Franciscus – sonst nichts

Rückblick und Ausblick


Papst Leo XIV. betet am Grab seines Vorgängers
Papst Leo XIV. betet am Grab seines Vorgängers

Von einer Katholikin

Anzei­ge

Es gibt einen Ort in Assi­si, den ich beson­ders ger­ne auf­su­che: die Stel­le neben der Por­ti­un­cu­la-Kapel­le, wo der hei­li­ge Fran­zis­kus starb, auf dem nack­ten Boden und ohne Klei­der, bereit, nackt und bloß wie ein Neu­ge­bo­re­nes im Him­mel ein zwei­tes Mal gebo­ren zu wer­den. So ging er hin­über zum Vater, Fran­zis­kus, der Hei­li­ge, der die Armut leb­te und die Beschei­den­heit, ohne dafür die Aner­ken­nung der Welt zu suchen.

Ich dach­te in die­sem Jahr ganz beson­ders auch an den ver­stor­be­nen Papst, der den Namen des Hei­li­gen gewählt hat­te. Nein, eine Mozet­ta allein und eine Sto­la der vier Evan­ge­li­sten machen noch kei­nen guten Papst. Kei­ne Mozet­ta und kei­ne Sto­la aller­dings auch nicht. „Der Kar­ne­val ist vor­bei“, soll er bei sei­ner ersten Ein­klei­dung nach der Wahl gesagt haben, Zei­chen einer Beschei­den­heit, die den Bei­fall der Welt fand und sich zuneh­mend von der Demut des hei­li­gen Namens­ge­bers ent­fern­te. Man lob­te den Papst und er pfleg­te das Image des Pap­stes der Armen und Aus­ge­grenz­ten; die Medi­en ver­viel­fäl­tig­ten das Bild, das klei­ne Auto, der Ver­zicht auf Palä­ste, die schlich­te Klei­dung. Fran­zis­kus‘ Schlicht­heits­vor­ga­be reich­te schließ­lich über sei­nen Tod hinaus:

Das Grab­mal muß in der Erde sein, schlicht, ohne beson­de­re Ver­zie­run­gen und mit der ein­zi­gen Inschrift: Franciscus

Fran­cis­cus – sonst nichts. Eben betont schlicht. Ohne Papst. Nur sei­nen Namen im Mit­tel­punkt woll­te der ver­stor­be­ne Papst auf sei­nem schmuck­lo­sen Erd­grab ste­hen haben. Und nur die­ser Schrift­zug und die ver­grö­ßer­te Nach­bil­dung sei­nes Brust­kreu­zes wer­den durch einen Licht­spot von oben beson­ders her­vor­ge­ho­ben. Der hei­li­ge Fran­zis­kus und Fran­zis­kus, der Papst – die­ses Bild pfleg­te der Pon­ti­fex seit sei­ner pro­gram­ma­ti­schen Namens­wahl und hob sich medi­al sicht­bar (und wirk­sam) ab von einer „prunk­süch­ti­gen“ Kir­che, über die er sich lustig mach­te. Daß die Erstel­lung des Erd-Gra­bes am von ihm gewünsch­ten Ort in der Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re kein leich­tes war und das „beschei­de­ne“ Grab­mal im moder­nen schlich­ten Design auf­fäl­lig unauf­fäl­lig ist, ist eine ganz ande­re Sache.

Der Papst und der Heilige

Wer den von den vati­ka­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gen beim Fil­me­ma­cher Wim Wen­ders in Auf­trag gege­be­nen und 2018 erschie­ne­nen Film mit Papst Fran­zis­kus kennt, weiß, wie mei­ster­haft Wen­ders das päpst­li­che Selbst­bild in Bil­der faßt, indem er den hei­li­gen Fran­zis­kus, den „Pover­el­lo“ aus Assi­si, als hei­li­ges Vor­bild von Papst Fran­zis­kus dra­ma­tur­gisch geschickt und bild­spra­chen­si­cher gleich zu Film­be­ginn in Sze­ne setzt.

