(Ottawa) Wenn der Amazonas in Kanada entspringt: Im kanadischen Bundesstaat Quebec beginnen erste Bischöfe „ernsthaft“ zu prüfen, auf die Berufungskrise und dem Priestermangel mit der Priesterweihe von verheirateten Männern zu reagieren. Dazu muß Hand an den Zölibat gelegt werden. In diesem Sinne äußerte sich jedenfalls der Weihbischof und Generalvikar des Erzbistums Quebec, Msgr. Marc Pelchat.
Msgr. Pelchat, 1976 zum Priester des Erzbistums Quebec geweiht, wurde 1986 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom zum Doktor der Theologie promoviert. Anschließend lehrte er an der Theologischen Fakultät der Universität Laval und war als Pfarrer in der Seelsorge tätig. 2015 erfolgte seine Berufung zum Generalvikar seines Heimaterzbistums. Im Oktober 2016 ernannt ihn Papst Franziskus zum Weihbischof von Erzbischof Gerald Cyprien Kardinal Lacroix im Erzbistum Quebec. Seither übt er weiterhin zugleich auch das Amt des Generalvikars aus.
Msgr. Pelchat schlug Mitte März Alarm wegen des Priestermangels, was durch einen Bericht der kanadischen Nachrichtenseite Presence erst jetzt öffentlich bekannt wurde. Er zeigte sich alarmiert, weil selbst radikale Pfarrzusammenlegungen nicht mehr reichen würden. Die Zahl der Priester sei in jedem Fall unzureichend. Daher müsse über neue „Lösungen“ zur Behebung das Berufungsproblems und des Priestermangels nachgedacht werden.
Dazu stellte er Überlegungen über die Zulassung verheirateter Männer zur Priesterweihe an, was einer faktischen Abschaffung des Zölibats für Priester gleichkäme. Pelchat macht damit aber nicht halt, sondern denkt auch an die Zulassung von Frauen zum Weihesakrament.
Der Status der Frauen in der Kirche sei „untragbar“, so der von Papst Franziskus ausgewählte Weihbischof. Pelchat verwies in diesem Zusammenhang auf die von Papst Franziskus errichtete Kommission, die das „Frauendiakonat“ studiert. Eine Entscheidung über die Zulassung von „Diakoninnen“ stehe allerdings dem Papst zu, so der Titularbischof von Lambaesis, eines Bistums in der römischen Provinz Numidien, für das 256 nach Christus ein erster Bischof belegt ist, und das im 7. Jahrhundert im Zuge der islamischen Eroberung unterging.
Corrispondenza Romana nennt die „Überlegungen“ Pelchats „bequeme“ Lösungen, mit denen die Berufungskrise „nicht gelöst“ werde, sondern „neue Probleme erzeugt“ werden.
Der Episkopat in Kanada ist tief gespalten. Grob gesagt, verläuft die Bruchlinie entlang der Sprachgrenze. Die Bischöfe in den anglophonen Teilen haben sich gegen die Neuerungen von Amoris laetitia ausgesprochen und weigern sich Scheidung und Zweitehe anzuerkennen. Im frankophonen Teil des Episkopats finden sich hingegen progressivere Positionen.
Pelchat erwähnt die Amazonassynode nicht. Die Aktivitäten der Amazonas-Werkstatt haben sich aber nicht nur bis an die Donau, sondern längst auch an den Großen Seen herumgesprochen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)