„Wenn Franziskus sich bei jenen bedient, die er an den Pranger stellt“

Die Begegnung des Papstes mit den Jesuiten


31. Mai 2019: Begegnung von Papst Franziskus mit den Jesuiten in Rumänien.
31. Mai 2019: Begegnung von Papst Franziskus mit den Jesuiten in Rumänien.

(Rom) Wann immer Papst Fran­zis­kus eine Rei­se außer­halb von Ita­li­en unter­nimmt, trifft er sich mit der ört­li­chen Jesui­ten­ge­mein­schaft. Das ist das sicht­bar­ste Zei­chen sei­ner Ordens­zu­ge­hö­rig­keit, die ihn von sei­nen Vor­gän­gern auf dem Stuhl Petri unter­schei­det. Es gibt also zwei Fix­punk­te einer Papst­rei­se, wo sich das Kir­chen­ober­haupt Fra­gen stellt, sie spon­tan beant­wor­tet und weiß – und es gut­heißt –, daß sei­ne Ant­wor­ten anschlie­ßend ver­öf­fent­licht werden.

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Der tra­di­tio­nel­le Fix­punkt sind die flie­gen­den Pres­se­kon­fe­ren­zen, die auf den Rück­flü­gen statt­fin­den. Die Fra­gen stel­len eini­ge aus­ge­wähl­te Jour­na­li­sten, die mit dem Papst reisen. 

Der neue Fix­punkt ist die erwähn­te Begeg­nung mit den Jesui­ten, die in dem Land tätig sind, das der Papst besucht. Sie fin­det zwar hin­ter ver­schlos­se­nen Türen statt, doch anschlie­ßend ver­öf­fent­licht P. Anto­nio Spa­da­ro, selbst Jesu­it und einer der eng­sten Ver­trau­ten von Papst Fran­zis­kus, des­sen Aus­sa­gen in der römi­schen Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà Cat­to­li­ca.

Am ver­gan­ge­nen 31. Mai traf sich Fran­zis­kus in der Nun­tia­tur von Buka­rest mit den Jesui­ten in Rumä­ni­en. Die Auf­zeich­nun­gen wur­den nun von P. Spa­da­ro publik gemacht. Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster schrieb heu­te dazu:

„Die Zusam­men­fas­sung ent­hält drei Aus­sa­gen zu drei The­men, die auf beson­de­re Wei­se das Den­ken des Pap­stes widerspiegeln.“

Aussage 1

Das erste The­ma betrifft die Anschul­di­gun­gen, die gegen Fran­zis­kus erho­ben wer­den, homo­se­xu­el­le Miß­brauchs­tä­ter gedeckt zu haben, obwohl er von deren Schand­ta­ten wuß­te. Im Vor­der­grund ste­hen dabei vor allem die Fäl­le des ehe­ma­li­gen US-Kar­di­nals Theo­do­re McCar­ri­ck und des argen­ti­ni­schen Bischofs Gustavo Oscar Zanchetta.

Gegen­über den Jesui­ten in Rumä­ni­en wie­der­hol­te Fran­zis­kus nicht, von nichts gewußt zu haben, weder im einen noch im ande­ren Fall. Er bekräf­tig­te aller­dings, auf die Anschul­di­gun­gen nicht ant­wor­ten zu wol­len. Für die­se „Stra­te­gie des Schwei­gens“, wie sie bereits genannt wur­de, berief sich der Papst auf zwei Bei­spie­le, die er der Ordens­ge­schich­te der Gesell­schaft Jesu (SJ) entlehnte.

Als erstes Bei­spiel führ­te er die Sanft­mut des hei­li­gen Jesui­ten Petrus Faber (1506–1547) an, die er dem Kampf­geist eines ande­ren Jesui­ten und Zeit­ge­nos­sen, des hei­li­gen Petrus Cani­sius (1521–1597), entgegenstellte.

