Heiliges Jahr mit der Jugend: Papst Leo XIV. ruft zur Christusnachfolge

Bleibt im Glauben mit Freude und Mut ausdauernd


Am 2. und 3. August traf sich Papst Leo XIV. anläßlich des Heiligen Jahres mit einer Million Jugendlichen in Tor Vergata bei Rom. Er hielt mit ihnen Eucharistische Anbetung, unterwies sie in Katechesen und feierte die Eucharistie mit ihnen
Am 2. und 3. August traf sich Papst Leo XIV. anläßlich des Heiligen Jahres mit einer Million Jugendlichen in Tor Vergata bei Rom. Er hielt mit ihnen Eucharistische Anbetung, unterwies sie in Katechesen und feierte die Eucharistie mit ihnen

Von Cri­sti­na Siccardi*

Anzei­ge

Die eucha­ri­sti­sche Anbe­tung, die Papst Leo XIV. am Sams­tag, dem 2. August, in Anwe­sen­heit von mehr als einer Mil­li­on jun­ger Men­schen auf der rie­si­gen Wie­se von Tor Ver­ga­ta in Rom wäh­rend der Gebets­vi­gil voll­zog, war ein welt­wei­tes Ereig­nis, das durch Fern­se­hen und sozia­le Medi­en ver­brei­tet wur­de. Sie war von einer inten­si­ven und hei­li­gen Stil­le geprägt, an die die Men­schen in einer Welt, in der der Lärm unauf­hör­lich wider­hallt, kaum noch gewöhnt sind. In die­sem Moment stand nur Er im Mit­tel­punkt: Jesus Chri­stus, gegen­wär­tig in Leib, Blut, See­le und Gott­heit, in einem Kunst­werk von herr­li­cher Schön­heit, kost­bar in Metall und Edel­stei­nen, aber auch auf­grund sei­ner lan­gen und hei­li­gen Geschichte.

Die hei­li­ge Mon­stranz kam aus Turin, genau­er gesagt aus der Kapel­le der Ewi­gen Anbe­tung der Pfar­rei Sant’Antonio Aba­te. Vor die­ser Mon­stranz, die Leo XIV. für das Hei­li­ge Jahr mit den Jugend­li­chen nütz­te, knie­ten schon Pier­gi­or­gio Frassa­ti, Apo­stel der Eucha­ri­sti­schen Anbe­tung, der am 7. Sep­tem­ber selig­ge­spro­chen wird, und eben­so der ande­re Ver­eh­rer der aller­hei­lig­sten Hostie, Car­lo Acu­tis; auch der hei­li­ge Johan­nes Bos­co, Vater und Leh­rer der Jugend­li­chen; der hei­li­ge Giu­sep­pe Bene­det­to Cot­to­len­go, Apo­stel der Näch­sten­lie­be; der hei­li­ge Giu­sep­pe Cafas­so, die „Per­le des ita­lie­ni­schen Kle­rus“, wie ihn Papst Pius XI. nann­te; der hei­li­ge Leo­nar­do Muri­al­do, Erzie­her der armen und ver­wahr­lo­sten Jugend; die seli­ge Anna Miche­lot­ti, die den Kran­ken dien­te; die seli­gen Brü­der Lui­gi und Gio­van­ni Boc­car­do, bei­spiel­haf­te Prie­ster; und der seli­ge Gia­co­mo Alber­io­ne, ein Genie der katho­li­schen Kommunikation.

Die Wahl die­ser Mon­stranz war bewußt: Sie woll­te die Rei­he von Hei­li­gen nach­ah­men, die in ihrem Leben die Hei­li­ge Drei­fal­tig­keit an die erste Stel­le setz­ten und die Gläu­bi­gen dazu ein­lu­den, zur Anbe­tung des Soh­nes Got­tes zurück­zu­keh­ren und ihn als leben­dig im Aller­hei­lig­sten Sakra­ment zu erkennen.

