten. Die­se deut­sche Ver­si­on ist aller­dings sprach­lich an ent­schei­den­den Stel­len auf­fal­lend man­gel­haft, so dass man bei­na­he den Ein­druck gewin­nen muss, dass sie nur unter Zuhil­fe­nah­me  eines Über­set­zungs­pro­gramms ent­stan­den sein kann.]

  • Fra­ge 7 wen­det sich Sakra­men­ten­spen­dun­gen und Zere­mo­nien außer­halb der Mes­se zu: Von der Fei­er der Mes­se in der außer­or­dent­li­chen Form abge­se­hen, gibt es [auf dem Gebiet Ihres Ter­ri­to­ri­ums] ande­re Fei­ern, zum Bei­spiel Tau­fen, Fir­mun­gen, Ehe­schlie­ßun­gen, das Buß­sa­kra­ment, Kran­ken­sal­bun­gen, Wei­hen, das Gött­li­che Offi­zi­um, die Drei Öster­li­chen Tage oder Exe­qui­en, ent­spre­chend der vor­kon­zi­lia­ren lit­ur­gi­schen Bücher?
  • Fra­ge 8 möch­te wis­sen: Hat das Motu­pro­prio SP [bis­her] Ein­fluss auf das Leben der Semi­na­re (das Diö­ze­san­se­mi­nar) und auf ande­re Aus­bil­dungs­stät­ten [in Ihrem Bis­tum; hier kön­nen Novi­zia­te und ähn­li­che Häu­ser ange­spro­chen sein] gehabt?

Aus die­ser Über­sicht erkennt man, dass sich die Fra­gen 2 und 6 bei einer nähe­ren Betrach­tung zusam­men abhan­deln las­sen und auch die Fra­gen 3, 4 und 7 einen gemein­sa­men The­men­kreis erge­ben. Die Fra­gen 2, (6), 4 und 8 beinhal­ten eben­falls einen sach­li­chen, inne­ren Zusam­men­hang, wäh­rend Fra­ge 5 etwas aus dem Gan­zen her­aus­fällt und sich für eine Ein­zel- gewis­ser­ma­ßen sogar für eine Son­der­be­trach­tung anbie­tet. Es erge­ben sich also vier The­men­krei­se, von denen der vier­te eher ein sepa­ra­tes Phä­no­men betrifft:

  1. Moti­va­ti­on (bei den Gläu­bi­gen und im Kle­rus) und Eig­nung (des Prie­sters oder Bischofs) zur Zele­bra­ti­on der Mes­se nach dem MR1962
  2. Posi­ti­ve oder nega­ti­ve Effek­te, Be- oder Miss­ach­tung der gel­ten­den Normen
  3. Mög­lich­kei­ten zum Erwerb der erfor­der­li­chen Eignung
  4. Ein­fluss der außer­or­dent­li­chen Form auf den Usus recen­ti­or.

Themenkreis I:
Motivation und Eignung

Obzwar SP Art. 2 jedem katho­li­schen Prie­ster des latei­ni­schen Ritus, einer­lei ob Welt- oder Ordens­prie­ster, das Recht ein­räumt, inso­fern er in latei­ni­scher Spra­che zele­briert, in Mes­sen sine popu­lo jeder­zeit frei zu wäh­len, ob er das MR1962 oder aber das MR1970/​2002 benutzt, und an die­sen Fei­ern laut Art. 4 auch Gläu­bi­ge teil­neh­men kön­nen, die dies aus eige­nem Antrieb wün­schen, ist dar­un­ter doch, jeden­falls soweit die Wahl auf das MR1962 fällt, eine Pri­vat­mes­se zu ver­ste­hen, also vor­zugs­wei­se eine gele­se­ne Mes­se oder eine Still­mes­se ohne Gesang und ohne Pre­digt und eben­so ohne Volks­ge­sang, auch kei­ne Mis­sa reci­ta­ta, da außer einem Mini­stran­ten die Anwe­sen­heit von Gläu­bi­gen wohl mög­lich, aber nicht vor­aus­ge­setzt ist.

Streng­ge­nom­men ist dies eine Mes­se, von der Ort und Zeit­punkt zwar fak­tisch bekannt sein dür­fen und kön­nen, die aber an sich nicht – etwa in einem Pfarr­brief – bekannt­ge­ge­ben wird. Die Gläu­bi­gen, die sich zu einer sol­chen Mess­fei­er auf­grund eige­ner Initia­ti­ve ein­fin­den, sind auch noch nicht als dau­er­haft exi­stie­ren­de feste Grup­pe anzu­se­hen, die dann Art. 5 § 1 ein­führt. Frei­lich hin­dert nichts, dass sich aus einem sol­chen Per­so­nen­kreis eine dau­er­haft exi­stie­ren­de feste Grup­pe im Sin­ne des Motu­pro­prio ent­wickelt oder her­aus­kri­stal­li­siert.

Die­se Hin­wei­se mögen sehr restrik­tiv erschei­nen, dem groß­zü­gi­gen Geist von SP gera­de­zu ent­ge­gen­ge­setzt oder wider­spre­chend. In der Tat sind sie das nicht, son­dern sol­len ver­ste­hen hel­fen, dass Fra­ge 2 des neu­en Fra­gen­ka­ta­logs an die Bischö­fe kei­nes­wegs ten­den­zi­ös for­mu­liert ist oder eine Ent­wick­lung ankün­digt, die auf eine Rück­nah­me oder Wie­der­ein­schrän­kung der Bestim­mun­gen von SP hin­deu­tet oder etwas Der­ar­ti­ges befürch­ten lässt.

Doch eine gewisse Nachordnung des Usus antiquior, Recht auf Zugang zum Usus ordinarius in diözesaner Territorialpfarrei gemäß SP

Mess­fei­ern nach dem MR1962 kön­nen jeder­zeit gefei­ert wer­den, in Pfarr­ge­mein­den, wo eine sta­bi­le Grup­pe dau­er­haft exi­stiert, kann eine (ein­zi­ge, latei­nisch: uni­ca) Mes­se die­ser Art auch an Sonn- und Fei­er­ta­gen gefei­ert wer­den, wie Art. 5 § 2 bestimmt. Dann ist dabei nicht an eine Pri­vat­mes­se gedacht, kann die­se Mes­se also auch eine gesun­ge­ne sein, eine Pre­digt haben und fei­er­lich gehal­ten wer­den (mit Weih­rauch, Kir­chen­mu­sik, als Levi­ten- oder Pon­ti­fi­kal­amt etc.).

