Von Wolfram Schrems*
Gott sei Dank fand heuer in Wien keine „Gay Pride“ („Regenbogenparade“) statt. Die Corona-Kampagne hatte also auch ihr Gutes. Dafür wurde zum neunten Mal der Marsch für die Familie durchgeführt. Er war mit seinen Rednern so breit aufgestellt wie nie zuvor. Wenn auch die gut 500 Teilnehmer des Jahres 2015 nicht erreicht wurden, so waren in Anbetracht der Nachwirkungen des Corona-Wahns und vor allem der sehr kurzen Vorbereitungszeit die etwa 300 Teilnehmer, ebenfalls aus verschiedenen Gruppen stammend, ein beachtlicher Erfolg.
Da weder weltliche noch kirchliche Hauptstrommedien ein Sterbenswörtchen berichtet haben, im folgenden einige Informationen und Kommentare.
Die Beiträge
Am Samstag, 13. Juni, versammelten sich um 14.00 etwa dreihundert Kundgebungsteilnehmer, darunter viele junge Leute und Familien, bei enormer Polizeipräsenz am Stephansplatz. Mag. Christian Zeitz (Wiener Akademikerbund) moderierte und äußerte sich deutlich zu dem bösartig-dummen Gehabe der Gegenseite.
Der Initiator des Marsches, Rechtsanwalt i. R. Dr. Alfons Adam, Gründer und Vorsitzender von Pro Vita – Bewegung für Menschenrecht auf Leben, forderte die Christen zum Mut in politischen Fragen auf. Dazu gehört auch die Selbstverständlichkeit, daß nur der strafrechtliche Schutz der ungeborenen Kinder wirklich Lebensrecht konstituiert (was bekanntlich auch der Katechismus lehrt: KKK 2273). Adam mahnte auch das an sich Selbstverständliche ein, daß die Ehe gesetzlich nur zwischen Mann und Frau möglich sein soll. Diese Rede rief bei den Gegendemonstranten, die von der Polizei gegen die 100-Meter-Regel sehr nahe herangelassen wurden, wütendes Geheul hervor. Er verlas eine Grußbotschaft von em. Weihbischof Dr. Andreas Laun, der sich wegen gesundheitlicher Gründe entschuldigte.
Wie in den letzten Jahren war auch der ehemalige slowakische Ministerpräsident, Rechtsanwalt i. R. Dr. Ján Čarnogurský, anwesend. Er hielt fest, daß „wir weiterhin für die Familie auf die Straße gehen, weil die Familie der beste Schutz für uns, den einzelnen, und für die Gesellschaft“ ist. Der familiäre Zusammenhalt war in der Corona-Krise die stärkste Kraft. Der ehemalige Dissident und Held des Widerstandes in der ČSSR bekannte sich zur Wirksamkeit des Gebetes zur Jungfrau Maria. Er teilte die gute Nachricht mit, daß in Prag die Mariensäule am Altstädter Ring, die der Mob 1918 zerstörte, vor kurzem wiedererrichtet wurde. Prag hatte nach der Entfernung der Muttergottes keinen Schutz mehr vor Hitler, Stalin und dem Warschauer Pakt gehabt. Čarnogurský lobte die Maßnahmen der ungarischen Regierung zugunsten von Ehe und Familie, das starke Absinken der Scheidungen und die Zunahme der Eheschließungen. Er kritisierte die liberale Presse, die in der Slowakei Stimmung gegen den Lebensschutz macht. Čarnogurský machte sich gleich danach auf den Weg in die Slowakei, um ein Buch über Samisdat (christliche Untergrundpresse im Kommunismus) vorzustellen. Er konstatierte eine gewisse Parallele zwischen der kommunistischen Verfolgung vor dreißig Jahren und der Ausgrenzung von Christen in der Gegenwart, wenn auch die Methoden verschieden sind.
Auch der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Dr. Emanuel Aydin unterstützte den Marsch wieder. Er dankte Gott, daß die Regenbogenparade heuer nicht stattfinden konnte. Kritisch betrachtete er das wochenlange Verbot der Gottesdienste. Nur die Familie gebe Stabilität für Erwachsene und Kinder. Er bezeichnete es als „schändlich“, daß „superreiche internationale Organisationen“ einen „satanischen Kampf“ gegen die Familie führen. Die „Black Lives Matter“-Bewegung bekenne sich auf ihrer Internetseite zur Auflösung der Kernfamilie und zur Kollektivierung der Kinder. Damit unterstütze sie eine Forderung des Kommunistischen Manifests. Aydin kritisierte auch die Verwirrung, die sich in den Kirchen und christlichen Gemeinschaften und in der Theologie in Bezug auf die Homosexualität breit machte. Dort stelle man sich dumm und sage, man wüßte nicht, was Paulus in 1 Kor 6,9 genau meinte. Aydin hielt dagegen, daß etwa die syrisch-orthodoxe Kirche das sehr wohl weiß und die urkirchliche Tradition aufrechterhält: Homosexualität ist Sünde und macht nicht glücklich und nicht selig. Das muß auch die Ökumene beachten, weil es wahre Ökumene nur in der Wahrheit gibt. Er rief alle dazu auf, zur Wahrheit zu kommen, auch die Irrenden. Jesus Christus werde niemanden abweisen, der aufrichtig zu Ihm kommt.
Georg Immanuel Nagel vom Verein Okzident kritisierte „das geistige Virus“, von dem die Gegendemonstranten befallen sind, und „den Todeshauch einer nihilistischen Lebensweise“. Die „freigewählte Selbsterniedrigung“ werde heute als Befreiung verkauft.
Alexander Tschugguel, Gründer des St. Bonifatius-Instituts und bekannt durch die Entsorgung der Pachamama-Götzen aus der römischen Kirche Santa Maria in Traspontina, betonte die Wichtigkeit der Kultivierung. Die Gegendemonstranten hätten eine solche offenbar nicht erfahren und müßten nun zwangsläufig rebellieren. Er rief dazu auf, unseren Lebensweg analog zum Exodus Israels als Weg durch die Wüste zu verstehen.
Reinhold Eichinger, Vorsitzender des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich äußerte sich insofern optimistisch zur Zukunft der Familie, als diese von der überwältigenden Mehrzahl der Österreicher als Wunsch und Ideal gesehen wird. Er mache sich aber Sorgen um eine Gesellschaft, die ebendieses Ideal mit Füßen tritt. Man gelte ja heute schnell als intolerant. Die Kommune von Otto Muehl als ein Gegenmodell zur Familie habe eine Ruinenlandschaft hinterlassen. Die Familie ist ohne Alternative.
Die Schlußansprache hielt P. Dr. Johannes Regele von der Priesterbruderschaft St. Pius X. Er rief angesichts der Verwirrung in der Kirche zur Rückkehr „zu den Gedanken Gottes“ auf. Er brandmarkte das Versagen der Theologie und mancher Kirchenvertreter in der Verteidigung der Ehe in den letzten fünfzig Jahren. Nach dem Marsch über den Graben erteilte er am Ballhausplatz den Segen.
Dazu einige kurze Kommentare in Bezug auf Politik und Kirche:
Neue Allianzen – Fehlen der Amtskirche
Dieses Jahr war der Marsch für die Familie, wie eingangs gesagt, von einer breiteren Koalition mitgetragen als in den Jahren zuvor. Es konnten möglicherweise bestehende Ressentiments zwischen den betreffenden Personen und Gruppen zugunsten des gemeinsamen Anliegens überwunden werden.
Erfreulicherweise konnten die verschiedenen Gruppen zusammenarbeiten und somit wurde auch die erstmalige Teilnahme von Alexander Tschugguel und Reinhold Eichinger möglich.
Unter den Teilnehmern waren neben sehr sichtbaren polnischen Katholiken auch heimische Aristokraten, viele junge Erwachsene und Jugendliche und auch einige Kinder. Auch der vielverleumdete und von einem fanatischen Staatsanwalt permanent traktierte Identitären-Chef Martin Sellner war zeitweise anwesend.[1]
Die Amtskirche gehört nicht zu dieser Allianz. Die Anwesenheit von zwei Priestern der Piusbruderschaft rettete die Ehre des katholischen Klerus.
Der ehemalige Generalvikar Franz Schuster stand zwar zeitweise am Stephansplatz herum, schaute aber nur tumb aus seiner laikalen Verkleidung. Ein Priester einer charismatischen Gemeinschaft, ebenfalls nicht als Priester erkennbar, kam dem Zug am Graben entgegen, zeigte aber keinerlei Anzeichen irgendeiner Unterstützung. Kardinal Schönborn und seine Umgebung bekunden seit Jahren kein Interesse am Kampf für die Familie und das ungeborene Kind.[2]
Zumindest auf der propagandistischen Ebene sind sie selbst massiv in die Homosexualität verstrickt. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Primas Germaniae, und neuerdings Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, hatte die – vorsichtig gesagt – unglückliche Eingebung, Benediktionsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare erfinden zu lassen und beauftragte damit die Liturgiker der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz.
Wird das Produkt dann „Sodomitischer Segen“ heißen, oder wie?
Leider sind die von allen guten Geistern verlassen.