Was sich in den bei­den Höhe­punk­ten des Jubi­lä­ums der Jugend­li­chen, der Gebets­vi­gil, der Anbe­tung und des Eucha­ri­sti­schen Segens sowie in der Hei­li­gen Mes­se am Sonn­tag, dem 3. August, zeig­te, war das kla­re Ange­bot von Leo XIV. an die jun­gen Men­schen, an alle Men­schen, Chri­stus in ihrem Leben an die erste Stel­le zu set­zen. „[…] Wir seh­nen uns stän­dig nach einem ‚Mehr‘, das uns kei­ne erschaf­fe­ne Rea­li­tät geben kann“, sag­te der Papst mit Sanft­mut und Ent­schie­den­heit, wie es sei­ner Art ent­spricht. „Wir spü­ren ein gro­ßes, bren­nen­des Ver­lan­gen, das von kei­nem Getränk die­ser Welt gelöscht wer­den kann. Dage­gen dür­fen wir unser Herz nicht täu­schen, indem wir ver­su­chen, es mit unwirk­sa­men Ersatz­mit­teln zu stil­len! Hören wir auf die­ses Ver­lan­gen! Las­sen wir es zu einem Sche­mel wer­den, auf den wir, wie Kin­der, auf den Zehen­spit­zen hin­auf­stei­gen, um aus dem Fen­ster des Tref­fens mit Gott zu schau­en. Wir wer­den Ihm gegen­über­tre­ten, der uns erwar­tet, ja der sanft an das Fen­ster unse­rer See­le klopft (vgl. Offb 3,20). Und es ist schön, auch im Alter von zwan­zig Jah­ren, Ihm das Herz zu öff­nen, Ihm zu erlau­ben, ein­zu­tre­ten und dann mit Ihm in die ewi­gen Wei­ten des Unend­li­chen vor­zu­drin­gen“, und erin­ner­te dann an das Gebet des hei­li­gen Augu­sti­nus: „Du [Herr] warst in mir und ich drau­ßen. Dort such­te ich Dich […]. Du riefst mich, und Dein Ruf durch­brach mein Taub­sein; Du glänz­test, und Dein Glanz ver­tilg­te mei­ne Blind­heit; Du ver­brei­te­test Dei­nen Duft, und ich atme­te und sehn­te mich nach Dir, ich koste­te [vgl. Ps 33,9; 1Petr 2,3] und habe Hun­ger und Durst [vgl. Mt 5,6; 1Kor 4,11]; Du berühr­test mich, und ich brann­te vor Ver­lan­gen nach Dei­nem Frie­den [Con­fes­sio­nes, 10, 27]“ (Pre­digt des Hei­li­gen Vaters, Tor Ver­ga­ta, 3. August 2025).

Der Papst, über­zeugt und über­zeu­gend, war sehr deut­lich, als er den Jugend­li­chen sag­te, daß die ein­zi­ge Hoff­nung der ein­zi­ge Erlö­ser ist, eine Wahr­heit, die nicht täuscht und zu der es not­wen­dig ist, nach oben zu stre­ben, zur Hei­lig­keit, indem man mit Chri­stus durch Gebet, Anbe­tung, Kom­mu­ni­on, häu­fi­ges Sakra­ment der Ver­söh­nung und Näch­sten­lie­be ver­bun­den bleibt, „wie uns die Seli­gen Pier Gior­gio Frassa­ti und Car­lo Acu­tis [gezeigt haben]. Strebt nach Gro­ßem, nach Hei­lig­keit, wo immer ihr seid. Gebt euch nicht mit weni­ger zufrie­den. Dann wer­det ihr jeden Tag das Licht des Evan­ge­li­ums in euch und um euch her­um wach­sen sehen.“

Vor der Lesung des Evan­ge­li­ums über die Jün­ger von Emma­us (Lk 24, 13–35) wur­den drei Fra­gen von drei Jugend­li­chen gestellt. Die erste kon­zen­trier­te sich dar­auf, wie man wah­re Freund­schaf­ten in einer tech­no­lo­gi­schen Welt fin­det, die von sozia­len Medi­en beherrscht wird. Der Papst ant­wor­te­te, daß mensch­li­che Bezie­hun­gen „ehr­lich, groß­zü­gig und wahr“ sein kön­nen, wenn sie „die inten­si­ve Ver­bin­dung mit Jesus wider­spie­geln“; es ist wich­tig, die edlen Wor­te von den vul­gä­ren zu unter­schei­den, die Wer­te von den Irr­tü­mern, denn die Wahr­heit „ver­eint die Wor­te mit den Din­gen, die Namen mit den Gesich­tern“, wäh­rend „die Lüge“ die­se „Aspek­te trennt und Ver­wir­rung und Miß­ver­ständ­nis erzeugt“. 

