„Wir haben die Kathedrale in einen Speisesaal umgewandelt, aber es war für einen guten Zweck“

Die schändliche Profanierung des heiligen Ortes in Buenos Aires


Die Kathedrale von Buenos Aires wurde "bergoglianisch" als Speisesaal zweckentfremdet
Die Kathedrale von Buenos Aires wurde "bergoglianisch" als Speisesaal zweckentfremdet

(Bue­nos Aires) Zu den bezeich­nen­den Unsit­ten unse­rer Zeit gehört die Zweck­ent­frem­dung von Kir­chen. Es begann mit geist­li­chen Kon­zer­ten samt Ein­tritts­preis und kräf­ti­gem Applaus, es folg­ten Aus­stel­lun­gen aller Art, dann Tän­ze aller Art und schließ­lich Mit­tag- oder Abend­essen. In Euro­pa wur­de die Unsit­te, das Haus Got­tes in einen Spei­se­saal zu ver­wan­deln, von der Gemein­schaft Sant’Egidio in Umlauf gebracht, doch Papst Fran­zis­kus unter­stütz­te sie und so brei­tet sie sich über die gan­ze Erde aus. Jüng­stes Bei­spiel ist die Kathe­dra­le von Bue­nos Aires, die ein­sti­ge Bischofs­kir­che von Erz­bi­schof Jor­ge Mario Bergoglio.

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Hin­ter der Idee der Zweck­ent­frem­dung steht ein selt­sa­mer Mar­ke­ting­ge­dan­ke, des­sen Ziel es zu sein scheint, die Kir­chen irgend­wie zu fül­len, egal wie. Doch das ist weder ziel­füh­rend noch Sinn und Zweck des Got­tes­hau­ses. Eine Kir­che ist nicht irgend­ein Gebets­saal wie eine Syn­ago­ge oder eine Moschee. Schön, wenn es dafür ein ange­mes­sen gestal­te­tes Gebäu­de dafür gibt, aber im Grun­de lie­ße sich jeder Raum dafür ver­wen­den. Die Kir­che aber ist kein Gebets­saal, son­dern das Haus Got­tes. Er ist dar­in real gegen­wär­tig. Erfolgt eine Zweck­ent­frem­dung, wird der Herr vor­her aus Sei­nem Haus ent­fernt. Das sagt alles über den Vor­gang aus.

Nun fehlt es weder an Thea­ter- und Kon­zert­sä­len noch an Mehr­zweck­hal­len und Gast­stät­ten. Und doch drängt man in die Kir­chen, als woll­te man zei­gen, daß man dem Herrn ein Publi­kum her­an­schafft – jenem Herrn, der vor­her aber des­we­gen aus Sei­nem Haus ent­fernt wird –, als woll­te man zei­gen, daß Kir­chen doch noch zu etwas gut sind…

Die Fähig­keit des Men­schen zur Dia­lek­tik läßt für alles ein net­tes Män­tel­chen zau­bern, mit dem die Din­ge schön­ge­re­det wer­den kön­nen. Die Ver­wand­lung des Got­tes­hau­ses in ein Wirts­haus die­ne ja einem guten Zweck, es sei eine „Begeg­nung“, ein „Gemein­schafts­er­eig­nis“ und vor allem eine „Armen­spei­sung“.

Das Ori­gi­nal: Weih­nachts­es­sen der Gemein­schaft San­t’E­gi­dio in der ein­zig­ar­ti­gen Mari­en­ba­si­li­ka von Tra­ste­ve­re in Rom

Unter die­sem Deck­man­tel wur­de beim Papst­be­such in Bolo­gna, am 1. Okto­ber 2017, die berühm­te Basi­li­ka San Petro­nio in einen Spei­se­saal ver­wan­delt. Dar­in wur­den aller­lei „Aus­ge­grenz­te“, bevor­zugt ille­ga­le Migran­ten, ver­kö­stigt, aber nicht min­der vie­le Pro­mi­nen­te, die sich an die­sem Tag um den Papst drän­gel­ten. Im Klar­text: In Bolo­gna, der histo­ri­schen Haupt­stadt des ita­lie­ni­schen Kom­mu­nis­mus und bis heu­te das Zen­trum der ita­lie­ni­schen Lin­ken, wur­de eine Polit-Show insze­niert. Dazu kam es, weil Fran­zis­kus dort einen Erz­bi­schof aus der Gemein­schaft von Sant’Egidio ein­ge­setzt hat­te, der die Spei­se­saal-Idee aus San­ta Maria in Tra­ste­ve­re, dem römi­schen Zen­trum die­ser Gemein­schaft, nach Bolo­gna mit­ge­bracht hatte.

San Petro­nio in Bolo­gna: Essen mit dem Papst

Nun setz­te der neue Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, der von Fran­zis­kus im Mai 2023 ernann­te Jor­ge Igna­cio Gar­cía Cuer­va, die­se Idee auch in Argen­ti­ni­en um, der Hei­mat von Papst Fran­zis­kus. Erz­bi­schof Gar­cía tat das nicht irgend­wo, son­dern gleich ganz pro­mi­nent in der Kathe­dra­le von Bue­nos Aires.

