Der leise Genozid

Das Massaker an den ungeborenen Kindern


Die Grausamkeit des Kindermordes spielt merfach in der Bibel eine entscheidende Rolle. Beim Bethlehemitischen Kindermord trachtete man schon dem neugeborenen Jesus nach dem Leben. Gott nahm den Kanaanitern ihr Land weg und gab es den Israeliten, weil die Kanaaniter ihre Kinder opferten.
Die Grausamkeit des Kindermordes spielt merfach in der Bibel eine entscheidende Rolle. Beim Bethlehemitischen Kindermord trachtete man schon dem neugeborenen Jesus nach dem Leben. Gott nahm den Kanaanitern ihr Land weg und gab es den Israeliten, weil die Kanaaniter ihre Kinder opferten.

Von José Arturo Quarracino*

Anzei­ge

Im 4. Jahr­hun­dert v. Chr. ver­öf­fent­lich­te der athe­ni­sche Phi­lo­soph Pla­ton eines sei­ner bekann­te­sten Wer­ke – ein monu­men­ta­les Werk in der Geschich­te der Phi­lo­so­phie: Πολιτεία – was wört­lich „Ord­nung“ oder „Regie­rungs­form der πόλις“ (Stadt­staat) bedeu­tet. Als die­ses Werk ins Latei­ni­sche über­setzt wur­de, erhielt es den Titel Res Publi­ca, also „die öffent­li­che Sache“, das Gemein­schafts­le­ben im Römi­schen Reich – ein Aus­druck, aus dem sich auch im Deut­schen das Wort Repu­blik ableitet.

Histo­risch betrach­tet ist die­ses uralte Werk Pla­tons der erste phi­lo­so­phi­sche Text, der nicht nur detail­liert und sorg­fäl­tig die Form und Struk­tur des gemein­schaft­li­chen Lebens eines Vol­kes dar­legt, son­dern vor allem die Grund­la­ge und das Fun­da­ment, auf denen eine sol­che Gemein­schaft errich­tet wer­den soll. Für Pla­ton ist die Gerech­tig­keit das lei­ten­de Prin­zip, das die Ord­nung des gemein­schaft­li­chen Lebens bestim­men soll – ver­stan­den als jene Tugend, die die ver­schie­de­nen Berei­che des Zusam­men­le­bens har­mo­nisch ord­net und struk­tu­riert. Dadurch soll eine hier­ar­chi­sche, ein­zig­ar­ti­ge und unver­sehr­te Ein­heit ent­ste­hen, deren Ziel es ist, daß alle ihre Mit­glie­der – ohne Aus­nah­me – in Fül­le und voll­kom­me­ner Glück­se­lig­keit leben kön­nen. In die­sem Zusam­men­hang bil­det der reli­giö­se Glau­be das gei­sti­ge Fun­da­ment, auf dem die Gemein­schaft erbaut wird – als Quel­le der Wer­te und Prin­zi­pi­en, die das all­täg­li­che Leben tra­gen sollen.

In die­sem pla­to­ni­schen Staat hat Gewalt kei­nen Platz – sie wird als Übel ver­stan­den, das es immer aus­zu­mer­zen gilt. Den­noch ver­kennt der Phi­lo­soph nicht die Exi­stenz äuße­rer Gewalt, gegen die sich die Gemein­schaft ver­tei­di­gen muß.

Seit Pla­tons Vor­schlag sind fast 25 Jahr­hun­der­te ver­gan­gen – mit einer Viel­zahl histo­ri­scher und poli­ti­scher Ent­wick­lun­gen, die zur Her­aus­bil­dung unter­schied­lich­ster For­men gemein­schaft­li­chen Lebens geführt haben, je nach Zeit­al­ter oder geschicht­li­cher Epo­che. Doch seit der Mit­te des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts erle­ben wir einen Epo­chen­wan­del, der in kei­ner­lei Ver­bin­dung zu den geschicht­li­chen Tra­di­tio­nen der Zivi­li­sa­tio­nen steht – oder sogar direkt ent­ge­gen­ge­setzt ver­läuft, in Rich­tung Bar­ba­rei. Es ist eine neue Epo­che – vor­läu­fig bezeich­net als Post­mo­der­ne oder neu­er­dings Trans­hu­ma­nis­mus – ange­trie­ben von einer trans­na­tio­na­len, glo­ba­li­sti­schen Macht­eli­te, für die nicht mehr die Gerech­tig­keit das Fun­da­ment einer neu­en Welt­ord­nung ist, son­dern ein bei­spiel­lo­ser, grau­sa­mer und unmensch­li­cher Geno­zid, wie ihn die Mensch­heit noch nie gekannt hat: die jähr­li­che Tötung von Mil­lio­nen Men­schen, denen schon vor der Geburt das Leben ver­wei­gert wird.