Unica Missa an Sonn- und Feiertagen, Bedeutung des Ausdrucks, Folgerungen daraus

Dass nur eine ein­zi­ge Mes­se die­ser Art im Motu­pro­prio vor­ge­se­hen ist, bedeu­tet drei­er­lei: Erstens schließt es theo­re­tisch und prak­tisch nicht aus, dass in der betref­fen­den Kir­che am Sonn- und Fei­er­tag prin­zi­pi­ell belie­big vie­le wei­te­re Mes­sen gemäß Art. 2 gefei­ert wer­den, zwei­tens kenn­zeich­net die Ein­schrän­kung auf eine ein­zi­ge fei­er­li­che­re Zele­bra­ti­on nach dem MR1962 eine kon­kre­te Unter­ord­nung der For­ma extra­or­di­na­ria gegen­über der For­ma ordi­na­ria. Nach dem MR1970/​2002 (und selbst­ver­ständ­lich nach der jewei­li­gen, volks­sprach­li­chen Aus­ga­be des Altar­mess­bu­ches Pauls VI.) kann jeder­zeit belie­big oft fei­er­lich zele­briert wer­den, drit­tens folgt dar­aus, dass es nicht zuläs­sig ist, wenn in einer Pfarr­kir­che an einem Sonn- oder gebo­te­nen Fei­er­tag, wenn also Sonn­tags­pflicht besteht, aus­schließ­lich nach dem MR1962 zele­briert wird.

Zwei konkrete Beispiele zur Veranschaulichung

Zele­briert bei­spiels­wei­se ein Pfar­rer immer mon­tags nach dem MR1962, muss er, wenn er dies (gemäß Art. 2) auch dann tun möch­te, wenn es sich um einen soge­nann­ten zwei­ten Fei­er­tag han­delt und in dem betref­fen­den Land an die­sem Sonn­tags­pflicht besteht (Ostern, Pfing­sten oder wenn ein beweg­li­cher Fei­er­tag mit Sonn­tags­pflicht auf einen Mon­tag fällt), dafür Sor­ge tra­gen, dass die Pfarr­an­ge­hö­ri­gen Gele­gen­heit haben, die Mess­pflicht alter­na­tiv auch in einer Mes­se nach dem pau­li­ni­schen Mess­buch erfül­len zu können.

Aus dem glei­chen Grund kann sich kein Pfar­rer auf Art. 2 beru­fen, wenn er prak­tisch alle oder jeden­falls vie­le oder die mei­sten  Werk­tags­mes­sen auf das MR1962 umstellt. Dabei ist es uner­heb­lich, dass an gewöhn­li­chen Werk­ta­gen kei­ne Mess­pflicht besteht. Mes­sen, die in einer Got­tes­dienst­ord­nung ver­öf­fent­licht sind und als Gemein­de­mes­se gefei­ert wer­den, kön­nen nicht zugleich Pri­vat­mes­sen im Sin­ne von Art. 2 sein.

Eine oder eini­ge Werk­tags­mes­sen auf MR1962 umzu­stel­len, erscheint hin­ge­gen mög­lich, wenn die­se Umstel­lung nicht auf die Eigen­in­itia­ti­ve des Pfarrers/​Kirchenrektors/​Zelebranten hin erfolgt, son­dern auf­grund der Exi­stenz einer sta­bi­len Grup­pe gemäß Art. 5 § 1 in der Pfar­rei sowie, um deren Bit­te zu ent­spre­chen, in einer Kir­che oder Kapel­le inner­halb des Pfarr­ge­biets Mes­sen nach MR1962 besu­chen zu können.

Fra­ge 6, die in der hier zugrun­de­ge­leg­ten eng­li­schen Ver­si­on den befrag­ten Bischof selbst betrifft, hat zunächst sicher­lich eben­falls die Pri­vat­mes­se gemäß Art. 2 vor Augen (die dann in der Form der bischöf­li­chen Still­mes­se zu zele­brie­ren ist, nicht wie die gewöhn­li­che Pri­vat­mes­se eines ein­fa­chen Prie­sters), dann aber auch Mes­sen, die der Bischof gege­be­nen­falls per­sön­lich auf­grund von Art. 5 § 1 oder § 3 feiert.

Bis hier­her reicht also unse­re Beschäf­ti­gung mit der Moti­va­ti­on, auf­grund von SP Mes­sen nach dem MR1962 zu zele­brie­ren. Es hat sich gezeigt, in wel­che Rich­tung Fra­ge 2 zu ver­ste­hen und dass  es tat­säch­lich denk­bar ist, dass ein Pfar­rer oder Kir­chen­rek­tor über die Bestim­mun­gen von SP eigen­mäch­tig hin­aus­geht. Hier könn­ten Klar­stel­lun­gen und Prä­zi­sie­run­gen in Zukunft not­wen­dig werden.

Sacerdos idoneus präziser definieren!

Dies gilt ent­spre­chend für die Eig­nung des Zele­bran­ten, bei der Fei­er der Mes­se das MR1962 zu gebrau­chen. Die grund­le­gen­de Vor­aus­set­zung, dass der Zele­brant nicht sus­pen­diert und im Besitz eines aktu­ell gül­ti­gen Cele­brets ist, ist selbstverständlich.

SP selbst defi­niert die Eig­nung in Art. 5 § 4 anson­sten lei­der nicht genau­er, und die Ins­truc­tio Uni­ver­sae Eccle­siae (UE) aus 2011 sagt bloß, sie bestehe in aus­rei­chen­den Latein­kennt­nis­sen, um die  lit­ur­gi­schen Tex­te zu ver­ste­hen und kor­rekt aus­zu­spre­chen. Dane­ben sei die Eig­nung zu ver­mu­ten, sobald ein Prie­ster von sich aus die Mes­se in der For­ma extra­or­di­na­ria zele­brie­ren wol­le und dies schon frü­her getan habe.

Die­se Bestim­mung in UE 20 c) erscheint als viel zu vage und erweist sich in der Pra­xis immer wie­der ekla­tant als unzu­tref­fend. Hier kommt auch Fra­ge 8 in Betracht. Weit­hin ist in der Prie­ster­aus­bil­dung der Diö­ze­sen näm­lich kei­ne Vor­sor­ge dafür getrof­fen, dass die Prie­ster­amts­kan­di­da­ten mit der ritu­el­len Pra­xis der For­ma extra­or­di­na­ria ver­traut wer­den oder auch bereits geweih­te Prie­ster, die begin­nen möch­ten, das MR1962 zu ver­wen­den, eine sol­che Wei­ter­bil­dung erhal­ten können.

