Wird Kardinal O’Malley durch Bischof Henning ersetzt?

Bergoglianische Richtungspolitik in den USA


Kardinal Sean O'Malley, einer der weltweit namhaftesten Purpurträger, wird von Papst Franziskus als Erzbischof von Boston emeritiert. Nachfolger wird Bischof Richard Henning, den Franziskus bereits 2022 eingesetzt hatte, um den mutigen Bischof Thomas Tobin zu ersetzen.
Kardinal Sean O'Malley, einer der weltweit namhaftesten Purpurträger, wird von Papst Franziskus als Erzbischof von Boston emeritiert. Nachfolger wird Bischof Richard Henning, den Franziskus bereits 2022 eingesetzt hatte, um den mutigen Bischof Thomas Tobin zu ersetzen.

Kar­di­nal Sean O’Malley voll­ende­te am 29. Juni, dem Gedenk­tag der Apo­stel­für­sten Petrus und Pau­lus, sein 80. Lebens­jahr. Damit schied er aus dem Kreis der Papst­wäh­ler aus. US-ame­ri­ka­ni­sche Medi­en berich­ten, daß Papst Fran­zis­kus den Kapu­zi­ner auch als Erz­bi­schof von Bos­ton eme­ri­tie­ren und damit das kon­ser­va­ti­ve Spek­trum schwä­chen wird.

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Der Hei­li­ge Stuhl ließ dies­be­züg­lich noch nichts ver­lau­ten. WBZ-TV, der Bos­to­ner Kanal der Sen­der­ket­te CBS, berich­te­te jedoch unter Beru­fung auf dem Papst nahe­ste­hen­de Krei­se, daß Papst Fran­zis­kus die Ernen­nung von Msgr. Richard Hen­ning, bis­her Bischof von Pro­vi­dence, vor­be­rei­tet, um Kar­di­nal O’Malley als Erz­bi­schof von Bos­ton zu ersetzen.

Der aus dem Staat Ohio stam­men­de Patrick O’Malley trat in jun­gen Jah­ren in den Kapu­zi­ner­or­den ein. Im Alter von 21 Jah­ren leg­te er 1965 die fei­er­li­chen Gelüb­de ab und erhielt den Ordens­na­men Sean. Neben sei­nen phi­lo­so­phi­schen und theo­lo­gi­schen Stu­di­en absol­vier­te er auch ein Dok­to­rats­stu­di­um in spa­ni­scher und por­tu­gie­si­scher Lite­ra­tur­wis­sen­schaft. Er lehr­te eini­ge Jah­re als Pro­fes­sor an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Ame­ri­ka von Washing­ton D.C., wur­de 1970 zum Prie­ster geweiht, war dann Lei­ter eines Hilfs­werks für his­pa­ni­sche Ein­wan­de­rer und schließ­lich län­ge­re Zeit Bischofs­vi­kar für die his­pa­ni­sche Seel­sor­ge im Erz­bis­tum Washington.

1983 ernann­te ihn Papst Johan­nes Paul II. zum Bischof­ko­ad­ju­tor auf den Ame­ri­ka­ni­schen Jung­fern­in­seln. 1984 wur­de er dort Diö­ze­san­bi­schof. 1992 erfolg­te sei­ne Ernen­nung zum Bischof von Fall River im Staat Mas­sa­chu­setts, 2002 zum Bischof von Palm Beach im Staat Flo­ri­da und 2003 schließ­lich sei­ne Ernen­nung zum Erz­bi­schof von Bos­ton im Staat Mas­sa­chu­setts, wo Kar­di­nal Ber­nard Law wegen Vor­wür­fen, sexu­el­le Miß­brauchs­fäl­le gedeckt zu haben, zurück­ge­tre­ten war. 2008 kre­ierte ihn Papst Bene­dikt XVI. zum Kardinal.

Neben sei­nem Ein­satz für das Lebens­recht unge­bo­re­ner Kin­der wur­de für Kar­di­nal O’Malley der Ein­satz für die Opfer von sexu­el­lem Miß­brauch und die Miß­brauchs­prä­ven­ti­on zu einem zen­tra­len Schwer­punkt. Um den Opfern von kle­ri­ka­lem Miß­brauch Schmer­zens­geld zah­len zu kön­nen, ver­kauf­te er die erz­bi­schöf­li­che Residenz.

Vor dem Kon­kla­ve 2013 galt O’Malley neben den Kar­di­nä­len Dolan und Bur­ke als Papa­bi­le. Die US-ame­ri­ka­ni­schen Kar­di­nä­le ent­schie­den jedoch, sich selbst aus dem Ren­nen zu neh­men mit der Begrün­dung, daß die Kir­che durch einen Papst aus den Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu sehr mit den USA gleich­ge­setzt wer­den könnte.

