Am Samstag, 15. Juni, konnte bereits zum 8. Mal der Marsch für die Familie, ein Protest gegen die gleichzeitig stattfindende „Regenbogenparade“, in der Wiener Innenstadt durchgeführt werden. Man trat für das Lebensrecht der Ungeborenen und für die gottgewollte Ehe und Familie ein. Besonderes Thema war dieses Jahr der Schutz der Kinder in den Schulen vor zwangsweise durchgeführter, brutaler und ideologisierter „Sexualaufklärung“ (zu diesem Thema sind die Informationen auf der Internetseite Sexualerziehung.at besonders wertvoll).
Die Polizei hatte diesmal – trotz Anmeldung des Marsches im Oktober des Vorjahres – Anfang Juni schikanöserweise entschieden, den Treffpunkt vom Michaelerplatz auf den Ballhausplatz zu verlegen und die Marschroute durch wenig belebte Straßen zum Stephansplatz zu führen. Begründet wurde das damit, daß an vielen Orten der Innenstadt (quasi prophylaktisch) Gegenkundgebungen angemeldet wurden.
Auch der Beginn der Kundgebung am Stephansplatz hätte erst um 16.00 Uhr stattfinden dürfen, womit eine für die Dynamik der Veranstaltung verheerende Pause eingetreten wäre.
Es ist ganz offenkundig: Herbert Kickl ist nicht mehr Innenminister. Der Kontrast zum Vorjahr machte es deutlich. Politisch unerwünschte Kundgebungen sind wieder schwieriger geworden.
Ballhausplatz – die Republik im Regenbogenfieber
Mit Entsetzen und Abscheu mußten die Teilnehmer am Ballhausplatz feststellen, daß sowohl die Präsidentschaftskanzlei als auch das Bundeskanzleramt mit den Kampagnenfahnen der „Euro-Pride“ beflaggt waren. Abgesehen von der Frage nach einem möglichen Amtsmißbrauch liegt hier eine skandalöse Parteinahme vor. Gleichzeitig muß diese lächerliche Beflaggung angesichts des nahenden 85. Jahrestages der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß am 25. Juli 1934 durch nationalsozialistische Mörder als Hohn und Spott erscheinen.
Im übrigen waren auch andere Amtsgebäude und natürlich viele private Gebäude, besonders Gastronomiebetriebe, beflaggt.
Das ist eben heute der Hintergrund von Demonstrationen, die sich für die schöpfungsgemäße Ordnung einsetzen.
Auftakt und Demonstrationszug durch die Innenstadt – ohne Polizeischutz unmöglich
Am Ballhausplatz gaben Initiator Dr. Alfons Adam, Rechtsanwalt in Ruhe, und Sr. Dr. Katharina Deifel OP, Hochschulprofessorin i. R., erste Stellungnahmen ab. Sr. Katharina thematisierte den marxistisch-revolutionären und verstörenden Charakter der (eigentlich fälschlich so genannten) „Sexualerziehung“ nach Helmut Kentler und Uwe Sielert.
Etwa 200 Marschteilnehmer, unter ihnen Familien mit Kindern, zogen über die Löwelstraße, an der – selbstverständlich regenbogenbeflaggten – Zentrale der SPÖ vorbei über Teinfaltstraße, Freyung, Bognergasse, Tuchlauben und Brandstätte zum Stephansplatz. Auch wenn das nicht die gewünschte Route war, konnten doch viele Passanten erreicht werden.
Das Polizeiaufgebot war erheblich und, wie die Ereignisse zeigten, auch notwendig. Die Einsatzleitung zeigte sich kulant und die Kundgebung konnte doch schon vor 16.00 Uhr beim Stephansdom beginnen.
Erfolgreiche Kundgebung am Stephansplatz
Der neue Standort der Bühne erwies sich gegenüber den Vorjahren unbeabsichtigt als effizienter. Die Beschallung wirkte weit in den Platz und die angrenzenden Straßen hinein.
Der Moderator, dieser Berichterstatter, wies eingangs darauf hin, daß der Marsch für die Familie in Wien nicht alleine sei, da in etlichen europäischen Städten Märsche für die Familie stattfanden. In Danzig waren es 10.000 Teilnehmer, in Verona 50.000. Märsche fanden in Prag und fünf bulgarischen Großstädten statt.
