
(Rom) Der Istzustand am Gedenktag der heiligen Corona: Die Wahrscheinlichkeit ist größer, den Eurojackpot zu knacken, als im deutschen Sprachraum an Covid-19 zu erkranken. Dennoch zieren sich weltliche und kirchliche Autoritäten, den Normalzustand wiederherzustellen und lassen sich damit auffällig viel Zeit, während gleichzeitig auf der Ebene der Nationalstaaten und der EU eifrig an astronomischen Hilfs- und Förderpaketen geschnürt wird, obwohl niemand weiß, woher das viele Geld dafür kommen soll. Dabei ist keine der horrenden Vorhersagen eingetreten, mit denen in den vergangenen zwei Monaten Radikalmaßnahmen gerechtfertigt wurden, die nun die gigantischen Geldflüsse notwendig machen.
Sprechen deshalb das Robert-Koch-Institut und Regierungsvertreter wie Österreichs Nationalratspräsident und Ex-Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) sowie die Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU, Berlin) und Rudolf Anschober (Grüne, Wien) so häufig vom „Hirngespinst“ (Klaus-Dieter Zastrow, Hygiene-Institut Berlin) einer „zweiten Welle“? Die Akteure in der Corona-Krise, ob Regierende oder ihre Berater, sollten derzeit vor allem für Transparenz sorgen und ihre Kontakte zu Bill Gates und dessen Stiftungsnetzwerk offenlegen, um mögliche Interessenskonflikte auszuschließen. Obwohl man sich in Bern zurückhaltender verhält als in Berlin und Wien, gilt die Offenlegungs-Aufforderung auch für den Epidemiologen und obersten Forschungsförderer der Schweiz Matthias Egger (Bern).
Die kirchlichen Autoritäten haben sich am Rockzipfel der Regierungen festgekrallt und attackieren sogar die eigenen Mitbrüder im Bischofsamt, die den Mut zu einer eigenständigen Position haben.
Nebel über Fatima
Nach dem tristesten Ostern der Kirchengeschichte wiederholte sich gestern die erzwungene Leere im Marienheiligtum von Fatima. Der 103. Jahrestag der ersten Marienerscheinung am 13. Mai 1917 wurde zwar gefeiert, doch ohne Volk. Obwohl die portugiesische Regierung sich gesprächsbereit zeigte, die Festlichkeiten zu erlauben, baten die Bischöfe, allen voran der zuständige Bischof von Leiria-Fatima, davon abzusehen.
Statt der erwarteten 200.000 Pilger bevölkerten am 12./13. Mai 3.500 Polizisten den Marienwallfahrtsort, die zusammen „mit Mitarbeitern des Heiligtums“ den Auftrag hatten, den Gläubigen den Zutritt zu verwehren. Drinnen zelebrierte der Bischof von Leiria-Fatima, Antonio Kardinal Marto, den Papst Franziskus mit dem Kardinalspurpur ehrte, mit einem auf ein Minimum reduzierten Teilnehmerkreis. Der Kardinal begründete seine Weigerung, Pilger zuzulassen, mit seiner Verantwortung vor der Geschichte. Er wolle „vor der Geschichte“ nicht dafür verantwortlich sein, daß sich „die Pandemie verschlimmert“. Er sehe wohl, daß „viele Menschen“ darüber traurig seien, doch solle man diese Situation „als Wallfahrt in Reinform“ betrachten.
Das Ergebnis beschrieb die spanische Presseagentur EFE wie folgt:
„Nie wurde der Jahrestag der Marienerscheinung in Fatima mit so wenig Menschen gefeiert. Nie herrschte an diesem Tag eine solche Stille.“
Für EFE entsprachen die Witterungsverhältnisse der allgemeinen Stimmung: Lange habe man im Nebel den Glockenturm der Basilika nicht sehen können. Der gigantische Gebetsplatz zwischen der Basilika und der neuen Kirche war „menschenleer“. EFE zitiert Pedro Luz, einen Mitarbeiter des Heiligtums:
„Es ist so traurig, das erleben zu müssen.“
In zwölf Jahren, die er in Fatima tätig ist, habe er den Platz nie so gesehen.
