(Rom) Das Redaktionskomitee für das Schlußdokument der Jugendsynode setzt sich aus Vertretern aller fünf Kontinente zusammen, verspricht aber „wenig Gutes“, wie kritische Beobachter wie der US-Vatikanist Edward Pentin befürchten. Inzwischen veröffentlichte der Vatikan die Zusammensetzung der Schlußredaktion. Sie wird für den Schlußbericht verantwortlich sein, der von der Synodenmehrheit beschlossen und dem Papst als Ergebnis überreicht wird.
„Einige von ihnen und ihre Sicht einiger Aspekte der kirchlichen Lehre sind Grund zur Sorge“, so Pentin.
Gewählte Mitglieder
Die Jugendsynode, die am 3. Oktober eröffnet wurde, wird noch bis zum 28. Oktober tagen. Die Schlußredaktion umfaßt zwölf Mitglieder. Fünf davon wurden von den Synodalen gewählt und repräsentieren jeweils einen Kontinent.
Es handelt sich um Kardinal Carlos Aguiar Retes, den neuen Erzbischof von Mexiko-Stadt. Er wurde von Papst Franziskus persönlich zum Synodalen ernannt. Ozeanien wird von Erzbischof Peter Comensoli von Melbourne vertreten. Auch er wurde von Papst Franziskus persönlich zum Synodalen ernannt. Afrika wird von Kardinal Peter Turkson vertreten, den Präfekten des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Asien vertritt Kardinal Oswald Gracias, der Erzbischof von Bombay, der den Kontinent auch im C9-Kardinalsrat repräsentiert. Europa wird von Erzbischof Bruno Forte von Chieti-Vasto vertreten, der bereits Vorsitzender der Schlußredaktion bei der Familiensynode war. Er gehört auch dem Organisationskomitee für die Jugendsynode an. Vor allem Fortes Berufung läßt bei manchen die Alarmglocken läuten. Muß mit einer erneuten verschleiernden Aktion gerechnet werden wie 2015, die er damals im Auftrag des Papstes in die Tat umsetzte?
Vom Papst ernannt oder von Amts wegen
Papst Franziskus ernannte drei Komiteemitglieder persönlich: den brasilianischen Priester Alexandre Awi Mello, Sekretär des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben, Großerzbischof Swiatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, und Eduardo Gonzalo Redondo, den Leiter der Berufungspastoral der Kubanischen Bischofskonferenz.
Kardinal Lorenzo Baldisseri, der Generalsekretär der Bischofssynode, und Kardinal Sergio da Rocha, Erzbischof von Brasilia und Generalrelator der Jugendsynode, gehören automatisch dem Redaktionskomitee an.
Hinzukommen zwei weitere Priester, die bereits an der Synodenvorbereitung mitwirkten und Sondersekretäre des Redaktionskomitees sind. Es handelt sich um den brasilianischen Jesuiten Giacomo Costa, einen der Hauptautoren des umstrittenen Instrumentum laboris, des Vorbereitungsdokumentes, das die Grundlage der Synodenarbeit bildet. Costa ist Chefredakteur der progressiven Jesuitenzeitschrift Aggiornamenti Sociali und stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Carlo Maria Martini. Der zweite Sondersekretär ist Rossano Sala, Professor für Jugendpastoral an der Päpstlichen Salesianeruniversität in Rom.
Persönlich dem Papst bekannt
Die meisten Mitglieder kennt der Papst persönlich. Das gilt besonders für die drei von ihm direkt Ernannten. Alexandre Awi Mello war sein Mitarbeiter bei der Ausarbeitung des Schlußdokumentes der 5. Celam-Konferenz 2007 in Aparecida. Franziskus betonte mehrfach, in dem von ihm verantworteten Aparecida-Dokument die Marschroute für die gesamte Kirche zu sehen.
Bergoglio war als Erzbischof von Buenos Aires auch der Mentor des heutigen Großerzbischofs Schewtschuk, als dieser von 2009–2011 als Weihbischof und Administrator die ukrainische Eparchie von Argentinien leitete.