Eigenes Interesse, Autodidaktik und Selbsteinschätzung des Priesters konstituieren keine nachgewiesene Eignung!

Die Situa­ti­on ist zumeist die, dass Inter­es­sier­te sich den Ritus in sei­ner älte­ren Form auto­di­dak­tisch bei­brin­gen müs­sen und dann, wenn sie sel­ber sich sicher füh­len oder mei­nen, die Rubri­ken zu beherr­schen, ein­fach begin­nen, nach dem MR1962 zu zele­brie­ren. Im gün­sti­ge­ren Fall neh­men sie aus eige­ner Initia­ti­ve an einem Zele­bra­ti­ons­kurs etwa bei der Petrus­bru­der­schaft teil.

Für die Zukunft erscheint es als wün­schens­wert, die Eig­nung zu öffent­li­cher Zele­bra­ti­on nicht ein­fach zu prä­su­mie­ren. Die erfolg­rei­che Teil­nah­me an einem Zele­bra­ti­ons­kurs ist ver­pflich­tend zu machen. Eine Prü­fung hat statt­zu­fin­den, ein Zer­ti­fi­kat nach­zu­wei­sen, dass die­se absol­viert und bestan­den wur­de. Es soll­te eine abge­stuf­te Qua­li­fi­ka­ti­on  ein­ge­führt wer­den, die zunächst dazu berech­tigt, die Mis­sa lec­ta zu zele­brie­ren, bevor man in einem Fol­ge­mo­dul die Fähig­keit und Berech­ti­gung erwirbt, die Mis­sa can­ta­ta (das „Hoch­amt“) zu singen.

Art. 5 § 1 stellt die Zustän­dig­keit und genau­ge­nom­men die Zele­bra­ti­on selbst zunächst in die Ver­ant­wor­tung des Pfar­rers. Dies erfor­dert es an sich, dass die Qua­li­fi­ka­ti­on, um Pfar­rer wer­den zu kön­nen (jeden­falls in einer Pfar­rei, wo bereits bei Stel­len­be­set­zung eine sta­bi­le Grup­pe besteht), umfas­sen soll­te, dass der betref­fen­de Geist­li­che die gele­se­ne und gesun­ge­ne Mes­se im Usus anti­qui­or  beherrscht.

Ent­spre­chen­des gilt für die ver­schie­de­nen Abstu­fun­gen der Fei­er­lich­keit, in denen Bischö­fe gemäß MR1962 zele­brie­ren kön­nen. Dies­be­züg­lich wäre zu klä­ren, ob es (für den Not­fall) all­ge­mein gestat­tet wer­den kann, dass sie die Mis­sa can­ta­ta wie ein ein­fa­cher Prie­ster fei­ern oder nicht. Die Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei (ED) hat­te dies in der Ver­gan­gen­heit bereits ein­mal ver­neint, es geschieht jedoch allent­hal­ben immer wie­der. Grund­sätz­lich, nur neben­bei bemerkt, übri­gens in der Pius­bru­der­schaft, mit der wir uns hier aller­dings nicht befas­sen, da sie die lit­ur­gi­schen Bücher von 1962 nicht auf Rechts­grund­la­ge von SP und UE benutzt und auch nicht in die jetzt durch­ge­führ­te Befra­gung der Orts­bi­schö­fe ein­be­zo­gen ist.

Damit sind neben Fra­ge 2 auch die Fra­gen 4, 6 und 8 der Umfra­ge unter den Bischö­fen ein erstes Mal abge­deckt. Fra­ge 3 ist ange­klun­gen, und es zeigt sich schon, dass es Über­schnei­dun­gen mit den The­men­krei­sen II und III gibt. 

Zum Problem von Frage 6

Fra­ge 6 hat in der offi­zi­el­len deut­schen Ver­si­on – und soweit ersicht­lich im Fran­zö­si­schen und Ita­lie­ni­schen eben­falls, ob wei­te­re Fas­sun­gen exi­stie­ren, ist nicht bekannt – ein nicht spe­zi­ell auf den Bischof per­sön­lich  gerich­te­tes Inter­es­se, son­dern lau­tet all­ge­mein: „Wird das 1962 von Johan­nes XXIII. pro­mul­gier­te Mis­sal [sic!] bei der Fei­er der Mes­se verwendet?“

Da SP und auch die Instruk­ti­on Uni­ver­sae Eccle­siae ein­deu­tig vor­schrei­ben bezie­hungs­wei­se gene­rell vor­aus­set­zen, dass bei Ver­wen­dung des Usus anti­qui­or die lit­ur­gi­schen Bücher des Römi­schen Ritus in den typi­schen Edi­tio­nen, die 1962 in Gel­tung waren, ver­pflich­tend sind, erscheint die all­ge­mei­ne­re Fra­ge­rich­tung, ob das MR1962 bei den in der Diö­ze­se auf­grund von SP gefei­er­ten Mes­sen benutzt  wer­de, weni­ger sinn­voll als die Fra­ge, ob der Bischof selbst, sei es auf eige­nen Wunsch, sei es auf Bit­ten von Gläu­bi­gen hin, im Usus anti­qui­or die Mes­se zele­brie­re.  Für die­sen Kom­men­tar wird auch des­halb das an den Bischof kon­kret und spe­zi­ell gerich­te­te Fra­ge­inter­es­se vor­ge­zo­gen und als wahr­schein­li­cher ange­nom­men, weil Fra­ge 6 andern­falls eine rei­ne Wie­der­ho­lung von Fra­ge 4 und damit letzt­lich völ­lig über­flüs­sig wäre.

Wäh­rend die Bischö­fe bei der Beant­wor­tung der Umfra­ge sicher­lich auch Gele­gen­heit haben sol­len, Schwie­rig­kei­ten bei der Umset­zung, die in ihrer Diö­ze­se sich erge­ben haben, anzu­spre­chen oder Kon­flik­te zu nen­nen, die ent­stan­den sind, etwa zwi­schen den Mit­glie­dern sta­bi­ler Grup­pen, die die Mes­se im Usus anti­qui­or fei­ern möch­ten, und den son­sti­gen Pfarr­an­ge­hö­ri­gen, wird unser Kom­men­tar, zumal wir nicht aus dem Blick­win­kel einer bestimm­ten Diö­ze­se her­aus argu­men­tie­ren, sich auf posi­ti­ve und nega­ti­ve Aspek­te direkt inner­halb der lit­ur­gi­schen Pra­xis konzentrieren.

