Seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus ist ein besorgniserregendes Phänomen im Geistesleben des österreichischen Katholizismus (bzw., was davon nach fünfzig Jahren Abbruchpolitik noch übriggeblieben ist) zu beobachten: Gebildete Katholiken, Geweihte und Laien, beginnen, in Widersprüchen zu denken und daher auch Widersprüchliches zu reden, ggf. zu predigen. Unter Außerkraftsetzung der Gesetze der Logik werden verbale Verrenkungen durchgeführt, um die absurden Verlautbarungen von Papst Franziskus mit der kirchlichen Lehre – vermeintlich – zu harmonisieren.
Das treibt fallweise skurrile Blüten.
Ein diktatorisch geführtes System, das keine militärischen und polizeilichen Machtmittel zur Verfügung hat, also etwa die Kirche im gegenwärtigen Zustand unter Papst Franziskus, lebt klarerweise von letztlich freiwillig kollaborierenden Personen, also von Mitläufern.
In einer politischen Diktatur, die Haft, Folter und Mord einsetzen kann, wird die Konformität – zumindest nach außen hin – brutal erzwungen. Innerhalb der Kirche kann allenfalls eine Kirchenstrafe drohen oder – in der vatikanischen Bürokratie oder aber in den Apparaten der (reichen) deutschsprachigen Länder – die Kündigung des Arbeitsverhältnisses. Diese Drohungen entfalten bei manchen eine dermaßen massive Wirkung, daß sie sich eben anpassen. Dadurch wuchert die kircheninterne Diktatur mit ihrer Willkür, ihren Lügen und ihrem Verrat am Stiftungsauftrag umso rascher.
Zu diesen jammervollen Vorgängen drei aktuelle Beobachtungen.
Die Schizophrenie eines Kardinals und die Zustimmung durch den Hofstaat
Etwa zwei Wochen vor dem blasphemischen Greuel im Hohen Dom zu St. Stephan in Wien am 30. November hatte Kardinal Schönborn am International Theological Institute in Trumau (vormals Gaming) einen Vortrag gehalten, in dem er seine Rede im Abendmahlsaal zu Jerusalem vom 27. März 2008 bekräftigte. Der Kardinal beklagte, daß Europa im Begriff zu sterben sei, denn es habe dreimal Nein zum Leben gesagt, nämlich 1968 mit dem Nein zu Humanae vitae, 1975 mit der Fristenlösung und in der rezenten Gegenwart mit der Einführung der „Homo-Ehe“.
Im Ernst jetzt?
Ist das nicht unfaßbar, daß der Kardinal nur einige Tage nach dieser Rede eine homophile Propagandaveranstaltung unter dem Titel Jedermann (reloaded) im Altarraum des Stephansdomes durchführen ließ, bei der wie schon im Vorjahr „Life-Ball“-Organisator Gery Keszler wiederum prominent anwesend war?
Ganz abgesehen davon, daß das Nein zu Humanae vitae durch die österreichische Bischofskonferenz im Jahr 1968 und dessen Perpetuierung durch die nachfolgenden Bischöfe und Theologen, sowie die Fristenlösung und der vielfache Abtreibungsmord in der alltäglichen Politik des Kardinals ohnehin kein wie auch immer geartetes Problem darzustellen scheint.
Hier liegt eine erhebliche Schizophrenie vor, gewissermaßen ein Orwellscher „Doppeldenk“ auf nachkonziliar gebürstet.
Es ist ein altbekanntes Phänomen: Der Kardinal richtet seine Ansagen meist ganz nach Publikum. In Trumau hatte er – vermutlich – mehr „konservative“ Zuhörer vor sich. Die wollen etwas anderes hören als die „progressiven“ Zuhörer im urbanen Kontext.
Außerdem richtet sich der auf Englisch gehaltene Vortrag an ein englischsprachiges Publikum, möglicherweise zu Zwecken der günstigen Selbstdarstellung und des fundraising.
Andererseits ist es so, daß das ITI zur Zeit von Papst Johannes Paul II. unter seinem Gründungsrektor Michael Waldstein bei weitem mehr der Lehre der Kirche zu Fragen von Ehe und Familie folgte – das war auch das Gründungscharisma – als jetzt während des Franziskus-Pontifikats, da ja die Verwirrung von Amoris laetitia (fast) überall einzudringen beginnt. Und da Kardinal Schönborn als papstoffizieller Interpret dieses haarsträubenden Dokuments auch der Großkanzler dieser Einrichtung ist, hat er wohl erheblichen Einfluß auf Inhalte und Personal derselbigen genommen. Dieses Personal scheint auch derzeit nicht aufzubegehren.
Interessant auch, daß Gründungsrektor Waldstein und einige „konservative“ Sprecher bei dem Kongreß im November auftraten.
Wissen die überhaupt, was in Österreich wirklich gespielt wird?
Da von diesem Kongreß in kirchlichen und weltlichen Medien praktisch nichts zu hören war, werden auch die österreichischen Katholiken nichts mitbekommen haben. Das war wohl beabsichtigt.