Wört­lich sag­te Fran­zis­kus sei­nen Ordensmitbrüdern:

„Man muß die Last des Lebens und sei­ner Span­nun­gen auf den eige­nen Schul­tern tra­gen. […] Man muß Geduld und Sanft­heit haben. So mach­te es Petrus Faber, der Mann des Dia­logs, des Zuhö­rens, der Nähe und des Weges. Heu­te ist mehr die Zeit Fabers als die von Cani­sius, der hin­ge­gen ein Mann des Dis­puts war. In einer Zeit der Kri­tik und der Span­nun­gen muß man es wie Faber machen, der mit der Hil­fe der Engel arbei­te­te: Er bat sei­nen Engel, zu den Engeln der ande­ren zu spre­chen, damit sie mit ihnen tun wür­den, was wir nicht tun kön­nen. […] Das ist nicht der Moment, zu über­zeu­gen und Dis­kus­sio­nen zu füh­ren. Wenn jemand einen ehr­li­chen Zwei­fel hat, ja, dann kann man reden, ihn klä­ren, aber nicht auf Angrif­fe antworten.“

Das zwei­te Bei­spiel ergibt sich, so Fran­zis­kus, aus den Brie­fen der Ordens­ge­ne­rä­le der Gesell­schaft Jesu, die aus der Zeit der Auf­he­bung des Jesui­ten­or­dens (1773–1814) stam­men und von der Civil­tà Cat­to­li­ca in einem Sam­mel­band her­aus­ge­ge­ben wur­den. Dazu Papst Franziskus:

„Lest die­ses Buch. Ihr wer­det sehen, daß dort steht, was man in Momen­ten der Drang­sal im Licht der Ordens­tra­di­ti­on zu tun hat. Was hat Jesus im Augen­blick der Drang­sal und der Ver­bis­sen­heit getan? Er begann nicht mit den Pha­ri­sä­ern und Sad­du­zä­ern zu strei­ten, wie er es zuvor getan hat­te, als sie ver­such­ten, ihm Fal­len zu stel­len. Jesus blieb stumm. Im Moment der Ver­bis­sen­heit kann man nicht spre­chen. Wenn die Ver­fol­gung im Gang ist, […] umarmt man das Kreuz.“

Aussage 2

Die zwei­te, bezeich­nen­de Stel­le, die für Fran­zis­kus wich­tig ist, bezieht sich auf die Weis­heit des „Vol­kes“, und die ihm ange­bo­re­ne Unschuld. Magi­ster schreibt dazu:

„Dar­aus rüh­ren sein theo­lo­gi­sches Ver­ständ­nis der Kir­che als ‚hei­li­ges, treu­es Volk Got­tes‘ und sei­ne typisch ‚popu­li­sti­sche‘ Sicht­wei­se der Politik.“

Fran­zis­kus sag­te es den Jesui­ten in Rumä­ni­en so:

„Wo fin­de ich die größ­ten Trö­stun­gen? […] Ich fin­de sie im Volk Got­tes. […] Das Volk Got­tes ver­steht die Din­ge bes­ser als wir. Das Volk Got­tes hat ein Gespür, den sen­sus fidei, der dei­ne Linie kor­ri­giert und dich auf den rech­ten Weg bringt.“

Zum Beleg erzählt das Kir­chen­ober­haupt sei­nen Mit­brü­dern zwei Anekdoten:

Als erste Anek­do­te schil­der­te er die Begeg­nung mit einer alten Frau „mit kost­ba­ren, fun­keln­den Augen“. Nach einem kur­zen Wort­wech­sel sag­te sie ihm, jeden Tag für ihn zu beten. Er ant­wor­te­te ihr: „Sagen sie mir die Wahr­heit: Beten sie für mich oder gegen mich?“ Und die alte Frau: „Das ver­steht sich doch: Ich bete für sie! Ganz ande­re in der Kir­che beten gegen sie!“ Die Moral der Geschich­te: „Der Wider­stand [gegen den Papst] fin­det sich nicht im Volks Got­tes, das sich wirk­lich als Volk fühlt.“

Die zwei­te Anek­do­te geht auf die Zeit zurück, als Jor­ge Mario Berg­o­glio noch ein ein­fa­cher Prie­ster war und jedes Jahr den Wall­fahrts­ort Unse­rer Lie­ben Frau des Wun­ders im Nor­den von Argen­ti­ni­en besuchte:

