(Rom) Die Finanzskandale im Vatikan reißen nicht ab. Zuerst wurde bekannt, daß Geld aus dem Peterspfennig, das sind die Spenden der Gläubigen aus aller Welt für den Papst, für ein 200 Millionen Dollar schweres, verlustreiches Geschäft mit Luxusimmobilien in London eingesetzt wurde. Dann wurde bekannt, daß vom Vatikan mit einer Million aus dem Peterspfennig ein Film über den Sänger und bekennenden Homosexuellen Elton John mitfinanziert wurde. Nun wurde bekannt, daß mit dem Peterspfennig die Finanzlöcher des Vatikans gestopft werden. Nur zehn Prozent der Spenden an den Papst kommen den Armen und anderen karitativen Zwecken zugute. Damit befaßte sich gestern auch das Wall Steet Journal in New York.
Die Wirtschaftszeitung legt den Finger sofort in die Wunde. Jedes Jahr spenden die Katholiken der ganzen Welt dem Papst Dutzende Millionen Dollars. Die Bischöfe und Priester rufen die Gläubigen dazu auf, die karitativen Werke des Papstes zu unterstützen, mit denen Armen und Leidenden geholfen werde. Diese jährliche Kollekte wird als Peterspfennig bezeichnet, weil das Geld direkt dem Papst zur Verfügung gestellt wird.
Dann kommt das Wall Street Journal zur Sache:
„Was die Kirche nicht bekanntgibt, ist, daß der Großteil dieser Kollekte im Wert von mehr als 50 Millionen Euro jährlich dazu verwendet wird, um die Finanzlöcher der Vatikanverwaltung zu stopfen, aber nur zehn Prozent direkt karitativen Werken zufließen.“
Wie der Heilige Stuhl den Peterspfennig einsetzt, sei nur wenigen hohen Funktionären des Vatikans bekannt. Einer von ihnen – das Wall Street Journal erwähnt ihn nicht – ist der ehemalige Substitut des vatikanischen Staatssekretariats, Kardinal Angelo Becciu, den Franziskus mit Purpur ehrte und zum Präfekten der Heiligsprechungskongregation machte. Becciu steht aber nun im Zentrum der Ermittlungen wegen undurchsichtiger Immobiliengeschäfte in London.
Das Pop- und Homo-Idol Elton John hat mit der katholischen Kirche eigentlich gar nichts zu tun. Er stammt aus einem anglikanischen Elternhaus, doch Religion scheint in seinem Leben keine Rolle zu spielen. Jesus lästerte er schon als „mitfühlenden, superintelligenten Schwulen“ und meinte, daß er zwar nicht dafür aktiv werde, aber Religion eigentlich „verboten“ gehöre.
Die bekanntgewordenen Skandale um die Verwendung des Peterspfennigs „besorgt einige führende Vertreter der katholischen Kirche“, so das Wall Street Journal, ohne Namen zu nennen. Die Sorge geht dahin, „daß sich die Gläubigen bezüglich des Gebrauchs der Spenden hintergangen fühlen“ könnten, was wiederum „der Glaubwürdigkeit der vatikanischen Finanzverwaltung unter Papst Franziskus noch mehr schaden“ würde.
Zu den aufgelisteten Finanzskandalen kamen in den vergangenen Wochen noch personelle Turbulenzen und eine internationale Strafmaßnahme, mit der die Finanzverwaltung des Heiligen Stuhls vor aller Augen an den Pranger gestellt wurde. Fünf hohe Funktionäre wurden vom Dienst suspendiert, der Kommandant des vatikanischen Gendarmeriekorps entlassen, die vatikanische Finanzaufsichtsbehörde vom internationalen Dachverband der Finanzaufsichtsbehörden vor die Tür gesetzt. Deren Direktor und weitere Direktionsmitglieder sind zurückgetreten.
Das Wall Street Journal erinnert daran, daß Papst Franziskus 2013 auch mit dem Auftrag gewählt worden sei, den Vatikan von Korruptions‑, Geldwäsche- und anderen Verdächtigungen reinzuwaschen, sprich, für Ordnung zu sorgen. Nach bald sieben Jahres des Pontifikats ist das Gegenteil der Fall. Die neuen Skandale lassen ihn schlechter dastehen als seine Vorgänger. Das Wort „Inkompetenz“ macht die Runde.
Die Wirtschaftszeitung erinnert allerdings auch daran, daß der Peterspfennig dem Papst zur freien Verfügung steht. Das Geld soll der Umsetzung seiner Ziele dienen, weshalb es natürlich auch für die Verwaltung eingesetzt werden kann.
Das New Yorker Blatt betont aber die Ambivalenz, die entstehe, wenn die Kirche selbst, so auch auf der eigens eingerichteten Internetseite für den Peterspfennig, der Eindruck erwecke, als würde das Geld ausschließlich oder zumindest vorrangig für karitative Werke des Papstes gesammelt.
Die Aktiva des Peterspfennig, so das Wall Street Journal, belaufen sich derzeit auf rund 600 Millionen Euro. Am Beginn des Pontifikats von Franziskus waren es allerdings noch gut 700 Millionen. Der Rückgang ist den verlustreichen Immobilieninvestitionen auf dem englischen Markt geschuldet. Diese und andere Tatsachen des aktuellen Finanzskandals sind für Papst Franziskus „besonders sensibel“, so die Zeitung, da er sein Pontifikat mit dem Ruf nach einer „armen Kirche für die Armen“ antrat und wiederholt den Anspruch betont, die Kirche stehe im Einsatz für die Schwächsten und Verwundbarsten.
Die Zeitung führt es nicht näher aus, deutet aber an, daß es zum Finanzskandal nur kommen konnte, weil Franziskus seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wurde, nicht für die erhoffte „Ordnung“ sorgte und Mitarbeiter um sich schart, bzw. ihnen freie Hand läßt, die maßgebliche Verantwortung für den Skandal tragen.
Vermerkt wird vom Wall Street Journal auch, daß der Vatikan auf Journalistennachfrage über die Verwendung des Peterspfennigs nicht reagiert.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Obolo di San Pietro (Screenshot)
„Die Aktiva des Peterspfennig, so das Wall Street Journal, belaufen sich derzeit auf rund 600 Millionen Euro. Am Beginn des Pontifikats von Franziskus waren es allerdings noch gut 700 Millionen.“
Brauchen die Armen dieses gespendete Geld nicht oder warum hält der Papst es zurück? Nennt man das nicht Veruntreuung?
Ich bin erschüttert und verzweifle fast an unsere Kirche wüsste ich nicht,dass Gott auf sehr krummen Wegen zum richtigen Ziel führt. Danke für alle Informationrn. Der Herr segne Ihr Wirken