Der dar­auf gewähl­te Papst Fran­zis­kus berief den Kapu­zi­ner einen Monat spä­ter in den neu­errich­te­ten C9-Kar­di­nals­rat, dem O’Malley bis heu­te angehört.

2014 ernann­te ihn Fran­zis­kus auch zum Vor­sit­zen­den der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on. In die­ser Funk­ti­on hat­te Kar­di­nal O’Malley trotz aller loya­len Zurück­hal­tung man­ches Schar­müt­zel mit dem regie­ren­den Kir­chen­ober­haupt aus­zu­tra­gen. Sie­he auch: Die Demon­ta­ge der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mi­si­on.

Der als kon­ser­va­tiv gel­ten­de Kar­di­nal lehn­te 2021 die Seg­nung von Homo-Paa­ren noch ent­schie­den ab. Sei­ne Reak­ti­on auf die umstrit­te­ne Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans des römi­schen Glau­bens­dik­aste­ri­ums, die die Seg­nung von Homo-Paa­ren mit Zustim­mung von Papst Fran­zis­kus erlaubt, fiel dage­gen schwach aus. O’Malley erklär­te sei­nem Bis­tum, was Fidu­cia sup­pli­cans angeb­lich nicht wol­le, ohne auf die unüber­seh­ba­ren Wider­sprü­che der Erklä­rung einzugehen.

Als Papst Bene­dikt XVI. das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum erließ, erklär­te O’Malley dies als blo­ßen Akt eines Ver­söh­nungs­wun­sches. Die Fra­ge des über­lie­fer­ten Ritus sei aber „nicht drin­gend“. Er selbst habe die Zele­bra­ti­on bereits als Bischof von Fall River erlaubt. Es gehe ledig­lich dar­um, mit einem Gestus der Ver­söh­nung, die Prie­ster und Gläu­bi­gen der Pius­bru­der­schaft „zu über­zeu­gen“, in die Ein­heit mit der Kir­che zurück­zu­keh­ren. Die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten erwähn­te der Kar­di­nal im Zusam­men­hang mit der Ein­füh­rung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum gar nicht.

Kar­di­nal O’Malley ist jedoch weit davon ent­fernt, ein Berg­o­glia­ner zu sein. Die­se Rol­le soll nun, geht es nach San­ta Mar­ta, der künf­ti­ge Erz­bi­schof Richard Hen­ning übernehmen.

Der aus dem Staat New York stam­men­de Msgr. Hen­ning war 2022 von Papst Fran­zis­kus dem muti­gen Bischof Tho­mas Tobin von Pro­vi­dence in Rho­de Island als Koad­ju­tor zur Sei­te gestellt und die­ser damit fak­tisch ent­mach­tet wor­den. Bischof Tho­mas J. Tobin, der 2023 von Fran­zis­kus eme­ri­tiert wur­de, ist nicht mit dem ganz anders gestrick­ten McCar­ri­ck-Boy Kar­di­nal Joseph Tobin zu verwechseln.

Bischof Tobin war einer der mar­kan­te­sten Diö­ze­san­bi­schö­fe der USA, der auch deut­li­che Wor­te fand, wenn es Kri­tik an kirch­li­chen Fehl­ent­schei­dun­gen zu üben galt. Gegen­über Papst Fran­zis­kus tat er das gleich nach des­sen erstem Inter­view im Herbst 2013. Bischof Tobin erklär­te damals: „Ich bin ein wenig ent­täuscht von Papst Fran­zis­kus.“ Im Zusam­men­hang mit dem umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia warf Tobin Fran­zis­kus „absicht­li­che Zwei­deu­tig­keit“ vor.

Als tat­kräf­ti­ger Ver­tei­di­ger der unge­bo­re­nen Kin­der wur­de Bischof Tobin mit dem Defen­der of the Faith Award von Lega­tus, dem Proud­ly Pro-Life Award vom Natio­nal Right to Life Com­mit­tee und dem Kar­di­nal von Galen Award von Human Life Inter­na­tio­nal aus­ge­zeich­net. Tobin for­der­te Katho­li­ken auf, nicht an Homo-Ver­an­stal­tun­gen wie Gay Pri­des teil­zu­neh­men, weil die dort ver­tre­te­ne Hal­tung der gött­li­chen Moral­leh­re wider­spricht. Er ver­tei­dig­te die Gläu­bi­gen, die den über­lie­fer­ten Ritus pfle­gen, und übte deut­li­che Kri­tik auch an US-Prä­si­dent Biden und des­sen Unter­stüt­zung für die Abtreibung.

Grund genug, ihm vor­zei­tig einen Koad­ju­tor zur Sei­te zu stel­len und Bischof Tobin mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res sofort zu eme­ri­tie­ren. Bischof Hen­ning scheint sich in den Augen von San­ta Mar­ta bewährt zu haben und soll nun auf den weit bedeu­ten­de­ren Bischofs­tuhl von Bos­ton beför­dert werden.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​MiL

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