„Dort sind immer vie­le Leu­te. Eines Tages, wäh­rend ich mit einem ande­ren Prie­ster nach der Mes­se her­aus­kam, näher­te sich eine ein­fa­che Frau, eine aus dem Volk. Sie hat­te Hei­li­gen­bild­chen und Kru­zi­fi­xe bei sich und frag­te den ande­ren Prie­ster: ‚Vater, seg­nen sie mich?‘ Er, ein guter Theo­lo­ge, ant­wor­te­te: ‚Wis­sen sie, daß der Schluß­se­gen alles seg­net?‘ Und sie sag­te: ‚Ja, Väter­chen‘. In dem Augen­blick kam ein wei­te­rer Prie­ster her­aus, und das ‚Väter­chen‘ dreh­te sich um, um ihn zu grü­ßen. In dem Augen­blick wand­te sich die Frag an sich und sag­te: ‘Vater, seg­nen sie mich?‘ Seht ihr? Die Frau hat­te die gan­ze Theo­lo­gie aner­kannt, sicher, aber sie woll­te die­sen Segen! Die Weis­heit des Vol­kes Got­tes! Das Kon­kre­te! Ihr wer­det sagen: Das könn­te aber Aber­glau­be sein. Ja, manch­mal kann manch jemand auch aber­gläu­bisch sein. Wich­tig aber ist, daß das Volk Got­tes kon­kret ist. Im Volk Got­tes fin­det wir die Kon­kret­heit des Lebens, der wirk­li­chen Fra­gen des Apo­sto­lats, der Din­ge, die wir tun müs­sen. Das Volk liebt und haßt, wie man zu lie­ben und zu has­sen hat.“

Aussage 3

Der drit­te Punkt bei der Begeg­nung mit den Jesui­ten in Rumä­ni­en betrifft die Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Eine Fra­ge, die von Fran­zis­kus im Febru­ar 2014 über Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, die bei­den Fami­li­en­syn­ode und das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia auf­ge­wor­fen, in eine bestimm­te Rich­tung gelenkt aber nicht gelöst wur­de. Vier Kar­di­nä­le leg­ten ihm dazu im Sep­tem­ber 2016 ihre Zwei­fel (Dubia) vor, ohne bis­her eine Ant­wort zu erhalten.

In Rumä­ni­en sag­te Fran­zis­kus nun:

„Die Gefahr, in die wir immer zu gera­ten dro­hen, ist die Kasu­istik. Als die Fami­li­en­syn­ode begann, haben eini­ge gesagt: Seht, der Papst beruft eine Syn­ode ein, um den Geschie­de­nen die Kom­mu­ni­on zu geben. Und das sagen sie noch heu­te! In Wirk­lich­keit ist die Syn­ode einen Weg zur Ehe­mo­ral gegan­gen, indem sie von der Kasu­istik der ver­fal­len­den Sko­la­stik zur wirk­li­chen Moral des hei­li­gen Tho­mas zurück­ge­kehrt ist. Der Punkt, wo in Amo­ris lae­ti­tia von der Inte­gra­ti­on der Geschie­de­nen die Rede ist, indem even­tu­ell der Mög­lich­keit der Sakra­men­te geöff­net wird, wur­de nach der klas­sisch­sten Moral des hei­li­gen Tho­mas erar­bei­tet, der ortho­do­xe­sten, und nicht nach der deka­den­ten Kasu­istik des ‚man darf oder darf nicht‘.“

Das­sel­be Argu­ment hat­te er ähn­lich bereits bei den Begeg­nun­gen mit den Jesui­ten in Chi­le und in Peru im Janu­ar 2018 vor­ge­bracht. Den Gegen­satz zwi­schen dem hei­li­gen Petrus Faber und dem hei­li­gen Petrus Cani­sius sowie die Anru­fung der Engel hat­te er bereits beim Tref­fen mit den Jesui­ten in Litau­en und Lett­land im Sep­tem­ber 2018 dar­ge­legt. Dazu Magister:

„Es geschieht sehr oft, daß sich Fran­zis­kus wie­der­holt, beson­ders wenn er frei spricht. Manch­mal geschieht es dabei, daß er dabei auch sehr per­sön­li­che Aspek­te sei­ner Per­sön­lich­keit ent­hüllt. In Chi­le und Peru bei­spiels­wei­se sag­te er sei­nen Ordens­mit­brü­dern, daß er aus Grün­den „der psy­chi­schen Hygie­ne“ nicht lese, was sei­ne Kri­ti­ker schreiben. 

