Wie krank muss die katholische Kirche noch werden?


Diktatorpapst
Der Diktatorpapst - heute ist die deutsche Ausgabe des Buches erschienen.

Ende Novem­ber 2017 erschien das bri­san­te­ste Buch die­ses Pon­ti­fi­kats, in ita­lie­ni­scher Erst­aus­ga­be, unter einem Pseud­onym und wie eine Sami­s­dat-Ver­öf­fent­li­chung. Weni­ge Tage spä­ter folg­te auf dem­sel­ben Wege eine eng­li­sche Aus­ga­be. Seit März 2018 wird das Buch, eine offe­ne und scho­nungs­lo­se Kri­tik am Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus, regu­lär in Ver­la­gen her­aus­ge­ge­ben. Zugleich wur­de die Iden­ti­tät des Autors, der Histo­ri­ker Hen­ry Sire, bekannt­ge­ge­ben. Auf die ita­lie­ni­sche und eng­li­sche Aus­ga­be folg­ten wei­te­re Über­set­zun­gen. Heu­te kam im Reno­va­men-Ver­lag end­lich die deut­sche Aus­ga­be auf den Markt. Zu die­sem Anlaß schrieb Hen­ry Sire eine Stel­lung­nah­me zur aktu­el­len Ent­wick­lung in der Kirche.

Wie krank muss die katholische Kirche noch werden?

Anzei­ge

von Mar­can­to­nio Colon­na ali­as Hen­ry Sire*

Am 25. August publi­zier­te Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, der ehe­ma­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten, ein ver­nich­ten­des Doku­ment. Es bezog sich auf weit­rei­chen­de Ent­hül­lun­gen sexu­el­len Miss­brauchs in der katho­li­schen Kir­che, die die USA in den letz­ten Wochen erschüt­ter­ten, und beschul­dig­te Papst Fran­zis­kus selbst, in die umfang­rei­che Ver­tu­schungs­ak­ti­on ver­wickelt zu sein, die jüngst auf­ge­deckt wur­de. Erz­bi­schof Viganò zöger­te nicht, Fran­zis­kus zum Rück­tritt auf­zu­for­dern. Sein Brief war der krö­nen­de Abschluss der Kri­se, die durch die Miss­brauch­sent­hül­lun­gen ver­ur­sacht wurde.

Tat­säch­lich wer­den die Leser mei­nes Buches Der Dik­ta­tor­papst, das Anfang des Jah­res erschie­nen ist, ob die­ser Anschul­di­gun­gen wenig erstaunt gewe­sen sein. Im genann­ten Werk habe ich auf­ge­zeigt, dass Fran­zis­kus es ver­säumt hat, sei­ne „Null-Toleranz“-Politik gegen­über sexu­el­lem Miss­brauch umzu­set­zen, dass er Sexu­al­straf­tä­ter im Prie­ster­amt geschützt hat und es pflegt, sich mit sitt­lich schwa­chen Men­schen zu umge­ben, da er sie dadurch in der Hand hat. Außer­dem kön­nen die­se Eigen­ar­ten durch sei­ne Zeit als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires hin­weg zurück­ver­folgt wer­den, wo er eine spür­ba­re Gleich­gül­tig­keit bezüg­lich Anschul­di­gun­gen sexu­el­ler Ver­feh­lun­gen unter sei­nem Kle­rus an den Tag leg­te und nicht han­del­te, als Fäl­le an ihn her­an­ge­tra­gen wurden.

