(Rom) Papst Franziskus gab sich gestern bei seinem Besuch in Bologna ganz politisch. Er rehabilitierte den progressiven, ehemaligen Erzbischof der Stadt, Kardinal Lercaro, erinnerte aber mit keinem Wort an den erst soeben verstorbenen, ehemaligen Erzbischof, Kardinal Carlo Caffarra. Er machte die Hauptkirche der Stadt im Namen einer „Kirche der Armen“ zum Speisesaal für „Arme, Flüchtlinge und Gefangene“ und proklamierte ein „Recht auf Frieden“.
Worüber der Papst spricht und worüber nicht
Den Auftakt des Papstbesuches in Bologna machte eine Begegnung mit Migranten. Ein Schwerpunkt war jedoch die Rehabilitierung des ehemaligen, progressiven Erzbischofs der Stadt, Giacomo Kardinal Lercaro, der dem Erzbistum von 1952–1968 vorstand. Den erst vor wenigen Wochen verstorbenen „konservativen“ Erzbischof, Carlo Kardinal Caffarra, einen der Unterzeichner der Dubia (Zweifel) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia, erwähnte er in keiner seiner sieben offiziellen Ansprachen.
Der Papstbesuch wurde durch eine Heilige Messe im Fußballstadion Renato Dall’Ara abgeschlossen. Dort zitierte der amtierende Erzbischof von Bologna, Matteo Zuppi (Gemeinschaft Sant’Egidio), in seiner Grußbotschaft an den Papst Worte Lercaros: „Wir haben das Brot des Himmels geteilt, lernen wir auch das Brot der Erde zu teilen“.
Franziskus griff den Gedanken in seiner Predigt auf und sprach von den „drei P“: Brot, Worte, Arme (pane, parole, poveri). Diese hatte der Papst bereits in der Vergangenheit mehrfach genannt. In Bologna fügte er hinzu, daß dieser Dreiklang Kardinal Lercaro sehr kostbar gewesen seien.
Kardinal Lercaro und das Liebäugeln mit dem Kommunismus
Lercaro war es, der auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil die „bevorzugte Option“ der „Kirche der Armen“ ausgegeben hatte. Dabei blieben die Grenzen unklar, ob die Armen des Evangeliums oder ein marxistisches Verständnis der Armut gemeint waren. Der engste Vertraute Lercaros beim Zweiten Vatikanischen Konzil war Giuseppe Dossetti, ein ehemaliger linkskatholischer Politiker, der Priester geworden war.
Lercaro weihte Dossetti zum Priester, nahm ihn als „Experte“ mit zum Konzil und machte ihn zum Generalvikar seines Erzbistums. Dossetti sah im Kommunismus die historische Chance, ein „soziales Christentum“ zu verwirklichen als Gegenentwurf zum kapitalistischen Westen.
Lercaro hatte es seinem Hauptberater Dossetti ermöglicht, in Zusammenarbeit mit dem Historiker Giuseppe Alberigo, die progressive „Schule von Bologna“ zu gründen, die heute vom Historiker Alberto Melloni geleitet wird und nach wie vor eine progressive Deutungshoheit über das Zweite Vatikanische Konzil und vor allem den „Geist des Konzils“ beansprucht. Melloni betätigt sich – ob gebeten oder ungebeten – als Souffleur, der als ständiger Kolumnist von La Repubblica, der einzigen Tageszeitung, die Franziskus regelmäßig liest, dem Papst modernistische Ratschläge erteilt.
Lercaro, die Rheinische Allianz und die „jakobinische Richtung“
Anfang 1958, Monate vor der Wahl von Johannes XXIII. und Jahre vor Beginn des Konzils, veröffentlichte der vom Priestertum abgesprungene Journalist Carlo Falconi im Wochenmagazin L’Espresso (dem italienischen Spiegel) eine Artikelreihe, in der er die Römische Kurie attackierte. Dem „Hort des Konservativismus“ stellte er „progressive“ Kardinäle entgegen und nannte dabei Angelo Giuseppe Roncalli, Patriarch von Venedig, Giovanni Battista Montini, Erzbischof von Mailand, und Giacomo Lercaro, Erzbischof von Bologna. Zwei von ihnen sollten kurz darauf Päpste werden.
