
(Rom) Die großen Wallfahrtsorte gelten als Hort der Volksfrömmigkeit, wo sich das wirklich gläubige Volk versammelt. Mit geschäftigen Um- und Neubauten scheinen kirchliche Gremien „auch ihnen beikommen und die Frömmigkeit auszutreiben zu wollen“, so Messa in Latino. Der berühmte Marienwallfahrtsort Loreto ist das jüngste Beispiel dafür.
Ob im Marienheiligtum Fatima oder am Grab des heiligen Pater Pio in San Giovanni Rotondo: Mit gigantischen, aber zweifelhaften Kirchenneubauten wird nicht nur die Liturgiereform von 1969 einzementiert. Vielmehr scheint es, als wolle man den Gläubigen ihre Frömmigkeit austreiben. Zu den Neuerungen gehört die Abschaffung von Kniebänken. Ehe aus dem deutschen Sprachraum kommend die klassische Kirchenbank eingeführt wurde, gab es für die Gläubigen kein Kirchengestühl. Sie standen oder knieten. Die Kirchenbänke haben das Angebot um das bequemere Sitzen erweitert.
„Damit alle im Himmel und auf der Erde ihre Knie beugen“

Die moderne Theologie vom „mündigen Christen“ macht Jesus zum Bruder und Kumpel. Er wird unter Kontrolle gebracht, thront nicht mehr in der Höhe der Himmel und richtet auch nicht mehr. Diese „Domestizierung“ Gottes „auf Augenhöhe“ bedeutet folgerichtig, daß man vor einem „Gleichen“ auch nicht kniet. Eine praktische Sache, denn das Knien war manchen ohnehin lästig, vor allem den Stolzen.
Das Gegenteil von Hochmut nennt sich Demut. Sie kommt in der knienden Haltung am besten zum Ausdruck. Gott war für das Heil der Menschen bereit, sich ganz klein zu machen. Im Knien macht sich der Mensch dankbar und ehrfürchtig vor Gott klein. Im Brief an die Philipper (2,6–11) schreibt der heilige Paulus:
„Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt: «Jesus Christus ist der Herr» – zur Ehre Gottes, des Vaters.“
Knien ist die Haltung der Anbetung bei der Wandlung in jeder Heiligen Messe und vor am Altarsakrament im Tabernakel.
Der „mündige Christ“ kniet nicht
Doch auch vor Gott will der moderne Mensch sein Knie nicht mehr beugen, zu mächtig fühlt er sich, nicht allmächtig, aber so, daß er über sich keine Autorität duldet, außer das staatliche Gewaltmonopol.

Einige Kirchenkreise, immer um Aggiornamento bemüht, unterstützen diesen anthropozentrischen Paradigmenwechsel. Die Abschaffung der Kniebänke gehört dazu. Von den beiden bis ins Spätmittelalter möglichen Körperhaltungen führt die Entwicklung über die Erweiterung zu bequemlicheren drei nun wieder zurück zu zwei, allerdings in veränderter Kombination. Das mühevolle Knien wurde gegen das bequeme Sitzen eingetauscht. In manchen Pfarreien oder religiösen Gemeinschaften wurde den Gläubigen das Knien aberzogen. Der bequemere Weg scheint immer Trumpf: Der Jubel über die Frohe Botschaft drücke sich im Stehen aus, und das sie eine einzige Jubelbotschaft sei, brauche es das Knien nicht mehr. Das sei bloß das Relikt eines als „Drohbotschaft“ mißverstandenen Evangeliums.
Für jede Veränderung lassen sich schöne Worte finden.
Um auch widerspenstige und unbelehrbare Gläubige zu erziehen, schließlich erinnern sie den „mündigen Christen“ durch ihre bloße Existenz, daß es da doch noch etwas anderes gäbe, braucht es strukturelle Veränderungen, und die werden durch Umbauten erreicht, darunter die Entfernung der Kniebänke. Die klassische Kirchenbank wird damit zur Hürde. Wo es kein Kirchengestühl gibt, läßt es sich problemlos knien. In einer Kirchenbank ohne Kniebank ist das schwieriger und verlangt eine zusätzliche Überwindung.