Was bedeut­sam an dem Auf­ruhr ist, für den Erz­bi­schof Viganò gesorgt hat, ist die Art und Wei­se, wie er die Katho­li­ken gespal­ten hat. Er hat nicht zwei etwa Par­tei­en offen­bart, einen kor­rup­ten Kle­rus auf der einen und die­je­ni­gen auf der ande­ren Sei­te, die eine Säu­be­rung sehen wol­len. Er hat Katho­li­ken in das Lager der Kon­ser­va­ti­ven, die Fran­zis­kus los­wer­den wol­len, und in das Lager der Libe­ra­len geteilt, die ent­setzt sind, dass sein Image und das Pro­gramm, für das er steht, einen der­ar­ti­gen Scha­den erlit­ten hat. Eine Äuße­rung aus Sicht der letzt­ge­nann­ten Auf­fas­sung fin­det sich in Timo­thy Egans Arti­kel The Catho­lic Church is Sick with Sex („Die katho­li­sche Kir­che krankt am Sex“) in der gest­ri­gen Aus­ga­be der New York Times. Sei­ne Argu­men­ta­ti­on beginnt wie folgt: „Wenn man Viganòs 11-sei­ti­gen Brief kom­plett liest, sieht man, was ihn und sei­ne ultra­kon­ser­va­ti­ve Kaba­le wirk­lich antreibt – eine Abscheu gegen­über schwu­len Katho­li­ken und der Wunsch, wie­der ins fin­ste­re Mit­tel­al­ter zurück­zu­keh­ren.“ Dann fährt er fort, den gesam­ten histo­ri­schen Stand­punkt der kirch­li­chen Sexu­al­mo­ral anzu­grei­fen, ein­schließ­lich des prie­ster­li­chen Zöli­bats. Für Egan wie für alle ande­ren libe­ra­len Katho­li­ken, die zu Ver­tei­di­gung des Pap­stes geeilt sind, ist Fran­zis­kus der Mann, der die kirch­li­che Hal­tung zum Sex ändert – und ins­be­son­de­re erwar­ten sie von ihm eine Umkehr der tra­di­tio­nel­len Ver­ur­tei­lung der Homosexualität.

Wir müs­sen uns das dok­tri­nel­le Argu­ment hin­ter die­ser Sicht­wei­se anschau­en, für das Egan eine cha­rak­te­ri­sti­sche Äuße­rung lie­fert: „Die rück­stän­di­gen Leh­ren der Kir­che“, sagt er, „von nomi­nell zöli­ba­t­ä­ren und heuch­le­ri­schen Män­nern dik­tiert, haben kei­ne Ver­bin­dung zu den Wor­ten Jesu“, der „nie etwas dar­über gesagt hat, wen man lie­ben kann [sein Euphe­mis­mus für ‚mit wem man sexu­el­len Umgang haben kann‘]. Nichts über Homo­se­xu­el­le.“ Folgt man die­sem Ein­wand, müss­te die Kir­che alle Ele­men­te ihres Moral­ko­dex ver­wer­fen, für die sich kei­ne auf­ge­zeich­ne­te Äuße­rung Chri­sti fin­den lässt. Wenn dies das Ansin­nen Jesu Chri­sti war, könn­te man dar­auf hin­wei­sen, dass er es ver­säumt hat­te, sei­nen Jün­gern die­se Tat­sa­che klar­zu­ma­chen. Die frü­hen Chri­sten zeich­ne­ten sich durch eine stren­ge und asze­ti­sche Sexu­al­mo­ral aus. In den ersten bei­den Jahr­hun­der­ten exkom­mu­ni­zier­te die Kir­che Ehe­bre­cher und Unzucht­s­sün­der und ver­wei­ger­te sogar den Büßern die Wie­der­zu­las­sung zur Kom­mu­ni­on. Als Papst Kalixt im drit­ten Jahr­hun­dert damit anfing, buß­fer­ti­ge Ehe­bre­cher wie­der zuzu­las­sen, war einer sei­ner Pres­by­ter, Hip­po­ly­tus, auf­grund die­ser Lax­heit der­art schockiert, dass er ein Schis­ma gegen ihn initiierte.

Hin­sicht­lich der Homo­se­xua­li­tät hält die Kir­che die Ethik des Juden­tums auf­recht, in der Sodo­mie ein Gräu­el und eine der him­mel­schrei­en­den Sün­den war. Der hei­li­ge Pau­lus lehr­te in sehr expli­zi­ten Wor­ten, dass kein akti­ver oder pas­si­ver Sodo­mit ins Him­mel­reich ein­ge­hen kann, und die Chri­sten nach ihm zeich­ne­ten sich durch ihre Abscheu vor der Sodo­mie in einer Gesell­schaft aus, die sie tolerierte.