Während des Konzils gehörte Lercaro mit den Kardinälen Suenens, Lienart, Alfrink, Montini Frings, Döpfner, Bea u.a. der progressiven, deutsch-französischen „Rheinischen Allianz“ an. Innerhalb dieser, so der Historiker Roberto de Mattei, bildete Lercaro mit deutschen Theologen eine „jakobinische Richtung“. Die römische Wohnung von Dossetti, Lercaros rechter Hand, war der Treffpunkt der Radikalprogressisten. Dossetti war es auch, der das strategische Vorgehen der Rheinischen Allianz entwickelte und erfolgreich umsetzte, um Einfluß auf das Konzil zu gewinnen. Dazu gehörte an erster Stelle die Änderung der Geschäftsordnung im eigenen Sinn, mit der eine Schwächung der Römischen Kurie verbunden war. Eine konkrete Folge war die Einführung von vier Konzilsmoderatoren, von denen sich die Allianz drei Positionen sichern konnte, während die vierte an einen „schweigenden“ Konservativen ging. Kardinal Lercaro wurde einer dieser Moderatoren.
Zu den ersten Maßnahmen Lercaros als Konzilsmoderator gehörte, seine eigene, streng progressiv ausgerichtete Kirchenzeitung auf Kosten des Vatikans allen Konzilsvätern zusenden zu lassen, wodurch er sich Einfluß auf die Meinungsbildung sicherte.
Einer der „kühnsten“ Vertreter der Liturgiereform
1963 hätten einige Radikalprogressive Lercaro gerne als künftigen Papst gesehen. In den Vorbereitungsgesprächen im progressiven Lager in der römischen Villa des Rechtsanwaltes Ortolani ging jedoch Kardinal Montini als aussichtsreichster Kandidat hervor, der dann auch tatsächlich zum Papst Paul VI. gewählt wurde.
Die Liturgiereform war eines der Hauptanliegen Lercaros. Er rief die Bischöfe der „sozialistischen“ Staaten und der Dritten Welt auf, in dieser Sache zu intervenieren, weil er auf Rückenstärkung hoffte. Lercaro wurde im Hintergrund neben Annibale Bugnini zur zentralen Figur, von der die Fäden für die Liturgiereform gezogen wurden. Piero Marini, ein Schüler Bugninis und von 1987–2007 Zeremonienmeister des Papstes, nannte Lercaro einen der „kühnsten“ liturgischen Reformer. In der römischen Wohnung des Kardinals seien die wichtigsten Weichen für die Liturgiereform gestellt worden, die durch die Allianz Paul VI.–Lercaro–Bugnini möglich wurde. Als Paul VI. das Consilium ad exsequendam Constitutionem de sacra Liturgia errichtete, die von 1964–1969 mit der Ausarbeitung der Liturgiereform beauftragt war, machte er Bugnini zu deren Sekretär und Lercaro zum Vorsitzenden.
Als am 18. November 1965 im Petersdom die erste Konzelebration des Papstes mit zahlreichen Kardinälen und Bischöfen stattfand, schrieb Lercaro: „Die schönste und begeisterndste Sitzung des ganzen Konzils“.
In diesem Sinn wurde der Erzbischof von Bologna auch ein großer Förderer des modernen Kirchenbaues, weil er neue Kirchen schaffen wollte, die sich seiner Ansicht nach, besser für die nachkonziliare Liturgie „eignen“ sollten. In Bologna errichtete er dazu am Ordinariat eine Abteilung „Neue Kirchen“, gründete ein eigenes Institut für Sakrale Architektur und organisierte einen ersten Kongreß für modernen Kirchenbau. Lercaro wollte neue liturgische Räume experimentieren und dem neuen Kirchenbau ein funktionales Konzept zugrundelegen. Dabei hatte die gesamte Anordnung des Kircheninneren, um die „eucharistische Mensa“ als Gedächtnisort des Letzten Abendmahles zu erfolgen.