Der Vor­wand, unter dem die­ser Geno­zid seit über 60 Jah­ren unun­ter­bro­chen durch­ge­führt wird, ist das von selbst­er­nann­ten „Her­ren des Uni­ver­sums“ erfun­de­ne „Recht“, wonach es ein „grund­le­gen­des Men­schen­recht“ sei, daß Eltern die Exi­stenz, die Anzahl und den Abstand ihrer Kin­der frei bestim­men und im Zwei­fel töten dürf­ten – damit, so heißt es, „jeder sei­ne indi­vi­du­el­le Wür­de ver­wirk­li­chen und sein vol­les Poten­zi­al ent­fal­ten kann“ (John Davi­son Rocke­fel­ler III: Erklä­rung zur Bevöl­ke­rungs­fra­ge durch Welt­füh­rer, 19661).

Die­ses „Recht“ hat kei­ne histo­ri­sche oder juri­sti­sche Grund­la­ge: Es wur­de von kei­ner geschicht­li­chen Rechts­tra­di­ti­on fest­ge­schrie­ben, ist in kei­nem völ­ker­recht­lich bin­den­den Ver­trag als sol­ches defi­niert – das heißt, es exi­stiert juri­stisch nicht, auch wenn es stän­dig beschwo­ren wird.

Was ist der offi­zi­el­le Recht­fer­ti­gungs­grund, der für die­sen von der glo­ba­li­sti­schen Plu­to­kra­tie geplan­ten Geno­zid ange­führt wird? Daß die unkon­trol­lier­te Geburt von Kin­dern angeb­lich „den Welt­frie­den gefähr­de“2. Für die­se ver­bre­che­ri­sche Macht sind Kin­der – die in allen Kul­tu­ren der Geschich­te, selbst in vor­sint­flut­li­chen, als gött­li­cher Segen gal­ten – zu den Ver­damm­ten die­ser Erde gewor­den, die zwangs­läu­fig aus­ge­löscht wer­den müßten.

Die glo­ba­le Fol­ge die­ses geplan­ten Geno­zids ist das, was man als demo­gra­phi­schen Win­ter bezeich­net: Die Über­al­te­rung der Bevöl­ke­rung – mit immer mehr Erwach­se­nen und alten Men­schen und gleich­zei­tig einem dra­ma­ti­schen Rück­gang an Kin­dern und Jugend­li­chen unter 15 Jah­ren. Ein Pro­zeß, den Papst Johan­nes Paul II. in einer sei­ner Enzy­kli­ken als einen ech­ten demo­gra­phi­schen Holo­caust bezeichnete.

Das ist kei­ne dra­ma­ti­sche Meta­pher, um zu schockie­ren. Selbst die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) und die UNO geben zu, daß in den letz­ten Jah­ren jähr­lich etwa 73 Mil­lio­nen Men­schen schon vor der Geburt getö­tet wur­den.3 War­um? Weil man nicht will, daß sie exi­stie­ren – obwohl Wil­le oder Wunsch nie­mals Grund­la­ge eines Rechts sein kann.

