
(Rom) Die Holzfiguren, die durch die Amazonassynode eine große Sichtbarkeit erhielten, haben es in sich. Nach einem seltsamen Versteckspiel des Vatikans, wurden sie als Pachamama-Darstellungen entlarvt, doch im Vatikan zeigt sich keine Einsicht. Vielmehr herrscht dort Ärger darüber, daß die eigenen Planungen und Absichten gestört wurden. Wem will der Vatikan so sehr gefallen – Greta Thunberg, der UNO, den Klimahysterikern –, daß er zu so zweifelhaften Mitteln greift? Ist alles nur ein Öko-Marketinggag?
Auf Nachfragen und im Zusammenhang mit ihrer Entwendung vom Montag aus der Kirche Santa Maria in Traspontina wurde ihre Bedeutung von den Presseverantwortlichen des Vatikans heruntergespielt. Sie seien unwichtig, bedeutungslos, jeden Aufhebens unwürdig… In Wirklichkeit wurden sie seit dem 4. Oktober wie ein Fetisch im Rahmen der Synode und ihrer Begleitveranstaltungen herumgereicht, bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Mittelpunkt gestellt und bei mehreren Anlässen als Teil eines Rituals verehrt, was den Eindruck naturreligiöser Praktiken vermittelte. Warum diese Diskrepanz? Will die Rechte verbergen, was die Linke tut?
Mehr noch: Anfangs wurde auf Nachfrage und Kritik sogar behauptet, es handle sich um einen Mariendarstellung, oder die Darstellung der Begegnung von Maria und Elisabeth. Das wurde zwar nicht offiziell vom Vatikan gesagt, aber immerhin von dem Papst nahestehenden Personen wie Austen Ivereigh. P. Costa verwehrte sich am 16. Oktober auffallend energisch gegen eine Gleichsetzung der Figur mit Maria.
Der heidnische Eindruck verstärkte sich noch durch die heftige Empörung, mit der seit Montag auf die Entwendung von mehreren dieser Figuren reagiert wird. Faktisch alle Medienverantwortlichen des Vatikans meldeten sich zu Wort, um diesen Zwischenfall zu verurteilen.
Sind die Figuren also doch wichtiger, als man vorgibt? Mit Sicherheit! Die Rede ist von „religiöser Intoleranz“. Was könnte im derzeit herrschenden Geist des ökumenischen und interreligiösen Dialogs schlimmer sein? Die Figuren sind also Ausdruck, soweit wurde vom Vatikan zugegeben, einer anderen, einer fremden Religion.
Paolo Ruffini, Präfekt des Kommunikationsdikasteriums und Vorsitzender der Informationskommission der Amazonassynode, und P. Giacomo Costa SJ, stellvertretender Vorsitzender der Informationskommission nahmen bereits am Montag bei der täglichen Synodenpressekonferenz Stellung. Andrea Tornielli, der Hausvatikanist von Papst Franziskus und seit Dezember 2018 Mediendirektor mit Ausrichtungs- und Koordinierungsbefugnis für alle Vatikanmedien, tat dies gestern mit einem Kommentar, der von VaticanNews veröffentlicht wurde. Auch in seinem Fall widerspricht die empörte Reaktion dem Minimalisieren jeder Bedeutung dieser Figuren in den Vortagen.
Tornielli schrieb:
Newman und die in den Tiber geworfenen Statuetten
Die traurige Episode von Diebstahl und Zerstörung von Amazonas-DarstellungenDer Diebstahl und das anschließende Werfen der drei Holzstatuetten amazonischer Tradition, die eine junge, schwangere Frau darstellen, in den Tiber sind eine traurige Episode, die für sich spricht.
Einige der Reaktionen auf diese aggressive und intolerante Geste sind überraschend: „Gerechtigkeit ist geschehen“ hat eine italienische Website enthusiastisch getitelt, nachdem die Bilder dieser abgezogenen „Nummer“ in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden.
Im Namen von Tradition und Lehre wurde ein Bildnis der Mutterschaft und der Heiligkeit des Lebens mit Verachtung verworfen. Es handelt sich um ein traditionelles Symbol für die indigenen Völker, das die Verbundenheit zu unserer „Mutter Erde“ darstellt, wie es auch der Heilige Franz von Assisi in seinem Sonnengesang sagte.
Den neuen Bilderstürmern, die vom Haß in den sozialen Netzwerken zur Aktion übergegangen sind, könnte es nützlich sein, noch einmal nachzulesen, was einer der neuen Heiligen, Kardinal John Henry Newman, gesagt hat, die vor wenigen Tagen kanonisiert wurden. In seinem 1878 veröffentlichten Aufsatz über die Entwicklung der christlichen Lehre über die Übernahme heidnischer Elemente durch die Kirche.