Er wies auch auf die erfreuliche Tatsache hin, daß die Volksanwaltschaft in einer Stellungnahme vom 4. März 2019 festgestellt hatte, daß die „Gender-Theorie“ nicht die einzige Grundlage des „Wiener Bildungsplans“ sein dürfe, weil das gegen das „Indoktrinationsverbot“ verstoße. Weiters regt die Volksanwaltschaft an, „das Ziel der Vermeidung der frühkindlichen Sexualisierung auch in den Kontext der Sexualerziehung (…) aufzunehmen“. Hier haben die Eltern ein wichtiges Mittel zum Schutz ihrer Kinder an die Hand bekommen.
Die erste Rednerin war Stadträtin Ursula Stenzel (auf der FPÖ-Liste), Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt a. D. und ehemalige Europaparlamentarierin (für die ÖVP). Sie kritisierte die Schikanen der Behörde, verteidigte den Einsatz für ein christliches Menschenbild und versicherte die Initiatoren ihrer Unterstützung. Als Bezirkschefin habe sie die Beflaggung ihres Amtsgebäudes mit der Regenbogenfahne nicht verhindern können, habe aber die Beflaggung mit einer gelb-weißen Fahne des Katholischen Familienverbandes angeordnet.
Der zeitweise mit Berufsverbot als Rechtsanwalt in der ČSSR belegte Dissident, nachmalige stellvertretende Regierungschef der ČSFR und Ministerpräsident der unabhängigen Slowakei Dr. iur. Ján Čarnogurský thematisierte den ökonomischen Aspekt der Homosexualisierung der Gesellschaft, das Ausbleiben der Pensionszahler und alle daraus resultierenden negativen Folgen.
Georg Immanuel Nagel, Vorsitzender des Vereins Okzident, und Vertreter einer jüngeren Generation, kritisierte „die totalitären Züge des Ideologiekonglomerats, das uns heute vorgesetzt wird“, die „Massenpsychose und Staatsreligion“ des Gender-Terrors, die „Clownwelt“ und die Weichlichkeit angesichts des Eindringens fremder Kulturen.
Danach gaben die beiden Studentinnen Tatjana Trotzky und Assunta Gappmaier, beide aus kinder- und traditionsreichen Familien stammend, ein eindrucksvolles Plädoyer für die wahre, opferbereite Liebe, für Ehe und Familie und für den Schutz der Ungeborenen ab.
Mag. Christian Zeitz vom Wiener Akademikerbund, seit Jahren eine Säule des Marsches, kritisierte die hausgemachte Unkultur durch die Verantwortungsträger in Politik und Kirche und warnte davor, daß die hedonistische „Pride“-Gesinnung dazu führen werde, daß – wie es Franz Grillparzer ausdrückte – „alles gleich“, weil „alles niedrig“ sein werde. (1)
Der Moderator griff das Thema Kirche auf und kritisierte das Versagen der österreichischen Kirchenführung. Kardinal Schönborn, der doch Redaktionssekretär des Katechismus der Katholischen Kirche („Weltkatechismus“) war, in dem der strafrechtliche Schutz des ungeborenen Menschenlebens gefordert wird (KKK 2273), habe nie gegen die Tötung so vieler ungeborener Kinder in der nahe beim erzbischöflichen Palais liegende Abtreibungsklinik seine Stimme erhoben. Zudem habe er zweimal den Stephansdom durch Homo-Propaganda zum Welt-AIDS-Tag entweiht, und das, obwohl im von ihm selbst redigierten Katechismus „die Sünde der Sodomiten“ unter die „himmelschreienden Sünden“ gezählt wird (KKK 1867).
Viele Kundgebungsteilnehmer nahmen diese kritischen Worte mit erkennbarer Zustimmung auf.
Die Schlußrede hielt der promovierte Molekularbiologe P. Johannes Regele von der Priesterbruderschaft St. Pius X. Er warnte vor Resignation und appellierte an Vernunft und freien Willen. Er rügte die Bischöfe für ihre Passivität. Diese hätten eigentlich ihre Gläubigen zur Kundgebung bringen müssen. Er zitierte das Lehramt früherer Päpste und wies auf die Verurteilung der Gender-Ideologie durch Papst Benedikt hin.
