
(Innsbruck) „Ja wo findet man sie nur!?“, solche neuen Bischöfe. Mit dieser hilflosen Frage wurde mir die Ernennung des neuen Diözesanbischofs von Innsbruck mitgeteilt. Gemeint sind designierte Bischöfe, die bereits das erste Pressegespräch nützen, um ein modernistisches Regierungsprogramm bekanntzugeben und in erster Linie signalisieren, daß sie auf der Klaviatur zeitgeistgerechter Chiffrenworte zu spielen verstehen.
So geschehen durch Hermann Glettler, den Papst Franziskus gestern zum neuen Bischof der noch jungen Diözese Innsbruck ernannte. Glettler hat man im Bistum Graz-Seckau „gefunden“, aus der er stammt und für die er 1991 zum Priester geweiht wurde. Er gehört der Gemeinschaft Emmanuel an und war Pfarrer der Grazer Stadtpfarre St. Andrä . 2015 kam er als möglicher Bischof von Graz-Seckau ins Gespräch. Der damals ernannte Bischof Wilhelm Krautwaschl machte Glettler 2016 zum Bischofsvikar für Caritas und Neuevangelisierung. Selbst Künstler fiel Glettler durch „Kunst in der Kirche“ in der Pfarrei St. Andrä auf.
Frauenpriestertum ist „so utopisch nicht“
In einem gestern zu seiner Ernennung geführten Interview mit der österreichischen Presseagentur APA schickte der neue Bischof seinem Einzug in Innsbruck Signale voraus, die dem Zeitgeist nach dem Mund reden und in erster Linie kirchenpolitisch ausgerichtet sind.

Er sei „eindeutig dafür“, daß das Frauendiakonat eingeführt werde und gehe davon aus, daß die von Papst Franziskus eingesetzte Kommission „relativ bald in die Zielgerade kommt“ und die Frage von Papst Franziskus „positiv entschieden wird“.
Weiß Glettler mehr?
In der offiziellen Sprachregelung Roms stellte Papst Franziskus die Ernennung einer Studienkommission zu frühchristlichen Diakonissen als Vertröstungstaktik gegenüber feministischen Ordensfrauen dar. Im Juni 2016 beklagte sich der Papst auf dem Rückflug aus Armenien gegenüber Journalisten, daß man ihm eine „Öffnung für Diakoninnen“ in den Mund gelegt habe. Die von ihm errichtete Studienkommission habe nicht die Zulassung von Frauen zur Diakonatsweihe zu prüfen, sondern zu untersuchen, welche Rolle Diakonissen in der frühen Kirche spielten, so der Papst. Er sei „ein wenig wütend auf die Medien“ gewesen, weil sie mit „falschen Schlagzeilen“ auf eine „falsche Fährte gelenkt“ hätten.
Glettler machte sich nicht die Mühe zwischen den Diakonissen, die es in der Kirche tatsächlich einige Zeit gab, und der feministischen Forderung zu unterscheiden, Frauen als Diakoninnen zum Weihesakrament zuzulassen. Diese „kleine“ Unterlassung ist typisch für progressive Kreise. Woraus folgt, daß der neue Bischof von Innsbruck „eindeutig dafür“ ist, Frauen zum Weihesakrament zuzulassen. Er selbst bestätigte es. Das Frauenpriestertum hält er nämlich für „so utopisch nicht“. Es brauch aber „erste Schritte“ dazu, und das sei das Diakonat.
Zum Vergleich dazu hatte der damalige Präfekt der Glaubenskongregation und heutige Kardinal Gerhard Müller im Juni 2013 die feministische Forderung zurückgewiesen. Diese war vom ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, unterstützt worden. Kardinal Müller sagte damals kurz und bündig: „Für Diakoninnen gibt es keine Grundlage, für Diakonissen keinen Bedarf“.