Das Heilige Haus von Loreto
Jüngstes Opfer der Umbauwut, die sich nicht selten auf Zerstörungswut reimt (unter Tränen haben mir Menschen erzählt, wie sie Ende der 60er und Anfang der 70er Jahren Augenzeugen sein mußten, wie Hoch- und Seitenaltäre aus den Kirchen geworfen und mit der Axt zu Brennholz verarbeitet wurden) wurde die Päpstliche Basilika vom Heiligen Haus in Loreto.

Die Wallfahrtskirche in den italienischen Marken ist der bedeutendste Marienwallfahrtsort der katholischen Welt. Seit dem Ende der Kreuzzüge befindet sich dort das Haus der Heiligen Familie von Nazareth. In diesem Haus wurde Maria vom Engel die Fleischwerdung Gottes verkündet. In der Verkündigungsbasilika von Nazareth kann man die Fundamente des Hauses sehen.
Die heutige Wallfahrtskirche thront wie eine Gottesburg und bietet einen beeindruckenden Blick auf das Adriatische Meer. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Fassade wurde 1571 begonnen. Ein Schicksalsjahr. In der Seeschlacht von Lepanto südlich der Adria konnten die Christen die türkische Flotte besiegen und damit den islamischen Vormarsch auf Europa zumindest zur See stoppen. Zum Dank für den Sieg ließen die christlichen Oberbefehlshaber ihre Galeerenhäftlinge frei, die wegen Straftaten zum Ruderdienst auf den Schiffen verurteilt worden waren. Diese pilgerten ihrerseits dankend nach Maria Loreto und brachten der Gottesmutter ihre Galeerenketten als Gabe. Aus ihnen wurden die großen Kirchengitter geschmiedet, die noch heute in der Basilika bewundert werden können.
Der Ort ist von solcher Bedeutung, daß die großen Nationen und Sprachräume darin Kapellen gestiftet haben, so gibt es eine Französische, Slawische, Amerikanische, Polnische, Spanische und auch eine Deutsche Kapelle.
Päpste und Heilige haben das Heiligtum aufgesucht, unter den jüngeren die heilige Therese von Lisieux und die heilige Gianna Beretta Molla.
Umgestaltung der Lauretanischen Basilika
Jüngste Eingriffe in der Lauretanischen Basilika werden von Gläubigen schmerzhaft wahrgenommen.

2010 wurden der Tabernakel und das Allerheiligsten aus der Casa Santa, dem Heiligen Haus von Nazareth entfernt. Begründet wurde der Schritt mit den zahlreichen schaulustigen Touristen, die nicht als Pilger die Kirche betreten. Mit Zustimmung der Kirchenverantwortlichen wurde dadurch aus dem Heiligen Haus wirklich ein „Museum“ gemcht.
Das Altarsakrament wurde in eine Seitenkapelle verbannt, die das gläubige Herz findet, aber gesucht werden muß. Dort wird ständige Anbetung gehalten. Kritiker sprechen von einer „Auto-Entmythologisierung“, die von den zuständigen kirchlichen Stelle betrieben werde. Dabei geht es nicht um die Frage, wie das Heilige Haus im 13. Jahrhundert aus dem Heiligen Land nach Loreto gelang ist, um es vor der Zerstörung durch die islamischen Eroberer zu bewahren. Die Verkündigungskirche von Nazareth, die über dem Heiligen Haus errichtet worden war, wurde von den neuen Machthabern, den muslimischen Mameluken zerstört. Beim Altarsakrament geht es um weit mehr. Die traditionsverbundene Seite Messa in Latino schrieb damals: „Die Mutter wurde vom Sohn getrennt“.
Neue Kirchenbänke

Nun wurde das Kirchenschiff der Basilika aus welchem Grund auch immer, denn solche gab es auch vorher, mit neuen Kirchenbänken ausgestattet. Der Unterschied besteht darin, daß die neuen keine Kniebank mehr haben. Dazu Messa in Latino:
„Es wird versucht, die Gläubigen daran zu hindern, dem eucharistischen Jesus und dem heiligen Meßopfer die geschuldete Anbetung zu schenken“.
