Von Ariel S. Levi di Gualdo*
In der heutigen Kirche kann es einem passieren, daß man sich ein wenig wie am Filmset des Spielfilms „Besser geht’s nicht“ fühlt, in dem der Hauptdarsteller Jack Nicholson zusammen mit einem liebenswerten kleinen Hund auftritt. Für diejenigen, die den Film nicht gesehen haben, fassen wir ihn kurz zusammen: Melvin Udall, gespielt von Jack Nicholson, ist ein berühmter Schriftsteller von Liebesromanen, er ist misanthropisch, leidet an einer Zwangsneurose und gelangt durch ein urkomisches Gewirr von Ereignissen, in denen er sich mit einer Restaurantkellnerin, einem schwulen Maler von nebenan und seinem Belgischen Zwerggriffonwelpen einläßt, zu einer unerwarteten und unglaublichen Wandlung, die ihn zu einem feinfühligen und liebenswerten Menschen werden läßt.
Angesichts gewisser Tatsachen ist der ironisch gemeinte Filmtitel jedoch zu kurz gegriffen, denn wir haben es mit so radikalen Umwälzungen zu tun, daß sie schwer zu deuten scheinen. So verlieh die Universität Catania am 12. April Seiner Eminenz Kardinal Matteo Maria Zuppi, Metropolitan-Erzbischof von Bologna und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, die Ehrendoktorwürde in Global Politics und Euro-Mediterranean Relations.
Ich halte es für überflüssig, auf die engen Beziehungen einzugehen, die diese Universität mit den historischen Freimaurerlogen der Stadt schon vor dem 17. Februar 1861 – dem Datum, als das bourbonische Königreich Beider Sizilien beseitigt wurde – verbunden haben, wie die Namen zahlreicher angesehener Akademiker zeigen, die sich im Laufe von zwei Jahrhunderten als Mitglieder der Freimaurerei herausgestellt haben. Es sei denn, die zahlreichen Plakate mit den Namen der Verstorbenen und den Initialen A:.G:.D:.G:.A:.D:.U:. (einem freimaurerischen Akronym, das bedeutet: „Zur Ehre des großen Baumeisters aller Welten“), die in den vergangenen Jahrzehnten in der Stadt am Fuß des Ätna aufgehängt wurden, waren nur ein Scherz der catanischen Drucker oder der Redakteure der Tageszeitungen La Sicilia und Il Giornale di Sicilia, die sich auf der Seite ihrer Nachrufe, die gegen eine Gebühr zum Gedenken an die Verstorbenen veröffentlicht wurden, amüsieren wollten.
Freimaurer zu sein ist vor dem Staatsgesetz weder verwerflich noch ein Verbrechen, es ist eine legitime Mitgliedschaft in einer historischen Vereinigung; es sei denn, es handelt sich um eine „abweichende“ Loge wie die Propaganda Due (P2), die von der Freimaurerei lebt, aber angeblich kein Ausdruck von ihr war. Daß die Logenmitgliedschaft mit der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche unvereinbar ist, ist eine andere Sache, die mit der gnostischen und esoterischen Struktur zusammenhängt, die die Freimaurerei unvereinbar mit dem katholischen Glauben macht.
Ohne auf den Antiklerikalismus einzugehen, der traditionell die Universität von Catania prägt, da unsere Interessen ganz andere sind, sind einige Klarstellungen jedoch unabdingbar. Beginnen wir also mit einem wirklich bemerkenswerten Beispiel, das inzwischen in die Geschichtsbücher eingegangen ist: Als Papst Benedikt XVI. im November 2007 von Seiner Magnifizenz dem Rektor eingeladen wurde, das akademische Jahr an der römischen Universität La Sapienza zu eröffnen, verzichtete er auf die Lectio magistralis, nachdem Studenten- und Professorengruppen mit dem Ruf „Die Universität ist säkular!“ gegen seine Anwesenheit protestiert hatten und in ihrem Protest von Vertretern vieler italienischer Universitäten, darunter auch jene von Catania, unterstützt wurden.
Vor dem Beginn der heutigen Saison junger Bischöfe mit Schafsköpfen – von denen nicht wenige vor einigen Jahrzehnten bei einer Prüfung in Fundamentaltheologie durchgefallen wären – hatten wir in Italien mehrere Bischöfe, die große Gelehrte und Männer von großer Kultur waren, verteilt auf all jene verschiedenen Bereiche, die in einer unangemessenen, weil der eigentlichen Struktur der Kirche fremden Journalistensprache als Traditionalisten, Konservative, Progressive bezeichnet wurden. Oder um es mit den Worten des Erzbischofs von Pisa, Alessandro Plotti, zu sagen, der stellvertretender Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz war:
„[…] Wenn man nicht auch andere Meinungen und vielleicht sogar Worte des Widerspruchs gelten läßt, kann es keinen wirklichen Wandel geben. Heute ist die Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz eine Leichenhalle, weil es keine bedeutenden Persönlichkeiten mehr gibt. Man konnte die Positionen von [Kardinal Giuseppe] Siri oder [Kardinal Carlo Maria] Martini teilen oder nicht, aber ihre Reden waren wichtige Bezugspunkte. Heute sprechen nur noch die Schmeichler, jene, die gesehen werden wollen; das pastorale Thema wird in nur einer halben Stunde abgehandelt und auf Studiengruppen abgeschoben, und dann sprechen wir nur noch über die Kirchensteuer und Geld, was man sehr gut auch per Post erledigen könnte. Dabei gibt es zum Beispiel bei der Familie wirklich große Probleme, die wir angehen müssen und jeder zu verstehen versucht, in welche Richtung die Kirche gehen wird“ (vgl. Interview, veröffentlicht in: Jesus am 10. Februar 2014).