Papst Fran­zis­kus. Ein Mann sei­nes Wortes.

Ster­be­ort des Hei­li­gen in der Cap­pel­la del Tran­si­to,
damals Kran­ken­zim­mer der Brüder

Die Welt braucht Hoffnung.

Wer woll­te dem widersprechen!

Wer woll­te wider­spre­chen, wenn einer von Gerech­tig­keit spricht, von Brü­der­lich­keit, von der Liebe?

Wenn einer die Armut beim Namen nennt, die Aus­beu­tung von Mensch und Natur anprangert?

Wer woll­te wider­spre­chen, wenn einer an die Ver­ant­wor­tung eines jeden unter uns für die Schöp­fung appelliert?

Wenn einer von der Not­wen­dig­keit des Frie­dens spricht?

Doch der Film wirft bren­nen­de Fra­gen auf, die das gesam­te Pon­ti­fi­kat durchzogen:

War­um bedien­te Papst Fran­zis­kus das Nar­ra­tiv vom men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del und goß Was­ser auf die Müh­len der Klimaschutzersatzreligion?

War­um sag­te er nicht, daß die Viel­falt der Reli­gio­nen kei­nes­falls gott­ge­wollt ist, daß es nur eine Wahr­heit gibt und die Hoff­nung für die Welt ein­zig in der Heil­sof­fen­ba­rung unse­res Herrn Jesus Chri­stus liegt?

War­um sag­te er nicht ohne inter­re­li­giö­ses Wenn und Aber, daß unser drei­fal­ti­ger Gott im Vater, im Sohn und im Hei­li­gen Geist nicht der Allah der Mus­li­me ist, son­dern der ein­zig wah­re Gott?

Der hei­li­ge Fran­zis­kus, der die Wund­ma­le unse­res Herrn trug, hät­te sein Leben als Mär­ty­rer für den einen wah­ren Glau­ben gege­ben. Er ist kei­ne moder­ne inter­re­li­giö­se Iko­ne im Gei­ste des unsäg­li­chen Doku­ments von Abu Dha­bi über die Brü­der­lich­keit aller Men­schen für ein fried­li­ches Zusam­men­le­ben in der Welt, das allen gott­ge­woll­ten Reli­gio­nen „wah­re Leh­ren“ zuschreibt. Sein Glau­be und sei­ne Lie­be zu Jesus Chri­stus lie­ßen den umbri­schen Hei­li­gen als Mann des Frie­dens zu den Mus­li­men gehen, um zu ver­su­chen, deren Sul­tan im Gespräch zum Glau­ben an die Bot­schaft des Evan­ge­li­ums zu bekeh­ren. Er ist Vor­bild als fried­fer­ti­ger Ver­kün­der der Hoff­nung in Jesus Chri­stus, des­sen himm­li­sches Reich durch Sei­nen Opfer­tod schon unter uns ange­bro­chen ist und des­sen Wie­der­kunft wir erwarten.

Wenn Wim Wen­ders, der über­zeug­te Pro­te­stant, der sich selbst als einen öku­me­ni­schen Chri­sten bezeich­net, in einem Inter­view zum Film sei­nen Wunsch aus­drückt, der Zuschau­er möge „mit einem Gefühl der Hoff­nung aus dem Film gehen und mit einer Erin­ne­rung an die Uto­pie von einer bes­se­ren Welt, die wir alle in uns tra­gen“, zeigt das doch, wie bedenk­lich die Sti­li­sie­rung eines Pap­stes zum poli­ti­schen Pover­el­lo und Fra­tel­lo aller war, an den man mein­te, welt­li­che Erwar­tun­gen her­an­tra­gen zu kön­nen, weil er Jesu Bot­schaft im poli­ti­schen Gewand revo­lu­tio­nä­rer Frei­heit, Gleich­heit und Brü­der­lich­keit daher­kom­men ließ.