Dies war die Grund­la­ge des Moral­ko­dex, dem die Chri­sten­heit in den sech­zehn Jahr­hun­der­ten nach der Bekeh­rung des Römi­schen Rei­ches folg­te, und er blieb bis vor kur­zem noch die gewöhn­li­che Gesell­schafts­norm. Die west­li­che Gesell­schaft nahm die Vor­aus­set­zun­gen an, dass Keusch­heit eine Tugend, dass Selbst­be­herr­schung im sexu­el­len Umgang not­wen­dig, dass Ehe­schei­dung ein schwe­rer Schlag gegen die Hei­lig­keit der Fami­lie und Per­ver­sio­nen wie Homo­se­xua­li­tät ein ver­ab­scheu­ungs­wür­di­ges Laster war. Die­ses Bild ver­än­der­te sich ab den 1960er Jah­ren, als das Chri­sten­tum sei­nen Ein­fluss auf das säku­la­re Den­ken ver­lor und die sexu­el­le Revo­lu­ti­on über uns kam. Keusch­heit und Selbst­be­herr­schung ver­lo­ren ihren Sta­tus als Tugen­den, Sex wur­de als unver­äu­ßer­li­ches Recht begrüßt und Homo­se­xua­li­tät als alter­na­ti­ver Lebens­stil beworben.

Wenig über­ra­schend war die Ten­denz vie­ler Mit­glie­der der ver­schie­de­nen christ­li­chen Kon­fes­sio­nen, den Ver­such auf­zu­ge­ben, an christ­li­chen Prin­zi­pi­en bei Din­gen wie der Schei­dung und Homo­se­xua­li­tät fest­zu­hal­ten und statt­des­sen die Stan­dards der sie umge­ben­den Gesell­schaft anzu­neh­men. In der Angli­ka­ni­schen Gemein­schaft setz­te sich die­se Par­tei kom­plett durch. Die libe­ra­le Denk­schu­le, für die Timo­thy Egans steht, ist dar­auf erpicht, dass die katho­li­sche Kir­che den­sel­ben Pfad gehen möge. In Papst Fran­zis­kus haben sie in den letz­ten fünf­ein­halb Jah­ren den Wort­füh­rer gefun­den, nach dem sie gesuch­ten hatten.

Ohne wei­ter auf die rele­van­ten Argu­men­te ein­zu­ge­hen, soll­te man die­ses Pro­gramm zumin­dest mit den Erwar­tun­gen in Ver­bin­dung brin­gen, die die Kir­che an Fran­zis­kus hat­te, als er gewählt wur­de. Wir könn­ten damit anfan­gen, indem wir zuge­ben, dass die Grup­pe, die Berg­o­gli­os Anwart­schaft vor­wärts­ge­bracht hat­te, ver­mut­lich woll­te, dass er eine sexu­el­le Revo­lu­ti­on ein­lei­tet. Wie ich im Dik­ta­tor­papst wei­ter aus­füh­re, han­del­te es sich dabei um die „St. Gal­len-Mafia“ (dies ist die Selbst­be­schrei­bung einer ihrer Anfüh­rer, Kar­di­nal Dan­neels), eine Grup­pe von Kar­di­nä­len, die sich jah­re­lang für das Vor­ha­ben in St. Gal­len tra­fen, einen libe­ra­len Papst an die Spit­ze der Kir­che zu hie­ven. Die mei­sten die­ser Kir­chen­für­sten hoff­ten tat­säch­lich auf eine Locke­rung der Sexu­al­ethik, wäh­rend Dan­neels selbst bloß­ge­stellt wur­de, Kin­des­miss­brauch durch Prie­ster ver­tuscht zu haben – eine Vor­ge­schich­te, die ihn nicht davon abhielt, eine füh­ren­de Figur im Kon­kla­ve von 2013 gewe­sen zu sein oder auf dem Bal­kon des Peters­doms neben dem Papst auf­zu­tau­chen, als sein Kan­di­dat gewählt wurde.