Wenn die „Mecha­nis­men der Kom­mu­ni­ka­ti­on, Wer­bung und sozia­len Netz­wer­ke“ dazu ver­wen­det wer­den, uns zu „schla­fen­den Sub­jek­ten zu machen, die vom Kon­sum abhän­gig sind“, und „heu­te gibt es Algo­rith­men, die uns sagen, was wir sehen sol­len, was wir den­ken sol­len und wer unse­re Freun­de sein sol­len“, dann ent­steht Ver­wir­rung und Ungleich­ge­wicht. „Wenn das Werk­zeug den Men­schen beherrscht, wird der Mensch zu einem Werk­zeug: ja, ein Instru­ment des Mark­tes, eine Ware. Nur ehr­li­che Bezie­hun­gen und sta­bi­le Bin­dun­gen las­sen wah­re Lebens­ge­schich­ten wach­sen. Lie­be Freun­de, jeder Mensch wünscht sich natür­lich die­ses gute Leben, wie die Lun­gen die Luft suchen, aber wie schwer ist es, es zu fin­den! Vor Jahr­hun­der­ten erkann­te der hei­li­ge Augu­sti­nus das tie­fe Ver­lan­gen unse­res Her­zens, es ist das Ver­lan­gen jedes mensch­li­chen Herzens.“

Die zwei­te Fra­ge beschäf­tig­te sich mit der Angst, wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. „Lie­be Jugend­li­che, das Wäh­len lernt man durch die Prü­fun­gen des Lebens, und vor allem indem wir uns dar­an erin­nern, daß wir gewählt wur­den. Die­se Erin­ne­rung muß erforscht und erzo­gen wer­den. Wir haben das Leben umsonst erhal­ten, ohne es gewählt zu haben! Am Anfang von uns selbst gab es kei­ne Ent­schei­dung von uns, son­dern eine Lie­be, die uns gewollt hat. Im Ver­lauf des Lebens zeigt sich, wer wirk­lich ein Freund ist, indem er uns hilft, die­se Gna­de in den Ent­schei­dun­gen, die wir tref­fen sol­len, zu erken­nen und zu erneu­ern“, und so wird die ent­schei­den­de Rea­li­tät der guten Gewis­sens­bil­dung nach den christ­li­chen Prin­zi­pi­en betont. Wäh­len bedeu­tet, auf ande­res zu ver­zich­ten, was „uns manch­mal blockiert“, nur „die Lie­be Got­tes“, der Fels, der unse­re Schrit­te stützt, macht uns fest; des­halb „wird vor Ihm die Wahl zu einem Urteil, das kein Gut weg­nimmt, son­dern immer zum Besten führt. Der Mut zu wäh­len kommt von der Lie­be, die Gott uns in Chri­stus offenbart.“

Mit Klar­heit lehrt der Papst, das eige­ne Leben auf Chri­stus zu grün­den, sodaß „die Angst Raum für Hoff­nung läßt“, für den Mut, schwie­ri­ge, aber rich­ti­ge und ewi­ge Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, die zur Erfül­lung des Lebens füh­ren. „Hier sind radi­ka­le Ent­schei­dun­gen, Ent­schei­dun­gen vol­ler Bedeu­tung: die Ehe, das hei­li­ge Ordens­amt, die reli­giö­se Wei­he, die den frei­en und befrei­en­den Selbst­op­fer­aus­druck zei­gen, der uns wirk­lich glück­lich macht. Und hier fin­den wir das Glück, wenn wir ler­nen, uns selbst zu schen­ken. Das Leben für ande­re zu schen­ken. Die­se Ent­schei­dun­gen geben unse­rem Leben Sinn und ver­wan­deln es in das Bild der voll­kom­me­nen Lie­be, die es erschaf­fen und vom Bösen, sogar vom Tod, erlöst hat.“