Bei ande­rer Gele­gen­heit sprach er über inne­re Unru­hen und Momen­te der Ver­zweif­lung in sei­nem Leben, so gegen­über dem fran­zö­si­schen Sozio­lo­gen Domi­ni­que Wol­ton, der davon in sei­nem im Spät­som­mer 2017 erschie­nen Gesprächs­buch berich­te­te. Magi­ster weiter:

„Am Don­ners­tag, 13. Juni, ermahn­te er in sei­ner Rede an die in Rom ver­sam­mel­ten Apo­sto­li­schen Nun­ti­en, jeden Kon­takt mit Inter­net­sei­ten und Blogs abzu­bre­chen ‚von Grup­pen, die dem Papst, der Kurie und der Kir­che von Rom feind­lich gesinnt sind‘.
Wie aber hat Fran­zis­kus sei­ne Rede abge­schlos­sen? Mit den Lita­nei­en der Demut des Die­ners Got­tes, Kar­di­nal Rafa­el Mer­ry del Val (1965–1930), des Kar­di­nal­staats­se­kre­tär des hei­li­gen Pius X. Eine Fuß­no­te im offi­zi­el­len Rede­text ver­weist auf die Quel­le, der das Gebet ent­nom­men ist.
Die Quel­le ist ein Arti­kel der Inter­net­sei­te Cor­ri­spon­den­za Roma­na, ver­faßt von deren Grün­der und Schrift­lei­ter, dem Kir­chen­hi­sto­ri­ker Rober­to de Mat­tei, einem der schärf­sten Kri­ti­ker des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats.
Ist das ein Zei­chen dafür, daß Fran­zis­kus sie nicht nur liest, son­dern bei Bedarf sich auch bei die­sen Inter­net­sei­ten bedient, die er aus Grün­den der ‚psy­chi­schen Hygie­ne‘ an den Pran­ger stellt?“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: La Civil­tà Cat­to­li­ca (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Nach die­sem Arti­kel möch­te man sich fast auf die Sei­te von Papst Fran­zis­kus schla­gen; aber eben nur fast.

    Wenn man sich die­sem Man­ne gefühls­mä­ßig nähert, unter­liegt man. 

    Man möge sich dann in Erin­ne­rung rufen, wie es sein muss, wenn man von dem sel­ben Mann kalt­ge­stellt, abge­setzt, aus­ge­schlos­sen wird; wenn sich bei­na­he jeder im Vati­kan vor ihm fürchtet.

    Dann beden­ke man die gan­zen Repres­sio­nen gegen kon­ser­va­tiv den­ken­de Gläu­bi­ge, beson­ders aber die 3 über die Klip­pe gestürz­ten Orden der Tradition.

    Sei­ne Pasto­ral greift wich­ti­ge und wesent­li­che Punk­te eines jeden Hir­ten auf: 

    - die Geduld
    – das Beten für ande­re über das Kreuz der Sün­de hinaus
    – den damit ver­bun­de­nen Pri­mat das Liebens
    – Glau­ben als Bezie­hung zwi­schen Personen
    – leben­di­gen Glauben

    Die Kehr­sei­te die­ser evan­ge­li­ums­ge­mä­ßen Pasto­ral ist dann erreicht, wenn der ‚Pastor‘ zum Papst und ober­sten Hüter des Lehr­amts wird. Hier hat er das objek­ti­ve Kir­chen­recht, die Recht­gläu­big­keit und das Dog­ma zu leh­ren und zu ver­tei­di­gen. Er hat auch mit der mensch­li­chen Beschaf­fen­heit zu rech­nen, die auf­grund ihre Schwä­che kla­re und objek­ti­ve Richt­li­ni­en für das Han­deln braucht.

    Die Gefahr der päpst­li­chen Pasto­ral besteht in der Auf­rich­tung einer neu­en Kasu­istik, die sich von den Nor­men des Glau­bens (dem Dog­ma) löst und die Situa­ti­ons­ethik zum neu­en Dog­ma erhebt. Folg­lich wird aus der Situa­ti­ons­ethik eine Dif­fu­si­on fol­gen und die Situa­ti­ons­ethik wird zur neu­en Kasu­istik; und zwar der des Teufels. 

    Es wird dann immer eine Ent­schul­di­gung geben für das Abwei­chen von der Glaubensnorm.

    Wir sind dann mit­ten im Pro­te­stan­tis­mus. Wir sind im mensch­li­chen Recht; und nicht mehr im göttlichen.