Aus römi­scher Sicht ist es sicher­lich ein mög­li­cher Nega­tiv­ef­fekt, wenn die sta­bi­len Grup­pen im Sin­ne des Motu­pro­prio in Men­ta­li­tät und Pra­xis sich abkap­seln und qua­si exklu­siv und aus­schließ­lich in einem Usus prak­ti­zie­ren, der in SP aus­drück­lich als außer­or­dent­li­cher fest­ge­legt ist. Dem möch­te ich ent­geg­nen, dass die aus­schließ­li­che Behei­ma­tung in einer Lit­ur­gie beim Ein­zel­nen stets der Nor­mal­fall gewe­sen ist. Trotz­dem konn­te ein Latei­ner immer auch gele­gent­lich ein­mal an einer unier­ten Lit­ur­gie teilnehmen.

Ein Ritus in zwei Gestalten: Tragweite und ‑fähigkeit einer Rechtsfiktion und ihre Grenzen

Die Situa­ti­on, die SP geschaf­fen hat und in der römisch-triden­ti­ni­sche und römisch-nach­va­ti­ka­ni­sche Lit­ur­gie viel­mehr als zwei Aus­prä­gun­gen eines römi­schen Ritus an sich gel­ten, ähnelt for­mal eher dem Ver­hält­nis von Lokal- und Ordens­ri­ten zum triden­ti­ni­schen Ritus, obwohl dort die Unter­schie­de viel gerin­ger waren. Die Gemein­sam­keit in der jewei­li­gen Rela­ti­on zuein­an­der ist, dass der Domi­ni­ka­ner zwar einen Eigen­ri­tus hat­te, aber den­noch natür­lich gele­gent­lich einer Mes­se im Römi­schen Ritus bei­woh­nen konn­te und sogar selbst im Römi­schen Ritus zele­brie­ren durf­te, näm­lich dann, wenn er zur Aus­hil­fe in einer Kir­che außer­halb sei­nes Ordens war. Gesagt soll damit sein, dass ein Eigen­ri­tus nie­man­den dazu brach­te, den Römi­schen Ritus zu ver­ach­ten.  Theo­lo­gi­sche Kri­tik an der nach­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie­re­form Pauls VI. ist mit die­ser Fest­stel­lung nicht aus­ge­schlos­sen und darf dies auch prin­zi­pi­ell nicht sein. UE 19 unter­bin­det sie nicht.

Es gibt nun Gläu­bi­ge, die prak­tisch des­halb aus­schließ­lich im Usus anti­qui­or prak­ti­zie­ren, weil sie in ihrem Umfeld kei­ne Mess­fei­ern vor­fin­den, die wirk­lich getreu nach den lit­ur­gi­schen Vor­schrif­ten des neue­ren Usus gefei­ert wer­den. Tat­säch­lich ist es seit SP oft leich­ter und weni­ger auf­wen­dig, eine kor­rekt gefei­er­te Mes­se nach MR1962 zu besu­chen, als eine wirk­lich ord­nungs­ge­mäß zele­brier­te Mes­se nach dem Mess­buch Pauls VI. aus­fin­dig zu machen. Latei­ni­sche Mes­sen (womög­lich auch noch am Hoch­al­tar, ohne Mini­stran­tin­nen und ohne Steh- und Hand­kom­mu­ni­on gefei­ert) nach dem MR1970/​2002 gibt es seit SP (und auch schon vor­her) de fac­to gar nicht. Selbst an die­se, auf den ersten Blick aus tra­di­tio­na­li­sti­scher Per­spek­ti­ve  viel­leicht oder ver­meint­lich noch annehm­bar­ste Vari­an­te blie­ben frei­lich Anfra­gen bestehen oder ergä­ben sich erst recht.

Damit gelingt der Über­gang zu

Themenkreis II:
Positive und negative Aspekte des Usus antiquior bei oder infolge seiner Anwendung aufgrund von SP

Posi­ti­ve Aspek­te am lit­ur­gi­schen, theo­lo­gi­schen, kate­che­ti­schen und spi­ri­tu­el­len Gehalt des Usus anti­qui­or und sei­ner ritu­el­len Gestalt könn­ten ellen­lang geschil­dert und aus­gie­big beschrie­ben wer­den. Da sie aber kein Pro­blem sind, das über­wun­den wer­den muss, kom­men sie hier nicht zur Darstellung.

Bei den­je­ni­gen Prie­stern, die sich auf­grund von SP dem Usus anti­qui­or zuge­wandt haben oder ihm schon vor­her ver­bun­den waren, beruht dies selbst­ver­ständ­lich auf einer hohen Wert­schät­zung für die über­lie­fer­te Lit­ur­gie. Hasti­ge oder bewusst nach­läs­si­ge Zele­bra­tio­nen, wie sie oft als Zerr­bild der vor­kon­zi­lia­ren Situa­ti­on ange­führt wer­den und sicher auch vor­ge­kom­men sind, gibt es kaum noch. Ein posi­ti­ver Aspekt des­sen, dass der Usus anti­qui­or eben kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, qua­si zwangs­läu­fig die ein­zi­ge Opti­on ist. Muta­tis mut­an­dis gilt das auch für die gläu­bi­gen Lai­en und Ordens­leu­te, die sich für ihre reli­giö­se Pra­xis ganz oder teil­wei­se auf SP beziehen.

An  die­sem Punkt ange­langt, ergibt sich eine Ver­flech­tung mit

Themenkreis III:
Möglichkeiten zum Erwerb der erforderlichen Eignung

Die­ser The­men­kreis wur­de schon im ersten Teil des Kom­men­tars ange­spro­chen. Er wird hier ein­be­zo­gen, ohne die Pro­blem­stel­lung von The­men­kreis II damit zu ver­ges­sen oder bereits abzuschließen.