Fest steht, daß die neuen Bänke zur Anbetungsentwöhnung noch vor der im Mai 2017 erfolgten Ernennung des neuen Prälaten von Loreto und Päpstlichen Legaten für die Lauretanische Basilika, Msgr. Fabio Dal Cin, in Auftrag gegeben. Zuvor stand der Vatikandiplomat und Titularerzbischof Giovanni Tonucci zehn Jahr an der Spitze der Territorialprälatur. Der Prälat ist für die Basilika zuständig, die zugleich auch Kathedrale seiner Territorialprälatur ist.
In einem Brief schreibt ein Gläubiger:
„Wir sind alle betrübt über den sichtlichen Rückgang der Pilger in Loreto: Ein Phänomen, das seit einigen Jahren das berühmte Heiligtum erfaßt hat, das durch Göttlichen Willen das Haus der Fleischwerdung des Wortes beherbergt.
Die mangelnde Zuneigung der Gläubigen gegenüber dem Heiligtum des Heiligen Hauses ist greifbarer Ausdruck der ‚Zeichen der Zeit‘: Je mehr im Heiligtum ‚Neuerungen‘ eingeführt werden, um unter dem Vorwand einer aufgeklärten Moderne jeden Rest an Frömmigkeit und Anbetung zu beseitigen, desto mehr geht die Zahl der Pilger zurück.
Wir müssen uns fragen, warum Tausende und Abertausende von Gläubigen andere Orte vorziehen, wo sie bereit sind, barfuß über Felsen zu steigen und auf den Knien den Rosenkranz zu beten und das Allerheiligste Altarsakrament anzubeten und zu fasten.
Und dennoch ist das Heilige Haus von Loreto das bedeutendste Marienheiligtum der katholischen Welt. Es gibt keinen anderen Ort, wo das historische Eintreten Gottes in die Geschichte durch Maria heute noch so real greifbar ist. Wie viele Heilige aller Zeiten, zuerst in Nazareth, dann in Loreto, haben die Mauern dieses bescheidenen Hauses geküßt.Hic Verbum caro factum est.”
Am vergangenen Montag haben Gläubige eine Unterschriftenaktion gestartet, mit der sie den neuen Prälaten bitten, in der Basilika wieder Kirchenbänke mit Kniebänken aufstellen zu lassen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: FQ/Wikicommons/MiL
Wo die Kapuziner ihr Unwesen treiben, hinterlassen sie verbrannte Erde. Dieser Orden ist in einer Art und Weise verkommen, daß es zum Himmel schreit. Die Weissagungen Padre Pios haben sich leider erfüllt!
Ach wenn es doch nur die Kapuziner wären …
Dieser Orden hat mit dem kapuzinischen Charisma eines Marco d’Aviano oder Pater Pios überhaupt gar nichts gemein. Leider trifft das mittlerweile auf sämtliche Orden zu, deren Neuerungs- u. Änderungswahn sie final zum selbstverschuldeten Erlöschen bringen wird. Sie haben ihren Untergang selbst gewählt.
Gibt es im Petersdom Kniebänke?
Diese Unsitte gibt es leider auch in anderen ehemals sehr katholischen Ländern.
Die verlinkte Petition bezieht sich nicht auf Loreto, sondern ist eine Aufforderung an alle Bischoefe der kath. Kirche, dafuer zu sorgen, dass in allen Kirchen wieder Kommmunionbaenke aufgestellt werden, damit der Leib Christi kniend empfangen werden kann.
Es ist Glaubensdemolierung, und wohl an einer äusserst sensiblen Stelle.
Paßt wunderbar zu Bergoglio, der nicht kniet für das Allerheiligste Sacrament und die Mutter Gottes mal Blasphemie in den Mund legte, dabei intrinsisch die Conceptio Immaculata verneinte (Bergoglio spricht in den letzten Wochen vermehrt von „Kohärenz“…)
Der Text der Lauretanischen Litanei (incl. Noten) findet sich im Liber Usualis S.1857–1866.