Er erteilte zum Abschluß den Segen.
Danach beschloß Initiator Alfons Adam die Veranstaltung.
Resümee
Die Teilnehmerzahl fluktuierte, die Polizeiangabe von 200 Personen scheint für den Beginn der Schlußkundgebung realistisch. (2)
Die bislang erfolgte Medienberichterstattung des Hauptstroms ist erwartungsgemäß dünn, wenn auch meist wenigstens nicht gehässig. Ein Beispiel der Lügenpresse gab allerdings der Kurier ab, der so formulierte:
Zu einem als Gegendemo interpretierbaren „Marsch für die Familie“ seien [laut Polizei, Anm.] nur etwa 20 Leute auf den Wiener Stephansplatz gekommen.
Angesichts der widrigen Bedingungen (extreme Hitze, Gegendemonstrationen, Schmähungen, gesellschaftlicher Druck, Kollaboration der Kirchenführung mit Abtreibungs- und Homo-Lobby) sind zweihundert Teilnehmer (eine linksradikale Berichterstatterin zähte sogar bis zu 300) eigentlich sehr viele.
Bemerkenswert viele junge Leute, auch Kinder, waren gekommen, wobei die Gläubigen der Piusbruderschaft stark vertreten waren.
Die Teilnahme von Kindern ist ein großes Hoffnungszeichen. Es zeigt, daß Problembewußtsein, Opferbereitschaft und Tapferkeit nicht an ein höheres Lebensalter gebunden sind.
Das Spektrum der Teilnehmer reichte von einfachen Leuten bis zu Repräsentanten des Hochadels, von Kleinkindern bis zu Senioren (denen die Witterungsbedingungen die Teilnahme zu einem realen Risiko machen mußten).
Einige reisten sogar aus Oberösterreich an, was angesichts des Zustandes der Diözese Linz besonders gewürdigt werden soll.
Wiederum gestaltete die Blasmusikkapelle der Tiroler Kaiserjäger den Marsch mit. Man wird sagen können, daß diese Musik gewissermaßen eine exorzierende Wirkung ausübt. Für die voll uniformierten Musiker bedeutete die herrschende Temperatur ebenfalls eine große Herausforderung.
Die Veranstalter kündigten an, auch in Zukunft ihre Stimme zu erheben.
Deo gratias.
*Wolfram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Lebensschützer, da und dort unterstützend tätig
(1) Zeitz zitierte den ganzen Absatz. Weil er für die jetzige Situation der Selbstzerstörung von Kirche, Staat und Kultur treffend ist, sei er auch hier zitiert:
Ich sage dir: nicht Szythen und Chazaren,
Die einst den Glanz getilgt der alten Welt,
Bedrohen unsre Zeit, nicht fremde Völker:
Aus eignem Schoß ringt los sich der Barbar,
Der, wenn erst ohne Zügel, alles Große,
Die Kunst, die Wissenschaft, den Staat, die Kirche
Herabstürzt von der Höhe, die sie schützt,
Zur Oberfläche eigener Gemeinheit,
Bis alles gleich, ei ja, weil alles niedrig.
Ein Bruderzwist in Habsburg, Kapitel 8, dritter Aufzug.
(2) Die Landespolizeidirektion veröffentlichte überraschenderweise keine OTS-Meldung zu dieser Veranstaltung. Ebensowenig und vielleicht noch überraschender auch nicht zur gleichzeitig stattfindenden Euro Pride – oder auch nicht überraschend: siehe den Bericht Die Phantasiezahl der Europride 2019 in Wien.
Wir Christen sollten uns endlich in ganz Österreich organisieren und z.B. solche Märsche für die Familie möglichst in allen Landeshauptstädten abhalten. Vernetzung tut Not! Ich würde auch gern selbst mitarbeiten, wenn hier in Innsbruck oder zumindest in Westösterreich Derartiges geplant wäre. Angesichts der Zustände in diesem Land, wobei ich manche Diözesen ausdrücklich einschließe, ist es allerhöchste Zeit Flagge zu zeigen.