Erstens ist fest­zu­hal­ten, dass eine Eig­nung zur Zele­bra­ti­on nach dem MR1962 nicht vor­aus­zu­set­zen ist, wenn ein Prie­ster bloß gestützt auf auto­bio­gra­phi­sche vor­kon­zi­lia­re Erin­ne­rung begin­nen soll, selbst wie­der nach dem MR1962 zu zele­brie­ren. Die Geist­li­chen, die selbst bereits vor der nach­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie­re­form akti­ve Zele­bran­ten waren, sind ganz über­wie­gend inzwi­schen längst ver­stor­ben. Wenn sie noch leben, erin­nern sie sich viel­leicht an eine Pra­xis, in der die ersten (nach-)konzilaren Reform­schrit­te von 1964 bis 1967 zur Anwen­dung kamen, die aber gemäß SP und den zuge­hö­ri­gen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen in heu­ti­gen Fei­ern im Usus anti­qui­or nicht zu prak­ti­zie­ren sind. Auch sonst ent­sprach die vor­kon­zi­lia­re Pfarr­lit­ur­gie  nicht in allem dem Ide­al­bild, das heu­te in SP-Krei­sen füh­rend ist. Des­we­gen kann noch weni­ger ein Prie­ster als geeig­net gel­ten, der sich etwa gera­de noch so aus Mini­stran­ten­per­spek­ti­ve an die frü­he­re lit­ur­gi­sche Pra­xis erinnert.

Zwei­tens muss gesagt wer­den, dass nie­mand genö­tigt wer­den soll­te, wider Wil­len nach dem MR1962 zu zele­brie­ren, dies gilt unbe­scha­det der im ersten Kom­men­tar­teil gemach­ten Bemer­kung hin­sicht­lich einer wün­schens­wer­ten Qua­li­fi­ka­ti­on von Pfar­rern im Usus anti­qui­or.

Die­je­ni­gen indes, die ger­ne in ihm zele­brie­ren wol­len, müs­sen drit­tens ver­pflich­tet wer­den, einen Zele­bra­ti­ons­kurs zu absol­vie­ren und zu bestehen, bevor sie auch bloß für Fei­ern nach Art. 2 von SP das Motu­pro­prio in Anspruch neh­men dür­fen. Wenn eine sol­che Schu­lungs­mög­lich­keit in Diö­ze­san­se­mi­na­ren nicht ein­ge­rich­tet wer­den kann, soll sie von Prie­stern ange­bo­ten wer­den, die selbst eine posi­ti­ve und rubri­zi­stisch zuver­läs­si­ge Rou­ti­ne in der Zele­bra­ti­on nach den älte­ren lit­ur­gi­schen Vor­schrif­ten auf dem Stand von 1962 haben, am besten von Prie­stern der Petrus­bru­der­schaft und ähn­li­cher Insti­tu­te, wel­che didak­tisch-päd­ago­gi­sche Erfah­rung mit Zele­bra­ti­ons­schu­lun­gen bereits gesam­melt haben. Der Diö­ze­san­bi­schof, der eine sol­che Aus­bil­dung im eige­nen Diö­ze­san­se­mi­nar nicht gewähr­lei­sten kann oder möch­te, soll­te ver­pflich­tet wer­den, sei­nen Semi­na­ri­sten und Prie­stern Mit­brü­der im prie­ster­li­chen Dienst zu benen­nen, deren Kur­se er zum Erwerb der erfor­der­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on anerkennt.

Alte Ordens- und Diözesanliturgien auf dem Stand von 1962

Art. 2 gilt für Prie­ster des Welt- und Ordens­kle­rus glei­cher­ma­ßen. In Bezug auf Ordens­prie­ster wäre die Prä­zi­sie­rung wün­schens­wert, dass die­je­ni­gen, deren Orden 1962 einen Eigen­ri­tus besaß, bevor­zugt  nach den eige­nen lit­ur­gi­schen Büchern zele­brie­ren soll­ten, die 1962 in Gel­tung waren. Das berührt nicht ihr Recht, auch römisch zu zele­brie­ren. Eine Bevor­zu­gung des alten Eigen­ri­tus ist eben­so Ordens­nie­der­las­sun­gen zu emp­feh­len, deren Orden 1962 einen alten Eigen­ri­tus hat­te und die sich nun auf Art. 3 stüt­zen wollen. 

Ent­spre­chen­des soll­te grund­sätz­lich für Diö­ze­san­prie­ster von Bis­tü­mern mit altem und 1962 noch nicht längst erlo­sche­nem Eigen­ri­tus gel­ten und für dau­er­haft dort exi­stie­ren­de, feste SP-Gruppen.

Liturgie ist nicht Messliturgie allein

Lit­ur­gi­sche Kur­se und prak­ti­sche Übun­gen sind nicht auf die Mess­lit­ur­gie zu beschrän­ken, son­dern müs­sen prin­zi­pi­ell für die gesam­te Lit­ur­gie zur Ver­fü­gung ste­hen, also für alle Sakra­men­ten­spen­dun­gen und son­sti­gen lit­ur­gi­schen Zere­mo­nien ange­bo­ten wer­den.  Die­ses Desi­de­rat nimmt Bezug auf Fra­ge 7, wur­den also in den The­men­krei­sen II und III zusam­men mit Fra­ge 3 als Leit­fra­ge auch die Fra­gen 4  und 7 behandelt.

Zu den in Fra­ge 7 ange­spro­che­nen Wei­hen bleibt anzu­mer­ken, dass den Bischö­fen die Ver­wen­dung des Pon­ti­fi­cale Roma­num (PR) 1962 in Art. 9 § 2 nur für die Spen­dung des Firmsa­kra­men­tes gestat­tet wird, die Ertei­lung der Ton­sur und der hei­li­gen Wei­hen unter Ver­wen­dung des PR1962 laut UE 30 jedoch auf die (frü­he­ren) Eccle­sia-Dei-Insti­tu­te beschränkt bleibt. Soll­te ein Diö­ze­san­bi­schof einen eige­nen Kan­di­da­ten unter Ver­wen­dung des PR1962 ton­su­rie­ren oder ihm Wei­hen ertei­len wol­len, sprä­che aber wohl nichts dage­gen, in Rom ein ent­spre­chen­des Indult zu erbit­ten und auch erhal­ten zu kön­nen. Alter­na­tiv könn­te er dem Kan­di­da­ten erlau­ben, das geist­li­che Gewand, die Ton­sur oder die ein­zel­nen Wei­hen bis zur Prie­ster­wei­he ein­schließ­lich bei Zere­mo­nien inner­halb eines Insti­tuts, dem der Gebrauch des PR1962 gene­rell kon­ze­diert ist, gleich­wohl im Auf­trag des eige­nen Ordi­na­ri­us und auf den Titel der Diö­ze­se zu emp­fan­gen. Das wür­de ana­log auch für Mit­glie­der von Orden oder Kon­gre­ga­tio­nen gel­ten kön­nen, die als Gemein­schaft kei­ne spe­zi­el­le oder fak­tisch aus­schließ­li­che Bin­dung an den Usus anti­qui­or haben. Frei­lich sind dies höchst­wahr­schein­lich prak­tisch sehr sel­ten vor­kom­men­de oder sogar rein hypo­the­ti­sche Fälle.