Newman schrieb: „Die Verwendung von Tempeln und ihre Widmung an besondere Heiligen und ihr Schmücken mit Zweigen, Weihrauch, Lampen und Kerzen; Ex-Voto bei Heilung von Krankheiten; das Weihwasser, das Asyl; die liturgischen Feste und Zeiten, die Verwendung von Kalendern, Prozessionen, Flursegnungen, die priesterlichen Ornamente, die Tonsur, der in der Ehe verwendete Ring, die Ausrichtung nach Osten und zu einem späteren Zeitpunkt auch die Bilder, vielleicht sogar das Kirchenlied und das Kyrie Eleison: sie alle sind heidnischen Ursprungs und wurden durch ihre Übernahme durch die Kirche geheiligt.“
Tornielli spricht von „Statuetten amazonischer Tradition, die eine junge, schwangere Frau darstellen“. Er sagt aber nicht, daß diese Figur einen Namen hat: Pachamama, die „Göttin“, die in der Naturreligion einiger südamerikanischer Indio-Völker die personifizierte „Mutter Erde“ darstellt. Das ist auch der Grund, warum die Presseverantwortlichen des Vatikans einen so großen Bogen um die Frage nach ihrer Bedeutung machten.
Die Frage ist, warum die Vatikan- und die Synodenverantwortlichen das demonstrative Zeigen einer heidnischen Gottheit erlaubt haben, denn diese Form der „Übernahme“ meinte der von Tornielli zitierte Kardinal Newman mit Sicherheit nicht. Die „Heiligung“, von der Newman spricht, meint die Übernahme von äußeren Zeichen, die für den christlichen Kultus für angemessen empfunden wurden, aber in keinem Zusammenhang mehr mit einer heidnischen Religion standen. Die Übernahme erfolgte erst ab einem Zeitpunkt, da eine Verwechslung mit dem Heidentum nicht mehr möglich war.
In Rom wird derzeit ein Erdgötze gezeigt und nicht, wie Tornielli meint, die „Schwester Mutter Erde“, die der heilige Franziskus besungen hat. Diese „Schwester“ ist kein Götze, dem gehuldigt wurde. Sein Sonnengesang ist ein dankbarer Jubel über Gottes Schöpfung und kein Pantheismus. Die „Inkulturation“, die im Zuge der Amazonassynode durch REPAM und mit Billigung der vatikanischen Autoritäten betrieben wird, ist der christlichen Tradition fremd.
Die Reaktion der vatikanischen Presseverantwortlichen zeigt zudem, daß durch die Aktion vom Montag, wo ein beherzter Katholik einen heidnischen Götzen aus einer katholischen Kirche entfernte, weil beides nicht zusammengeht, im Vatikan noch keine Einsicht ausgelöst wurde.
Lateinamerika braucht mit Sicherheit keine Rückkehr oder besser Rückfall in eine vorchristliche Zeit und vorchristliche, heidnische Kulte. Diese Form der „Kultur- und Traditionspflege“ obliegt der Kirche mit Sicherheit nicht.
Noch heidnische oder halbheidnische Indios verstehen es nicht besser. Die Tatsache aber, daß der Erdgötze Pachamama zum Maskottchen der Amazonassynode gemacht und selbst im Petersdom ehrfürchtig ausgestellt und von Bischöfen in Prozession von dort in die Synodenaula getragen wurde, läßt tiefer blicken. Zum einen zeigt das Spektakel, daß selbst hohe und höchste Würdenträger im Vatikan im Zuge der Amazonas-Agenda von Franziskus nicht wissen, was sie tun, und es offenbar auch nicht der Mühe wert befinden, sich rechtzeitig zu informieren oder zumindest nachträglich zu distanzieren. Schwerwiegender ist, daß nicht nur im Kreis der REPAM sich eine Art Gesinnungsgemeinschaft zusammengefunden hat, die durch Papst Franziskus maßgeblichen Einfluß auf die Amazonassynode erhielt, der neuheidnische Elemente nicht fremd scheinen oder – wahrscheinlicher – die von einem religiösen Relativismus infiziert ist, daß sie das begangene Sakrileg, einen heidnischen Götzen in das Haus Gottes zu bringen, gar nicht anstößig findet.
Das Schlimmste allerdings ist die Haltung von Papst Franziskus, der ungerührt zuschaut. In den Vatikanischen Gärten saß er daneben, im Petersdom ging er eigens hin, um die Götzendarstellung und andere Gegenstände zu bewundern und er hatte nichts dagegen, daß die Pachamama-Figur von seinen Mitbrüdern im Bischofsamt in die Synodenaula getragen wurde, als würden sie eine Christusfigur, eine Marienstatue oder eine Heiligendarstellung in Prozession mitführen.
Selbst wenn die Figur nur die „Schwester Mutter Erde“ des heiligen Franz von Assisi darstellen würde, wäre ihre Ausstellung und Verehrung in Kirchen unangemessen, da solche naturreligiösen Formen dem christlichen Kultus fremd sind, wo Verehrung immer und allein Personen zukommen kann. Die Personifizierung der Erde wäre ein tiefer Fall zurück in das vorchristliche und vorjüdische Heidentum.
Was will Rom uns damit sagen? Was will die Synode uns damit sagen? Und was Papst Franziskus? Oder dient alles nur, um ein Signal an jene zu senden, die von der UNO-gelenkten, künstlich erzeugten Klimwandel-Hysterie angesteckt sind? Immerhin nehmen Ban Ki-moon, Jeffrey Sachs und Hans Schellenhuber als Sondergäste an der Synode teil. Ein Signal um jeden Preis?
Und: Was gebiert die schwangere „Erdgöttin“?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL