Ein Gastkommentar von Hubert Hecker
Der Frankfurter Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig, Professor für Bibelwissenschaft in St. Georgen, hat ein neues Buch geschrieben über die Eucharistiefeier. Darin lautet die Kernthese, Jesus habe in der Nacht vor seiner Auslieferung mit seinen Jüngern ein ganz alltägliches Mahl gehalten. Deshalb hätten „die frühen Christen die Eucharistie nicht nur mit Wein und Brot, sondern auch mit Milch und Honig oder mit Käse und Oliven gefeiert“.1 Denn bei den frühen Eucharistiefeiern sei es eben „um Essen und Trinken“ gegangen sowie darum, „dass jede und jeder satt wurde, reich wie arm – und nicht nur mit Brot und Wasser“. Auf diesem Thesenhintergrund kritisiert Pater Wucherpfennig Gehalt und Gestalt der kirchlichen Eucharistiefeiern seit der Antike als ‚dogmatische Überhöhung‘ und singuläre Sakramentalität. Sie sollten auf „gemeinsame Mahlzeiten mit hoher sozialer und symbolischer Bedeutung“ heruntergestuft werden, wie es die auch bei anderen christlichen Gruppierungen gebe.
Diese Thesen sind nicht zutreffend und auch nicht bibelgemäß.
• Dass Jesus mit seinen Aposteln im Abendmahlssaal eine schlichte Alltagsmahlzeit eingenommen hätte ohne kultische Form, ist unrichtig. Alle Synoptiker berichten vom Paschamahl, das die Jünger „am ersten Tag der ungesäuerten Brote“ nach den jüdischen Kultregeln zubereiteten. Auch der Evangelist Johannes setzt den rituellen Rahmen des Paschamahls voraus. Jesu Auswahl der 12 Apostel hat ebenfalls hohe theologische Bedeutung, indem sie zurückweist auf die 12 Stammväter des Volkes Israels sowie vorausweist auf die Konstituierung der apostolischen Kirche als neues Volk Gottes.
• In 1 Kor 11,25 heißt es: „Nach dem Essen“ nahm Jesus das Brot und den Kelch und sagte.. . Von dem vorhergehenden Sättigungsmahl ist also das sakramentsstiftende Abendmahl Jesu zu unterscheiden. Nur zu diesem sagt Jesus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Das Paschamahl als Jahresfest nach dem jüdischen Mondkalender kann gar nicht wiederholend gefeiert werden. „Erst in dem Augenblick, indem durch Kreuz und Auferstehung und die folgende Geschichte die Kirche als selbstständige Gemeinschaft neu aus Israel heraustritt, kann auch das neue Geschenk, (das Jesus Christus selber ist) seine neue Gestalt finden.“2
• Woran orientierten sich die ersten Christen bei der Gestalt und Form für das neue eucharistische Herrenmahl? Seit dem Konzil war und ist bei vielen Theologen die Ansicht verbreitet, die Eucharistiefeier der frühen Christen hätte sich an die Alltagsmahlzeiten Jesu mit seinen Jüngern sowie seine offenen Essenstreffen auch mit Sündern angeschlossen. Auch P. Wucherpfennig ist ein Anhänger dieser These: Eucharistie als gemeinsames Sättigungsmahl der frühen Christen mit vielen zeit- und ortsüblichen Zutaten, damit alle physisch satt würden, Reiche und Arme, Heilige und Sünder.
• Im Paulusbrief an die Korinther, dem frühesten Zeugnis über die urchristliche Eucharistiefeier, erteilt der Apostel der Vermischung von banalem Sättigungsmahl und sakramentalem Herrenmahl eine strikte Absage: „Könnt ihr denn nicht zuhause essen und trinken (bevor ihr zum Herrenmahl zusammenkommt)?“ (1Kor 11,22). Darüber hinaus erinnert Paulus an die Sakramentalität von Brot und Wein, die das ist, was sie bezeichnet: Jesu am Kreuz hingegebener Leib und sein Blut. Wer den Leib des Herrn nicht von banaler Speise unterscheide, ziehe sich das Gericht zu. Daher prüfe jeder sich vor der Kommunion, ob er der Teilhabe am Leib Christi würdig sei. Die Zwölfapostellehre vom Beginn des zweiten Jahrhunderts lässt den Priester vor der Austeilung des Sakraments sagen: „Wer heilig ist, der trete hinzu, wer nicht, tue Buße!“3 Aus dieser frühchristlichen Praxis der Unterscheidungen und Anforderungen an die Teilnehmer des Herrenmahls ergibt sich, dass die Eucharistiefeier der ersten Christengenerationen nicht als ein offenes Einladungsmahl für alle verstanden war, sondern als das Hausgemeinschaftsmahl der neuen Familie Christi, die auf seinen Tod getauft zu neuen Christenmenschen geworden waren.