„Die Stunde der Armen“
Am 6. Dezember 1963 hielt Lercaro seine wohl bekannteste Rede, mit der ein anderes für ihn zentrales Thema ansprach. In ihr sagte er: „Das ist die Stunde der Armen“ und forderte ein Plädoyer für eine „Kirche der Armen“. Diese Rede war eine Art Initialzündung für Dossettis pauperistisches Postulat einer „Armut über alles“. Lercaro erklärte damals, daß die Armen „das einzige Thema des ganzen Zweiten Vaticanum“ sein sollten. Dabei hatten die Vertreter dieser Richtung die Zusammenarbeit mit dem Kommunismus fest im Blick. Am 16. November 1965 unterzeichneten Vertreter dieser Richtung, darunter Helder Camara, den sogenannten „Katakombenpakt“ in den Domitilla-Katakomben von Rom. Lercaro war zwar nicht persönlich anwesend, hatte sich aber durch Dossetti vertreten lassen. Der Pakt besiegelte die Infiltration der marxistischen Theorie des „Primats der Praxis“ als „Primat der Pastoral“ in die Kirche.
Der Bruch mit Paul VI. und die Rehabilitierung durch Franziskus
Nach dem Konzil kam es jedoch zu einem bis heute nicht wirklich geklärten Bruch zwischen Paul VI. und Lercaro. Tatsache ist, daß der Papst den Rücktritt des Kardinals als Erzbischof von Bologna verlangte, der am 12. Februar 1968 erfolgte. Bereits am 9. Januar hatte ihn Paul VI. an der Spitze des Consilium für die Liturgie durch den Schweizer Benediktiner Benno Kardinal Gut ersetzt. Die plausibelste Theorie besagt, Lercaro sei in seiner revolutionären Skizzierung einer künftigen Kirche zu weit gegangen. Die Details dieses Bruchs sind aber noch nicht erforscht.
Dieser Bruch in der Laufbahn Lercaros erklärt, warum das Lob, das Papst Franziskus gestern aussprach, als „Rehabilitierung“ gesehen wird. Die Worte von Franziskus wurden durch eine umstrittene Geste der „Kirche der Armen“ unterstrichen, die durch die Macht der Bilder ihre Wirkung nicht verfehlen wird. Das Mittagessen nahm Franziskus mit „Armen, Flüchtlingen und Gefangenen“ (und zahlreichen Vertretern verschiedener Organisationen) ein. Das Essen fand aber nicht in einem dafür geeigneten Saal statt, sondern in San Petronio, der Hauptkirche von Bologna. Der Papst hielt eine Katechese, dann wurde im Kirchenschiff an langen Tafeln mit Hunderten von Anwesenden gegessen und getrunken.
Lasagne mit Fleischragout: Kaum jemand wagt Kritik an „schändicher Profanierung“
Selbst glaubenstreue, „konservative“ Medien wagen kaum Kritik an dieser „schändlichen Profanierung“, so die Theologin Maria Guarini, sondern berichteten lieber über ein „typisches Bologneser Menü mit Lasagne mit Fleischragout, Koteletts mit Parmesankäse, Kartoffeln, Reistorte und Obst“ (Nuova Bussola Quotidiana). Die Einschüchterung nach 54 Monaten dieses Pontifikats zeigt deutliche Wirkung. Der Vatikan hütete sich verschleiernd, Bilder direkt vom Essen zu veröffentlichen.
„Die Kirche will Euch im Mittelpunkt. Sie bereitet nicht irgendeinen oder anderen Platz: im Mittelpunkt und zusammen.“
Diese Worte rief Franziskus den zum Mittagessen geladenen Gästen zu und ließ damit Worte von Kardinal Lercaro anklingen.
„Leben der Kirche ist nicht Neutralität, sondern Prophetie“
Ein weiteres Mal zitierte Franziskus den Kardinal bei der Begegnung mit „der Welt der Universität“. Zuerst besuchte er in der Dominikanerkirche das Grab des heiligen Ordensgründers, dann zitierte er in seiner Ansprache die Predigt Lercaros vom 1. Januar 1968, in der dieser den Krieg der USA in Vietnam scharf verurteilte. Für Apologeten des Kardinals habe diese Kritik an den USA zum Bruch mit Paul VI. geführt, was sich zwar trefflich für ein linkes Narrativ eignet, in der Sache aber wenig glaubwürdig erscheint. Dieses Narrativ könnte allerdings eine Rolle für Papst Franziskus gespielt haben, ausgerechnet diese Predigt zu erwähnen und daraus zu zitieren:
„Die Kirche kann nicht neutral sein gegenüber dem Übel, von welcher Seite auch immer es kommt: Ihr Leben ist nicht die Neutralität, sondern die Prophetie.“
Papst Franziskus fügte an eigenen Worten hinzu:
„Nicht neutral, sondern Parteigänger für den Frieden!“
Franziskus postuliert „Recht auf Frieden“
Es gebe ein regelrechtes „Recht auf Frieden“, so die Botschaft von Franziskus, das in das „Herz der Menschheit“ eingeschrieben sei. Der Papst forderte in Bologna ein „Ius Pacis“, nachdem er in den vergangenen Wochen lautstark ein Ius soli als Grundlage des Staatsbürgerschaftsrechtes zugunsten der Migranten gefordert hatte.