Jedoch war das nicht der Gedan­ke der gro­ßen Mehr­heit der Kar­di­nä­le, die für Berg­o­glio stimm­ten. Als sie 2013 zusam­men­ka­men, bestand eine Kri­sen­si­tua­ti­on durch die Abdan­kung Bene­dikts XVI., und sie sahen einer Reform in drei bestimm­ten Berei­chen ent­ge­gen: (1) Eine Reform der vati­ka­ni­schen Finan­zen, die seit den ille­ga­len Akti­vi­tä­ten von Erz­bi­schof Mar­cin­kus vor drei­ßig Jah­ren ein Sün­den­pfuhl waren, (2) eine Reform der römi­schen Kurie und (3) eine Reform in Anbe­tracht der Kri­se der sexu­el­len Kor­rup­ti­on des Kle­rus. Was das Letz­te anbe­langt, wird davon aus­ge­gan­gen, dass ein Geheim­re­port, der Papst Bene­dikt vier Mona­te vor­her vor­ge­legt wur­de, die Exi­stenz eines homo­se­xu­el­len Netz­wer­kes im vati­ka­ni­schen Kle­rus offen­leg­te und Bene­dikt end­gül­tig dazu brach­te, abzu­dan­ken, damit ihn ein jün­ge­rer und stär­ke­rer Mann erset­zen und den Sumpf trocken­le­gen kann.

Wie ich in mei­nem Buch gezeigt habe, hat Papst Fran­zis­kus kei­nen ein­zi­gen der drei Reform­punk­te umge­setzt, und was den letz­ten Punkt anbe­langt, hat er sich tat­säch­lich viel­mehr als ein gro­ßer Teil des Pro­blems erwie­sen. Erz­bi­schof Viganò ent­hüll­te, dass Papst Bene­dikt Kar­di­nal McCar­ri­ck vor dem Jahr 2013 ins­ge­heim sus­pen­dier­te, nach­dem ein gan­zer Rat­ten­schwanz von Über­grif­fen auf jun­ge Män­ner und min­der­jäh­ri­ge Jun­gen auf­ge­deckt wur­de. Als Fran­zis­kus jedoch zum Papst gewählt wur­de, stell­te er McCar­ri­ck wie­der in Gunst und mach­te ihn zu sei­nem Haupt­be­ra­ter für Ernen­nun­gen inner­halb der ame­ri­ka­ni­schen Kir­che, dar­un­ter die­je­ni­gen der pro­mi­nen­ten Figu­ren, die jetzt als die Beschirm­er von Miss­brauch­sprie­stern auf­ge­fal­len sind.

Anstel­le des Wie­der­her­stel­lers der Sit­ten, den sich die Kar­di­nä­le wähn­ten zu wäh­len, wird Papst Fran­zis­kus jetzt von Libe­ra­len als der Mann geprie­sen, der die rück­stän­di­ge Hal­tung der Kir­che in Bezug auf die Sexu­al­ethik über Bord wirft. Die Situa­ti­on ist so, als wür­de der Wach­mann, der ange­stellt wur­de, um einen Wohn­block zu schüt­zen, sich plötz­lich als Ver­fech­ter der Haus­be­set­zer­rech­te zei­gen. Fran­zis­kus steht vor uns und sagt: „Rein­ge­legt!“ Und die Ant­wort Timo­thy Egans und sei­ner Freun­de besteht dar­in, in Applaus auszubrechen.

Wir müs­sen uns über die Natur des Kamp­fes im Kla­ren sein, der jetzt aus­ge­foch­ten wird: Es geht dar­um, ob die Kir­che die tra­di­tio­nel­le christ­li­che Sexu­al­leh­re auf­recht­erhält (wie Egan es aus­drückt, „zum fin­ste­ren Mit­tel­al­ter zurück­kehrt“) oder die Hal­tung des „alles ist mög­lich“ annimmt (sofern es sich nicht um die Ver­wen­dung von Kli­ma­an­la­gen und Brenn­stoff­mo­to­ren han­delt), für die sich Fran­zis­kus selbst zum Spre­cher gemacht hat. Für die­je­ni­gen, die sich auf letz­te­re Sei­te stel­len, hat es kei­ne Bedeu­tung, ob der Papst als zyni­scher Beschüt­zer der sexu­ell Per­ver­tier­ten bloß­ge­stellt wird. Die Par­tei, die ihn beschul­digt, sagen sie, sind die­je­ni­gen, die „die Kir­che zu einer mit­tel­al­ter­li­chen Vor­stel­lung von Sexua­li­tät zurück­ver­set­zen wol­len.“ Wenn man sich die Ent­hül­lun­gen von prie­ster­li­chem Miss­brauch anschaut, die in den letz­ten Jah­ren und ins­be­son­de­re in den letz­ten Wochen spek­ta­ku­lär ans Licht kamen, könn­te man Egans Ansicht tei­len, dass „die katho­li­sche Kir­che am Sex krankt“. Was wir uns jedoch fra­gen, ist, wie viel krän­ker sie noch wird.