Eduardo Gonzalo Redondo ist ein argentinischer Priester, der in Kuba für die Jugendpastoral zuständig ist. Ende 2014 fiel er dem päpstlichen Umfeld durch ein Interview auf, in dem er sagte: „Die Jugend ist nicht das Problem, sondern die Lösung des Problems“. Der „Plan“ Jesu für die Menschheit sei „Revolution und Transformation“. Das bedeute „an erster Stelle, daß wir die alten Strukturen beseitigen“. Dabei berief er sich auf das von Papst Franziskus verfaßte Schlußdokument von Aparecida.
Der Stil von Costa, Mello und Redondo spiegelt sich im Arbeitspapier für die Jugendsynode wider und wurde von Erzbischof Charles Chaput von Philadelphia vor der Synode und auch auf der Synode scharf als „Schmeicheleien“ getadelt, die objektiv falsch seien. Jugend an sich sei nur eine Altersangabe. Die Jugend müsse geformt, und ihr Gewissen geschult werden, ansonsten sei sie nur ein Produkt ihrer Zeit.
Erzbischof Comensoli fiel durch eine Wortmeldung in der Synode auf, in der er den Vorwurf erhob, die Kirche habe ihren „missionarischen Eifer“ verloren und verbringe ihr Zeit damit, über „ein falsches Evangelium“ nachzudenken, wie der „religiöse Besitzstand gesichert“ werden könne. Pentin stellte sich die Frage, ob Erzbischof Comensoli dabei an eine Anerkennung der Homosexualität gedachte habe.
Druck hinter den Kulissen, die Homosexualität anzuerkennen
Erzbischof Chaput hingegen warnte vor Versuchen, die Jugendsynode zu mißbrauchen, um in einem Nebensatz, vielleicht in einer Fußnote versteckt, die Homosexualität als Lebensstil anzuerkennen. Im Arbeitspapier wurde bereits, erstmals in ein vatikanisches Dokument, die Bezeichnung LGBT eingeführt, die vom Homo-Milieu gebraucht wird. Die Verantwortlichen für die „Entgleisung“ wurden von Franziskus aber belohnt und auch in das Schlußkomitee berufen.
Eine Anerkennung der Homosexualität war bereits bei der Familiensynode versucht worden. Die Synodalen hatten den Versuch aber bei der Schlußabstimmung 2014 abgelehnt. Papst Franziskus, bestimmte aber, daß auch die abgelehnten Punkte, darunter der über die Homosexualität, integraler Bestandteil des Arbeitsdokuments für die Familiensynode 2015 wurden. Dort wurde der Vorstoß erneut abgelehnt und von den Promotoren schließlich selber aufgegeben, weil die Sorge bestand, daß auch der Vorstoß zu den wiederverheirateten Geschiedenen zu Fall kommen könnte.
Erzbischof Bruno Forte, den Franziskus erneut in das Redaktionskomitee berief, enthüllte im Mai 2016 wie Papst Franziskus das Schlußdokument türken ließ. Er tat sich auch lautstark hervor, die vier Kardinäle zu attackieren, die Dubia (Zweifel) zum nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia gewagt hatten. Die erneute Ernennung Fortes verspricht allein schon deshalb wenig Gutes.
Unsichere Kantonisten
Mehrere Mitglieder des Redaktionskomitees gelten in Sachen Homosexualität als unsichere Kantonisten, und vom Rest ist dazu wenig bis nichts bekannt. Kardinal Turkson, mit gelegentlichen Lichtblicken, läßt sich vom politischen Arm des Papstes, Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, gängeln. Zudem ist seine Position nicht repräsentativ für Afrika. Gleiches gilt für Kardinal Gracias, der sich 2009 gegen den Obersten Gerichtshof Indiens wandte, als dieser eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes von Delhi zur Homosexualität aufhob.
Der Jesuit Costa sprach sich in der Vergangenheit offen für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen aus.
Grundsätzlich, so Pentin, sei aber noch etwas ganz anderes nicht sonderlich klar, nämlich welche Arbeit genau das Redaktionskomitee zu leisten habe. Aussagen von Kardinal Aguiar legen nahe, daß der Großteil des Schlußdokuments bereits geschrieben war, bevor die Synode überhaupt eröffnet wurde.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana