Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker
Bei der zweiten Plenarversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main Ende September 2021 entwickelte sich eine Kontroverse zwischen zwei Bischöfen und ein bizarres Missverstehen der Medien. Es ging um den Missbrauch des Missbrauchs sowie den Status der Betroffenen. Bischof Rudolf Voderholzer wandte sich in seinem Redebeitrag auf der Synodalversammlung dagegen, dass der „sexuelle Missbrauch instrumentalisiert wird zum Versuch der Umgestaltung der katholischen Kirche nach dem Vorbild evangelischer Kirchenordnungen“. Zum Abschluss seines Beitrags erfolgte ein eher halblaut dahingesagter Kommentar mit den Worten: „Was ich ablehne, ist eine Emotionalisierung und das unfehlbare Lehramt der Betroffenen.“
In den nächsten Tagen empörten sich notorisch antikatholische Publizisten über diese Aussage als „zynisch katholisch“ (Christiane Florin, Deutschlandfunk) oder „bestürzend bösartiges Foul“ (Joachim Frank, Kölner Stadtanzeiger). Besonders rabiat schlug wieder der Münsteraner Kirchenrechtsdirektor Thomas Schüller zu: „Verachtung, infame Aussage in zerstörerischer Absicht, das Böseste und Perfideste, unentschuldbare Entgleisung“.1
In den Ausführungen vor seinem letzten Satz hatte Bischof Voderholzer den Interpretationsrahmen für seinen Ausspruch mitgeliefert, dass mit seiner Aussage vom Lehramt der Betroffenen nicht die Erzählungen und Sorgen der Opfer des Missbrauchs gemeint waren: Er kenne „die Tränen der Betroffenen“ und lasse sich nicht nachsagen, dass er unsensibel wäre. Schon vier Jahre vorher, bei der Veröffentlichung des Missbrauchsberichts über die Regensburger Domspatzen, hatte er erklärt: Im Gespräch mit einzelnen Opfern sei ihm schnell deutlich geworden, „dass ein gemeinsames Vorgehen mit den Betroffenen, ein Hinhören auf ihre Erwartungen und Nöte wichtig“ sei.2 Der Regensburger Bischof betonte aber dieser Tage, dass man von der Sorge um die Opfer von sexuellem Missbrauch die kirchenpolitischen Agenden unterscheiden müsse.
Voderholzers Ausdruck des ‚unfehlbaren Lehramtes der Betroffenen‘ war sicherlich eine „sprachliche Zuspitzung“ (Bischof Bätzing). Aber richtig und wichtig ist die Benennung der Tatsachen, dass prominente Missbrauchsopfer im Tonfall kategorischer Urteile weitreichende Forderungen zu kirchenpolitischen und dogmatischen Änderungen stellen.
Das sei an einem Beispiel erläutert.
Matthias Katsch, der Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, sagte in einem Spiegel-Interview zu dem Vorhalt, ob der Zölibat „ein Faktor im Missbrauchssystem“ sei: „Der Zölibat in seiner jetzigen Form ist Teil des Machtsystems der katholischen Kirche. Das ist der organisatorische Schlüssel, der die klerikale Pyramide zusammenhält. Diese neurotische Fixierung auf Sexualität in Verbindung (…) mit Machtmissbrauch hat ein System geschaffen, in dem Kinder die Opfer waren.“3
Man erkennt in den von Katsch genannten ‚Faktoren im Missbrauchssystem‘ wie Zölibat, Macht, klerikale Hierarchie, Sexualitäts(lehre) die angeblich „systemischen Ursachen für Missbrauch“ wieder, die das DBK-Präsidium Ende 2018 missbräuchlich als Begründung für den Synodalen Weg aufgestellt hatte. Aber dieses Konstrukt von ‚Systemschuld‘4 kann weder aus der MHG-Studie begründet werden noch stimmt es mit den Missbrauchserfahrungen der Betroffenen überein. So spielte der angebliche ‚Risikofaktor‘ Zölibat für die Peiniger des Schülers Matthias Katsch keine Rolle. Denn die zwei übergriffigen Ordenspatres unterstanden nicht der weltkirchlichen Zölibatsregel. Sie waren auch nicht Teil der Hierarchie oder nutzten ihre klerikale Macht zum Missbrauch aus. Nach Katschs eigenen Worten gehörten sie zur Kategorie der „sadistischen Triebtäter“, die „jahrelang Kinder und Jugendliche unter pseudopädagogischen Vorwänden missbrauchten und misshandelten“. Jedenfalls sind aus den geschilderten Missbrauchserfahrungen des Betroffenen weder sachlich noch logisch die Thesen von den klerikalen Systemfaktoren des Missbrauchs herzuleiten. Insofern muss sich auch Katsch den Vorwurf gefallen lassen, dass er den Missbrauch instrumentalisiert für kirchenpolitische Forderungen.