Text:  Aus dem Eng­li­schen über­tra­gen von Juli­an Voth.

*Hen­ry Sire, der das Buch unter dem Pseud­onym Mar­can­to­nio Colon­na, dem päpst­li­chen Ober­be­fehls­ha­ber in der See­schlacht von Lepan­to 1571, ver­öf­fent­lich­te, ist ein bri­ti­scher Histo­ri­ker. Der Katho­lik, der 2001 in den Mal­te­ser­or­den ein­trat, über des­sen Ordens­ge­schich­te er 2016 ein Buch ver­öf­fent­lich­te, hielt sich für sei­ne Archiv­re­cher­chen von 2013–2017 in Rom auf, wo er das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus aus näch­ster Nähe beob­ach­ten konn­te. Das war Anlaß für ihn, sein papst­kri­ti­sches Buch zu schrei­ben. Im März 2018 ließ er über den Ver­lag der eng­li­schen Aus­ga­be sei­ne Iden­ti­tät preis­ge­ben. Dar­auf wur­de er als Mit­glied des Mal­te­ser­or­dens sus­pen­diert. Bereits 2015 hat­te er sich im Buch „Phoe­nix from the Ashes: The Making, Unma­king, and Resto­ra­ti­on of Catho­lic Tra­di­ti­on“ kri­tisch mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil und sei­nen Fol­gen auseinandergesetzt.

Mar­can­to­nio Colonna/​Henry Sire: Der Dik­ta­tor­papst. Die 2. über­ar­bei­te­te und erwei­ter­te Auf­la­ge des Best­sel­lers ist heu­te im Reno­va­men-Ver­lag erschie­nen, 265 Sei­ten, 16,00 Euro,

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3 Kommentare

  1. Das „fin­ste­re“ Mit­tel­al­ter war die Glanz­zeit der Mensch­heit in Kul­tur und Kunst, in Bau­kunst und Theo­lo­gie. Die Theo­lo­gie soll uns hel­fen hei­lig zu wer­den. Im Mit­tel­al­ter gab es Mas­sen­be­we­gun­gen im Kampf zur Heiligkeit.

  2. Spi­ri­tu­ell gese­hen war ‚das‘ Mit­tel­al­ter (500 – 1500) im Ver­gleich zur Neu­zeit und Neo(post)moderne, in der wir uns heu­te befin­den, eine wah­re Glanz­zeit. Es war eine Blü­te­zeit der Heiligen.

    Ange­sichts die­ser Zeit und der gegen­wär­ti­gen Situa­ti­on Sei­ner Kir­che hat Jesus am stärk­sten für uns Men­schen heu­te gelitten. 

    Die Theo­lo­gie Luthers betrach­tet die­sen Umstand des end­zeit­lich-mysti­schen Lei­dens Jesu mit­leid­los. Statt­des­sen ver­mischt sich in ihr sata­ni­scher Lob­preis und Sün­de, was die tief­ste Ver­höh­nung und Ver­spot­tung des Kreu­zes­op­fers ist.

    Seher haben gesagt, dass die Atmo­sphä­re durch unse­re Sün­den jetzt vol­ler Teu­fel (Dämo­nen) ist, so dass kaum ein Licht­strahl mehr zur Erde drin­gen kann; es sei denn ein Mensch geht den Weg der mön­chi­schen Aske­se: der „Ent­welt­li­chung“.

    Rom ist eine Kloa­ke und der Zustand unse­rer Welt ist mit einem ein­zi­gen Wort zu umschrei­ben: katastrophal.

    Die Kata­stro­phe bringt aber eine Rei­ni­gung mit sich (Kathar­sis).