Reka­pi­tu­lie­rend ist mit dem Stich­wort lit­ur­gi­scher Schu­lungs­kur­se noch­mals Fra­ge 8 ange­spro­chen wor­den, mit dem The­ma Eigen­lit­ur­gien wur­de wie­der­um auf Fra­ge 2 ein­ge­gan­gen bezie­hungs­wei­se auf Art. 2 des Motu­pro­prio SP selbst.

Mit Fra­ge 4 ist eine erschöp­fen­de Beschäf­ti­gung hin­ge­gen noch nicht gelei­stet, inso­fern noch zu fra­gen ist:

Was bedeutet die Verbindlichkeit der Editio typica von 1962?

Was bedeu­tet die Ver­bind­lich­keit der Edi­tio typi­ca des Mis­sa­le Roma­num und der ande­ren lit­ur­gi­schen Bücher von 1962 für lit­ur­gi­sche Fei­ern gemäß SP, und was besagt sie nicht?

Die befrag­ten Bischö­fe wer­den gebe­ten, ihre Ant­wor­ten auf die neun Fra­gen der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on bis Ende Juli 2020 nach Rom ein­zu­sen­den. Um die­se Zeit wer­den die bei­den Jubi­lä­en, die sich am 25. Juli 2020 zum sech­zig­sten bezie­hungs­wei­se hun­dert­sten Male jäh­ren, schon gefei­ert wor­den sein. Hier wur­de der dop­pel­te Jah­res­tag, der auf die­ses Datum fällt, bereits in Aus­sicht genom­men: das Hun­dert-Jahr-Jubi­lä­um der Edi­tio typi­ca des MR1920 und der sech­zig­ste Geburts­tag des Codex rubri­carum Johan­nes‘ XXIII., der an sich unter Pius XII. bereits fer­tig­ge­stellt vor­lag und den Johan­nes XXIII. gewis­ser­ma­ßen als Schei­tel­stein der von Pius X. in Angriff genom­me­nen Gesamt­re­form von Bre­vier und Mess­buch ansah. Er ist die Grund­la­ge der Edi­tio­nes typi­cae der lit­ur­gi­schen Bücher von 1962.

Gesamtkirchlich extrem kurze Geltungsdauer des CR1960 – liturgische Tradition als Substanz von Jahrhunderten

Lit­ur­gisch und ritu­ell bil­det der CR1960 die Nor­men und Bedin­gun­gen, nach deren Ein­hal­tung sich Fra­ge 4 erkun­digt. Gesamt­kirch­lich war die­ser CR1960 aller­dings nur extrem kurz in vol­ler Gel­tung, denn schon mit der Instruk­ti­on Inter oecu­me­ni­ci vom 26. Sep­tem­ber 1964 wur­den ritu­el­le Ände­run­gen in den Mess­ru­bri­ken vor­ge­schrie­ben. Unbe­schränkt wur­de und wird der CR1960 erst ab 1984 von dem Teil der Latei­ni­schen Kir­che län­ge­re Zeit hin­durch beob­ach­tet, der das grund­le­gen­de welt­wei­te Alt­ri­tus-Indult in Anspruch nahm. Dies gilt unver­än­dert mit und seit SP, denn UE 28 stellt klar, dass SP als Spe­zi­al­ge­setz für den eige­nen Gel­tungs­be­reich die seit­her erlas­se­nen lit­ur­gi­schen Geset­ze dero­giert, die mit der Ein­hal­tung der im CR1960 fest­ge­schrie­be­nen Vor­schrif­ten nicht zu ver­ein­ba­ren sind. Das erste Doku­ment die­ser Art ist die genann­te Instruk­ti­on von 1964. 

Die gesamt­kirch­lich äußerst kur­ze Gel­tungs­dau­er kann die Fra­ge ent­ste­hen las­sen, inwie­fern die lit­ur­gi­schen Bücher von 1962 voll geeig­net sind, die lit­ur­gi­sche Tra­di­ti­on des Römi­schen Ritus mit Sub­stanz zu reprä­sen­tie­ren, also wirk­lich das auf Jahr­hun­der­te Gestütz­te dar­zu­stel­len und nicht sta­tisch die Moment­auf­nah­me eines extrem kur­zen Zeit­rau­mes in der Ver­gan­gen­heit. Vor allem ist das so, weil die Rubri­ken und auch der Stand des lit­ur­gi­schen Kalen­ders nach CR1960 bereits deut­lich in die ange­führ­te Sub­stanz ein­ge­grif­fen hat­ten, die durch jahr­hun­der­te­lan­gen Gebrauch gehei­ligt gewe­sen war.

Damit wird nicht dem Mot­to Je älter, desto bes­ser das Wort gere­det. In die Zukunft hin­ein unter­liegt das alte Mess­buch, unter­liegt die über­lie­fer­te Lit­ur­gie ins­ge­samt näm­lich kei­ner regungs­lo­sen Abge­schlos­sen­heit oder Ossi­fi­ka­ti­on.  Die Anre­gung, das MR1962 kön­ne und sol­le neue Hei­li­ge und eini­ge, zusätz­li­che Prä­fa­tio­nen auf­neh­men, war schon in dem Begleit­brief aus­ge­spro­chen, mit dem Bene­dikt XVI. bei den Bischö­fen 2007 um Wohl­wol­len bei der Umset­zung sei­nes Motu­pro­pri­os warb. UE 25 gab die­sen bei­den Desi­de­ra­ten recht­li­che Ver­bind­lich­keit und spricht davon, dass sie ver­wirk­licht wer­den müs­sen.

Mit den Dekre­ten, die am 25. März 2020 ver­öf­fent­licht wur­den, erreicht

Das Dekret der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Quo magis erreicht die­ses Ziel in Bezug auf eini­ge zusätz­li­che Prä­fa­tio­nen, deren Ver­wen­dung frei­ge­stellt wird, ihr Dekret Cum sanc­tis­si­ma (CS) ermög­licht die frei­wil­li­ge Inte­gra­ti­on nach 1960 kano­ni­sier­ter Hei­li­ger in die Lit­ur­gie des Usus anti­qui­or.

