(Rom/Washington) Die US-Bischofskonferenz versammelte sich zur Vollversammlung in Baltimore, doch eine Intervention des Vatikans beraubte sie ihres zentralen und brennenden Themas. Die Bischöfe durften zum sexuellen Mißbrauchsskandal, der derzeit alles überschattet, keine Entscheidungen treffen.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Daniel Kardinal DiNardo, hatte es anders angekündigt. Der Kardinal und andere Bischöfe wollten die Vollversammlung nützen, um dringende Antworten auf den sexuellen Mißbrauchsskandal zu geben. In den Wochen nach der Veröffentlichung des Pennsylvania Reports und des Viganò-Dossiers hatte der Kardinal bei Papst Franziskus um eine dringende Audienz ersucht, um die aufgetretene Situation, die Papst Franziskus persönlich betrifft, zu besprechen. Der Papst hielt ihn jedoch hin, da es unter anderem um die Zukunft von Kardinal Donald Wuerl ging.
Der Vatikan intervenierte jedoch. Papst Franziskus lädt im kommenden Februar zu einem Sondergipfel nach Rom ein. Erst dort sollen Entscheidungen getroffen werden. Die entsprechende Anweisung sei erst gestern am späten Nachmittag aus Rom eingetroffen, weshalb die Presse nicht mehr informiert werden hätte können. Die Medien rumorten wegen der überraschenden Wende, da konkrete Maßnahmen erwartet wurden.
Papst Franziskus will in der Sache das Heft des Handelns für die Weltkirche übernehmen, Ob es ihm dadurch gelingt, sein angeschlagenes Image in der Frage zu verbessern darf angesichts der gestrigen Enttäuschung in den USA vorerst bezweifelt werden. In den USA herrscht eine angespannte Stimmung. Die Vollversammlung der Bischofskonferenz hätte, so wie Kardinal DiNardo es wollte, endlich Handlungsfähigkeit beweisen wollen. Papst Franziskus bremste das Bemühen aus. Das bedeutet weitere Monate des Stillstandes.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: USCCB (Screenshot)
Wird Zeit für weitere Vertuschungen gebraucht?