Schlünde der Hölle – Dialog ausgeschlossen
Mobil machten zugunsten einer Gegendemonstration u. a. der kommunistisch inspirierte Klub slowenischer Studentinnen und Studenten in Wien, der Kommunistische Studentinnenverband Linke Liste und die Rosa Antifa Wien. Die Parolen waren wie immer vulgär und blasphemisch, die Leute wie besessen, der Haß mit Händen greifbar. Man sah förmlich „die Schlünde der Hölle“ offen (um Moderator Zeitz zu zitieren). Unter den Augen der Polizei kam es zu verbalen und physischen Angriffen auf abrückende Kundgebungsteilnehmer, unter ihnen einer der beiden katholischen Priester.
Die Aufschrift auf dem Schirm eines Gegendemonstranten war erstaunlich ehrlich. Dort stand: Fags hate God, auf Deutsch also etwa: „Schwuchteln hassen Gott“. Die Selbstbezeichnung als „fag“ zeugt von einer niedrigen Selbstachtung, der Haß gegen Gott ist ohnehin sichtbar. Die niedrige Selbstachtung kam auch durch das würdelose Verhalten und die klamaukhafte Adjustierung zum Ausdruck. Und natürlich durch den praktisch stundenlang gebrüllten Spruch: „Eure Kinder werden so wie wir“.
Angesichts der Politik der Autoritäten im Unterrichtswesen, in Kirche und christlichen Gemeinschaften, von Parteien und Kulturschaffenden ist die Gefahr einer Totalindoktrination von Kindern und Jugendlichen tatsächlich gegeben. Leider machen sich viele Eltern keine adäquaten Vorstellungen vom Zugriff auf ihre Kinder in Schulen und Kindergärten. Selbstverständlich ist hier auch auf die ÖVP (neuerdings ohne „Ö“: „dieneuevolkspartei.at“) keinerlei Verlaß.
Jeglicher Dialog mit denjenigen Kräften, die ihre Stiefeltruppen auf die Straße schicken, ist eine Illusion. Würde er doch geführt werden, wäre es Verrat. Da man seit den Zeiten von Kardinal König unseligen Angedenkens diesen „Dialog“ geführt hat, wich man auch zurück. Übrig bleiben nur Ruinen.
Polizei – Indikator der Politik
Die Polizei war dem Vernehmen nach im Vorfeld nicht unkooperativ. Andererseits ist das Herausverhandeln einer Demonstrationsroute für nicht-konforme Demonstrationen, also Kundgebungen, die nicht der Agenda des Deep State entsprechen, erfahrungsgemäß nie einfach. Zudem zeigte sich – im Kontrast zum Jahr 2018, als Herbert Kickl von der FPÖ Innenminister war –, daß die Gegendemonstranten sehr nahe an die Standkundgebung und den Marsch herangelassen wurden. Keine Rede war von dem gesetzlich vorgesehenen 100-Meter-Mindestabstand. Mannschaftswägen der Polizei schirmten zwar die Kundgebung physisch ab, aber der Lärmterror entfaltete seine Wirkung. Ohne die effiziente Lautsprecheranlage hätten die Kundgebungsteilnehmer die eigene Kundgebung nicht gehört.
Die Beamten setzten auch die – möglicherweise nur halbherzig ausgesprochenen – Wegweisungen von offensichtlichen Gegendemonstranten nicht durch. Sogar ein gegnerischer Photograph, der in der Antifa-Szene wohlbekannte Lorenzo, wurde nicht weggewiesen, obwohl er sich nicht als Journalist ausweisen konnte. Ein Marschteilnehmer habe einen Polizisten gefragt, warum diese die Gegendemonstranten nicht weiter auf Abstand halten. Der Polizist habe gesagt, die Beamten folgten nur den erhaltenen Befehlen. Das heißt also, daß die Demonstrationspolitik der Polizei der Politik des jeweiligen Innenministers folgt. Oder, wenn man so will, des letztlich maßgeblichen Deep State. Die derzeitige Bundesregierung steht bekanntlich sehr weit links, da hat die gehätschelte Antifa mehr Wirkmöglichkeiten als bei einem blauen Innenminister.
Die blasphemischen und vulgären Parolen, die den Kundgebungsteilnehmern entgegengeschrien wurden, würden darüber hinaus wohl einen zusätzlichen Straftatbestand darstellen, Herabwürdigung religiöser Lehren, Beleidigung, Störung einer angemeldeten Versammlung u. dgl.
Nach einer Twitter-Meldung der Rosa Antifa Wien wurde zwar ein Störer festgenommen, aber bald wieder freigelassen.