Die drit­te und letz­te Fra­ge war, wie es mög­lich ist, dem auf­er­stan­de­nen Herrn zu begeg­nen. Die Ant­wort war erneut süß und ent­schie­den: Gott anzu­ru­fen, auf dem Weg der Suche nach dem Guten, ihn zu bit­ten: „Blei­be bei uns, denn ohne Dich kön­nen wir das Gute, das wir uns wün­schen, nicht tun“ und Chri­stus begeg­net man in der Kir­che, „in der Gemein­schaft derer, die Ihn auf­rich­tig suchen“. Es ist Gott, der uns ver­sam­melt, um „eine Gemein­schaft von Gläu­bi­gen zu bil­den, die sich gegen­sei­tig stüt­zen“, um dann bereit zu sein, „die Gute Nach­richt ande­ren zu brin­gen. Wie sehr braucht die Welt Mis­sio­na­re des Evan­ge­li­ums, Zeu­gen der Gerech­tig­keit und des Frie­dens! Wie sehr braucht die Zukunft Män­ner und Frau­en, die Zeu­gen der Hoff­nung sind! Lie­be Jugend­li­che, das ist der Auf­trag, den der auf­er­stan­de­ne Herr jedem von uns anver­traut hat!“

Dann zitier­te der Papst erneut den hei­li­gen Augustinus:

„Der Mensch, ein Teil Dei­nes Schöp­fungs­werks, o Gott, will Dich prei­sen. Du bist es, der ihn anregt, sich an Dei­nem Lob zu erfreu­en, weil Du uns für Dich geschaf­fen hast, und unser Herz hat kei­nen Frie­den, bis es in Dir ruht. Möge ich Dich suchen, Herr, indem ich Dich anru­fe, und Dich anru­fen, indem ich an Dich glau­be“ [Con­fes­sio­nes, I].

Gott anzu­ru­fen, um unse­re Gren­zen und Zer­brech­lich­kei­ten zu über­win­den, die wir besie­gen kön­nen, indem wir den gekreu­zig­ten Chri­stus anschau­en und beten, uns den Sakra­men­ten nähern und uns mit Demut Ihm anvertrauen. 

„Jedes Mal, wenn wir Chri­stus in der Eucha­ri­stie anbe­ten, wer­den unse­re Her­zen in Ihm ver­eint sein. Schließ­lich ist mein Gebet für euch, daß ihr im Glau­ben mit Freu­de und Mut aus­dau­ernd bleibt!“

*Cri­sti­na Sic­car­di, Histo­ri­ke­rin und Publi­zi­stin, zu ihren jüng­sten Buch­pu­bli­ka­tio­nen gehö­ren „L’inverno del­la Chie­sa dopo il Con­ci­lio Vati­ca­no II“ (Der Win­ter der Kir­che nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. Ver­än­de­run­gen und Ursa­chen, 2013); „San Pio X“ („Der hei­li­ge Pius X. Das Leben des Pap­stes, der die Kir­che geord­net und erneu­ert hat“, 2014), „San Fran­ces­co“ („Hei­li­ger Fran­zis­kus. Eine der am mei­sten ver­zerr­ten Gestal­ten der Geschich­te“, 2019), „Quella mes­sa così mar­to­ria­ta e per­se­gui­ta­ta, eppur così viva!“ „Die­se so geschla­ge­ne und ver­folg­te und den­noch so leben­di­ge Mes­se“ zusam­men mit P. Davi­de Pagli­a­ra­ni, 2021), „San­ta Chia­ra sen­za fil­tri“ („Die hei­li­ge Kla­ra unge­fil­tert. Ihre Wor­te, ihre Hand­lun­gen, ihr Blick“, 2024), 

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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