Doch Chri­sti Stell­ver­tre­ter auf Erden muß immer an aller­er­ster Stel­le auf die Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums und auf das See­len­heil der ihm anver­trau­ten Her­de bedacht sein. Jesus kam nicht als poli­ti­scher Heils­brin­ger, aber auch nicht als pasto­ral beweg­ter Barm­her­zig­keits­sof­tie, der die Sün­de weich- und weg­spül­te. Hier ver­kennt der Mensch, daß er ohne Rück­bin­dung an die unver­fälsch­te Leh­re der Kir­che und die Ver­hei­ßung des Rei­ches Got­tes allen­falls poli­ti­schen Uto­pien oder mensch­li­chen Heils­ge­stal­ten anhängt, die noch nie in der Geschich­te zum Heil führten,

Franziskus und sein Erbe

Medi­en und Syn­odal­kirch­ler loben sei­ne Reform­an­stö­ße als Weg­be­rei­ter für eine „neue“ Kir­che. Und hat er nicht auch viel Gutes getan? Hat er. Er konn­te auch das sein: den Men­schen zuge­wandt, beson­ders den Armen, ein Lebens­schüt­zer, ein Mari­en­ver­eh­rer. Vom hei­li­gen Fran­zis­kus war er sicher ehr­lich beein­druckt und den Glau­ben soll­te man ihm nicht abspre­chen. Sei­ne letz­te Enzy­kli­ka Dil­e­xit nos über die mensch­li­che und gött­li­che Lie­be des Her­zens Jesu ist ein Glaubenszeugnis.

Und doch wur­de sein Pon­ti­fi­kat zu einer Bür­de für die Kir­che. Zu groß sind die gestif­te­te Ver­wir­rung und Ver­un­si­che­rung, zu groß ist die Angriffs­flä­che auf Tra­di­ti­on und Lehr­amt, die er geschaf­fen hat, um die Kir­che unum­kehr­bar in sei­nem Sin­ne zu „refor­mie­ren“, zu groß sind die Ver­dre­hun­gen der Leh­re als Mit­tel zum Zweck der Umset­zung sei­ner eige­nen poli­ti­schen Agen­da, zu groß sind die Ver­let­zun­gen, die er unlieb­sa­men Kar­di­nä­len und von ihm her­ab­ge­wür­dig­ten reform­un­wil­li­gen „Indiet­ri­sten“, Prie­stern wie Lai­en, zuge­fügt hat. Zu groß .… die Liste ist lang. Und soll­te es stim­men, was der­zeit über eine geziel­te Mani­pu­la­ti­on von Befra­gun­gen zur über­lie­fer­ten latei­ni­schen Mes­se als Recht­fer­ti­gung für Tra­di­tio­nis cus­to­des und den Feld­zug gegen die alte Mes­se öffent­lich wird … man mag gar nicht weiterdenken.

Es gibt geöff­ne­te Türen, die der ver­stor­be­ne Papst als pro­ble­ma­ti­sches Erbe hin­ter­läßt und deren Durch­schrei­ten das See­len­heil gefähr­det. Die Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans gehört dazu und sie zei­tigt schlim­me Fol­gen. Das jüng­ste Bei­spiel ist die haar­sträu­ben­de Hand­rei­chung der Syn­odal­ver­samm­lung des Syn­oda­len Wegs der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und des ZdK zur Seg­nung für Paa­re, die sich lie­ben, um „Paa­ren, die kei­ne kirch­lich-sakra­men­ta­le Ehe ein­ge­hen wol­len (sic!) oder denen eine sol­che nicht offen­steht, Segens­fei­ern zu ermög­li­chen“. Zur Ziel­grup­pe gehö­ren auch „Geschie­de­ne und Wie­der­ver­hei­ra­te­te, Paa­re aller geschlecht­li­chen Iden­ti­tä­ten und sexu­el­len Ori­en­tie­run­gen“. Natür­lich beruft man sich auf Fidu­cia sup­pli­cans und den „pasto­ra­len Ansatz des Pon­ti­fi­kats von Papst Franziskus“.

