
(Rom) Für größte Aufregung unter Chinas Katholiken sorgt die Nachricht, Papst Franziskus verlange von den rechtmäßigen, romtreuen Bischöfen zurückzutreten, um den Weg für eine Einigung mit den kommunistischen Machthabern in Peking freizumachen.
Seit der kommunistischen Machtübernahme 1949 lebt die katholische Kirche in der Volksrepublik China im Ausnahmezustand. Die romtreuen Katholiken bilden weitgehend eine Untergrundkirche, während die „offizielle“ Kirche eine regimehörige Zwangseinrichtung namens „Patriotische Vereinigung“ ist. Seit 2014 unternimmt der Vatikan einen erneuten Versuch, die „Normalisierung“ der Beziehungen zu den kommunistischen Machthabern zu erreichen. Papst Franziskus wurde bereits vorgeworfen, die Untergrundkirche dafür ans Messer zu liefern.
Der Papst will es
Gestern wurde die Nachricht bekannt, daß Papst Franziskus von den rechtmäßigen, romtreuen Bischöfen den Rücktritt fordert, damit sie den regimehörigen, exkommunizierten Bischöfen Platz machen. Die Nachricht schlug unter Chinas Katholiken wie eine Bombe ein.
Im vergangenen Dezember war Msgr. Peter Zhuang Jianjian, Bischof von Shnatou (Guangdong) zwangsweise nach Peking gebracht worden. Dort traf er auf „einen ausländischen Prälaten des Vatikans“, der ihn aufforderte, seinen Bischofssitz dem regimehörigen, unrechtmäßigen Joseph Huang Bingzhang zu überlassen.
Mit derselben Forderung wurde im vergangenen Oktober Msgr. Joseph Guo Xijin, Bischof von Mindong konfrontiert worden. Von ihm wurde verlangt, er solle Weihbischof oder Koadjutor des unrechtmäßigen Bischofs Vincenz Zhan Silu werden.
Dahinter steht die Zielsetzung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). die chinesische Kirche zu sinisieren, „unabhängig“ von ausländischem Einfluß zu machen und der Partei zu unterwerfen, so AsiaNews.
Neu ist, daß der Vatikan diese Zielsetzungen des kommunistischen Regimes unterstützt.
Mindestens von zwei rechtmäßigen, romtreuen Bischöfen wurde vom Heiligen Stuhl gefordert, ihren Bischofsstuhl aufzugeben, um Platz für einen illegitimen, exkommunizierten Bischof des Regimes zu machen.
In drei Monaten zweimal vom Vatikan zum Rücktritt aufgefordert
Bischof Peter Zhuang Jianjian wurde innerhalb von drei Monaten zweimal vom Vatikan zum Rücktritt aufgefordert, so AsiaNews. Er war 2006 mit Zustimmung des Heiligen Stuhles geheim zum Bischof geweiht worden. Das Regime in Peking erkennt ihn nicht an. Für die Kommunisten ist er nach wie vor als einfacher Priester registriert. Die Regierung unterstützt den exkommunizierten, weil unrechtmäßig geweihten Bischof Joseph Huang Bingzhang, der seit Jahren auch Abgeordneter zum Nationalen Volkskongreß, dem Parlament der Volksrepublik China, ist.
Am 26. Oktober erhielt Bischof Zhuang einen Brief vom Vatikan, in dem er zum Rücktritt aufgefordert wurde, weil der Heilige Stuhl davor stehe, den exkommunizierten Bischof seiner Gegend anzuerkennen. AsiaNews berichtet, daß der legitime Bischof trotz seines hohen Alters ablehnte und seinen Mitarbeitern sagte, „lieber das Kreuz zu tragen, ungehorsam geworden zu sein“.
Am 18. Dezember wurde der Bischof von Staatspolizisten abgeholt und zwangsweise nach Peking gebracht. Dort warteten Vertreter der Pekinger Zentralregierung und eine Delegation des Vatikans auf ihn.