Für Kommunion für wiederverheiratetet „sehr“ offen
Auch in der großen, aktuellen Streitfrage um das Ehesakrament bezieht Glettler eindeutig Position – auf der falschen Seiten. Zur Aufweichung der Unauflöslichkeit der Ehe und der Legitimierung von Scheidung und Zweitehe meinte Glettler, er sei bei der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene „sehr“ offen. Einzig die „Zuspitzung auf die Kommunionfrage“ finde er „schade“. Er „sehe, sehr viel Sinn vom Evangelium her“ für deren Zulassung zur Kommunion. Ein „Sinn“, der offensichtlich der Kirche 2000 Jahre verborgen geblieben ist – bis Kasper, Franziskus und Glettler kamen.
Die Leitung der Pfarreien sieht Glettler zu „eng“ an die Priester gebunden. Auch zu diesem Punkt sind damit deutliche Signale ausgegeben.
Franziskus und seine Suche nach progressiven Kandidaten
Zurück zur Ausgangsfrage: Wo findet man solche Kandidaten? Man sucht sie gezielt.
Für Bischofsernennungen gibt es ein formales Ausleseverfahren, in dem der zuständige Apostolische Nuntius des jeweiligen Landes und der Präfekt der römischen Kongregation für die Bischöfe eine zentrale Rolle spielen. Im Spezifikum Österreichs kommt noch der dominante Einfluß des Wiener Erzbischofs, Christoph Kardinal Schönborn, zum Tragen.
Papst Franziskus geht insgesamt aber eigene Wege.
Am 10. April 2016 schrieb Le Journal de Montréal, daß Kardinal Marc Ouellet, der Präfekt der Bischofskongregation unter Franziskus „nicht mehr das Ohr des Papstes hat“. Wie jüngst ein Buch enthüllte, wurde Kardinal Ouellet bereits im Vorfeld des Konklaves von der progressiven Fronde des Kardinalskollegiums (Team Bergoglio des Geheimzirkels von Sankt Gallen) geschnitten, als sie um Stimmen für die Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio warb. Das Verdikt: „zu konservativ“. Kardinal Ouellet brachte, im Gegensatz zu Glettler seine Ablehnung der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten zum Ausdruck.
Zur Vorgangsweise von Papst Franziskus bei Bischofsernennungen sagte Alain Pronkin im Le Journal de Montréal:
„Es ist beunruhigend, weil es die Aufgabe von Kardinal Ouellet in Rom ist, dem Papst die Namen vorzuschlagen, er aber ignoriert sie und entscheidet sich für ganz andere Kandidaten.“
Was Franziskus vom zuständigen Kardinal Ouellet an Ernennungsempfehlungen ablehnt, akzeptiert Franziskus hingegen – meist blindlings – aus dem informellen Kreis seiner Papst-Vertrauten.
Glettler zeigte seine progressive Visitenkarte gleich am Tag seiner Ernennung in alle Himmelsrichtungen, als müsse er jemandem (Wem?) einen „Eignungsnachweis“ erbringen.
Nach den vergeudeten Jahren des Episkopats von Bischof Manfred Scheuer (2003–2015), der diese seit Januar 2016 an der Spitze des Bistums Linz fortsetzen kann, scheinen der katholischen Kirche des Bistums Innsbruck weitere verlorene Jahre zu drohen.
Franciscus lo vult!
Text: Johannes Thiel
Bild: kunst.st-andrae-graz.at/Youtube (Screenshots)
Der neu ernannte Innsbrucker Bischof scheint von „Ordinatio Sacerdotalis“ noch nichts gehört zu haben und auch den Bischof von Rom scheint das nicht zu kratzen. Die von aller oberster Stelle betriebene und offensichtlich gewünschte innere Zersetzung der Kirche nimmt immer erschreckendere Formen an.
Sachliche und konstruktive Berichterstattung ist wohl in der heutigen Zeit nicht mehr möglich. Eigentlich ist dies schade. Wenn man als Zeitung bereits weis, was gut/schlecht bzw. richtig/falsch ist, frage ich mich schon was das soll. Normale Berichterstattung liefert Fakten, wenn jemand seine eigene Meinung verbreiten will, dann soll er doch einen Leserbrief schreiben, mit eigenem Namen. Schade ist nur, das es im Gesetz dazu keine Richtlinien gibt, wie Journalismus zu Handhaben ist. Und nein, ich will keine unterdrückung der Zeitung, sondern Fakten. Die Meinungsbildung sollte dem Leser / der Leserin überlassen werden.