Das Liber Usualis (Stand: 1962) wurde übrigens in einem leicht verkleinertem Buchformat in 2010 wieder gedruckt, und wohl von der De Ecclesia-Gesellschaft der Canons of St. John Cantius in Chicago.
Äusserst empfehlenswert für jeden Liebhaber v. gregorianischem Gesang.
Wie man übrigens die Lauretanische Litanei (h.e. Litanei von Loreto) mit der Anbetung des Allerhl. Sakraments und Segnung nun ohne Knielen und ohne Tabernakel durchführen kann, ist mir ein Rätsel.
Die Modernisten machen von den letzten Orten des Gebets und des Glaubens Museen und die Verwalter sehen sich nur noch als Archäologen (um den Hl. Papst Pius X zu zitieren)
Problemlos knien und besonders problemlos aufstehen ist ohne Kniebank für sehr viele (alte, kranke,behinderte) Menschen nicht mehr möglich. Für mich seit dem sechzigsten Lebensjahr leider nicht mehr.
In Berlin:
in meiner Pfarrkirche (Kniebänke aber keine Kommunionbänke) kann mangels Geld im Winter nicht geheizt werden, die Hl. Messe findet im Pfarrsaal statt. Fazit: nie knieender Kommunionempfang, im Winter zusätzlich auch kein Knien während der Liturgie. Es gibt drei Kirchen im weiteren Umfeld (Nahverkehr) mit Kommunionbänken und Kniebänken. Zu ersten führt der Weg durch eine „No-go-Zone“, ich habe dort zweimal eine unerfreuliche Begegnung gehabt. In der zweiten werden wochentags um 8:00 Uhr die Hl.Messen an einem Seitenaltar ohne Kommunionbank gefeiert. Die dritte Kirche gehört zu Pius, die Haltestelle liegt leider an einem parkähnlichen einsamen Ort. In die Familienmessen kann man wegen des unwürdigen Kasperletheaters der Kindergartenleiterin statt einer Katechese gar nicht mehr gehen. In einer vierten Kirche ohne Kommunionbänke (großer „pastoraler Raum“) wechselt der Priester ständig, es kam auch schon gar keiner, die Gläubigen haben dann auch nichts gegen eine Veranstaltung des Kommunionhelfers. Kommunionhelfer werden auch bei 10 Gläubigen eingesetzt. Kommunionhelfer sind so selbstverliebt, dass einer (vermutlich ca. 80 Jahre) mit einem stolzen Lächeln meinte, er dürfe die Predigt halten, weil er die aufgeschriebene Predigt des Priesters (der war heiser) ablesen durfte, usw., usw,…
Es ist unendlich traurig.
Gremien, Gruppen, Räte, „kath.„Schulen, „kath.„Krankenhäuser usw. usw. …- alles antikatholische gehört abgeschafft. Kirchensteuer gehört abgeschafft, sie ruht auf einem Artikel des GG und einem § der Weimarer Verfassung, denn ansonsten darf nur der Staat (Bund, Land, Gemeinde) Steuern erheben. Bitte bei der Politik dafür sorgen, dass die Erlaubnis zur Kirchensteuererhebung abgeschafft wird.
@bellis Das sind die Probleme Gläubiger.
@bellis & @ Papa P. – Probleme Gläubiger und Ausrede- sowie Kritikmöglichkeiten für „Kirchganmuffel“ und Kirchenkritiker! *
Macht nicht zu letzt auch den Missionsauftrag für die Gläubigen um so schwieriger! Beten wir!!
@bellis – zu Ihrem guten anschaulichen Beitrag:
Es wird in den nächsten Jahren (vor allem in den Großstädten) noch deutlich schlimmer werden.
Wir werden noch eine deutlich christenfeindlichere Gesellschaft bekommen.
Das was Sie (selber wohne ich noch auf dem Land) derzeit mitmachen, ist momentan (leider) nur vorgeplänkel.
Randbemerkung: Das Knien direkt auf dem Boden, also ohne Kniebänke, ist jedoch natürlicher und (beim längeren Knien) auch besser durchzuhalten. So die meine Erfahrung.
@ noname
…aber nur, wenn man noch jung ist und gesunde Knie hat!