Jedenfalls wird an diesem Beispiel die Unterscheidung von Bischof Voderholzer nachvollziehbar: auf der einen Seite die berechtigten und wichtigen Gespräche mit den Betroffenen und andererseits die Ablehnung von unberechtigten und anmaßenden Forderungen zu Kirchenpolitik und Lehramt.
Mit der Ignorierung dieser Unterscheidung setzte die gezielte Fehlinterpretation des Dr. Schüller an. Der Münsteraner Kirchenrechtler behauptete kontrafaktisch, Bischof Voderholzer würde die Schilderung der Betroffenen zu ihren Missbrauchserfahrungen als lehramtliche Äußerungen ansehen und ablehnen. Dann steigerte er sich in wilde Spekulationen, der Bischof würde die Betroffenen mundtot machen wollen, um sie als Konkurrenten des Lehramts auszuschalten.
Beim kopfschüttelnden Nachsinnen über solche Unsinns-Kaskaden kommt der Gedanke in die Quere: Hat nicht Bischof Overbeck das gesagt, was Schüller dem Bischof Voderholzer ankreidete? Tatsächlich hatte der Essener Bischof in seiner Gegenrede zu dem Mitbruder verkündet: „Man kann vom Lehramt der Betroffenen sprechen“, wenn wir „mit den Tränen und schwierigen Lebenssituationen so vieler Betroffenen ernst umgehen“. „Es ist die Lehre, die sie in die Nähe Jesu rückt. Dieses ist das einzige wirklich unfehlbare Lehramt.“
Diese bischöfliche Aussage macht vollständig ratlos: Wie soll der ernste Umgang mit schwierigen Lebenssituationen Betroffener zum kirchlichen Lehramt werden, gar zum unfehlbaren Lehramt? Und dieser Bischof ist auf der letzten Bischofskonferenz zum Vorsitzenden der DBK-Glaubenskommission gewählt worden, die über die Glaubenslehre der Kirche und die Bedeutung von kirchlichen Ämtern beraten soll!
Bischof Overbeck führte genau das aus, womit Schüller Bischof Voderholzer anschwärzen wollte: die Hochstilisierung von Gesprächen mit Betroffenen zu lehramtsrelevanten Ereignissen. So verheddern sich die Kritiker des Regensburger Bischofs in eigenen Missverständnissen. Sie schießen auf ihren Gegner (Voderholzer) mit unberechtigten Vorwürfen, die aber in ihren eigenen Reihen bei Bischof Overbeck einschlagen. So etwas nennt man im militärischen Jargon „friendly fire“.
Bild: feinschwarz.net (Screenshot)
1 Verachtung. Vom „unfehlbaren Lehramt der Betroffenen“, ein Kommentar von Dr. Thomas Schüller auf der Seite feinschwarz.net
2 Bericht von regensburg-digital vom 24.7.2021.
3 Der Spiegel vom 11. 1. 2020
4 „Das System selbst ist schuld“, Interview mit P. Klaus Mertes zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche, FNP am 19. 2. 2019
Es gibt keinen besseren Beweis dafuer das gesamte Konzil kategorisch abzulehnen und in den Muell zu entsorgen.
Die Deutschen sind einmal wieder die perfekten Umsetzer von Verwirrung, Irrtum Zank Streit Hader und allem was niemand am wenigsten die Kirche Jesu Christi braucht.
Es geht auch nicht mehr um Dogmen oder Rettung der Seelen, nein nur noch um Poestchen Macht und Einfluss und viel viel Geld.
Herr beschütze die heilige Tradition.
Von Feinschwarz hatte ich kleine Vorbehalte. Schön, hier wieder einmal auf Feinschwarz zu treffen.
Um die Heilige Katholische Kirche zu zerstören fällt ihn nur ein sie protestantisch zu machen. Und es geht am besten über die zweite Reformation.
Ich sage euch vor Christus, an seiner allerheiligsten Mutter werdet ich euch die Zähne ausbeißen auch wenn ihr alle Dämonen der Unterwelt um Beistand bitten werdet. Luther sagte „Sündigt feste drauf“. Die allerseligste Jungfrau sagt “ Kehrt um und tut Buße“.
Ihr die auf dem Synodalen Weg seid könnt euch aussuchen was euch am besten gefällt.
Per Mariam ad Christum,