Er ver­wan­del­te am 4. Juni die Haupt­kir­che von Argen­ti­ni­en in einen Spei­se­saal mit dem obli­ga­to­ri­schen Hin­weis, dort „die Armen“ zum Essen ein­zu­la­den. Das sorg­te für ziem­li­chen Unmut, sodaß die Ange­le­gen­heit, anders als in Euro­pa, wo die Gag-Über­sät­ti­gung zu einer Abstump­fung führ­te, zu einem Zank­ap­fel wur­de. Eini­ge Medi­en inter­pre­tier­ten die Akti­on auch als eine Form der kirch­li­chen Kri­tik an Argen­ti­ni­ens neu­em Prä­si­den­ten Javier Milei. Das Erz­bis­tum habe auf „die wach­sen­de Armut“ unter dem neu­en Staats- und Regie­rungs­chef auf­merk­sam machen wol­len. Doch die­se Pro­pa­gan­da­for­mel, die von der poli­ti­schen Lin­ken, beson­ders den Pero­ni­sten, seit Mileis erstem Amts­tag ver­brei­tet wird, als habe die Armut sprung­haft allein schon wegen sei­ner Wahl zuge­nom­men, wur­de bis­her durch die offi­zi­el­len Zah­len nicht bestätigt.

Dem neu­en Erz­bi­schof und Pri­mas von Argen­ti­ni­en wur­de in den ver­gan­ge­nen Tagen ent­ge­gen­ge­hal­ten, daß es in Bue­nos Aires schon immer Arme gege­ben habe und wohl auch immer geben werde.

Das Erz­bis­tum sah sich genö­tigt, eine „Klar­stel­lung“ zu ver­öf­fent­li­chen, wes­halb sie die Bischofs­kir­che des Pri­mas in eine Sup­pen­kü­che verwandelte. 

Das in der Öffent­lich­keit auf­ge­tauch­te Bild­ma­te­ri­al zeig­te, daß es sich – wie auch 2017 in San Petro­nio in Bolo­gna – nicht ein­mal um eine Armen­spei­sung gehan­delt hat­te. Zu sehen sind Jugend­li­che, die mit Mit­ar­bei­tern der diö­ze­sa­nen Cari­tas, Wohl­tä­tern und Behör­den­ver­tre­tern einen fröh­li­chen Schmaus hielten.

So fehlt es nicht an Spott, mit dem sich Kri­ti­ker für die Stel­lung­nah­me der Erz­diö­ze­se bedan­ken, daß es sich um eine Sup­pen­kü­che für Arme gehan­delt habe, denn ohne die­se Klar­stel­lung hät­te man das gar nicht erkannt.

Essen in der Kathe­dra­le von Bue­nos Aires

Die Kathe­dra­le sei zum „Eßzim­mer der armen Leu­te“ gewor­den, jubel­te hin­ge­gen der Prie­ster Juan Car­los Moli­na, der unter der pero­ni­sti­schen Prä­si­den­tin Cri­sti­na Kirch­ner das Natio­na­le Sekre­ta­ri­at zur Bekämp­fung von Sucht und Dro­gen­han­del gelei­tet hatte.

Mileis Pres­se­spre­cher kon­ter­te, indem er äußer­te, „bewegt“ davon zu sein, wie „ein Teil der Kir­che“ sich nun der Armen anneh­me, was unter den pero­ni­sti­schen Regie­run­gen nicht der Fall war, „obwohl es die Armen schon damals gab“.

Die Erz­diö­ze­se recht­fer­tig­te sich, daß das Essen „im Rah­men der Woche der Näch­sten­lie­be“ statt­ge­fun­den habe, näm­lich genau am Vor­abend zur jähr­li­chen Cari­tas-Samm­lung. In der Metro­po­li­tan­kir­che hät­ten sich Pasto­ral­re­fe­ren­ten getrof­fen, „die Men­schen auf der Stra­ße beglei­ten“. Der Zweck hei­ligt also die Mit­tel? Wären es ande­re diö­ze­sa­ne Mit­ar­bei­ter gewe­sen, könn­te jemand pole­misch fra­gen, hät­te man sich also nicht zum gemein­sa­men Essen in der Kathe­dra­le ver­sam­melt? Hin­zu kamen „Ver­tre­ter von Pfar­rei­en, Bewe­gun­gen, Beam­te der Stadt­ver­wal­tung und von Bür­ger­ver­ei­ni­gun­gen“, so das Pres­se­amt der Erzbistums.

Die Diö­ze­se sei der Über­zeu­gung, „daß die beste Hil­fe die orga­ni­sier­te Hil­fe ist. In die­sem Sinn wur­den alle, die sich groß­zü­gig, unter­stüt­zend und enga­giert für die Ärm­sten ein­set­zen, zu die­sem Tref­fen eingeladen“.

Bei jeder Zweck­ent­frem­dung des Hau­ses Got­tes schwingt der Ein­druck mit, daß die dafür Ver­ant­wort­li­chen mit dem eigent­li­chen Zweck offen­bar nicht mehr so viel anzu­fan­gen wis­sen. Andern­falls wür­de die Ehr­furcht vor dem Aller­hei­lig­sten jeden sol­chen Schritt ver­hin­dern. Ent­schei­dend ist nicht das poli­ti­sche Gezänk, das rund um das Ereig­nis in Bue­nos Aires auf­kam. Viel­mehr gilt, was zum Pap­st­es­sen in San Petro­nio die Theo­lo­gin und Blog­ge­rin Maria Gua­ri­ni (Chie­sa e Post­con­ci­lio) schrieb: „Es ist eine schänd­li­che Pro­fa­nie­rung des hei­li­gen Ortes.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Facebook/​CTV (Screen­shots)

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