Priester dürfen in Nicaragua nicht mehr in die Krankenhäuser

Das Ortega-Regime findet immer neue Wege der Repression


Managuas alte Kathedrale, die seit dem Erdbeben von 1972 gesperrt ist, bringt symbolisch den Leidensweg zum Ausdruck, den die Kirche im Land der sandinistischen Revolution durchlebt.
Managuas alte Kathedrale, die seit dem Erdbeben von 1972 gesperrt ist, bringt symbolisch den Leidensweg zum Ausdruck, den die Kirche im Land der sandinistischen Revolution durchlebt.

Der san­di­ni­sti­sche Dik­ta­tor Dani­el Orte­ga ver­bie­tet in Nica­ra­gua Prie­stern den Zutritt zu öffent­li­chen Kran­ken­häu­sern. Sie dür­fen kei­ne Kran­ken mehr besu­chen und die Kran­ken­sal­bung spenden.

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Immer neue Schi­ka­nen läßt sich das Dik­ta­to­ren­paar, Dani­el Orte­ga und sei­ne Frau und Vize­prä­si­den­tin Rosa­rio Mur­il­lo, gegen die katho­li­sche Kir­che ein­fal­len. Nun wur­de Prie­stern das Betre­ten von öffent­li­chen Kran­ken­häu­sern ver­bo­ten. Kran­ken­be­su­che sind ihnen nicht mehr mög­lich. So kön­nen sie Ster­ben­den auch nicht mehr das Sakra­ment der Letz­ten Ölung spenden.

Bei schwe­rer Krank­heit im neu­en Ritus und bei Todes­ge­fahr, in arti­cu­lo mor­tis, kann Katho­li­ken von einem Prie­ster die­ses Sakra­ment gespen­det wer­den. In Nica­ra­gua fin­det ein offe­ner Krieg gegen die Kir­che statt, sodaß das sozia­li­sti­sche Regime Prie­stern nun lan­des­weit sogar den Zutritt zu Kran­ken­häu­sern ver­bie­tet. Wenn ein Prie­ster ein Kran­ken­haus betre­ten will, wird er abge­wie­sen. Um uner­kannt hin­ein­zu­kom­men, muß er sich als Zivi­list tarnen.

„Die Men­schen ster­ben, ohne die Kran­ken­sal­bung zu emp­fan­gen, die immer auch vom Beicht­sa­kra­ment beglei­tet ist“, beklagt die Men­schen­rechts­an­wäl­tin Mar­tha Patri­cia Moli­na die neue Situation.

In den ver­gan­ge­nen Wochen wur­den zwar kei­ne Prie­ster ver­haf­tet, doch die Lage bleibt ange­spannt. Die Kir­che steht unter Beob­ach­tung. Prie­ster und Pfar­rei­en wer­den von der Poli­zei über­wacht. Es wer­den Fra­gen gestellt und Infor­ma­tio­nen gesammelt.

Die Letz­te Ölung oder Kran­ken­sal­bung ist das Via­ti­cum, die letz­te Weg­zeh­rung, um den Betrof­fe­nen auf den Tod vor­zu­be­rei­ten und ihm alle nöti­gen Gna­den­mit­tel für das per­sön­li­che Gericht zu gewähren.

Das Sakra­ment der Kran­ken­sal­bung ver­leiht dem Chri­sten eine beson­de­re Gna­de, um die Schwie­rig­kei­ten einer schwe­ren Krank­heit oder des Alters zu bewäl­ti­gen. Es wird auch hei­li­ges Via­ti­cum genannt, weil es die ‚Erfri­schung‘ ist, die der Christ mit­bringt, um einen Moment des Über­gangs, ins­be­son­de­re den Über­gang zum Haus des Vaters durch den Tod, mit Stär­ke und im Zustand der Gna­de ertra­gen zu kön­nen, heißt es im Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che.

In den ver­gan­ge­nen Wochen wur­den kei­ne Prie­ster ver­haf­tet, aller­dings ging einer wegen der staat­li­chen Ver­fol­gung ins Exil. Der Ordens­mann aus der Diö­ze­se Siuna hat­te zunächst Dro­hun­gen erhal­ten, dann War­nun­gen, daß die Natio­nal­po­li­zei, der repres­si­ve Arm des Regimes, ihn ver­haf­ten wol­le. Als er eine Vor­la­dung erhielt, sich bei der Poli­zei zu mel­den, ging er ins Exil.

Siuna ist das Bis­tum von Msgr. Isi­do­ro del Car­men Mora Orte­ga. Bischof Mora stammt aus dem Bis­tum Matag­al­pa, das von Msgr. Rolan­do Álva­rez gelei­tet wur­de. Er war Pfar­rer in die­sem Bis­tum und zuletzt zusätz­lich auch Gene­ral­vi­kar. 2021 ernann­te ihn Papst Fran­zis­kus zum Bischof von Siuna. Vier Tage vor Weih­nach­ten 2023 wur­de Bischof Mora von der Natio­nal­po­li­zei ver­haf­tet. Bischof Álva­rez befand sich damals bereits seit meh­re­ren Mona­ten in Haft. Bei­de Bischö­fe wur­den im Janu­ar 2024 aus Nica­ra­gua aus­ge­bür­gert und abge­scho­ben. Bei­de befin­den sich seit­her im Exil im Vatikan.

Mar­tha Patri­cia Moli­na beklagt: „Die Natio­nal­po­li­zei geht her­um und befragt Prie­ster, ob sie ihre Han­dy­num­mer geän­dert haben, ob es Ände­run­gen bei den Mit­glie­dern der Pfarr­ge­mein­de­rä­te gibt, sie fra­gen nach ihren Vor­na­men, Fami­li­en­na­men, nach den Namen von Ver­wand­ten der Prie­ster, ihren Tele­fon­num­mern, wo sie arbei­ten, wo sie woh­nen, wie ihre Adres­sen lauten.“

Jeder sech­ste Prie­ster Nica­ra­gu­as kann nicht mehr in sei­ner Hei­mat wirken.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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1 Kommentar

  1. Das ist Hilf­lo­sig­keit der Macht­ha­ber. Wie wir in der Gegen­wart sehen, sind die Guten geschützt. Scha­den an Leib und See­le kann bei dem immensen gött­li­chem Schutz, der besteht, kaum noch passieren. 

    Mir fällt da ein Gebet ein, das zuletzt gro­sse Wir­kung hat­te. Wie immer muss im Namen von Jesus gebit­tet wer­den. Er sitzt zur Rech­ten des Vaters. Wir den­ken also an die schi­ka­nier­ten, inhaf­tier­ten und ins Aus­land geflüch­te­ten Mit­glie­der der Kir­che in Nicaragua. 

    „Mögen Eure Bedrän­ger in Ver­wir­rung und Nie­der­la­ge fal­len und stürzen.“

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