• Aber auch der Anschluss der frühen Eucharistiefeiern an die täglichen Mahlgemeinschaften Jesu mit seinen Jüngern, die zweite der erwähnten nachkonziliaren Strömungen, überzeugt nicht. Das führt Kardinal Joseph Ratzinger in seinen Eucharistiepredigten aus:4 Das Herrenmahl wurde schon früh sonntäglich gefeiert, am Tag des Herrn. Die Eucharistiefeier „trat also gerade heraus aus dem Gewöhnlichen des Alltags und so auch aus der gewöhnlichen Weise der Mahlgemeinschaft“, auch der jesuanischen. Denn erst der am Sonntag erstandene Herr habe über die Grenzen der irdischen Leiblichkeit hinweg gegenwärtig sein und sich austeilen können. Mit dem ersten Tag der Woche, für die Juden der Tag der Weltschöpfung, habe für die Jünger eine neue Welt als geistliche Neuschöpfung ihren Anfang genommen. Mit dem Sonntagstermin und dem Gedächtnis an Christi Erlösungstod und Auferstehung als Sieg über Sünde und Tod sei das eucharistische Festmahl zu seinem eigentlichen Wesen gekommen.
• Was die frühe Kirche in der Liturgie und Theologie des Herrenmahls entfaltete und mit den Begriffen ‚mysterion‘ und ‚sacramentum‘ die heilbringende Eucharistiefeier von Alltagspraxis abgrenzte, ist von Anfang an als kultischer Kern in dem Jesuswort enthalten: ‚Das Brot ist mein Leib, der für euch (am Kreuz) hingegeben wird; der Wein ist mein Blut, das für euch und die vielen vergossen wird zur Vergebung der Sünden.‘
• Nach Prof. Wucherpfennig soll dieser urchristliche kirchenkonstituierende Prozess rückgängig gemacht werden. Im Rahmen der nachkonziliaren Forderungen nach Entsakralisierung, die auch der Synodale Weg propagiert, soll die angeblich dogmatisch-sakramentale Überhöhung der Eucharistiefeier nivelliert werden. Dazu erklärt der Jesuit das Abendmahlsgeschehen zu einem schlichten Essen Jesu mit seinen Jüngern und die frühkirchlichen Eucharistiefeiern zu banalen Sättigungsmahlen.
• Parallel zu seiner Degradierung des Herrenmahls zu einer Sakramentalie behauptet Wucherpfennig, Jesus habe durch seine Verkündigung das ‚ganz Alltägliche wie Mahlhalten geheiligt‘. In Bezug auf jüdische Kultvorschriften zur Essenzubereitung erklärt er: „Jeder Kochtopf ist heilig.“ Mit dieser Sakralisierung von banalen Alltagsgegenständen knüpft er an eine Frühschrift von Leonardo Boff an, der vom Sakramente des Wasserbechers und sogar des Zigarettenstummels fabulierte.5
• Wucherpfennig bestreitet die Herausbildung von relativ einheitlicher Theologie und Form von Eucharistiefeiern seit der Väterzeit. Stattdessen verbreitet er mit Rekurs auf marginale Quellen, das Herrenmahl sei „überaus vielfältig gefeiert“ worden, auch mit allerlei Zutaten wie Milch, Käse und Oliven. Deshalb sollten auch heute etwa in den diversen protestantischen Mahlfeiern „Elemente des authentisch Christlichen“ gefunden werden. Das gelinge, wenn man „Vielfalt als Reichtum“ schätze. Dabei sollte man ein theologisches Profil als kleinsten gemeinsamen Nenner herausarbeiten – etwa „Mahlzeiten mit hoher symbolischer Bedeutung“ als Dankfeier für die Gemeinschaft mit der Gegenwart des Auferstandenen.
• ‚Akzeptanz von Vielfalt‘ gilt heute als modisches Zauberwort des politisch korrekten Mainstreams. Vielfalt soll als Bereicherung wertgeschätzt werden bei sexuellen Orientierungen, Geschlechtern, Familienformen, Einwanderern und Genderzeichen. Der gegenwärtige Papst erklärt die Vielfalt der nicht-christlichen Religionen und christlichen Konfessionen für gottgewollt. Mit solchem Einstimmen in den relativistischen Werte-Pluralismus gäbe die katholische Kirche ihren Anspruch auf, die christusbezogene Wahrheit der apostolischen Tradition und Sakramentalität zu bewahren und nicht eine Vielfalt von unterschiedlichen theologischen und sittlichen ‚Wahrheiten‘ gutzuheißen. Für die Eucharistiefeier hieße das, neben der sakramentalen Realpräsenz Christi auch die mentale Repräsentation im protestantischen Glaubenssinn der einzelnen Christen anzuerkennen.