@Theo-thralik
Der Artikel ist Faktenjournalismus, die Meinungsbildung liegt beim Leser.
Ist es nicht so, dass Sie es sind, der hier mit eigener Meinung wertet anstatt eine Gegenüberstellung der gegenständlichen Fakten versus unveränderliches katholisches Glaubensgut (Lehre und Tradition) vorzunehmen?
Der Faktenjournalismus von Katholisches.info steht meinem Verständnis nach auf dem Fundament der vollständigen unveränderlichen katholischen Lehre und Tradition. Dafür steht diese Seite mit Glaube fest und treu ein. Das ist ein wertvolles Zeugnis gegenüber „der Welt von heute“. Der Leser kann sich daran verlässlich orientieren und sein eigenes Glaubenswissen, Verständnis usw. überprüfen sowie im Glauben und in der Erkenntnis wachsen, oder er kann es bleiben lassen.
Zum aktuellen Beitrag konkret: Es werden hier Fakten beschrieben, die aufzeigen, dass eine Person zum Bischof ernannt wurde, der in wesentlichen Postitionen/Themen nicht die unveränderliche katholische Lehre und Tradition der Kirche Christi vertritt.
Im Schlusssatz wagt der Autor eine Annahme für die nahe Zukunft des Bistums.
Hermann Glettler hat einen Predigtpreis in seiner Diözese Graz-Seckau gewonnen, sogar mehrere Male wenn ich mich recht entsinne.
Dass das nichts heißen muss, beweist für mich die Geschichte eines ebenfalls modern eingestellten Priesters, den ich zufällig einmal kannte. Er hat auch durch seine Predigten begeistert, doch zum Schluss ließ er sich laisieren, da er trotz Priestertum eine Frau kennenlernte. Das zeigt für mich, der moderne, progressive Weg ist keiner der in Ewigkeit Frucht bringt, sondern ein Irrweg.
Es muss wohl richtiger heißen: Er musste sich laisieren lassen, da die Kirche den Priestern immer noch zu leben verweigert, was Gott ihnen schenkt. Priestertum ist eben für Gott kein Hinderungsgrund, einem Priester eine große und tiefe zwischenmenschlich-eheliche Liebe zu schenken. Nur die Kirche, die zwingt den Priester dann, sich zwischen zwei Gottesgeschenken zu entscheiden – dem Geschenk des Priestertums und dem der Liebe. Ob das Gottes Willen entspricht? Wohl eher nicht.
Dann ist ja die Kirche 2.000 Jahre falsch gelegen ?!
Nein, erst seit 1139. Seit dem ist der Zölibat für alle Priester verpflichtend.
Ich kenne keine „Gottesgeschenke“, ich kenne Berufungen.
Wen Gott zum Priester beruft, der lebt eine große und tiefe Liebe zu Gott, die sich allein nach Gott schon hier auf Erden sehnt und sagt sinngemäß mit dem Apostel „besser wäre es bei Gott zu sein, aber ich muss auf Erden bleiben“.
Was Gottes Willen entspricht sehen wir daran, dass es in der Ewigkeit keine „Fortsetzung der Ehe“ gibt, in der Ewigkeit gibt es allein die Gottesliebe. Die Priesterberufung führt zu einem Leben der tiefen und alleinigen Gottesliebe bereits hier auf Erden; die zur Ehe berufenen führen dieses Leben erst in der Ewigkeit. Darum prüfe, wer sich ewig bindet, ob er eine Priesterberufung überhaupt hat.
Und an die Frauen gesprochen (ich bin eine): Es gibt zwei rote Linien, jede Frau sollte keinen verheirateten Mann näher kennenlernen wollen (die Gefahr des Ehebruchs und der Versündigung an Ehefrau und Kinder ist viel zu groß); dafür gab es praktischerweise Eheringe, an denen man das von weitem erkennen konnte. Und jede Frau sollte keinen Priester näher kennenlernen wollen (ein Priesterleben zu zerstören, wer möchte dazu im Gericht Gottes befragt werden?); dafür gab es praktischerweise Priester- und Ordenskleidung, an denen man das von weitem erkennen konnte.