Am 19. September 2024 gab der Heilige Stuhl seine Entscheidung zu Medjugorje bekannt. Dies geschah durch Kardinal Victor Manuel „Tucho“ Fernández, den Augapfel von Papst Franziskus. Ihn hatte Franziskus im Vorjahr zum Präfekten des Glaubensdikasteriums ernannt, das für die Beurteilung übernatürlicher Phänomene zuständig ist. Für diese Beurteilung erließ Kardinal Fernández mit päpstlicher Genehmigung neue Normen, die einen wesentlich „handlicheren“ Umgang mit solchen Phänomenen ermöglichen. Am vergangenen Donnerstag sagte der Kardinal nebenbei aber noch Ungewöhnlicheres.
Unklar ist nach wie vor, warum es um 2017 zu einem Sinneswandel von Papst Franziskus in Sachen Medjugorje kam und worin genau dieser Sinneswandel besteht. Silere non possum, das Informationsportal einiger römischer Priester, lieferte dazu eine sehr „pragmatische“ Erklärung:
„Wie von vielen erwartet, tut das Dokument ‚Königin des Friedens‘ nichts anderes, als eine Realität zu retten, die jedes Jahr Milliarden Euro einbringt.“
Papst Franziskus habe vor allem deshalb einen Apostolischen Delegaten nach Medjugorje geschickt, um dort Hand auf die Gelder zu legen.
Insgesamt beurteilt Silere non possum die Medjugorje-Entscheidung kritisch. Sie bedeute, daß der Vatikan sinngemäß den Menschen sagt: „Geht nach Medjugorje, dort gibt es gute Früchte, aber es ist nicht unbedingt die Gottesmutter.“
Kardinal Fernández sagte an jenem 19. September aber noch mehr. Er erklärte, daß karmelitische Heilige wie Johannes vom Kreuz und Therese von Lisieux, wenn man ihre Schriften genau lese, eher „lutherisch“ als katholisch seien. Wie bitte?

Die 1897 verstorbene Unbeschuhte Karmelitin zog sich dieses Verdikt des Glaubenspräfekten der katholischen Kirche aus dem einfachen Grund zu, weil sie sich im Gefolge ihrer großen Ordensvorbilder Teresa von Avila und eben Johannes vom Kreuz selbst als arme Sünderin bezeichnete, die selbst keine Verdienste habe, und daß nur Gott sie retten könne. Das ist lutherisch und nicht katholisch? Silere non possum schrieb auf X (vormals Twitter) dazu:
„Kardinal FERNANDEZ verhöhnt die Karmeliten-Heiligen. Die heilige Therese von Lisieux hat seiner Meinung nach lutherische Dinge gesagt!“
Das erwähnte Informationsportal römischer Priester fügte hinzu: „Und so kommt es, daß wir nach Hunderten von Jahren einen Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre haben, der den Doctor mysticus und eine Kirchenlehrerin wie die kleine Therese mit pingeligem und böswilligem Geist nach Mängeln und Fehlern absucht. Es stimmt in der Tat, was ein Kardinal vor einigen Jahren gesagt hat: ‚Mit den heutigen Kriterien hätten sie sogar den heiligen Aloisius von Gonzaga und die größten Heiligen aus unseren Strukturen hinausgeworfen‘.“
Bleibt die Frage: Warum machte Kardinal Fernández den „lutherischen“ Einwurf? Lehrten uns Franziskus und sein Hofstaat nicht 2017, daß Martin Luther ein „ganz Großer“ (hier) gewesen sei? So ein wirklich „Großer“ wie die Kirchenfeinde Marco Pannella, Emma Bonino und Eugenio Scalfari, die Eingang in das bergoglianische Pantheon gefunden haben. Will Tucho Fernández durch kleine Wiederholungen in den Köpfen implementieren, daß „Lutherisches“ gar nicht so schlecht sei, wo doch sogar Kirchenlehrer „lutherisch“ dachten?
Vielleicht sollte man Kardinal Tucho Fernández die Empfehlung geben, nachzulesen, was die große heilige Karmelitin und Kirchenlehrerin Teresa von Avila über Martin Luther und dessen „Reformation“ sagte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/Sanctuaire de Lisieux (Screenshots)
