Don Nicola Bux: Querida Amazonia bietet eine Vision des Kosmos „ohne Gott“

Analyse des nachsynodalen Schreibens


Im nachsynodalen Schreiben zur Amazonassynode „schlüpft die Kirche in den Pantheismus, ohne es zu merken“.
Im nachsynodalen Schreiben zur Amazonassynode „schlüpft die Kirche in den Pantheismus, ohne es zu merken“.

(Rom) Die Kir­che schlüp­fe mit dem nach­syn­oda­len Schrei­ben Quer­ida Ama­zo­nia „in den Pan­the­is­mus“, so der bekann­te Theo­lo­ge Don Nico­la Bux. Er ana­ly­sier­te das jüng­ste Schrei­ben von Papst Fran­zis­kus, zu dem sich die Auf­merk­sam­keit auf die aus­ge­blie­be­ne „Revo­lu­ti­on“ zum Prie­ster­tum kon­zen­triert. Das Doku­ment ent­hal­te aber ande­re „pro­ble­ma­ti­sche Öff­nun­gen“, die unbe­ach­tet blei­ben, obwohl sie in ihrer Bedeu­tung „viel­leicht viel grö­ßer sind als das Zölibats-Thema“.

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In sei­ner ersten Ana­ly­se für Il Pen­sie­ro Cat­to­li­co beklag­te der ehe­ma­li­ge Bera­ter meh­re­rer römi­scher Kon­gre­ga­tio­nen, dar­un­ter der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, der Hei­lig­spre­chungs­kon­gre­ga­ti­on und des Amtes für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes, ein gro­ßes Defi­zit von Quer­ida Ama­zo­nia: Das Doku­ment kon­zen­trie­re sich weder auf die Ret­tung der See­len noch auf Gott. Statt­des­sen, so Don Bux, ent­hal­te das nach­syn­oda­le Schrei­ben „pro­ble­ma­ti­sche Öff­nun­gen“ von gro­ßer Bedeutung.

Auf Nach­fra­ge der bekann­ten Deutsch-Ame­ri­ka­ne­rin Mai­ke Hick­son ergänz­te der per­sön­li­che Freund von Bene­dikt XVI. und bekann­te Theo­lo­ge für Life­Si­teNews, daß das Doku­ment, mit dem Papst Fran­zis­kus sei­ne Schluß­fol­ge­run­gen aus der Ama­zo­nas­syn­ode vor­leg­te, in einen Pan­the­is­mus schlüp­fe, „ohne es zu mer­ken“. Beson­ders bedenk­lich fin­det Don Bux die Abschnit­te 78 und 79 des päpst­li­chen Schrei­bens, die als Ver­tei­di­gung heid­ni­scher Prak­ti­ken wie der Ver­wen­dung und Ver­eh­rung der Pacha­ma­ma-Figu­ren inter­pre­tiert wer­den könnten.

Don Bux äußer­te in sei­ner ersten Ana­ly­se sogar die Befürch­tung, daß die Bischö­fe des Ama­zo­nas-Gebie­tes den Papst-Text „dazu ver­wen­den wer­den, um ihre eige­ne Agen­da umzu­set­zen“. Die umstrit­te­ne Apo­sto­li­sche Kon­sti­tu­ti­on Epis­co­pa­lis Com­mu­nio, die Papst Fran­zis­kus im Sep­tem­ber 2018 erlas­sen hat­te, könn­te die Hand­ha­be dafür bie­ten. Mit die­ser Kon­sti­tu­ti­on nahm Fran­zis­kus eine Rei­he von Neu­re­ge­lun­gen zu den Bischofs­syn­oden vor. Die Bischö­fe der Ama­zo­nas-Regi­on könn­ten ihm vor­schla­gen, so Don Bux, das von ihnen mehr­heit­lich beschlos­se­ne Syn­oden-Schluß­do­ku­ment umset­zen zu dür­fen. Damit hät­te Papst Fran­zis­kus zwar in sei­nem nach­syn­oda­len Schrei­ben kei­ne Ände­run­gen am Wei­he­sa­kra­ment und dem prie­ster­li­chen Zöli­bat vor­ge­nom­men, doch könn­ten die­se den­noch in den Ama­zo­nas-Diö­ze­sen unter Beru­fung auf das Schluß­do­ku­ment ver­wirk­licht werden. 

Eini­ge Stim­men in die­se Rich­tung gab es. Aller­dings klan­gen sie mehr nach Trotz­re­ak­tio­nen aus dem deut­schen Sprach­raum. Die Ent­schlos­sen­heit bestimm­ter Krei­se soll­te natür­lich nicht unter­schätzt wer­den, etwa von sol­chen, die das Wald­vier­tel mit dem Ama­zo­nas ver­wech­seln. Ins­ge­samt scheint die Befürch­tung von Don Bux kir­chen­recht­lich der­zeit eher unbe­grün­det. Gemäß der Kon­sti­tu­ti­on Epis­co­pa­lis Com­mu­nio hät­te Fran­zis­kus der Ama­zo­nas­syn­ode vor deren Beginn „gemäß can. 343 des Codex des kano­ni­schen Rechts Ent­schei­dungs­ge­walt“ gewäh­ren müs­sen, damit „das Schluss­do­ku­ment am ordent­li­chen Lehr­amt des Nach­fol­gers Petri Anteil (hat), nach­dem es von ihm rati­fi­ziert und pro­mul­giert wur­de. In die­sem Fall wird das Schluss­do­ku­ment mit der Unter­schrift des Pap­stes zusam­men mit der der Mit­glie­der veröffentlicht.“

Nichts davon ist gesche­hen. Zen­tral dar­an ist, daß Art. 18 § 2 von Epis­co­pa­lis Com­mu­nio besagt, daß die Gewäh­rung der Ent­schei­dungs­ge­walt an die Syn­ode bereits vor Syn­oden­be­ginn erfol­gen muß, die Syn­oda­len also ihre gan­ze Debat­te und vor allem die Abstim­mung im Wis­sen um die Trag­wei­te ihres Han­delns durch­zu­füh­ren haben.