Und offensichtlich hält es am ITI, wie auch im erzdiözesanen Hofstaat niemand für notwendig, dem desaströsen Kurs Kardinal Schönborns, der übrigens dem Vernehmen ja immer noch Mitglied des Ratzinger-Schülerkreises ist, zu widersprechen.
Feige Anpassung ist aber keine Tugend.
Damit sind sie aber nicht alleine:
Gellendes Schweigen
Das Zisterzienserstift Heiligenkreuz, für viele Insel des gesunden Glaubens, hatte sich anläßlich des Papstbesuches 2007 erfolgreich darum bemüht, die ordenseigene Hochschule nach Papst Benedikt XVI. benennen zu dürfen. Darüber hinaus ist der seit 2011 amtierende Abt Maximilian Heim Träger des „Ratzinger-Preises“ (seit ebenfalls 2011).
Man fragt sich daher, warum man von dort nichts, aber auch gar nichts, zum Zerstörungswerk von Papst Bergoglio hört, der alle zarten Pflänzchen einer Wiederherstellung des Glaubens und der Liturgie durch Papst Benedikt planvoll ausreißt.
Das Stift richtete übrigens vor gut fünfzehn Jahren einen Fitneßraum im Klausurbereich ein. Über dem Eingang brachte man die Aufschrift Praeparatorium ad martyrium an. Angesichts des realen Martyriums so vieler Christen in unserer Zeit ist das für einen Sportraum äußerst unpassend und für die realen Märtyrer beleidigend. Die Aufschrift sollte wohl ein Witzchen sein, mit einem Augenzwinkern sozusagen. Wenn ein Witzbold dauernd übertreibt, ist es aber nicht mehr lustig. Und wenn man sich schon derlei vollmundige Aufschriften anbringt und dann aber kein Wort herausbringt, wenn ein Papst das Werk seines Vorgängers niederreißt, Glauben und Moral zerstört und die Gläubigen skandalisiert, und das, obwohl ein allfälliges Bekenntnis der Wahrheit durch Stift und Hochschule ohnehin kein reales Martyrium nach sich ziehen würde, dann ist das ein jammervoller Vorgang und beschädigt die eigene Glaubwürdigkeit.
Möglicherweise hat man das selbst erkannt und nennt diesen Sportraum nicht mehr mit diesem übermütigen Namen.
Welche Aussagekraft hat es also, wenn man sich nach Benedikt XVI. benennt und dann die von ihm beklagte „Diktatur des Relativismus“, die von einem Nachfolgerpapst noch zu Lebzeiten Benedikts ausgeübt wird, nicht anprangert und bekämpft?
Offenbar keine.
Die Lage ist derzeit deswegen so schlimm, weil zu viele, die es besser wissen müßten, schweigen.
Oder Unsinn reden:
Die Papolatrie und der Nonsens
Am heurigen Hochfest Peter und Paul konnte man in der vom Opus Dei betreuten St. Peters-Kirche im Zentrum Wiens eine erstaunliche Predigt hören. Sie war auch für diejenigen Kirchgänger erstaunlich, denen die realitätsfremde und letztlich unkatholische Papolatrie im Opus Dei bereits vertraut ist.
Der Prediger sagte, daß die Apostelfürsten Petrus und Paulus Vorbilder oder Deutungsmuster der jetzigen Situation seien. Denn sie waren in Herkunft, Bildung und Temperament völlig verschieden, verkündeten aber denselben Glauben und strebten nach derselben Heiligung. Genauso seien Papst Franziskus und Papst emeritus Benedikt ebenfalls völlig verschieden an Herkunft, Bildung und Temperament, strebten aber genau denselben Glauben und dieselbe Heiligung an.
Bei allem Verständnis für Papsttreue, aber das geht zu weit.
Die Analogie ist völliger Nonsens, denn die Beziehung von Petrus und Paulus ist in keiner Weise dem derzeitigen Skandal zweier Päpste beziehungsweise eines Papstes und eines Gegenpapstes beziehungsweise eines „aktiven“ und eines „kontemplativen“ Papstes, oder was der mehr oder weniger plausiblen Erklärungsversuche dieser absurden Situation eines faktischen Doppelpontifikats mehr sind, ähnlich. Zudem müßte dem Prediger der schreiende Gegensatz von Benedikt zu Franziskus in Verkündigung, Moral und Liturgie nach fünf Jahren ja wohl aufgefallen sein. Oder herrscht auch hier schon „Doppeldenk“?
À propos Liturgie: Auch in der Peterskirche hat man bis heute die Anordnung Benedikts zur korrekten Übersetzung der Wandlungsworte nicht umgesetzt.
Und wo, bitteschön, ist bei Papst Franziskus die „Heiligung“ zu finden?
Die jahrelang eintrainierte Verbiegung des Denkens zugunsten einer bestimmten Kirchenpolitik und zuungunsten der Wirklichkeit kann nur Unsinn hervorbringen.
Da wäre es wirklich besser gewesen gar nichts zu sagen, als die Meßbesucher für dumm zu verkaufen.