    Das alles führt kon­se­quent gedacht zur Auf­lö­sung der Gemein­schaft der Gläu­bi­gen. Denn wenn jeder unter der Maß­ga­be der unend­li­chen Geduld die objek­ti­ve Norm, hier die Sit­ten­leh­re, nicht mehr zu beach­ten braucht, um in der Gemein­schaft der Gläu­bi­gen zu sein, dann ver­än­dert sich zwangs­läu­fig die gesam­te Gemein­schaft. Sie wird nicht zur Gemein­schaft der Sün­der (d.h. zur Gemein­schaft der Büßer), son­dern zur Gemein­schaft der Unbuß­fer­ti­gen, die nun ihrer­seits die Recht­gläu­bi­gen verfolgen.

    Fran­zis­kus hät­te Gemein­de­pa­stor blei­ben sol­len. Die Hier­ar­chie über ihm hät­te ihm sehr gut getan; und er hät­te sei­ne Mensch­lich­keit an der Norm abmes­sen müssen. 

    Zu den gei­sti­gen Wer­ken der Barm­her­zig­keit gehört schließ­lich auch „Irren­de zurechtzuweisen“.

    Die Lita­nei der Demut

    O Jesus, sanft und demü­tig von Her­zen, erhö­re mich.
    Vom Wun­sche, geach­tet zu wer­den, befreie mich, o Jesus
    Vom Wun­sche, geliebt zu werden
    Vom Wun­sche, geprie­sen zu werden
    Vom Wun­sche, geehrt zu werden
    Vom Wun­sche, gelobt zu werden
    Vom Wun­sche, ande­ren vor­ge­zo­gen zu werden
    Vom Wun­sche, um Rat gefragt zu werden
    Vom Wun­sche, gebil­ligt zu werden
    Von der Furcht, ver­de­mü­tigt zu werden
    Von der Furcht, ver­ach­tet zu werden
    Von der Furcht, zurück­ge­wie­sen zu werden
    Von der Furcht, ver­leum­det zu werden
    Von der Furcht, ver­ges­sen zu werden
    Von der Furcht, lächer­lich gemacht zu werden
    Von der Furcht vor Ungerechtigkeiten
    Von der Furcht, in fal­schen Ver­dacht zu kommen
    Dass ande­re mehr als ich geach­tet werden -
    Jesus, gib mir die Gna­de, das zu wünschen!
    Dass ande­re mehr als ich geliebt werden
    Dass ande­re im Anse­hen der Welt wachsen
    Dass ande­re Ver­wen­dung finden,
    ich aber zur Sei­te gestellt werde
    Dass ande­re geliebt, ich aber ver­nach­läs­sigt werde
    Dass mir ande­re in allen Din­gen vor­ge­zo­gen werden
    Dass ande­re hei­li­ger als ich wer­den können,
    vor­aus­ge­setzt, dass ich im Rah­men der
    Mög­lich­keit hei­lig werde
    Jesus, gib mir die Gna­de, das zu wün­schen! Amen.

    die Kar­di­nal Mer­ry de Val jeden Mor­gen betete

    Die Demut zeigt sich nicht in äuße­ren Gesten. Äußer­lich muss man manch­mal hart bleiben,
    inner­lich jedoch wei­nen mit den gei­stig ver­stock­ten. Redet man mit ihnen, soll man ihnen
    kur­ze Impul­se der Recht­gläu­big­keit geben; nicht mit ihnen diskutieren.

    Sie sol­len am kirch­li­chen Leben teil­neh­men. Die Gemein­schaft der Recht­gläu­bi­gen, der Segen
    der Eucha­ri­stie wird das Herz wan­deln und die Gna­de der Reue bringen.

    Objek­ti­ve Ver­stö­ße müs­sen in einem objek­ti­ven Raum objek­tiv sank­tio­niert wer­den, da sie ansonsten
    immer mehr Nach­ah­mer fin­den und Ärger­nis erregen.

    Dann haben wir es zu tun mit einer Revo­lu­ti­on der Kir­che ‚von unten‘ (vom Satan), die Kir­che in einen
    demo­kra­ti­schen Dis­ku­tier­klub ver­wan­deln möchte.

    Kir­che ist aber stets Kir­che der Offen­ba­rung ‚von oben‘ (von Gott).

    Der Mensch ernied­rigt sich, macht sich in Demut ganz klein vor der Annah­me des gött­li­chen Gebo­tes. Hier fin­det er sei­ne Prü­fun­gen und auch sein Kreuz; hier fin­det er sei­ne Gele­gen­heit des unbe­ding­ten Lie­bens „bis in den Tod und über den Tod hin­aus“, wie es Bischof Oster vor kur­zem tref­fend for­mu­liert hat.

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