Zuvor war der Bischof bereits ab dem 11. Dezember vom Staat unter Aufsicht gestellt worden. Bitten um einen Arzt wurden dem 88-Jährigen ebenso verweigert wie die Begleitung durch einen seiner Priester.
In Peking wurde er im Hotel Huguosi untergebracht und am 19. Dezember, immer zwangsweise, zu Besichtigung „nationaler Denkmäler“ herumgeführt. Darauf folgte ein Zwangsbesuch des Hauptsitzes der regimehörigen Patriotischen Vereinigung und des Rates der Chinesischen Bischöfe, einer Art „Bischofskonferenz“ der regimehörigen Bischöfe. Beide Institutionen sind vom Heiligen Stuhl nicht anerkannt.
Vatikanvertreter drängen rechtmäßige Bischöfe zur Resignation
Am 21. Dezember wurde er von drei Regierungsvertretern für Religionsangelegenheiten in Empfang genommen. Es kam dann P. Huang Baoguo hinzu, ein chinesischer Priester, der an der römischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker gearbeitet hatte. Dieser stellte ihn einem „ausländischen Bischof und drei ausländischen Priestern des Vatikans“ vor.
Es wird vermutet, daß es sich dabei um Msgr. Claudio Maria Celli gehandelt hat, der im vatikanischen Staatssekretariat mit den chinesisch-vatikanischen Verhältnissen betraut war. Zuletzt war er, bis zur Auflösung des Dikasteriums durch Papst Franziskus, Vorsitzender des Päpstlichen Rates für die Sozialen Kommunikationsmittel. Er ist zwar schon in Pension, doch scheint die Beschreibung auf ihn zuzutreffen.

Der „ausländische Bischof“ erklärte Msgr. Zhuang den Zweck seiner Anwesenheit in Peking. Es gehe darum, „etwas zu tun“, um ein Abkommen zwischen der chinesischen Regierung und dem Heiligen Stuhl zu erreichen. Dazu gehöre es, den exkommunizierten, unrechtmäßigen Bischof Huang zum anerkannten Bischof zu machen.
Dazu wurde die Rücktrittsaufforderung an Bischof Zhuang vom 26. Oktober bekräftigt. Um ihm den Rücktritt zu erleichtern, wurde angeboten, daß er Bischof Huang drei Namen nennen dürfe, aus denen dieser dann seinen Generalvikar wähle.
Bischof Zhuang hielt seinem Gegenüber jedoch entgegen, daß Huang einen Generalvikar jederzeit nach Belieben wieder entlassen könne.
Huang wurde 2011 exkommuniziert, als er sich gegen den Willen des Heiligen Stuhls vom Regime zum Bischof weihen ließ.
Andere romtreue Bischöfe bestätigten AsiaNews, vom Vatikan um Stellungnahme zu Huang gefragt worden zu sein und negativ geantwortet zu haben. Ein rechtmäßiger Bischof, dessen Namen AsiaNews nicht nennt, wird zu den Rücktrittsforderungen mit den Worten zitiert:
„Ich weiß nicht, was dabei herauskommt, aber das scheint mir eine schlechte Lösung“.
AsiaNews befragte zur Sache auch zwei Funktionäre des Vatikans, die mit China vertraut sind. Einer spielte die Sache herunter und bestritt, daß es eine Rücktrittsforderung gebe. Bischof Zhuang sei „nur um eine Stellungnahme“ zu Bischof Huang gefragt worden. Die zweite Quelle wollte gar nichts sagen.
Ganz ähnlich zeigt sich der Fall im Bistum Mindong. Die vatikanische Delegation reiste direkt in die Provinz Fujian. Dort sitzt ein weiterer von sieben unrechtmäßigen Bischöfen, die als Teil der ganzen Aktion vom Vatikan anerkannt werden sollen. Der rechtmäßige, romtreue Bischof Joseph Guo Xijin war zuletzt vor der Karwoche 2017 für einen Monat inhaftiert.