• Der Jesuitenpater steht damit in der Tradition jener Frankfurter Kleriker, denen Bischof Franz Kamphaus im Jahre 2001 disziplinarische Maßregelungen angedroht hatte für den Fall, dass sie damals mit ihrer Teilnahme an den protestantischen „Feierabendmahlen mit Käse, Trauben und Oliven“ das Sakrament des Herrenmahls trivialisieren würden.
Bild: Wikicommons
1 Interview der Limburger Kirchenzeitung Der Sonntag in der Ausgabe vom 5. 9. 2021
2 Mahl der Versöhnten – Fest der Auferstehung. Von der rechten Feier der heiligen Eucharistie, von Joseph Ratzinger, in: Joseph Kardinal Ratzinger: Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte der Kirche, S. 58, Augsburg 2001
3 Didache X 6, zitiert nach Ratzinger, S. 59
4 Das Folgende nach Ratzinger S. 60
5 Leonardo Boff: Kleine Sakramentenlehre, Düsseldorf 1976, S. 22 bis 29
An die Herren Amtsträger der hl.römisch katholischen Kirche.
Hier meine ultimative Forderung:
Entfernen Sie diesen Menschen (Ansgar Wucherpfennig) aus der Gemeinschaft der Katholiken.
Haben sie endlich mal Mut und tun etwas. Bekennen sie sich zu Lehre der Kirche oder gehen sie mit dem Wucherpfennig. Aber dafür sind sie ja ohnehin zu feige.…
Sehr viele Theologen gehören entfernt, auch etliche Bischöfe, wenn die Kirche nicht endlich gesund schrumpft, wird sie für keinen jungen Menschen mehr interessant sein. Die einigermaßen normal erzogene Jugend hat noch Ideale, aber sie darf sie in der Kirche nicht leben und so wenden sie sich ab, das ist die Tragik.
Wir hatten in Berlin einen glaubensstarken jungen Kaplan, dessen Charisma Aufbau, Stärkung, das Zusammenbringen von Jung und Alt in der Gemeinde ist. Er hat es in Corona-Zeiten geschafft, dass eine Gemeinde aus jahrzehnte lang 30 alten Kirchgängern, völlig ohne Kinder, jetzt zu einer mit jungen Familien mit mehreren Kindern wurde, die Ministranten von 0 auf sieben heranwuchsen und das alles ohne Klimbim, mit großer Andacht und Ehrfurcht, mit eigenen schönen Alben und Messgewändern anstelle von profanen Stoffzelten, mit Kinderkatechese. die wirklich eine Katechese war. Die Predigten waren eine Erbauung für den Glauben. Unser Bischof mochte das offensichtlich nicht, er nahm ihm die Pfarrseelsorge als Kaplan weg, schickte ihn in die Pampa, er darf einige Vertretungen machen. Jetzt hat die Gemeinde einen neu geweihten Kaplan und alles, was aufgebaut wurde, wurde rasant schnell abgebaut, noch nicht einmal durch den neuen Kaplan selbst, sondern dadurch, dass er wieder die gewähren lässt, hauptsächlich Frauen, die sich sehr gern im Altarraum zeigen, dort Keyboard spielen, während die Orgel zu schweigen hat, seichteste Lieder wieder gesungen werden, die weder die Kinder, noch die Gemeinde kennt. Wie kommen diese Frauen auf die Idee, dass Jugendliche in diesen Lagerfeuerlieder in der Eucharistefeier ihre Ehrfurcht ud Anbetung ausdrücken können?
Aber in einer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft, in der die Kinder nicht mehr von den Erwachsenen zum Leben erzogen werden, sondern die Erwachsenen sich befleißigen, die ideologischen Führer ihrer Kinder wie z.B. eine kranke instrumentalisierte Greta zu beklatschen, entwickeln sich die erwachsenen Gottesdienstbesucher ebenso zurück vom Choral zu albernen Liedern. Statt der Predigt gab es eine Pantomime der Ministranten zum Evangelium angeführt von einem ständig ungekämmten sicher gutmeinenden, aber selbst verirrten Theologen.
Mehr als das aktive tun führt das Gewährenlassen der Faschen zum Schaden.