(München) Auch in Deutschland rührt sich Protest in der katholischen Kirche. Die Acies ordinata, eine internationale Koalition bekennender Katholiken, protestierte heute in München gegen den „synodalen Irrweg“ von Kardinal Reinhard Marx und der Deutschen Bischofskonferenz und den negativen Einfluß, den sie mit Hilfe ihrer Kirchensteuermilliarden auf die Weltkirche ausüben.
Die Acies ordinata trat bereits 2019 mit ähnlichen Protestaktionen in Rom in Erscheinung. Das erste Mal als im Vatikan der umstrittene Anti-Mißbrauchsgipfel stattfand, der sich mit dem sexuellen Mißbrauch Minderjähriger durch Kleriker befaßte, das zweite Mal mit Blickrichtung Petersdom kurz bevor die nicht minder umstrittene Amazonassynode im Vatikan zu tagen begann.
Ein ausgewählter Kreis von mehr als, 100 Teilnehmern, zur Hälfte Deutsche, zur Hälfte international besetzt, versammelte sich auch heute zur dritten Acies ordinata auf dem Odeonsplatz in München. In geordneter Aufstellung brachten sie, unter ihnen der bekannte katholische Intellektuelle Roberto de Mattei, schweigend ihren „respektvollen, aber entschiedenen Protest gegen die Deutsche Bischofskonferenz und ihren Präsidenten“ vor. Auf die Frage, was ihn nach München führte, sagte de Mattei: „Wir wollen den bekennenden Katholiken eine Stimme geben“. Ein anderer Teilnehmer sagte:
„Wir sagen den Bischöfen: Bis hierher und nicht weiter. Kehrt um!“
Dazu wurde ein Aufruf an die deutschen Katholiken veröffentlicht, die sogenannte „Kirchensteuer“ nicht mehr zu bezahlen. Begründet wird dies rechtlich und inhaltlich. Es sei „unerträglich“, daß die Deutsche Bischofskonferenz die Nichtbezahlung einer vom Staat festgelegten Steuer „automatisch“ de facto mit der Exkommunikation bestraft. Die Bischofskonferenz verwende zwar nicht das Wort „Exkommunikation“, verfügt aber den Ausschluß von den Sakramenten, was faktisch die Exkommunikation bedeutet. Das stehe in offenem Widerspruch zum Kirchenrecht, was auch vom Vatikan in der Vergangenheit bereits festgestellt wurde. Dennoch werde daran festgehalten, denn es gehe ums Geld, und Geld bedeute Macht, und diese Macht werde derzeit schlecht ausgeübt: zum Schaden der Kirche in Deutschland und in der Welt.
Gleichzeitig, so die Anklage der katholischen Laienkoalition, werden Häretiker und Schismatiker, „darunter auch Priester und Bischöfe, nicht bestraft“. Die Exkommunikation, die ein Instrument gegenüber jenen ist, die sich bewußt von der Kirche trennen oder hartnäckig Glaubenswahrheiten leugnen, werde nur mehr exekutiert, wenn die Kirchensteuer nicht bezahlt wird. Das gehe nicht zusammen, weil es dem Kirchenrecht diametral widerspreche, denn „die Abgabe einer ungerechten Steuer nicht mehr zu leisten“ könne „aus ganz unterschiedlichen Gründen“ erfolgen. Dabei stellen die Teilnehmer nicht die Verpflichtung der Katholiken in Frage, eine Abgabe zu leisten, doch ohne staatlichen Zwang und Exkommunikationsdrohung.
Die negativen Folgen des Kirchensteuersystems seien zudem noch auf ganz anderen Ebenen spürbar. „Die Zugehörigkeit zur Kirche ist der Glaube“, heißt es dazu. Durch das Kirchensteuersystem wurde sie jedoch auf die Zahlung einer Abgabe reduziert. Damit sei die Kirche aber zu einer „säkularisierten Institution“ geworden, denn nur eine solche könne „eine derartige Gleichsetzung von Glaubensbekenntnis und Steuermoral dekretieren“.
Der Protest, der heute vor der Münchner Theatinerkirche stattfand, geht aber noch tiefer. In dem Aufruf heißt es:
„Die Kirche in Deutschland ist reich an Geldmitteln, aber arm und immer ärmer an spiritueller Substanz. In den Augen eines bekennenden Christen erscheint sie als bürokratischer Funktionärsapparat, der sich bereitwillig der öffentlichen Meinung und dem Diktat ziviler Behörden unterwirft.“
Kardinal Reinhard Marx und der Deutschen Bischofskonferenz wird zum Vorwurf gemacht, mit den milliardenschweren Einnahmen aus der sogenannten „Kirchensteuer“, weltweit und einseitig subversive Strömungen in der Kirche zu finanzieren. So seien die deutschen Bischöfe die „ideologischen und finanziellen Förderer“ hinter der Amazonassynode und deren Agenda. Die Synode tagte im Oktober 2019 im Vatikan, die Agenda ist noch offen. Für Ende Januar oder Anfang Februar wurde das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus zur Synode angekündigt. Die Synode war umstritten, weil bei ihr auf undurchsichtige Weise indianische Götzenfiguren in den Vatikan und sogar in den Petersdom eingeführt wurden. Diese „Götzendienerei“ empörte nicht nur Katholiken, sondern Christen weltweit. Papst Franziskus gab am Ende der Amazonassynode zu, daß es sich um Figuren der heidnischen Gottheit Pachamama handle.