Es ist kaum anzunehmen, daß die einzelnen Beamten mit den linken Demonstranten sympathisieren würden. Aber das ist nicht relevant. Relevant ist, daß die politische Macht einen leicht einsetz- und steuerbaren Pöbel zur Einschüchterung der Gegner benötigt. Darum bekommt die Polizei auch die Anweisung, gegenüber linksradikalen Demonstranten weit weniger scharf vorzugehen als etwa gegenüber Demonstranten, die ihren Unmut über die Corona-Maßnahmen kundtun.
Lügen- und Lückenpresse: Totschweigen als letztes Mittel
Wie eingangs erwähnt, hielt es kein größeres Medium der Mühe wert, über eine breit aufgestellte und gut besuchte Kundgebung für die Rechte der Familie und gegen Genderwahn, Homo-Terror und Abtreibung zu berichten. Die halbe Wiener Innenstadt war in Aufruhr. Aber das tangiert die Lückenpresse nicht. Auch für den öffentlich-rechtlichen ORF ist das irrelevant. „Öffentlich-rechtlich“ heißt ja wohl nur, daß die Gebühren mit Zwangsmitteln eintreibbar sind. Inhaltlich sagt dieses Prädikat nichts aus. Nicht umsonst heißt der ORF bei vielen „Österreichischer Rotfunk“.
Lediglich das kleine patriotische Nachrichtenportal Tagesstimme und der Informationsdienst der Evangelischen Allianz (idea) berichteten, letzterer hinter einer Bezahlschranke, offen nur über den Arbeitskreis für Religionsfreiheit und verfolgte Christen lesbar.
Der Internetfernsehsender OE24 hatte zwar eine Journalistin bei der Veranstaltung, schloß sich aber dem Verschweigen an: Frau Isabelle Daniel suderte auf ihrem Twitter-Account nur herum, daß die „Abtreibungsgegner (oder was immer die sind)“ keine Masken trugen und „Zero Abstand“ hielten. In Zeiten des regierungsamtlich geschürten Corona-Wahns ist das eben alles, was zählt.
Auf kirchenoffiziellen und kirchennahen Medien wie kath.net und Tagespost war – nicht sehr verwunderlich – nichts zu finden.
Resümee
Die Veranstaltung war ein Sinnbild für die Hartnäckigkeit und Unbeirrbarkeit der Organisatoren und ihrer Unterstützer. Man läßt sich nicht abschrecken von widrigen Umständen, hochsommerlichen Temperaturen und dem Terror der Linken.
Es wurde moniert, daß keine Frauen unter den Rednern waren. Das ist tatsächlich zu bedauern, aber es ist auch zu respektieren, wenn angefragte Rednerinnen nicht zusagen können oder wollen.
Leider war die Veranstaltung ein Sinnbild für die politisch-amtskirchlich-mediale Koalition, die ganz im Dienst des Zeitgeistes und seiner Lügen steht.
Aber die Wahrheit gelangt wie der Korken doch immer wieder an die Oberfläche.
Deo gratias.
*Wolfram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Pro Lifer, in den letzten Jahren fallweise Mitorganisator des Marsches für die Familie.
[1] Krasse Ignoranz vieler Zeitgenossen zeigt sich besonders im Umgang mit Sellner, der bekanntlich in allen Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Verhetzung freigesprochen wurde. Das Oberlandesgericht Graz gab sogar im vergangenen Dezember seiner Beschwerde über unverhältnismäßige und ohne ausreichenden Anfangsverdacht durchgeführte Hausdurchsuchungen und Kontoöffnungen statt. Er kann also als voll rehabilitiert gelten. Das interessiert jedoch allzu viele Bürgerliche und Kirchenleute in ihrer Ignoranz und Feigheit nicht. Dr. Andreas Unterberger war der einzige österreichische Publizist mit erheblicher Reichweite, der hier Fairness walten ließ. Aber das ist ein anderes Thema.
[2] Bei ihrer am 18. Juni zu Ende gegangenen Konferenz in Mariazell erklärten die österreichischen Bischöfe in ihrem uferlosem Blabla unter anderem auch: „Jedes Leben, ob ungeboren oder geboren, ist zu schützen und zu fördern.“ So, so. Daß irgendwelche Konsequenzen folgen werden, ist halt erfahrungsgemäß nicht zu erwarten. Den Bischöfen sind Klima- und Immigrationswahn wichtiger.
Leider haben wir die Einladung zum Marsch für die Familie erst einige Tage danach bekommen!
Leider habe auch ich die Einladung erst einige Tage zu spät bekommen. Zufall?
(Danke fürs Zurechtschneiden des Bildes!)
@Brigitte Kashofer
@Cle
Sowohl die Vorbeitungssitzung als auch der Marsch selbst wurden sehr kurzfristig angesetzt. Darunter litt auch die Bewerbung.