Im Rückblick dürfte die Verhaftung bereits im Zusammenhang mit den Rücktrittsforderungen stehen, um ihn unter Druck zu setzen. Der Bischof selbst wollte sich zu dem Besuch der vatikanischen Delegation nicht äußern. AsiaNews zitiert Priester seines Bistums, die besorgt sind über die Entwicklung:
„Aber können wir uns dem Vatikan verweigern?“
Kardinalstaatssekretär: „Der Dialog mit Peking ist im Gange“
Im Februar 2017 schrieb Kardinal John Tong von Hong Kong, daß die Bischofsernennungen der entscheidende Knackpunkt in den Verhandlungen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China sind.
Sein Vorgänger, Kardinal Joseph Zen, die graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche, übte in der Vergangenheit heftige Kritik an der „Neuen Ostpolitik“ des Vatikans, die mit der Wiederaufnahme der Verhandlungen 2014 eingeleitet wurde.
Am vergangenen Sonntag wurde von der italienischen Presseagentur ANSA ein Interview mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin veröffentlicht. Darin sagte der ranghöchste Mitarbeiter des Papstes, daß Franziskus den Wunsch habe, die Volksrepublik China zu besuchen.
Der Papst habe „wiederholt“ und „sehr deutlich seine Wertschätzung“ für das chinesische Volk geäußert „und auch seinen Wunsch, wenn möglich, China zu besuchen“. Dies sagt der Kardinalstaatssekretär auch im gestern erschienenen Buch „Alle Männer des Papstes“, in dem er natürlich eine zentrale Rolle spielt.
„Die Erfahrung sagt daß wir mit Geduld und Klugheit weitergehen sollen. Die Probleme sind komplex und heikel.“
Im Buch sagt der Kardinal zudem, daß Papst Franziskus seit seiner Wahl „versucht, die Verhandlungen zu beschleunigen, um den Divergenzen innerhalb der Katholiken des Landes ein Ende zu setzen – oder sie zumindest abzumildern.“ Gemeint ist damit das Auseinanderfallen der Kirche in eine vom Regime kontrollierte „offizielle“ Kirche und die romtreue Untergrundkirche.
„Der Dialog“, so der Kardinalstaatssekretär, „zwischen Vertretern des Heiligen Stuhls und der chinesischen Regierung ist im Gange.“
Davon haben inzwischen, durch die Rücktrittsforderungen an ihre Bischöfe, auch Chinas Untergrundkatholiken erfahren und sind entsetzt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews
Nichts Neues unter der Sonne: vor knapp 100 Jahren wurden die mexikanischen Cristeros vom Vatikan verraten, vor 90 Jahren die Action francaise, vor 30 Jahren die Ostkirchen durch Wojtyla, heute die treugebliebenen chinesischen Katholiken.
Nicht zu vergessen, József Kardinal Mindszenty.
Papst Wojtyla hat die Ostkirchen nicht verraten, was soll das?
Ich denke er verwechselt Papst Wojtyła mit Roncalli und Montini, die tatsächlich in ihren Pontifikaten den Kirchen Ostmitteleuropas mit ihrer skandalösen Détente gegenüber dem Kommunismus in den Rücken gefallen sind. Deswegen hat es auch in Tschechien, Ungarn, Slowakei usw nach ’89 auch keine große katholische Renaissance gegeben, weil der Episkopat aus den „Pacem in terris“-Vereinigungen vollkommen desavouiert war. Polen war und ist ein Sonderfall, da es unter ganz besonderem Schutz der Hl. Jungfrau, die auch Königin Polens ist, steht. Erst der strikte Anti-Kommunist Wojtyła hat so gut er es vermochte die Glaubwürdigkeit der Kirche wieder hergestellt.
Wojtyła war der einzige Papst seit dem Konzil, der wirkliche Autorität und Sicherheit ausstrahlte sowie auch tiefstee Verbundenheit mit der Volksfrömmigkeit aufwies. Mit größtem Wehmut denke ich an sein großes Papsttum zurück. Seitdem herschen nur noch schlimmste Chaotik und Verwirrung. Er wußte, daß eine Abdankung zu der ihm viel drängten nur den Irrtümmern die Bahn brechen würde. Deswegen hat er bis zuletzt am Throne Petri ausgeharrt um das gläubige Volk zu schützen.