Die Unterstützung aus Deutschland für die Amazonassynode sei jedoch gekommen, um den priesterlichen Zölibat als verpflichtende Lebensweise abzuschaffen. Diese Haltung, die den tonangebenden Kreisen in der Kirche in Deutschland vorgeworfen wird, wird als Mißbrauch der Amazonas-Indianer und als „Neokolonialismus“ angeprangert.
Der „synodale Weg“, der von Kardinal Marx für die Kirche in Deutschland angekündigt wurde, wird als direkte Fortsetzung der Amazonassynode gesehen. Man rede vom Amazonas, meine aber Deutschland. Die Protestierer der Acies ordinata erinnerten Kardinal Marx und die Deutsche Bischofskonferenz daran, daß es keine „deutsche Kirche“ gibt, sondern eine Kirche „in Deutschland“. Die Acies ordinata warnt mit ihrem Protest die deutschen Bischöfe vor einem „deutschen Sonderweg“.
Dazu wird Antonio Gramsci erwähnt. Der einstige Vorsitzende der Kommunistischen Partei Italiens und sozialistische Ideologe forderte in seinen Schriften einen neuen „Kulturkampf“ gegen die katholische Kirche. „Er konnte sich gewiss nicht vorstellen, daß sein Plan der gesellschaftlichen Säkularisierung von den Bischöfen ausgeführt würde“, heißt es im Aufruf der Acies ordinata.
Die bekennenden Katholiken, die sich heute in München zum Protest gegen die Kirchenleitung versammelten, warfen eine brennende Frage in den Raum:
„Darf ein Katholik sich zum Komplizen der ‚Entkatholisierung‘ seines Landes machen?“
Genau das bedeute nämlich, „die Kirchensteuer zu zahlen und dadurch direkt an der fortschreitenden Sakularisierung der Kirche in Deutschland mitzwirken“, und das, „dank des ideologischen Drucks und der finanziellen Macht der deutschen Bischöfe, weltweit“. Die Kirchensteuer zu bezahlen, bedeute heute, den „Irrweg“ der Deutschen Bischofskonferenz zu finanzieren.
Die sogenannte „Kirchensteuer“ nicht zu bezahlen, „bedeutet nicht, der Kirche den Rücken zu kehren oder den Glauben zu verleugnen: ganz im Gegenteil! Nicht zu zahlen heißt, den Glauben zu bewahren und zu verteidigen!“
Die Teilnehmer der Münchner Kundgebung sagen es nicht direkt, geben es aber zu verstehen: Die „Kirchensteuer“, die es in dieser Form weltweit nur im deutschen Sprachraum gibt, verschafft den deutschen Bischöfen eine überdurchschnittlich große Finanzmacht. Das verzerrt nicht nur ihr Gewicht innerhalb der Weltkirche, es schafft auch Abhängigkeiten. Das Geld fließt zur Unterstützung auch in den Vatikan. Es wird zudem zur Beeinflussung von Ortskirchen in der einstigen Dritten Welt eingesetzt, und das für einen „Irrweg“, denn die Deutsche Bischofskonferenz geht einen Weg, der wegführt von der katholischen Glaubenslehre und der kirchlichen Ordnung.
Dieser Hintergrund erklärt, warum der Protest der Acies ordinata in München stattfand, dem Bischofssitz von Kardinal Marx, und arum er international besetzt war. Außerhalb Deutschlands, wo sich die Kirche weitgehend auf freiwilliger Basis finanziert, wird die Geldmacht der deutschen Bischöfe und ihr manipulierender Einsatz als Ärgernis und als schwere Belastung für Ortskirchen und die Weltkirche gesehen. Diese Geldmacht zu brechen, wird daher als Segen für die Weltkirche, aber vor allem auch für die Kirche in Deutschland gesehen, bevor es zu spät ist – wie es schon einmal, vor 500 Jahren, auf katastrophale Weise der Fall war.
Daher schließt die Laienkoalition bekennender Katholiken mit dem Appell:
„Es geht um ein hohes Gut, nicht nur für die Kirche in Deutschland, sondern auf dem ganzen Erdenrund, das uns dazu drängt, diesen Appell an die deutschen Katholiken zu richten: Hört endlich auf, die Kirchensteuer zu zahlen! Diese dringende Bitte wollen wir zu Füßen Mariens niederlegen: Sie ist die Patrona Bavariae, die unbesiegbare Schutzfrau Deutschlands, die Mutter der Kirche.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Vatican.va (Screenshots)