„Hoffe, daß viele durch meinen ‚Fall‘ von einer falschen Papolatrie befreit werden“


Amoris laetitia
Josef Seifert in einem Interview mit Maike Hickson: In der Kirche sei ein Klima der Angst erzeugt worden, das sei "eines Katholiken nicht würdig".

(Madrid) Die von Papst Fran­zis­kus ver­ord­ne­te „Miser­i­cor­di­na“ for­dert lau­fend neue Opfer. Zu einem sol­chen wur­de auch der bekann­te, katho­li­sche Phi­lo­soph Josef Sei­fert. Da er nach einem gründ­li­chen Stu­di­um zu einer kri­ti­schen Beur­tei­lung des umstrit­te­nen, nach­syn­oda­len Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia gelang­te (sie­he auch Droht rei­ne Logik die Zer­stö­rung der gesam­ten Moral­leh­re der katho­li­schen Kir­che an?), wur­de er vom Erz­bi­schof von Gra­na­da, Javier Mar­ti­nez Fer­nan­dez, als Pro­fes­sor am Inter­na­tio­na­len Insti­tut für Phi­lo­so­phie Edith Stein, einem Able­ger der im Für­sten­tum Liech­ten­stein behei­ma­te­ten IAP-IFES, zunächst sus­pen­diert und dann zwangs­pen­sio­niert. Dage­gen wehr­te sich Sei­fert. Nun fand eine außer­ge­richt­li­che Eini­gung statt.

Zwangspenionierung wegen Kritik an Amoris laetitia

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Die Eini­gung wur­de von Prof. Sei­fert in einem Inter­view mit der ver­dien­ten deutsch­ame­ri­ka­ni­schen Histo­ri­ke­rin und Publi­zi­stin Mai­ke Hick­son bekannt­ge­ge­ben. Damit wur­de an ein erstes Inter­view unmit­tel­bar nach der Ent­las­sung ange­knüpft, das eben­falls von One­Pe­ter­Fi­ve ver­öf­fent­licht wurde.

Da die Gegen­sei­te ein Still­schwei­gen über die Details der Eini­gung ver­langt, das Teil der Eini­gung wur­de, nann­te der Phi­lo­soph kei­ne Ein­zel­hei­ten. Soviel aber steht fest: Der Erz­bi­schof von Gra­na­da, der in sei­ner Funk­ti­on als Groß­kanz­ler des Insti­tuts, Sei­fert vor die Tür gesetzt hat­te, muß­te ein­ge­ste­hen, daß die Ent­las­sung fak­tisch ein Will­kür­akt war, die nur auf­grund sei­ner kri­ti­schen Stel­lung­nah­men zu Amo­ris lae­ti­tia erfolgt war.

Im Gegen­zug ver­zich­te­te Sei­fert, einen Anspruch auf Rück­kehr an das Insti­tut einzufordern.

Kardinal Schönborns Beitrag zu einer gütlichen Einigung

Die außer­ge­richt­li­che Eini­gung scheint auf Ver­mitt­lung von Kar­di­nal Chri­stoph Schön­born, dem Erz­bi­schof von Wien, zustan­de gekom­men zu sein. Prof. Sei­fert ist Österreicher.

Nach dem Vor­fall in Gra­na­da wur­de Sei­fert vom Vize-Rek­tor einer uni­ver­si­tä­ren Ein­rich­tung im Erz­bis­tum Wien kon­tak­tiert, der ihm einen Lehr­stuhl anbot. Da Schön­born 2016 von Papst Fran­zis­kus als „authen­ti­scher Inter­pret“ von Amo­ris lae­ti­tia bezeich­net wur­de, er aber Tei­le des Doku­ments für bedenk­lich, ja sogar gefähr­lich hält, woll­te Sei­fert die Mei­nung des Kar­di­nals hören, was die even­tu­el­le Annah­me des Lehr­stuhls betrifft.