Lourdes öffnet „teilweise“
Lourdes, das zweite große Marienheiligtum, das den Corona-Maßnahmen zum Opfer fiel, wird am kommenden Samstag, dem 16. Mai nach zwei Monaten „teilweise“ wieder geöffnet. Das gab die Wallfahrtsdirektion gestern bekannt.
Die Erscheinungsgrotte, in der 1858 die Gottesmutter der jungen Bernadette Soubirous, eigentlich Maria Bernada Sobeirons, erschienen ist, bleibt weiterhin geschlossen. Wer das Heiligtum betreten will, muß eine Gesichtsmaske tragen. Wallfahrtsdirektor Olivier Ribadeau Dumas spricht von „einem Zeichen der Hoffnung“. Acht Millionen Pilger strömen jedes Jahr nach Lourdes. Das Heiligtum verzeichnet durch die zweimonatige Schließung ein „historisches Defizit“, so Ribadeau Dumas. Es brauche die Mithilfe aller, um die Wallfahrt wieder anzukurbeln, so der Priester.
Morgendliche Direktübertragung aus Santa Marta endet
Unterdessen wurde bekannt, daß Papst Franziskus mit dem 18. Mai die Direktübertragung seiner morgendlichen Messe in Santa Marta beenden wird. Seine letzte Messe dieser Art wird Franziskus auch nicht in der Hauskapelle seiner Residenz, sondern am Grab von Johannes Paul II. zelebrieren.
Die Nachricht war zunächst aus polnischen Diplomatenkreisen durchgesickert. Vatikansprecher Matteo Bruni bestätigte nur, daß der 18. Mai der 100. Geburtstag von Karol Wojtyla, dem 2014 heiliggesprochenen Papst Johannes Paul II. ist, der die Kirche von 1978 bis 2005 regierte. Papst Franziskus werde aus diesem Anlaß, so Bruni, „die morgendliche Messe in Direktübertragung um 7 Uhr in der Kapelle mit dem Grab des Heiligen in der vatikanischen Basilika zelebrieren“.

Kurz darauf gab der päpstliche Hofvatikanist Andrea Tornielli, seit Anfang 2019 Chefredakteur mit Koordinierungsbefugnis für alle Vatikanmedien, auf VaticanNews etwas mehr bekannt. Er teilte mit, daß die „Direktübertragungen aus Santa Marta am 18. Mai, dem 100. Geburtstag von Wojtyla, enden“.
„Am Montagmorgen feiert Papst Franziskus am Grab des Heiligen Johannes Paul II. dessen 100. Geburtstag. Damit sind die Sendungen der täglichen Liturgie aus der Kapelle der päpstlichen Residenz beendet.“
Die Direktübertragungen seien, so Tornielli, auf eine Idee von Franziskus zurückgegangen, als vor zwei Monaten die öffentlichen Gottesdienste in Italien ausgesetzt wurden. Da mit 18. Mai „in Italien die Wiederaufnahme der Messen in Anwesenheit des Volkes“ erfolgen wird, habe der Papst entschieden, die Übertragungen zu beenden. „Millionen von Menschen“, so Tornielli, seien durch diese Übertragungen täglich auf der ganzen Welt begleitet worden.
„Täglich kamen mehrere Millionen Menschen mit diesen Messen in Kontakt. Viele haben geschrieben, um sich zu bedanken. Mit der Wiederaufnahme der Zelebrationen mit Gläubigen in den italienischen Kirchen beginnt eine neue Phase. Mit Sicherheit werden viele diesen täglichen Termin vermissen. Aber wie Franziskus selbst sagte, ist es notwendig, durch die persönliche Teilnahme an der Liturgie zur Vertrautheit der Gemeinschaft mit dem Herrn in den Sakramenten zurückzukehren. Und noch eine weitere Einladung des Papstes sollte nicht vergessen werden: Jeden Tag die Seiten des Evangeliums zu ‚besuchen‘.“
Papst Franziskus selbst kündigte gestern im Rahmen der Generalaudienz an, daß er am 18. Mai um 7 Uhr morgens am Grab von Johannes Paul II. zelebrieren werde.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Leiria (Screenshot)