Ortega-Diktatur dreht Radio Maria in Nicaragua ab

Sozialistische Repression


Zur Jahrtausendwende entstand auch in Nicaragua ein Radio Maria. Gestern wurde der Sender durch das Innenministerium abgedreht und die Sendeanlagen enteignet.
Zur Jahrtausendwende entstand auch in Nicaragua ein Radio Maria. Gestern wurde der Sender durch das Innenministerium abgedreht und die Sendeanlagen enteignet.

Das nica­ra­gua­ni­sche Innen­mi­ni­ste­ri­um hat im Dienst des Orte­ga-Regimes dem Trä­ger­ver­ein von Radio Maria Nica­ra­gua und elf wei­te­ren gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen den Rechts­sta­tus entzogen.

Das Spiel des san­di­ni­sti­schen Regimes mit sei­nem unter Ver­fol­gungs­wahn lei­den­den Prä­si­den­ten­paar ist immer das­sel­be: Das Innen­mi­ni­ste­ri­um behaup­tet, der Trä­ger­ver­ein von Radio Maria habe kei­ne Jah­res­ab­rech­nun­gen für die Jah­re 2019 bis 2023 vor­ge­legt. In Wirk­lich­keit wer­den ein­ge­reich­te Abschlüs­se von der Behör­de will­kür­lich als feh­ler­haft und damit nich­tig erklärt. In den mei­sten Fäl­len wird bei ter­min­ge­rech­ter Abga­be der Unter­la­gen ein­fach durch das Mini­ste­ri­um deren Annah­me verweigert.

Im kon­kre­ten Fall behaup­tet das Innen­mi­ni­ste­ri­um der sozia­li­sti­schen Dik­ta­tur, daß ein Vor­stand des Trä­ger­ver­eins von Radio Maria, der recht­mä­ßig die Unter­la­gen vor­le­gen könn­te, seit Novem­ber 2021 nicht mehr exi­stie­re. Die Kon­se­quen­zen der will­kür­lich han­deln­den Behör­de wur­den gestern in La Gace­ta, dem Amts­blatt der Repu­blik, veröffentlicht:

„Laut einem Rechts­gut­ach­ten der Gene­ral­di­rek­ti­on des Innen­mi­ni­ste­ri­ums für die Regi­strie­rung und Kon­trol­le gemein­nüt­zi­ger Orga­ni­sa­tio­nen sind die genann­ten Orga­ni­sa­tio­nen ihren Ver­pflich­tun­gen nicht nachgekommen.“

Innen­mi­ni­ste­rin Maria Ame­lia Coro­nel Kin­loch ent­eig­ne­te den Sen­der und ord­ne­te an, daß die Gene­ral­staats­an­walt­schaft das gesam­te beweg­li­che und unbe­weg­li­che Ver­mö­gen, dar­un­ter die Räum­lich­kei­ten des Sen­ders und die Sen­de­an­la­gen, in das Eigen­tum des Staa­tes zu über­tra­gen hat.

Radio Maria Nica­ra­gua hat den Sen­de­be­trieb ein­ge­stellt und kann daher auch im Inter­net nicht mehr emp­fan­gen werden.

Der Sen­der ist Teil der Welt­fa­mi­lie von Radio Maria, der welt­weit 80 Radio­sen­der ange­hö­ren. Radio Maria Nica­ra­gua war 2000 ent­stan­den, als der Trä­ger­ver­ein die Rechts­per­sön­lich­keit und eine Sen­de­li­zenz erhielt. Damals wur­de in Ampli­tu­den­mo­du­la­ti­on (AM) gesen­det. Ab 2004 begann der Umstieg auf UKW, sodaß ab 2006 in der Haupt­stadt Mana­gua und Umge­bung auf der Fre­quenz 99,9 UKW gesen­det wer­den konn­te. Eine wei­te­re Fre­quenz folg­te für das Gebiet von León, der zweit­größ­ten Stadt Nicaraguas.

Das san­di­ni­sti­sche Regime hat­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren bereits meh­re­re katho­li­sche Radio­sen­der geschlos­sen. In die­sem Früh­jahr zeich­ne­te sich ab, daß auch die Schlin­ge um Radio Maria Nica­ra­gua enger gezo­gen wird.

Im April hat­te das Radio ohne Nen­nung von Grün­den eine „Anpas­sung“ des Sen­de­plans, kon­kret des­sen Redu­zie­rung, durch­ge­führt. Die Maß­nah­me erfolg­te, nach­dem Róger Mun­guía, Koor­di­na­tor des Sen­ders, und Rebe­ca Gaitán (Redak­ti­on) am 11. April bekannt­ge­ge­ben hat­ten, daß die bei­den Kon­ten beim Ban­co de la Pro­duc­ción (Ban­pro) gesperrt wor­den waren. Dem Sen­der blie­ben noch zwei Kon­ten beim Lafi­se Ban­cen­tro, auf die er die Spen­den umzu­len­ken ver­such­te. Die­se Repres­si­on, ohne daß das Regime nach außen sicht­bar in Erschei­nung trat, die aber die Kür­zung des Pro­gramms zur Fol­ge hat­te, ließ wenig Gutes für die Zukunft erahnen. 

Róger Mun­guía (Koor­di­na­tor) und Rebe­ca Gaitán (Redak­ti­on): Im April waren Kon­ten von Radio Maria Nica­ra­gua gesperrt wor­den, um dem Sen­der finan­zi­ell zu schaden

Radio Maria durf­te aber vor­erst wei­ter­sen­den, muß­te aller­dings Auf­la­gen erfül­len. Erst am Mon­tag war bekannt­ge­wor­den, daß der maria­ni­sche Sen­der täg­lich einen „Bericht“ von Rosa­rio Mur­il­lo, der Vize­prä­si­den­tin und Frau von Dik­ta­tor Dani­el Orte­ga, zu sen­den habe, was zur besten Sen­de­zeit gesche­hen müs­se, näm­lich unmit­tel­bar nach der Meß­über­tra­gung von 17 Uhr.

Offen­sicht­lich genüg­te die­ser Ein­griff den Macht­ha­bern aber nicht. Gestern erfolg­te das fak­ti­sche Ver­bot von Radio Maria Nica­ra­gua.

Neben dem Radio­sen­der hat das Innen­mi­ni­ste­ri­um elf wei­te­re Ver­ei­ni­gun­gen auf­ge­löst, dar­un­ter die Frei­kir­che Prin­ci­pe de Paz, die Ver­ei­ni­gung der evan­ge­li­schen Kir­chen Nica­ra­gu­as Fuen­te de Jacob und eine Pfingst­ler­ver­ei­ni­gung. Ob christ­lich, kirch­lich oder zivil: Alle Ver­ei­ni­gun­gen, in denen Kri­tik am sozia­li­sti­schen Regime gewagt wird, wer­den auf­ge­löst. Meist, wie im kon­kre­ten Fall, bedarf es einer sol­chen Kri­tik gar nicht, denn die Orte­ga-Mur­il­lo-Dik­ta­tur betrach­tet jeden nicht von ihnen kon­trol­lier­ten Zusam­men­schluß als poten­ti­el­le Bedro­hung ihrer Herrschaft.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Radio Maria Nicaragua/​Facebook (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Nun ja, Nica­ra­gua ist nicht so rie­sig, daß man nicht auch von einem Nach­bar­land aus sen­den könn­te. Es ist halt eine typi­sche Repres­si­on von Sozia­li­sten: Bös gemeint, aber wirkungslos.

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