Damit habe Franziskus gestern, so einige Kommentatoren, auch eine definitive Absage der Kirche an einen „gerechten Krieg“ erteilt, wie er sich noch im Katechismus der Katholischen Kirche definiert findet. Am Ende seiner Rede an Studenten und Dozenten forderte er einen „neuen Humanismus“, der „Gedächtnis, Mut und gesunde und menschliche Utopie braucht“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/CTV/Wikicommons (Screenshots)
Eminenz Lercaro wirkt auf dem Photo – wie soll man sagen – nicht gerade so, als würde man ihn gerne in geistlichen Fragen konsultieren oder auch nur zu einem Plausch treffen. Die Progressisten haben oft etwas sehr kaltes an sich.
Das hängt vermutlich mit ihrer Zugehörigkeit zu elitären Zirkeln im Geheimen zusammen, deren Hauptcharakteristikum der Stolz ist. Stolz sind sie und eitel.
Und sie predigen den Pauperismus, wohnen aber in Wohnungen, die so groß sind, daß man dort problemlos wichtige Meetings durchführen kann.
Das ist eine ganz widerliche Heuchelei!
Außerdem nützt diese „Armen“-Rhetorik niemandem etwas, am wenigsten den Armen. Wie im Artikel richtig angeführt, ist eher ein marxistischer Hintergrund gegeben. Die „Armen“ – oder vielmehr deren „Betreuer“ und Mentoren – sollen nur als Revolutionsmasse dienen.
Was für ein Augiasstall die nachkonziliare Kirche geworden ist.
Ich möchte an die Tradition der Agape erinnern, die schon in den ersten Jahren des Christentums eine grosse Rolle gespielt hat.
Und weil es häufig ausartete (2 Petr 2,13 EU) wurde es im 4. Jahrhundert ja auch verboten (https://de.wikipedia.org/wiki/Agape#Agape_als_Liebesmahlfeier m.w.Nw.). Soviel dazu.
Nein, es erinnert mich offen gesagt eher an „Gräuel an heiliger Stätte“. Wer sich (durchaus auch als Nichtgläubiger) ein Gefühl von Würde und Respekt vor dem Sakralen bewahrt hat, wird sich von einem profanen Kantinenspektakel auf heiligem Boden unangenehm berüht fühlen. Das religiöse Gefühl glaubenstreuer Katholiken wird (ich fürchte mit voller Absicht) hier lustvoll mit Füßen getreten und mancher Agnostiker wird sich denken „Das gehört sich nicht“. Sicherlich hätte ein Speisesaal für diese mediale Inszenierung zur Verfügung gestanden – wir befinden uns bekanntlich nicht mehr in den ersten Jahren des Christentums – aber es kam hier ja sichtbar auf den schockierenden „Effekt“ an, man könnte es auch „Frevel“ (Schandtat gegen etwas Geheiligtes, das dieses in die Welt des Profanen herabzieht) nennen.
Zur „Agape“ kann ich das Buch des deutschen Philosophen Prof. Josef Pieper (+ 1997) empfehelen mit dem Titel „Über die Liebe“. Auch die Traktate über die beiden anderen göttlichen Tugenden Glaube und Hoffnung sind interressant sowie die über die 4 Kardinaltugenden. Als Einstieg in diese 7 Tugendbücher ist das Bändchen „Über das christliche Menschenbild“ des gleichen Verfassers zu empfehlen.
Guten Tag, ich lese immer wieder auf Ihren Seiten. Mir fällt auf, dass Sie sehr stark polemisierend gegen Papst Franziskus schreiben. Das finde ich sehr schade und empfinde es als eine einseitige Berichterstattung. Man kann und soll sicher kritisch die Entwicklungen und Neuerungen innerhalb der Kirche reflektieren und bei Bedarf auch Irrungen oder Missverständliches ansprechen. Aber eine durchgehend kritische Sicht der Dinge und gezielte Polemisierung, die eine neutrale Meinungsbildung für den Leser schwer macht, ist journalistisch gesehen nicht in Ordnung und verstößt auch gegen den Pressekodex.