    Bedeu­tung von Katharsis:

    - Läu­te­rung der See­le als Wir­kung des (anti­ken) Trauerspiels

    - Befrei­ung von see­li­schen Kon­flik­ten durch emo­tio­na­le Durcharbeitung

    Letzt­lich kommt die Kathar­sis also nur durch ein Wie­der-ernst-Neh­men der Theo­lo­gie des Leibes. 

    Emo­tio­na­les Durch­ar­bei­ten muss in die­sem Rah­men ver­stan­den wer­den als ein Auf­decken der Sünde. 

    Was pas­siert beim Sündigen?

    Was pas­siert in der Unkeusch­heit mit dem Geist? Der Mensch fällt ins Fleisch. Er wird skla­vi­sches Fleisch­be­wusst­sein, also Welt an sich. Er klebt an der Erde und durch­dringt sie nicht. Er wird zu einem Göt­zen­die­ner der Lust. 

    Die ‚Geist­li­chen‘ heu­te sind viel­fach lei­der Heuch­ler. Sie wis­sen die sal­bungs­voll­sten Wor­te zu wäh­len, hin­ter denen sie sich und ihre Lei­den­schaf­ten verstecken.

    Dabei wis­sen sie nicht, dass das Wort und der Segen nur über den rei­nen Geist­leib wir­ken kann.

    Die Dämo­nen trin­ken bei jeder Sün­de mit und ver­skla­ven den Men­schen. Und sie las­sen den, der ein­mal gefal­len ist, kaum mehr los. 

    Ein älte­rer Prie­ster sag­te mir ein­mal: Ordens­brü­der, die einst­mals Him­mels­stür­mer gewe­sen sind, sei­en, sobald sie ein­mal das Bei­sam­men­sein mit einer Frau ‚geko­stet‘ hät­ten, nicht mehr vom Sex loszubekommen. 

    Die Dämo­nen der Unkeusch­heit ver­füh­ren als Göt­zen der Ich­sucht und Lei­den­schaft zu allen ande­ren Sünden. 

    Wenn es einem Prie­ster gelin­gen soll­te, los­zu­kom­men, besteht die Gefahr, dass er ande­ren Süch­ten ver­fällt als Sub­sti­tu­te. Er wird zum Säu­fer oder Ket­ten­rau­cher; oder zum Arbeits­tier. Er glei­tet ab in die Gefall­sucht oder wird geldgierg.

    Wer ent­halt­sam leben will, kann dies nur in eng­ster Ver­bin­dung mit dem Gekreu­zig­ten. Die­ses Leben ist ein hei­lig­mä­ßi­ges Leben und das Leben eines Beken­ners (Mär­ty­rers).

    Dies Ein-tau­fung in den hei­li­gen Geist Jesu, der den Tod für die Sün­de bedeu­tet, muss ganz neu in der Glau­bens­ver­kün­di­gung ver­mit­telt wer­den. Auch dass man die Gele­gen­heit zur Sün­de flie­hen muss …

    Unse­re Pasto­ral ist davon eben­so­weit weg, wie es unse­re gott­lo­se Welt ist.

    Man erkennt einen Göt­zen­die­ner leicht. Ein Gott­ge­weih­ter, der zum Bei­spiel die Ohren mit Ohr­rin­gen durch­sto­chen hat, ist kein Gott­ge­weih­ter, son­dern ein zutiefst lei­den­schaft­li­cher Mensch …

    Eine Täto­wie­rung ist wie ein Brand­zei­chen der Lei­den­schaft. Täto­wier­te Men­schen sind sol­che, die über Gren­zen gehen .…

    Men­schen, die ihre Blicke nicht im Zaum hal­ten kön­nen und den Flirt suchen, erge­ben sich auch in Gedan­ken dem Laster…

    Eng­an­lie­gen­de Klei­dung sucht das Gefal­len und dient der Eitelkeit…

    Das frei­zü­gi­ge Posten von per­sön­li­chen Por­trait-Bil­dern im Inter­net ver­letzt das Gebot der Schamhaftigkeit …

    Man könn­te hier end­los fort­fah­ren. Die ‚Kul­tur des Todes‘ bie­tet vie­le Beob­ach­tungs­aspek­te als Indi­zi­en der Unkeuschheit.