Dage­gen spre­chen vor­erst auch die Anwei­sung, daß die Absol­ven­ten der Päpst­li­chen Diplo­ma­ten­aka­de­mie wäh­rend ihrer Aus­bil­dung für ein Jahr in die Mis­si­on gehen sol­len, und die Auf­for­de­rung an alle Bischö­fe, beson­ders jene Latein­ame­ri­kas, groß­zü­gi­ger Prie­ster für die Bis­tü­mer am Ama­zo­nas zur Ver­fü­gung zu stel­len, aber auch der Anstoß an alle Prie­ster gene­rell, sich vor­zu­neh­men, für eine bestimm­te Zeit in die Mis­si­on zu gehen. Das alles klingt danach, daß es Fran­zis­kus ernst ist und der The­men­kom­plex Wei­he­sa­kra­ment und Zöli­bat für ihn vom Tisch sein soll­te. Wenn den­noch Zwei­fel und Beden­ken blei­ben – übri­gens auf allen Sei­ten –, dann des­halb, weil Fran­zis­kus sich allen zu ent­zie­hen versucht. 

Schwer­wie­gend ist hin­ge­gen der ande­re Kom­plex, den Don Nico­la Bux in sei­ner Ana­ly­se anspricht. In sei­ner Stel­lung­nah­me gegen­über Hick­son und Life­Si­teNews nimmt er Bezug auf den hei­li­gen Atha­na­si­us und des­sen Rede gegen die Hei­den. Die von Don Bux ange­spro­che­ne Stel­le soll voll­in­halt­lich zitiert werden:

[Nun sah er, daß die gan­ze geschaf­fe­ne Natur nach ihrer (eige­nen) Anla­ge hin­fäl­lig und auf­lös­bar wäre.] Um dies zu ver­hü­ten und einer Wie­der­auf­lö­sung der Welt in das Nichts vor­zu­beu­gen, hat er, der ja eben des­halb die Welt durch sei­nen eige­nen und ewi­gen Logos geschaf­fen und der Krea­tur das Dasein gege­ben hat­te, sie nicht dem Drän­gen und Stür­men ihrer eige­nen Natur über­ant­wor­tet, damit sie nicht ris­kie­ren muß, ins Nichts zurück­zu­sin­ken. Nein, in sei­ner Güte lenkt und erhält er durch sei­nen Logos, der auch Gott ist, die gan­ze Schöp­fung, damit sie im Lich­te der Füh­rung, Vor­se­hung und ord­nen­den Weis­heit des Logos uner­schüt­ter­lich bestehen kön­ne […]. Eben der all­mäch­ti­ge und ganz voll­kom­me­ne hei­li­ge Logos des Vaters läßt sich auf alles nie­der und ent­fal­tet über­all sei­ne Kräf­te, erleuch­tet alles Sicht­ba­re und Unsicht­ba­re, bringt alles mit sich in Ver­bin­dung und schließt es zusam­men, läßt nichts abseits sei­nes Macht­be­rei­ches lie­gen, son­dern er gibt allem und durch alles dem ein­zel­nen für sich wie dem gro­ßen Gan­zen Leben und Fort­be­stand.“ (Rede gegen die Hei­den, Nr. 41–42; PG 25,81–83).

Davon aus­ge­hend beklagt der bekann­te Theo­lo­ge, daß das nach­syn­oda­le Schrei­ben Quer­ida Ama­zo­nia nicht katho­lisch sei, denn ihm feh­le genau „die­ser Blick, die­se ‚Logos-Visi­on‘“, die es „katho­lisch machen wür­de“. Von Gott, „dem ewi­gen Logos“, sei­en alle Krea­tu­ren abhän­gig. Gott ist es, „der die gan­ze Welt lenkt und erhält“. Die­se Anspie­lung von Don Bux gilt unüber­hör­bar der „Ver­göt­zung“ der Natur im Zuge der Ama­zo­nas­syn­ode durch die Beto­nung von Ele­men­ten der Natur­re­li­gio­nen, aber wohl auch der Über­be­to­nung von Kli­ma- und Öko-Themen.

Don Bux ver­mißt eine ange­mes­se­ne Dar­stel­lung die­ser Abhän­gig­keit vom Logos und der Ori­en­tie­rung an Gott zum Woh­le des Men­schen und sei­ner Erret­tung. Wört­lich äußer­te der bekann­te Theo­lo­ge sei­ne Beden­ken wie folgt:

„Wenn die Kir­che auf den Logos ver­zich­tet, auf Jesus Chri­stus, oder nur mar­gi­nal zitiert, steht alles auf Sand. Anstatt die Kul­tu­ren zu erlö­sen, wer­den sie ein­fach ange­nom­men, und so glei­tet man in den Pan­the­is­mus, ohne es zu merken.“

Quer­ida Ama­zo­nia bie­te, so Don Bux, eine “Kos­mos-Visi­on” ohne „Logos-Visi­on”, das aber sei eine Sicht des Geschaf­fe­nen ohne Gott.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Enraiz­ados in Cri­sto (Screen­shot)

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