Gottes Segen
Victoria Meier
Ihre Meinung in Ehren: Aber eine neutrale Meinungsbildung ist leider ohne katholisches.info kaum mehr möglich. Liest man doch in fast allen (meist viel leichter zugänglichen Medien) fast nur gutes über unseren Papst.
Irritiert hat mich an Ihrer Aussage folgendes: „Neutrale Meinungsbildung“ Neutral heißt für mich etwas überspitzt – keine Meinung zu haben.
Man hat normalerweise immer eine Meinung und ist von etwas überzeugt, bzw. lehnt es ab, oder findet manches auch verbesserungswürdig. Man kann es auch so sehen: Würde dieser Papst anders handeln, so müsste man ihn nicht kritisieren.
Der großen Masse gefällt gerade dieser Papst und den Medien auch. War es doch bisher immer umgekehrt. Genau das bereitet mir Sorge.
Die permanenten Freveleien dieses Franziskus lassen wohl kaum eine „Neutralität“ zu.
Die Kathedrale von Bologna wird durch einen Menschen, der als Papst angesehen wird, hier bestenfalls zu einem evangelischen Gemeindesaal degradiert.
Archivieren- Dokumentieren-Publizieren.
Die Wahrheit ist häufig noch viel schlimmer als das bisher Bekannte.
wenn viel unter dem Teppich gekeht wird, ist das Röntgenbild umso schrecklicher.
„Tolle-lege!“: „Heb auf (das Buch bzw. den Teppich) und lese!“ (Srt.-augustin)
C’est la vérité qui blesse.
Gott befohlen
Wir haben als Kinder von unseren Eltern gelernt, dass man in der Kirche, ab dem Betreten des Kirchenraumes, mucksmäuschenstill zu sein hat weil Jesus im Tabernakel lebendig da ist. Still sein, nicht links und rechts blicken, sondern andächtig nach vorne auf den Tabernakel blicken, Weihwasser nehmen und ein das „kleine Kreuzzeichen“ machen, und – eine Kniebeuge vor Jesus machen bevor wir uns in die Kirchenbank begaben. So begrüßt man Jesus im Tabernakel, haben wir gelernt und wie selbstverständlich angenommen, den Eltern nachgemacht.
Während der heiligen Messe mitsingen und mitbeten (das haben wir „mitgelernt“) und andächtig sein, still sein.
Nach der heiligen Messen traten wir aus der Kirchenbank, wieder eine Kniebeuge zum Tabernakel und ein Kreuzzeichen, dann erst haben wir uns umgedreht zum Hinausgehen. Vor dem Verlassen haben wir wieder Weihwasser genommen, uns nochmals zum Tabernakel hin umgedreht und das letzte Kreuzzeichen gemacht. Dann erst, nach dem Verlassen der Kirche, ist wieder gesprochen worden. Auch das Grüßen von anderen Menschen wurde höchstens mit einem stillen Kopfnicken in der Kirche gemacht, manchmal – zum Banknachbarn hin.
Sich gegenseitig mit Worten grüßen, die Hand geben oder umarmen gab es nur außerhalb der Kirche!
Ich bin wirklich dankbar für mein Elternhaus und das Beispiel, welches uns die Eltern gaben. Noch heute verhalte ich mich so wie ich es von Kind an gelernt habe. Heute mache ich es mit gläubigem Bewusstsein der Gegenwart des Dreifaltigen Gottes im Tabernakel und im hl. Meßopfer sowie bei der hl. Kommunion.
Mir fehlen die Worte auszudrücken, wie mich die aktuellen Entwicklungen fassungslos, entsetzt, ja paralysiert machen. Was für ein Schrecken!
Der Mensch traut sich was!!
Von Pater Pio wird gesagt, seine Seele habe (freiwillig) nach seinem Tod 3 Tage kniend an den Stufen des Altars in der Kirche all die Beleidigungen und Missachtungen Gottes gesühnt, welche von Menschen begangen wurden, die wegen ihm / zu ihm nach San Giovanni Rotondo kamen.