Der demo­gra­phi­sche Win­ter – oder Holo­caust – ist die direk­te Fol­ge des geplan­ten prä­na­ta­len Geno­zids. Bereits zu Beginn des neu­en Jahr­tau­sends wur­de die­ses Pro­blem in offi­zi­el­len UN-Berich­ten erkannt. Doch statt das Pro­blem anzu­ge­hen und zu lösen, haben die UNO und ihre ange­schlos­se­nen Insti­tu­tio­nen das anti­na­ta­li­sti­sche Pro­jekt, das wir erwähnt haben, wei­ter welt­weit geför­dert, bewor­ben und finan­ziert – ein Pro­jekt, das auch von der über­wie­gen­den Mehr­heit der Staa­ten als Staats­dok­trin über­nom­men wur­de. Ein beson­ders kla­res Bei­spiel für die­se wider­sprüch­li­che (oder gar schi­zo­phre­ne) Hal­tung lie­fert das 2010 ver­öf­fent­lich­te Doku­ment der UN-Abtei­lung für Bevöl­ke­rungs­fra­gen, mit dem Titel „World Popu­la­ti­on Age­ing 2009“, in dem es heißt:

  1. Die der­zei­ti­ge Alte­rung der Welt­be­völ­ke­rung ist bei­spiel­los – ein Vor­gang ohne Ver­gleich in der Geschich­te der Menschheit.
  2. Die demo­gra­phi­sche Alte­rung ist flä­chen­deckend und betrifft fast alle Natio­nen der Welt.
  3. Sie ist tief­grei­fend und wird weit­rei­chen­de Kon­se­quen­zen für alle Berei­che mensch­li­chen Lebens haben.
  4. Sie ist dau­er­haft: Solan­ge die Sterb­lich­keit im Alter wei­ter sinkt und die Gebur­ten­ra­te nied­rig bleibt, wird der Anteil älte­rer Men­schen wei­ter steigen.

Mit ande­ren Wor­ten, so der Bericht: „Die Zahl älte­rer Men­schen wächst wesent­lich schnel­ler als die Gesamt­be­völ­ke­rung.“ Seit 1950 hat sich ihre Anzahl mehr als ver­drei­facht, und sie wird sich bis 2050 noch ein­mal fast ver­drei­fa­chen. Rela­tiv gese­hen wird sich der Anteil älte­rer Men­schen welt­weit bis zur Mit­te die­ses Jahr­hun­derts ver­dop­peln. Kon­kre­te Zahlen:

„Das 21. Jahr­hun­dert wird eine noch schnel­le­re Alte­rung der Bevöl­ke­rung erle­ben als das 20. Jahr­hun­dert. Welt­weit ist der Anteil der über 60jährigen zwi­schen 1950 und 2009 von 8 % auf 11 % gestie­gen – ein Anstieg um 3 Pro­zent­punk­te. Bis Mit­te des Jahr­hun­derts wird ein wei­te­rer Anstieg um 11 Punk­te auf 22 % erwar­tet.
Zu die­sem Zeit­punkt wird die Bevöl­ke­rung in den weni­ger ent­wickel­ten Regio­nen etwa den­sel­ben Anteil an über 60jährigen haben wie die heu­ti­gen Indu­strie­na­tio­nen. Die Ent­wick­lungs­län­der wer­den die­sen Stand in kür­ze­rer Zeit errei­chen, als es bei den Indu­strie­län­dern der Fall war.“4

Trotz die­ser alar­mie­ren­den Ana­ly­se haben die UNO und die mit ihr ver­bun­de­nen Län­der das Pro­blem nicht nur nicht gelöst, son­dern noch ver­schärft, indem sie den glo­bal geplan­ten prä­na­ta­len Geno­zid wei­ter­hin unter­stüt­zen – getrie­ben von der anglo­ame­ri­ka­ni­schen glo­ba­li­sti­schen Plu­to­kra­tie, mit John D. Rocke­fel­ler III als einem der Haupt­ak­teu­re und Antrei­ber die­ses welt­wei­ten Pro­jekts der vor­ge­burt­li­chen Ver­nich­tung. In des­sen „Neu­er Welt­ord­nung“ ist nicht mehr Gerech­tig­keit das höch­ste Prin­zip des gemein­schaft­li­chen Lebens, son­dern der schlich­te, bru­ta­le Mord an unge­bo­re­nen Kin­dern – den unschul­dig­sten (weil sie kein ein­zi­ges Ver­ge­hen began­gen haben) und zugleich schutz­lo­se­sten aller Men­schen, da sie dem Todes­ur­teil im Mut­ter­leib nicht ent­kom­men können.