„Ich habe erwar­tet, daß er die Mög­lich­keit mei­ner Pro­fes­sur an die­sem Insti­tut völ­lig ablehnt und die Akti­on von Erz­bi­schof Mar­ti­nez gegen mich voll unterstützt.“

„Über­ra­schend und erfreu­li­cher­wei­se“ äußer­te der Kar­di­nal aber kei­ne Ableh­nung bezüg­lich des Lehr­stuhls. Der Phi­lo­soph ist über­zeugt, daß Kar­di­nal Schön­born zu Amo­ris lae­ti­tia „sicher­lich ähn­lich denkt“ wie Erz­bi­schof Mar­ti­nez. Der Kar­di­nal habe sich aber irri­tiert gezeigt über die Art und Wei­se, wie er in Gra­na­da behan­delt wurde.

Prof. Sei­fert und Kar­di­nal Schön­born ken­nen sich seit den Zei­ten, als sie in den 80er Jah­ren Pro­fes­so­ren­kol­le­gen am dama­li­gen Päpst­li­chen Insti­tut Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie waren.

Hick­son woll­te wis­sen, ob sich even­tu­ell auch jemand aus dem direk­ten päpst­li­chen Umfeld um eine fried­li­che Lösung des Streit­falls in Gra­na­da bemüht habe. Dazu Prof. Sei­fert: „Soweit ich weiß nicht.

Prof. Sei­fert äußer­te die Hoff­nung, daß auch „ande­re Phi­lo­so­phen und Theo­lo­gen“ ermu­tigt wer­den, ihrem Gewis­sen zu fol­gen und die Wahr­heit über das päpst­li­che Doku­ment sagen.

„Es ist mei­ne Hoff­nung, daß mein ‚Fall‘ vie­le ande­re von einer fal­schen Papo­la­trie befreit.“

„Angst lähmt die Verteidigung der Wahrheit“

Es sei nicht wahr, daß Katho­li­ken nie­mals Kri­tik an Aus­sa­gen und Hand­lun­gen eines Pap­stes üben dür­fen. Eine sol­che Hal­tung, „die mög­li­cher­wei­se durch gro­ße und hei­li­ge Päp­ste der letz­ten 150 Jah­re geför­dert wur­de, ist kei­nes­wegs katho­lisch, wie die groß­ar­ti­gen Bei­spie­le des hei­li­gen Atha­na­si­us, der hei­li­gen Katha­ri­na von Sie­na und ande­rer zeigen“.

Und wei­ter:

„Der Papst ist weder der Herr über die Wahr­heit noch der Herr der Kir­che, son­dern ihr Diener.“

Er hof­fe, so Sei­fert, daß ande­re durch den „glück­li­chen Aus­gang“ sei­nes Fal­les „von der Angst befreit wer­den“, die heu­te im Vati­kan und anders­wo in der Kir­che herr­sche, wie es Kar­di­nal Mül­ler ein­drucks­voll geschil­dert habe.

„Eine sol­che Angst lähmt die Ver­tei­di­gung der Wahr­heit und ist eines wah­ren Katho­li­ken unwür­dig, der bereit sein soll­te, für die Ver­tei­di­gung der Wahr­heit sein Leben zu geben.“

Die Erzeu­gung eines Kli­mas der Angst habe „der Kir­che und ihrer Glaub­wür­dig­keit gro­ßen Scha­den zugefügt“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: One­Pe­ter­Fi­ve (Screen­shot)

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2 Kommentare

  1. S.Em. Kar­di­nal Mül­ler soll­te man wirk­lich nicht zum Zeu­gen anru­fen, nach den Unver­schämt­hei­ten gegen­über der FSSPX.

    S.Em. Kar­di­nal Mül­ler betreibt damit eine Abbruchtheologie.

  2. @Dieter
    Hier soll­te man nicht vor­schnell urtei­len: Es gibt das Gerücht, dass bei einem Heim­ho­len der FSSXP durch Papst Fran­zis­kus, dann die alte Mes­se nur noch bei FSSXP gefei­ert wer­den dürf­te und nir­gends sonst, was eine Kata­stro­phe wäre.

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