Übri­gens belegt CS 8, dass der CR1960 für den Gel­tungs­be­reich von SP nicht in Stein gemei­ßelt ist, denn für die durch das Dekret vor Ver­drän­gung geschütz­ten etwa sieb­zig Hei­li­gen­fe­ste stellt es die Mög­lich­keit wie­der her, sie auch in der Fasten- und Pas­si­ons­zeit zu zele­brie­ren. Eine Bestim­mung, durch wel­che eine Neue­rung, die der CR1960 mit sich gebracht hat­te, wie­der abge­schafft wird.

Indulte zur Verwendung der ursprünglichen tridentinischen Karwochenriten vor 1955 und der alten Pfingstvigil

In die glei­che Rich­tung weist das noch von der frü­he­ren Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei gewähr­te Indult, die Riten der Kar­wo­che und Oster­nacht so zu benut­zen, wie sie bis 1955 in Gel­tung waren. Die­ses wur­de den Höhe­ren Obe­ren der Insti­tu­te, die die­ser Kom­mis­si­on unter­stan­den, ein­ge­räumt, wel­che ihren Unter­ge­be­nen auf jähr­lich zu erneu­ern­den Antrag hin die ange­frag­te Erlaub­nis ertei­len konn­ten.  Da das gegen­ständ­li­che Indult auf drei Jah­re befri­stet war, müss­te es inzwi­schen wie­der erlo­schen sein. Die ent­spre­chen­de Rege­lung soll­te unbe­fri­stet in Kraft gesetzt wer­den.  Von vorn­her­ein gene­rell hat­te die Kom­mis­si­on per Indult die vorpacel­li­ni­sche Pfingst­vi­gil gestat­tet und etwas selt­sam erklärt, dort, wo sie üblich sei, kön­ne sie bei­be­hal­ten wer­den.

Der Ordo reci­tan­di, der seit SP all­jähr­lich in Latein im Ver­lag der Vati­ka­ni­schen Drucke­rei für den Usus anti­qui­or erschie­nen ist und ursprüng­lich von der Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei her­aus­ge­ge­ben wur­de, seit deren Auf­lö­sung jedoch von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on erstellt und her­aus­ge­ge­ben wird, ent­hält immer wie­der Hin­wei­se auf vor 1960 zurück­rei­chen­de lit­ur­gi­sche und kalen­da­ri­sche Rege­lun­gen und bie­tet sie bereits jetzt zumin­dest als para­lit­ur­gi­sche Optio­nen an.

Der Begriff des Usus als Weitung

Über die Ver­wen­dung hin­aus, die der Begriff usus recht­lich in SP erfährt, hat er lit­ur­gie­ge­schicht­lich die grund­le­gen­de­re Bedeu­tung, vor­triden­ti­nisch die Vari­an­ten zu bezeich­nen, die für die Lit­ur­gie der Ordens- und Lokal­ri­ten kenn­zeich­nend waren. Die mit der triden­ti­ni­schen Lit­ur­gie und die Zeit von 1570 bis 1970 oft asso­zi­ier­te mono­li­thi­sche Uni­for­mi­tät des römisch-triden­ti­ni­schen Ritus kann durch sol­che Indul­te eine Kor­rek­tur erfah­ren, die nicht eine schäd­li­che Assi­mi­la­ti­on an die häu­fig unüber­sicht­lich und will­kür­lich erschei­nen­den Aus­wahl­mög­lich­kei­ten des Usus recen­ti­or sein muss, die man eben­so prin­zi­pi­ell ableh­nen müss­te wie eigen­mäch­ti­ge Krea­ti­vi­tät des Zelebranten.

Frei­lich soll­te man sich pro Got­tes­dienst­ort und Gemein­schaft, die dem Usus anti­qui­or ver­bun­den ist,  auf eine gewis­se lit­ur­gi­sche Vor­her­seh­bar­keit eini­gen. Eine über­all glei­che Uni­for­mi­tät in jeder Ein­zel­heit aber ist nicht erfor­der­lich und an sich eigent­lich auch gar nicht wünschenswert.

Loretofest als interessantes Beispiel

Schon vor­hin wur­de ange­deu­tet, dass der CR1960 auch einen deut­li­chen Ein­griff in das Fest­ka­len­da­ri­um dar­ge­stellt hat­te. Vie­le Feste fie­len durch das Raster. Oft waren es übri­gens aus­ge­rech­net sol­che, die den orts­kirch­li­chen Cha­rak­ter des Ritus der Stadt Rom unter­stri­chen. Ritus einer Orts­kir­che war er zuerst, ehe er fak­tisch zum welt­kirch­li­chen Ein­heits­ri­tus mutierte.

Eines der Feste, die einer nüch­tern ratio­na­li­sti­schen Nach­prüf­bar­keit sei­nes histo­ri­schen Kerns sich ent­zo­gen und des­we­gen der Reform von 1960 zum Opfer fie­len, war das Fest der Über­tra­gung des Hei­li­gen Hau­ses der Aller­se­lig­sten Jung­frau und Got­tes­mut­ter Maria nach Lore­to, das am 10. Dezem­ber gefei­ert wur­de. Anders als vie­le der damals abge­schaff­ten Feste, die wenig­stens im Appen­dix pro ali­qui­bus locis wei­ter­hin ange­bo­ten wur­den (vor allem wohl, um die Fei­er bestehen­der Patro­zi­ni­en mit Eigen­tex­ten zu ermög­li­chen), galt das außer­halb von Lore­to selbst offen­bar nicht für das Fest Unse­rer Lie­ben Frau von Lore­to.

Inter­es­san­ter­wei­se hat Papst Fran­zis­kus ver­fügt, die­ses Fest als nicht­ge­bo­te­nen Gedenk­tag im Gene­ral­ka­len­der des ordent­li­chen Usus am alten Ter­min wie­der­her­zu­stel­len. Das ent­spre­chen­de Dekret der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on datiert vom 7. Okto­ber 2019.

Lei­der schweigt es über den außer­or­dent­li­chen Usus. Es wäre aber logisch und wün­schens­wert, wenn es nach die­sem Dekret mit dem Pro­pri­um, das es bis 1960 im triden­ti­ni­schen Mess­buch hat­te, auch im Kalen­der des Usus anti­qui­or wie­der ein­ge­führt und gefei­ert wer­den könn­te. Eine Anfra­ge bei der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on bezie­hungs­wei­se der für die Lit­ur­gie gemäß SP zustän­dig erklär­ten Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on soll­te in die­sem Detail Klar­heit und Rechts­si­cher­heit schaffen.

Der vier­te Gesichts­punkt, den man noch ins Auge fas­sen muss, stellt sich weni­ger als The­menkreis, viel­mehr deut­lich als Ein­zelthe­ma dar:

Thema IV: Einfluss der außerordentlichen Form auf den Usus recentior

Es ver­bleibt uns noch Fra­ge 5. – Sie ist schnell beant­wor­tet. Über eine atmo­sphä­ri­sche Befruch­tung des gemäß den nach­va­ti­ka­ni­schen lit­ur­gi­schen Büchern gefei­er­ten Römi­schen Ritus hin­aus, von der Papst Bene­dikt 2007 im Begleit­brief zum Motu­pro­prio spricht, ist eine Über­nah­me von kon­kre­ten ritu­el­len Bestand­tei­len des Usus anti­qui­or in den Usus recen­ti­or weder von SP vor­ge­se­hen noch legitimiert.

Sakrale Atmosphäre, die ausstrahlt

Mehr als ein Milieu der Sakra­li­tät, das durch die Prä­senz des Usus anti­qui­or geschaf­fen wird, kann also gar nicht auf die neue Lit­ur­gie aus­strah­len. Mög­lich ist dadurch höch­stens eine kla­re Prä­fe­renz des I. Hoch­ge­bets des pau­li­ni­schen Mess­buchs und viel­leicht ein so ver­ein­zel­ter Gestus wie die nach der Kon­se­kra­ti­on ver­ei­nigt blei­ben­den Dau­men und Zei­ge­fin­ger des Zele­bran­ten. Wenn also ein Bischof von sei­ner Diö­ze­se mehr und Kon­kre­te­res berich­ten könn­te, wäre das in den Augen Roms oder des Pap­stes sicher kein ange­streb­ter oder erwünsch­ter Effekt von SP und müss­te eher kor­ri­giert, das heißt rück­gän­gig gemacht wer­den. Aller­dings wäre das nur dann über­zeu­gend und glaub­wür­dig durch­zu­füh­ren, wenn die Bischö­fe auch sonst im Usus ordi­na­ri­us tat­säch­lich kon­se­quent und wirk­sam über die Ein­hal­tung der ihm eige­nen lit­ur­gi­schen Vor­schrif­ten wachen und sicher­stel­len wür­den, dass Eigen­mäch­tig­keit und wil­de Krea­ti­vi­tät als Miss­brauch inner­halb der neu­en Lit­ur­gie effek­tiv unter­bun­den werden.

Abschluss: Resümee und Perspektive

Das Jahr 2020 mit sei­nen bei­den Jubi­lä­en am 25. Juli ist für den Usus anti­qui­or ein gera­de­zu idea­ler Zeit­punkt, um klar­zu­stel­len, dass die simul­ta­ne Koexi­stenz der nach­va­ti­ka­ni­schen und nach­triden­ti­ni­schen Edi­tio­nes typi­cae des jewei­li­gen Römi­schen Mess­buchs und der ande­ren lit­ur­gi­schen Bücher des Römi­schen Ritus kei­ne sta­ti­schen Fest­schrei­bun­gen sind.

Die lit­ur­gi­sche Tra­di­ti­on ist grö­ßer als eine kur­ze Span­ne der Geschich­te und mehr als die Moment­auf­nah­me eines in der Ver­gan­gen­heit abge­schlos­se­nen Zustands. Die lit­ur­gi­sche Pra­xis des Usus anti­qui­or ist auch in der Gegen­wart nicht ste­ril abge­kap­selt oder abge­schnit­ten. Des­we­gen konn­te er sich zum einen der Fei­er neu­er Hei­li­ger und für eine über­schau­ba­re Zahl neu­er Prä­fa­tio­nen öff­nen. Maß­nah­men, die bei­de ermög­licht, aber nicht zwin­gend vor­ge­schrie­ben wor­den sind. Zum ande­ren kann und soll­te die lit­ur­gi­sche Pra­xis des Usus anti­qui­or in ihrer leben­di­gen Fei­er­ge­stalt wei­ter und tie­fer als sech­zig Jah­re zurück auf die lit­ur­gi­sche Tra­di­ti­on der Latei­ni­schen Kir­che zurück­grei­fen und in die­ser wur­zeln. SP schwört nie­man­den been­gend auf den Sta­tus quo des CR1960 ein. Auch die Pius­bru­der­schaft soll­te sich end­lich wie­der dazu durch­rin­gen, den Rechts­po­si­ti­vis­mus auf­zu­spren­gen, mit dem sie sich selbst über Gebühr an die lit­ur­gi­schen Bücher der magi­schen Jah­res­zahl 1962 gebun­den fühlt.

Das wich­tig­ste Desi­de­rat, das hier arti­ku­liert wor­den ist, die kla­re­re und schär­fe­re Bestim­mung des­sen, was den Sacer­dos ido­neus aus­macht, und die Ein­füh­rung ver­bind­li­cher Kur­se und Fort­bil­dungs­mög­lich­kei­ten, um die­se Qua­li­fi­ka­ti­on zu erwer­ben und nach­zu­wei­sen, sei abschlie­ßend noch­mals betont.

Nicht Anmaßung, sondern Versuch eines konstruktiven Beitrags

Der vor­lie­gen­de Kom­men­tar bean­sprucht kei­ne bischöf­li­che Kom­pe­tenz und Auto­ri­tät, er möch­te aller­dings kon­struk­tiv bei­tra­gen zum Gelin­gen der Umfra­ge bezüg­lich des Usus anti­qui­or unter allen Diö­ze­san­bi­schö­fen welt­weit. Die­ses Gelin­gen sei am Ende des Kom­men­tars in sei­nen bei­den Tei­len der Für­spra­che des hei­li­gen Pap­stes Pius V. anemp­foh­len. Des­sen Bild hat gleich­sam als Mar­ken­zei­chen bei­de Fol­gen des Bei­trags beglei­tet. Sein Name ist unlös­lich mit der Her­aus­ga­be und Pro­mul­ga­ti­on des Römi­schen Mess­buchs im Auf­trag und Anschluss des Kon­zils von Tri­ent (1545–1563) ver­bun­den. Der älte­re lit­ur­gi­sche Kalen­der des Römi­schen Ritus ver­zeich­net am heu­ti­gen 5. Mai sein Fest: Sanc­te Pie V – inter­ce­de pro nobis!

Bild: New Lit­ur­gi­cal Movement

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