Bischof von Fatima empört: „Gläubige wollen noch immer die Mundkommunion“

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Kardinal Marto bei seinem ersten Besuch in Fatima seit der Wiederzulassung öffentlicher Gottesdienste.
Kardinal Marto bei seinem ersten Besuch in Fatima seit der Wiederzulassung öffentlicher Gottesdienste.

(Lis­sa­bon) Nach­dem der Beginn der Wall­fahrts­sai­son wegen der Coro­na-Maß­nah­men nicht hat­te statt­fin­den dür­fen, konn­ten am Pfingst­sonn­tag auch in Por­tu­gal die Gläu­bi­gen wie­der in die Kir­chen zurück­keh­ren. Für Kar­di­nal Anto­nio Mar­to war das ein Anlaß für eine har­te Gläu­bi­gen­schel­te und Tadel für jene, die noch immer die Mund­kom­mu­ni­on wünschen.

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Am 12./13. Mai konn­te der tra­di­tio­nel­le Beginn der Wall­fahrts­sai­son im Mari­en­hei­lig­tum von Fati­ma nicht statt­fin­den. Am 103. Jah­res­tag der ersten Mari­en­er­schei­nung am 13. Mai 1917 war das Mari­en­hei­lig­tum gespen­stisch leer. Dazu paß­te der Mor­gen­ne­bel, der das Gelän­de ein­ge­hüllt hatte.

Die Regie­rung hat­te die Mög­lich­keit einer vor­zei­ti­gen Öff­nung ange­deu­tet, um den Besuch des für das Land so bedeu­ten­den Hei­lig­tums zu erlau­ben. Die Kir­che wink­te jedoch ab, allen vor­an Anto­nio Mar­to, der Bischof von Lei­ria-Fati­ma und stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Por­tu­gie­si­schen Bischofs­kon­fe­renz. Papst Fran­zis­kus hat­te ihn als ersten Ober­hir­ten die­ses Bis­tums in den Kar­di­nals­rang erhoben.

Am 31. Mai, Pfing­sten, wur­den in ganz Por­tu­gal öffent­li­che Got­tes­dien­ste wie­der erlaubt. Kar­di­nal Mar­to gab aus die­sem Anlaß dem Jesui­ten­or­den ein Inter­view. Dar­in ver­tei­dig­te er die Anord­nung der Bischofs­kon­fe­renz, die er auch in sei­nem Bis­tum umsetz­te, aus­schließ­lich die Hand­kom­mu­ni­on zu erlauben.

Die Handkommunion als Kampf gegen die Mundkommunion

Die Por­tu­gie­si­sche Bischofs­kon­fe­renz erhielt am 10. Okto­ber 1975 von Rom die Erlaub­nis zur Dis­pens im Novus Ordo von der tra­di­tio­nel­len Form des Kom­mu­nion­emp­fangs. Seit­her dür­fen die Gläu­bi­gen in Por­tu­gal auch die Hand­kom­mu­ni­on emp­fan­gen. Die Ein­füh­rung erfolg­te mit dem aus­drück­li­chen Hinweis:

„Die­se Form der Kom­mu­ni­on darf den Gläu­bi­gen nicht auf­er­legt wer­den, da sie die Wahl haben müs­sen, wie sie die Eucha­ri­stie emp­fan­gen möchten.“

Die Mund­kom­mu­ni­on ist in dem am Atlan­tik gele­ge­nen Land noch heu­te stark ver­brei­tet. Man­che Kir­chen­krei­se sto­ßen sich dar­an und sehen dar­in eine abzu­leh­nen­de „Rück­wärts­ge­wandt­heit“. Mit der Form des Kom­mu­nion­emp­fangs ist eben mehr ver­bun­den, dar­un­ter das Eucha­ri­stie- und Kir­chen­ver­ständ­nis. Im Jahr 2000 ver­öf­fent­lich­te das Lit­ur­gi­sche Amt der Bischofs­kon­fe­renz eine irre­füh­ren­de Anmer­kung zur drit­ten Aus­ga­be der Edi­tio Typi­ca des Mis­sa­le Roma­num. Sie ent­spricht einer pro­gres­si­ven Les­art, aber nicht der histo­ri­schen Wahr­heit. Dar­in wur­de behaup­tet, daß „der Brauch, auf den Knien zu kom­mu­ni­zie­ren“ und „aus­schließ­lich in den Mund“, der Kir­che „der ersten neun Jahr­hun­der­te abso­lut fremd“ gewe­sen sei und sich nicht auf einen gött­li­chen, apo­sto­li­schen oder früh­christ­li­chen Ursprung stüt­zen könne.

Wie jüngst vom bekann­ten Lit­ur­gi­ker Don Nico­la Bux, einem per­sön­li­chen Freund von Bene­dikt XVI., bekräf­tigt, ist das genaue Gegen­teil wahr. Die Mund­kom­mu­ni­on geht direkt auf das Letz­te Abend­mahl zurück und ent­spricht der Form, wie Jesus Chri­stus selbst den Apo­steln die Kom­mu­ni­on spendete.

Nicht von unge­fähr bezeich­ne­te der Mit­ar­bei­ter des Lit­ur­gi­schen Amtes der Por­tu­gie­si­schen Bischofs­kon­fe­renz im Jahr 2000 die neue Art des Kom­mu­nion­emp­fangs als „wirk­li­ches Para­dig­ma“, das das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil durch die Lit­ur­gie­re­form „för­dern woll­te“. Laut den Wor­ten von Johan­nes XXIII., so der Autor, habe die Lit­ur­gie zu den „ein­fa­chen und sehr tie­fen For­men der Kir­che der Apo­stel und Mär­ty­rer zurück­zu­keh­ren“ und sie aufzugreifen.

Der nament­lich nicht genann­te Autor, der als „ein Mit­ar­bei­ter des Natio­na­len Lit­ur­gi­schen Dien­stes“ aus­ge­wie­sen wur­de, ver­brei­te­te das gewohn­te pro­gres­si­ve Nar­ra­tiv, das aller­dings in zen­tra­len Punk­ten einer Legen­den­bil­dung ent­spricht. Das gilt für den histo­ri­schen Bezug, die Behaup­tung, die Hand­kom­mu­ni­on sei die ursprüng­li­che Form des Kom­mu­nion­emp­fangs „der Apo­stel und Mär­ty­rer“ und die Lit­ur­gie­re­form eine Umset­zung des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils gewe­sen. Ins Schwar­ze trifft hin­ge­gen die Aus­sa­ge von einem „wirk­li­chen Paradigma“.

„Jesus hat nicht gesagt: Mach den Mund auf“

Kar­di­nal Mar­to bewegt sich auf die­ser Linie, wenn er sich in dem Inter­view dar­über empör­te, daß Gläu­bi­ge auf der Mund­kom­mu­ni­on behar­ren. Abschät­zig kom­men­tier­te er die­se Hal­tung mit den Worten:

„Jesus sag­te: ‚Nimm und iß‘. Er hat nicht gesagt: ‚Mach den Mund auf‘.“

Das Inter­view gab der Bischof von Lei­ria-Fati­ma am 29. Mai dem Pod­cast Pon­to de Vira­gem des Jesui­ten­or­dens. Die Empö­rung des Kar­di­nals wur­de durch eine Peti­ti­on aus­ge­löst, die 500 por­tu­gie­si­sche Prie­ster und Gläu­bi­ge der Bischofs­kon­fe­renz und dem Hei­li­gen Stuhl zukom­men lie­ßen. Dar­in ersu­chen sie um Auf­he­bung des Ver­bots der Mund­kom­mu­ni­on. Die zwangs­wei­se Hand­kom­mu­ni­on „unter­gräbt ernst­haft die Nor­men der katho­li­schen Kir­che und die Ehr­furcht vor dem aller­hei­lig­sten Sakra­ment“, heißt es in der Peti­ti­on. Die Unter­zeich­ner ver­wei­sen auf Epi­de­mien im 20. Jahr­hun­dert und H1N1 im Jahr 2009/​2010, die teil­wei­se um ein Viel­fa­ches dra­ma­ti­scher und töd­li­cher waren, doch in kei­nem Fall zu einer Ände­rung der Form der Kom­mu­ni­ons­pen­dung führ­ten. Die zustän­di­ge römi­sche Kon­gre­ga­ti­on bestä­tig­te im Zuge der H1N1-Epi­de­mie, der soge­nann­ten „Schwei­negrip­pe“, auf meh­re­re Anfra­gen aus ver­schie­de­nen Erd­tei­len, daß die Mund­kom­mu­ni­on kei­nem Gläu­bi­gen ver­wehrt wer­den dürfe.

Kri­ti­ker sehen daher im Mund­kom­mu­ni­on­ver­bot der Bischofs­kon­fe­ren­zen welt­weit eine kon­zer­tier­te Akti­on, die das Coro­na­vi­rus zum Vor­wand nimmt, um die eigent­li­che Form des Kom­mu­nion­emp­fangs zu besei­ti­gen und die seit 1969 nur gedul­de­te Form der Hand­kom­mu­ni­on zum Zwang zu machen.

Ent­spre­chend rich­tet sich die Kri­tik der por­tu­gie­si­schen Unter­zeich­ner gegen die Coro­na-Maß­nah­men der Bischö­fe, die nicht nur in Por­tu­gal als unver­hält­nis­mä­ßig und über­zo­gen in der Kri­tik stehen.

Kar­di­nal Mar­to spiel­te die Rele­vanz der Peti­ti­on in dem Inter­view her­un­ter. Die Zahl der Unter­zeich­ner sei „nicht sehr bedeu­tend“. Gleich­zei­tig äußer­te er sein Bedau­ern, daß es so vie­le Gläu­bi­ge gebe, die „den Glau­ben der Bischö­fe in Fra­ge stellen“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: San­tuá­rio de Fáti­ma (Screen­shot)

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