Ein schlimmer Verdacht
Allerdings öffnet sich bei weiterem Nachdenken eine weitere, schlimme Erklärungsmöglichkeit dieser absurden Parallelisierung: Wollte uns der Prediger etwa sagen, daß Papst emeritus mit dem regierenden Papst ohnehin konspiriert und dessen revolutionäres Programm mitträgt?
Diese Möglichkeit ist ja nicht ausgeschlossen: Qui tacet, consentire videtur.
Weiß der Prediger etwas, das wir nicht wissen?
Papst emeritus Benedikt verhält sich tatsächlich sehr merkwürdig. Von daher ist es natürlich schwierig, von Kardinälen, Priestern und Professoren Klarheit und Tapferkeit zu fordern, wenn der zurückgetretene Papst, der seine Herde verlassen hat, nun die Gläubigen im Unklaren läßt.
Resümee
Das Schweigen Benedikts ist jedoch keine gültige Ausrede für die Hirten und Lehrer der Kirche und für die akademischen Theologen und Philosophen. Sie müssen jetzt die Frage nach der desaströsen Verkündigung des Papstes (Erstes Gebot, Hölle, Moral) und nach der ebenso desaströsen Politik (Orden, China, Lebensschutz, UNO) sowie nach der Frage des allfälligen Amtsverlustes wegen Häresie und Schadens für die Kirche offensiv und tapfer angehen.
Auch Benedikt selbst sollte das dringend tun. Höchstwahrscheinlich weiß er es ohnehin selbst. Er sollte uns auch die volle Wahrheit über das Dritte Geheimnis von Fatima sagen.
Damit würde auch wieder Klarheit ins Denken und Reden auf allen Hierarchieebenen kommen. Das wäre für alle Beteiligten ein großer Segen.
Und es würde dem Willen Gottes entsprechen.
Wolfram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Pro Lifer
Wiens Erzbischof muss die gläubigen Katholiken wirklich für sehr, sehr dumm halten, wenn er wieder einmal an einem Tag eine Gotteslästerung geschehen lässt, um eine Weile später die korrekte katholische Lehre zu predigen.
So gut wie alle schweigen, besonders die die ein wichtiges Amt in der katholischen Kirche inne haben und ob dessen verwundbar sind, seitdem Jorge Bergoglio das Papstamt ausübt.
Das geringste Positive, dass Geistliche über „den Papst“ sagen, ist wohl, dass er falsch verstanden wird. Und mit einigem philosophischen Talent, erworben durch jahrelange Ausbildung, schaffen es die meisten von ihnen, vom „Papst“ einige Aussagen ins Positive zu deuten. Auch wenn das Gesamtbild zweifellos eines Papstes nicht würdig ist.
Auch ich könnte, ohne besondere Ausbildung, Aussagen von Bergoglio ohne Weiteres ins Positive deuten, nur in Anbetracht des Gesamtbildes käme dies eines falschen Zeugnisses gleich. Wo wir wieder bei den 10 Geboten wären. Hier kann man nicht mehr weiter. Ein falsches Zeugnis zu geben bei all den verheerenden Informationen, die man von diesem „Papst“ hat, ist entweder ein Zeichen von Feigheit oder von Naivität.
Papst em. Benedikt verhält sich korrekt.
Er ist „Gefangener des Papstes.“
Papst Benedikt XVI. hat sich bei seiner Abdankung selbst zum „Gefangenen“ im Vatikan gemacht. Indem er zweierlei gelobte: a) absoluten Gehorsam gegenüber dem künftigen Papst, wer immer es sein möge, sowie b) künftig im Vatikanischen Kloster Mater Ecclesiae wie ein Mönch zu leben und nur noch zu beten und zu Schweigen.
# Johann Hahn: Was Sie sagen ist richtig. Es stellt sich jedoch die Frage, weshalb Papst Benedikt XVI. dies gesagt hat…
Allerdings gilt, dass er selbst als (Zitat) „Gefangener“ noch viel Gutes für das Schifflein Petri, ja, für alle Menschen, bewirken kann; und sei es „nur“, indem er eben betet.
Solange ein Mensch in dieser Welt noch lebt, hat er die Möglichkeit, durch beständiges Gebet, den Himmel zu bestürmen…
Wie es in der Bibel heißt: Bittet, und es wird euch gegeben werden…
Oder wie Reinhold Schneider es ausdrückt: Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten…
Vergessen wir nicht zu beten, und zwar durch (laute und leise) Worte, durch entsprechende Taten, durch einen anständigen Lebenswandel, der nicht nur das eigene Ego bedient sehen will, sondern auch das Lebensrecht anderer würdevoll respektiert.
Sehr gute, pointierte, mutige Zusammenfassung! Vielen Dank. Ja man würde sich von der Leitung größeren, starken Gruppen in Österreich mehr Klartext erwarten. Gerade auch dort, wo die Jugend herangebildet wird: Seit Jahren wird puncto Schönborn der Slogan „Herz-Kardinal“ indoktriert! Man dasrf sich nicht wundern, wenn in Zeiten der Krise, wie jetzt, Duckmäuser- Mitläufertum offenbar wird.