
(Washington) Die Roratemesse ist fester Bestandteil des Advents. Die Ankunft des Herrn, seine Geburt zu Bethlehem, wird in der überlieferten Form des Römischen Ritus mit der kleinen Fastenzeit vorbereitet.
Ein besonderes Charakteristikum der Roratemesse ist der Eröffnungsvers aus dem Buch Jesaja 45,8:
Rorate caeli, desuper,
et nubes pluant justumTauet ihr Himmel, von oben herab,
Wolken regnet den Gerechten.
Ein weiteres Merkmal ist, daß sie am frühen Morgen – und früher nur am frühen Morgen – vor dem Sonnenaufgang bei Kerzenschein zelebriert wird. Die Menschheit harrt in der Finsternis auf ihren Erlöser wie die klugen Jungfrauen beim Licht der Laternen. Sie erwartet den Aufgang der Sonne, Christus, die „Sonne der Gerechtigkeit“.
Die Entstehung des Rorateamtes verliert sich in ältester Zeit. Als entscheidender Impuls gilt das Mariendogma der Gottesgebärerin, das 451 verkündet wurde.
Die Roratemesse ist liturgisch eine Votivmesse zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria, für die im überlieferten Ritus das Meßformular vom Fest Mariä Verkündigung verwendet wird. Das Evangelium berichtet daher die Verkündigung des Herrn an Maria durch den Erzengel Gabriel. Die daher auch Engelamt genannte Roratemesse wurde ursprünglich an den Samstagen gefeiert.
In der Literatur werden als ältester Beleg wiederholt das 15. Jahrhundert und die deutschen Alpenländer genannt. In der Tat waren und sind die Rorateämter vor allem im bayerisch-österreichischen Raum sehr beliebt und waren früher vor allem für Meßintentionen besonders begehrt. Daher wurde für mehrere Diözesen die Erlaubnis erteilt, sie an allen Tagen feiern zu können.
In Wirklichkeit ist die Tradition im deutschen Sprachraum aber wesentlich älter. Bereits im Advent 1362 wurden in Halberstadt, damals Sitz eines Bischofs, im Dom allmorgendlich Rorateämter zelebriert. Da die täglichen Zelebrationen „jüngeren“ Datums sind, und es sich in Halberstadt damals bereits um eine konsolidierte Praxis gehandelt zu haben scheint, läßt sich eine deutlich ältere Entfaltung erahnen.
Zur besonderen Tradition der deutschen Alpengegenden gehörte es bis zur Liturgiereform, das Rorateamt vor dem ausgesetzten Allerheiligsten zu zelebrieren. Entsprechende Belege lassen sich in Tirol und Salzburg bis vor wenigen Jahrzehnten zahlreich finden.
Zu den Widersprüchen der Liturgiereform von 1970 gehört es, daß die Roratemesse zwar nicht abgeschafft, aber in vielen Gegenden faktisch verschwunden ist.
Das Priesterseminar Our Lady of Guadalupe der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) in Denton in den USA veröffentlichte Photos vom Rorateamt, das die Seminaristen am Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe, der Seminarpatronin, feierten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: fsspolgs.org
Die Roratemesse gehört für viele Christen zu den prägendsten Punkten des Glaubenslebens.
Sehr früh gefeiert, in der Dunkelheit und Kälte (der „Tau“ ist nicht selten Reif oder Schnee), mit Kerzenbeleuchtung (in alten Redemptoristenkirchen besonders beeindrückend), mit dem angreifendem Bußgesang Rorate caeli, wird das Bewußtsein um das Lacrimarum valle hierunter, unseren Sünden und Bedrängnis (die adventliche Bußzeit betrug früher 40 Tage- so auch noch bei den Syrisch-Orthodoxen und den Apostolischen Armeniern) und zugleich die Hoffnung auf den Erlöser und das freudvolle Warten wunderbar verkörpert.
Meine früheste Erinnerungen an einer Hl. Messe gehen auf eine Roratemesse zurück (immer früh auf 😉 ).
Der Gesang tut das Seine dazu- der Bußhymnus Rorate caeli ist nicht umsonst eins der beliebteste lateinische Stücke auf Youtube, wobei die alte Aufnahme von den Trappistenmönchen in Cîteaux unschlagbar ist:
die helle,erschütternde Stimme des älteren Vorsängers, die tiefe Stimmen des Mönchschors und die sehr zurückhaltende Begleitung mit dem Harmonium.
An den Samstagen, der Gottesmutter und Jungfrau Maria geweiht, dann noch mit weißem liturgischen Gewand und den für Marienfeste vorgesehenen Gesänge-darunter das Salve Sancta Parens.
Kein Wunder daß die Kirchendemolierer all Diesem den Garaus zu machen.
Eine sehr verdienstvolle und vielgesungene Bearbeitung auf Niederländisch vom Priesterkomponist Ignace De Sutter verschwand 1975 halsüberkopf aus den Kirchen; im deutschen Gotteslob steht nur noch den einzeiligen Refrain; das Graduale Triplex v. Dom Cardine OSB, womit verucht wurde die gregorianische Scholen unter Kontrolle zu halten und zu indoktrinieren, ließ es einfach ganz weg.
Das Liber Usualis (1962) hat es dagegen explizit zwischen den kirchlichen geliebtesten Gesängen gesetzt, am Ende des Buches, zwischen Parce Domine (für die Bußzeiten) und Adeste Fideles (für die Weihnachtszeit). Das Kapitel Cantus varii (1849–1882) wurde post Vaticanum2 fast komplett ausgerottet.
Umso erfreulicher, daß junge Gemeinschaften und fromme Parochien sich wieder diese Tradition annehmen.
Die sog. Engelämter im Advent vor ausgesetztem Allerheiligsten in allerherrgottsfrüh hatten vor dem Konzil über den alpenländischen Raum hinaus auch in anderen Gebieten Deutschlands, etwa in rhein-main-fränkischen Gegenden, ihren festen Platz und waren dort äußerst beliebt bei den Gläubigen. Einer nach dem Konzil einsetzenden „theological correctness“ folgend, hat man sie im Purifizierungseifer nach dem Konzil untersagt – mit dem sichtbaren „Erfolg“, dass immer mehr der verstörten Gläubigen den Roratemessen fernblieben. Heute versucht man, die Leute mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet im Pfarrheim nach dem Rorate in die Kirche zu locken. Die Gegenwart des Herrn in Brotsgestalt in der Monstranz während einer hl. Messe wurde nachkonziliar als unlogisch gebrandmarkt.