„Fran­zis­kus, geh und stel­le mei­ne Kir­che wie­der her, die wie du siehst, ganz ver­fal­len ist!“

So lau­te­te der Auf­trag Got­tes an den hei­li­gen Fran­zis­kus, den Bene­dikt XVI. in einer Gene­ral­au­di­enz betrach­tet hat:

„Die­ses schlich­te Ereig­nis des Wor­tes des Herrn in der Kir­che »San Dami­a­no« birgt einen tie­fen Sym­bol­ge­halt in sich. Unmit­tel­bar ist der hl. Franz dazu beru­fen, die­ses klei­ne Kirch­lein wie­der auf­zu­bau­en, doch der Ver­falls­zu­stand die­ses Gebäu­des ist Sym­bol für die dra­ma­ti­sche und beun­ru­hi­gen­de Situa­ti­on der Kir­che selbst in jener Zeit: mit einem ober­fläch­li­chen Glau­ben, der das Leben weder formt noch ver­wan­delt, mit einem wenig eif­ri­gen Kle­rus, mit dem Erkal­ten der Lie­be; eine inne­re Zer­stö­rung der Kir­che, die mit der Ent­ste­hung häre­ti­scher Bewe­gun­gen auch eine Zer­set­zung der Ein­heit mit sich bringt. (Her­vor­he­bung durch die Autorin) Doch mit­ten in die­ser im Ver­fall befind­li­chen Kir­che steht der Gekreu­zig­te und spricht: Er ruft zur Erneue­rung auf, er beruft Fran­zis­kus, mit sei­ner eige­nen Hän­de Kraft kon­kret die klei­ne Kir­che »San Dami­a­no« wie­der auf­zu­bau­en, Sym­bol für die tie­fer­ge­hen­de Beru­fung, mit sei­ner Glau­bens­ra­di­ka­li­tät und mit sei­ner begei­ster­ten Lie­be zu Chri­stus die Kir­che Chri­sti selbst zu erneuern.“

Wie sehr gleicht doch die Beschrei­bung der ver­fal­len­den Kir­che dem, was wir heu­te erle­ben müs­sen! Damals berief Gott einen Fran­zis­kus zum Wie­der­auf­bau. Beschei­den und im Geist des Gehor­sams mach­te der Hei­li­ge aus Assi­si sich ans Werk.

Die unbe­schei­de­ne Beschei­den­heit von Papst Fran­zis­kus bis in die letz­ten Sät­ze sei­nes Testa­ments hin­ein befrem­det hingegen:

„Jenen, die mich geliebt haben und die wei­ter­hin für mich beten, möge der Herr den ver­dien­ten (sic!) Lohn geben. Das Leid, das ich im letz­ten Teil mei­nes Lebens erfah­ren habe, habe ich dem Herrn für den Welt­frie­den und die Geschwi­ster­lich­keit unter den Völ­kern aufgeopfert.“

Für den Auf­bau der Kir­che war sein Han­deln eher kon­tra­pro­duk­tiv. Aber er war unser Papst. Ver­trau­en wir ihn betend der gött­li­chen Barm­her­zig­keit an. Wir haben den Herrn um einen gei­ster­füll­ten neu­en Papst als Ober­haupt der einen hei­li­gen, katho­li­schen und apo­sto­li­schen Kir­che gebe­ten, des­sen Prio­ri­tä­ten die eines mis­sio­na­ri­schen Ver­kün­ders des Rei­ches Got­tes und der Wahr­heit sind, die sich in den Leh­ren der Kir­che ausdrückt.

Mögen wir ihn in Papst Leo XIV. bekom­men haben. Auf sei­nen Schul­tern lastet viel. Er hat kein leich­tes Erbe ange­tre­ten. Beten wir für ihn.

Bild: VaticanMedia/​Autorin

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2 Kommentare

  1. Fran­zis­kus war ein mise­ra­bler Papst und ein Häre­ti­ker war er oben­drein. Auf sei­ne Show, wie ich das ein­mal in einem Essay genannt habe, sind die mei­sten her­ein­ge­fal­len. Die Fra­ge ist: Was sagt das über uns Katho­li­ken aus? Glau­ben wir jedem ( Papast) ein­fach alles?

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