    Das sind so ein paar Gedan­ken aus dem „tief­sten Mit­tel­al­ter“, die es noch ein­mal zu über­den­ken gilt. 

    Lei­der unter­lie­gen sie einem Tabu.

    Der Trin­ker trinkt, um nicht an sei­ne Sucht erin­nert zu wer­den, nur umso mehr.

    Spricht man ihn auf sei­ne Sucht an, wird er fuchsteufelswild.

    So las­sen sich auch die Ver­bre­chen der Abtrei­bung, der Unzucht und des Homo­sex nicht mehr anspre­chen, weil die Men­schen eins mit den dahin­ter ste­hen­den Dämo­nen gewor­den sind. 

    Eine Ablö­sung wird schwer fal­len. Sie geht nur über den Tod des Dämons (des­sen Aus­fah­ren). Gei­stig ist die­ser Ent­zug ver­gleich­bar mit einer Kreu­zi­gung (der Kreu­zi­gung des Fleisches).

    Man kann das gelin­de gesagt als über­spannt ableh­nen. Die Kir­che von heu­te unter der Agen­da von F. tut es. 

    Solan­ge sie jedoch dar­an fest­hält, wird kein auch noch so dün­ner Strahl des Lich­tes des hei­li­gen Gei­stes, auf die­se Hir­ten (Wöl­fe im Schafs­pelz) fallen.

    Ver­wei­ger­te Umkehr ist Selbst­be­trug und führt ins Ver­der­ben. Jesus war dar­in sehr klar und nicht ‚demü­tig‘. Gegen­über der Sün­de war er ein Löwe. 

    Alle die es nicht fas­sen konn­ten und sei­nen rigo­ro­sen Weg nicht tei­len woll­ten, riet er an ihre Fleisch­töp­fe zurück­zu­keh­ren. „Lasst die Toten ihre Toten begra­ben“, sag­te er.

    Wir Men­schen wis­sen genau, was uns wie­der auf­baut: es ist das rei­ne Evan­ge­li­um, eben das evan­ge­li­sche Leben; wie es auch die Engel leben. (eng­li­sches Leben)

    Aus die­sem Leben kommt die gan­ze Kraft.

    Wir haben aus Kar­di­nal Mül­lers letz­ter Pre­digt zum Ver­hält­nis von Leh­re und Moral die­se auf­bau­en­de Kraft her­aus­ge­spürt; gleich­zei­tig spür­ten wir die schmeich­le­ri­schen ver­füh­re­ri­schen flos­kel­haf­ten Wor­te Mar­xens, die einem ein­zi­gen kraft­lo­sen Wort­brei glichen.

    Machen wir kei­ne Kom­pro­mis­se mit der Welt. Gestal­ten wir die Welt durch unser Zeug­nis und unser Opfer. 

    In einem Kom­men­tar (auf einer ande­ren katho­li­schen Sei­te) wur­de bahaup­tet, Mut­ter Tere­sa habe gesagt: „Der­je­ni­ge der das Mit­tel gegen AIDS erfin­den soll­te, wur­de abgetrieben.“

    Somit kommt es im Rah­men der gött­li­chen Vor­se­hung wie bei Maria auf das FIAT eines jeden ein­zel­nen Chri­sten an.

    Viel­leicht bin ich es, viel­leicht bist du es, der das Wir­ken des hei­li­gen Gei­stes ver­hin­dert, weil Got­tes Geist eben genau bei dir und mir anfan­gen will.

    Lösen wir uns von unse­rem Klein­mut und unse­ren Kom­pro­mis­sen; wer­den wir rigo­ros; wer­den wir zu Fana­ti­ker (ech­ten Fans von Jesus), ganz egal, was auch immer die Welt sagt …

    Ein Gott­ge­weih­ter sagt: „Herr bekeh­re die Mensch­heit – und fan­ge bei mir an.“

    Nur in die­sem Sin­ne geht’s. Sonst geht’s schief.

  3. Ein äusserst inter­es­san­tes und beson­ders lesens­wer­tes Buch.
    Erstaun­lich wie vie­le der dort ange­spro­che­ne pro­ble­ma­ti­sche Situa­tio­nen jetzt gera­de in unse­ren Tagen wirk­lich „heiß“ werden.

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