Para­do­xer­wei­se ist die­ses Blut­bad, das die Welt seit Jahr­zehn­ten über­zieht, in den gro­ßen Medi­en kein The­ma. Der Mord an einem bedeu­ten­den Poli­ti­ker fin­det größ­te media­le Beach­tung. Die öffent­li­che Empö­rung ist berech­tigt, wenn Frau­en und Kin­der in Krie­gen getö­tet wer­den. Ter­ror­an­schlä­ge wer­den zu Recht welt­weit verurteilt.

Aber wenn es um den welt­wei­ten prä­na­ta­len Geno­zid geht, zei­gen sich die poli­ti­schen Macht­ha­ber in der Regel gleich­gül­tig oder besten­falls ohn­mäch­tig – selbst wenn sie sich als „lebens­freund­lich“ („pro-life“) dekla­rie­ren. Sie behaup­ten, den Frie­den in der Welt wie­der­her­stel­len und Ord­nung in ihren Län­dern schaf­fen zu wol­len, aber ange­sichts des unge­heu­er­li­chen Mas­sen­mords an unge­bo­re­nen Kin­dern tun sie nicht das Gering­ste – auch die reli­giö­sen Auto­ri­tä­ten nicht, die mit ande­ren welt­li­chen Agen­den beschäf­tigt sind und zum lau­fen­den Mas­sa­ker, dem weit­aus größ­ten der Mensch­heits­ge­schich­te, schweigen.

So gibt es kei­ne Zukunft für nie­man­den, außer für die Her­ren der geno­zi­da­len Agen­da: die glo­ba­li­sti­sche Kon­zern-Plu­to­kra­tie. Denn wie Mut­ter Tere­sa von Kal­kut­ta sagte:

„Der größ­te Zer­stö­rer des Frie­dens in der heu­ti­gen Zeit ist die Abtrei­bung, denn sie ist der Krieg gegen die Kin­der, der direk­te Mord an den Unschul­di­gen, der Mord der Mut­ter an sich selbst.“
Das heißt: „Abtrei­bung ist der größ­te Zer­stö­rer des Frie­dens heu­te“, weil sie zudem „die Men­schen blind gemacht hat“.5

*José Arturo Quar­ra­ci­no, eme­ri­tier­ter Pro­fes­sor der Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­dad del Sal­va­dor in Bue­nos Aires, Nef­fe von Kar­di­nal Anto­nio Quar­ra­ci­no, der als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires und Pri­mas von Argen­ti­ni­en den Auf­stieg des Jesui­ten­pa­ters Jor­ge Mario Berg­o­glio mög­lich machte.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL


1 https://​growth​mad​ness​.org/​w​p​-​c​o​n​t​e​n​t​/​u​p​l​o​a​d​s​/​2​0​1​0​/​0​2​/​p​o​p​u​l​a​t​i​o​n​-​s​t​a​t​e​m​e​n​t​-​f​r​o​m​-​w​o​r​l​d​-​l​e​a​d​e​r​s​.​pdf

2 Ebenda.

3 https://​www​.who​.int/​e​s​/​n​e​w​s​-​r​o​o​m​/​f​a​c​t​-​s​h​e​e​t​s​/​d​e​t​a​i​l​/​a​b​o​r​t​ion

4 https://​digi​tal​li​bra​ry​.un​.org/​r​e​c​o​r​d​/​3​9​2​3​8​9​0​?​v​=​pdf S. 47f.

5 Mut­ter Tere­sa von Kal­kut­ta, beim Natio­na­len Gebets­früh­stück am 4. Febru­ar 1994 in Washing­ton, D.C.: https://​web​ca​to​li​code​ja​vier​.org/​d​i​s​c​u​r​s​o​m​a​d​r​e​t​e​r​e​s​a​a​b​o​r​t​o​.​h​tml

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