Sie haben wohl noch nie etwas vom sogenannten Abkommen von Balamond gehört, werter Anjali Jain? Sonst verstünden Sie wohl, warum ich im Zusammenhang von Wojtyla über Verrat an den Ostkirchen schrieb!
Abkommen von Balamond?
@catholicus: Könnten Sie uns darüber aufklären?
Das Abkommen von Balamand (1993) untersagt den mit Rom unierten Katholiken (also jenen, welche den Papst anerkennen, im Gegensatz zu den orthodoxen, die das Papsttum ablehnen) jegliche missionarische, ja sogar karitative Tätigkeit, für die nicht die Erlaubnis der orthodoxen Ortsbischöfe vorliegt. Den Unierten wird das Missionieren für die Einheit in der Wahrheit als ‚Proselytismus‘, also als ‚aufdringliche Werbung für den Glauben“ ausgelegt (Nr. 22 und 35) und sie werden beschuldigt, in der Vergangenheit die Gemeinschaft mit ihren „orientalischen Mutterkirchen“ gebrochen zu haben (Nr. 8), was in Zukunft nicht mehr akzeptiert werden könne (Nr. 12). Und es wird behauptet, die Katholische Kirche hätte‚ die theologische Vorstellung (Vision) entwickelt, nach der sie sich selbst als einzige Verwalterin des Heils darstellte‘“ (Nr. 10).
Daß die Katholische Kirche die „einzige Verwalterin des Heils“ ist, das ist gerade seit dem IV. Laterankonzil 1215 als Dogma (Glaubenssatz) festgestellt (DH 802). Wer immer einen Glaubenssatz verwirft und leugnet, ist exkommuniziert, von der Kirche in den Bann gelegt, vom Empfang der Hl. Sakramente ausgeschlossen. Und dies tut dieses vom Papst vollständig gebilligte Abkommen gerade!
Angesichts des hohen Blutzolls, den die unierte Märtyrerkirche seit Jahrhunderten für die Einheit „cum et sub Petro“ entrichtet hat, nenne ich Wojtylas Verhalten weiterhin Verrat an diesen treuen Christen und der katholischen Wahrheit, die wieder einmal der Ideologie des zweitvatikanischen Ökumenismus geopfert wurde!
Die Balamand-Erklärung von 1993 ist gewiß kein „Verrat“ an den katholischen Ostkirchen wenn es doch das Existenzrecht der unierten Kirchen explizt anerkannt hat aber gleichzeitig betont, daß der Uniatismus aktuell nicht der Weg ist um volle Gemeinschaft zw. der Römischen Kirche und den orthodoxen Kirchen des Ostens zu erreichen.
Die neueste Nachricht aus der Volksrepublik China: „Forscher klonen erstmals Affen nach der ‚Dolly‘-Methode“. Mit dieser ersten gelungenen Primatenklonung scheinen die Chinesen nicht mehr weit entfernt zu sein von einer Klonung des Menschen. Und wenn es den dortigen Herrschern dann auch noch gelungen ist, die Untergrundkirche auszuschalten und die katholische Kirche gänzlich unter Staatskontrolle zu stellen, dürfte es im Reich der Mitte recht einfach sein, damit auch die christliche Ethik als vielleicht letztes Hindernis für die Menschenklonung zu beseitigen. Schier unbegrenzte Möglichkeiten würden den Chinesen sodann offenstehen: Das Klonen von bewährten Parteileuten bis hinauf zum „großen Vorsitzenden“. Sogar linientreue Bischöfe ließen sich dann vervielfachen – einfach atemberaubend. Bleibt nur noch eine Frage offen: Ob Gott das Spiel mitmacht? Aber für die atheistischen Herrscher dürfte diese Frage überhaupt keine Rolle spielen.
Möge der Herrgott uns vor solchem Tun bewahren.