Mehrere dieser Bischöfe, darunter auch Alessandro Plotti selbst, der dem sogenannten progressiven Bereich angehörte, mußten in den vergangenen 30 Jahren mehrmals Einladungen von akademischen Einrichtungen und an Universitäten ablehnen, weil die allgegenwärtigen studentischen Agitatoren, die hinter den Kulissen von ehemaligen 68er-Professoren aufgehetzt wurden, auf Teufel komm raus einen Wirbel machten. So wurde der damalige Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Camillo Ruini, am 24. September 2005 in Siena ausgebuht, weil „er das Symbol des Konservatismus, des Angriffs auf die Säkularität des Staates und der Verweigerung der Homosexuellen-Rechte ist“, wie die Vertreter der Jungen Kommunisten von Siena auf einer Pressekonferenz behaupteten.
Wir haben es nun nicht mit anderen Menschen zu tun, denn jene, die gestern Benedikt XVI., dem Nachfolger jener Päpste, die die Universität La Sapienza gegründet und sie im Laufe der Jahrhunderte zu einem universellen Zentrum der Kultur, der Wissenschaft und der Forschung gemacht hatten, die Türen verschlossen haben, sind dieselben, die heute Kardinal Matteo Zuppi, dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, die Ehrendoktorwürde verleihen. Dieser wird nicht mehr wie sein Vorgänger Kardinal Carlo Caffarra ausgebuht und angefeindet, weil er angeblich die Säkularität des Staates verletzt, sondern mit Schulterklopfen begrüßt und freundlich mit „Don Matteo“ angesprochen.
Anstatt zu fragen, ob sich etwas geändert hat, sollte man fragen: Wer wurde instrumentalisiert und warum? Und es wäre auch zu fragen: Wer ist ein solcher „Schmeichler“ – um bei den Worten von Msgr. Alessandro Plotti zu bleiben –, daß er, wegen seiner eigenen unvermeidlichen und unüberwindlichen Begrenztheit, nicht einmal merkt, instrumentalisiert zu werden?
Versuchen wir, hinter die Theaterkulissen zu blicken, denn das ist in diesem Fall gar nicht so schwer: In Catania wurde das Strafverfahren gegen den damaligen Innenminister Matteo Salvini von der Lega eröffnet, weil er Ende Juli 2019 es verhindert hatte, daß 116 illegale Einwanderer von dem im Hafen der sizilianischen Stadt Augusta in der Provinz Syrakus gestoppten Schiff „Gregoretti“ an Land gehen konnten. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß unter dem derzeitigen Pontifikat die Migranten ein Element sind, das sich zwischen Zwangsneurose und Ideologie bewegt. Das gilt auch für die teils verifizierten, teils noch zu verifizierenden Verstrickungen einiger Bischöfe mit militanten Kommunisten wie Luca Casarini, mit dem man nur mit äußerster Vorsicht und vor allem mit äußerster Umsicht Kontakt haben sollte und der sicher nicht zu einer Bischofssynode eingeladen werden sollte.1
Aus dem Englischen ins Italienische übersetzt, wurde Kardinal Zuppi die Ehrendoktorwürde für „Globale Politik und europäisch-mediterrane Beziehungen“ verliehen. Unglaublich! Die früheren Päpste und Bischöfe wurden an den Universitäten vor die Tür gesetzt oder mit Buhrufen bedacht, sobald sie sich staatlichen Institutionen oder Stiftungen näherten, weil sie, unabhängig von ihrer Tendenz, ob konservativ oder progressiv, immer noch das sagten, was die Welt nicht hören wollte. Der Erzbischof von Genua, Kardinal Giuseppe Siri, und der Erzbischof von Mailand, Carlo Maria Martini, so verschieden sie und ihre Antworten auch waren, waren beide beunruhigt über die säkularen Entwicklungen in der europäischen Gesellschaft, insbesondere über die manchmal sogar haßerfüllte und heftige Ablehnung des Christentums. Heute, da die Welt beschlossen hat, sich mit vielen neuen Bischöfen zu vergnügen, die sich entweder als „Schmeichler“ oder „Schafsköpfe“ aufspielen, wird dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz auf die Schultern geklopft, nennt man ihn „Don Matteo“ und verleiht ihm die Ehrendoktorwürde genau zu jenen globalpolitischen und euro-mediterranen Themen, zu denen jene, die als Verleiher auftreten, mit einer Haltung, die blutrünstiger als die Robespierres ist, den Kopf eines Ministers der Italienischen Republik gefordert haben.
Auch wenn sich in Wirklichkeit nichts geändert hat, so sind wir doch keine Idioten und haben auch nicht die Absicht, uns von einer Welt als solche behandeln zu lassen, die zu verstehen gibt, daß sie uns genau in dem Maße liebt, wie wir bereit sind, uns für Christus zu schämen, und dabei vergessen, daß geschrieben steht:
„Denn wer sich vor dieser treulosen und sündigen Generation meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommt“ (Mk 8,38).
Peinlich und gefährlich wie nur wenige ist heute mehr denn je der Apostel Paulus:
„Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen, oder geht es mir um Gott? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi. Ich erkläre euch, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündigt habe, stammt nicht von Menschen; ich habe es ja nicht von einem Menschen übernommen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen“ (Gal 1,10–12).
Von dieser Gesellschaft, die nach dem Vorbild und Beispiel Frankreichs das „große allgemeine Recht auf Abtreibung“ in der EU-Grundrechtscharta verankern will, sollten wir Katholiken weder Beifall noch Ehrungen erwarten. Wenn wir Beifall oder Anerkennung erhalten, dann deshalb, weil wir die ersten sind, die den Kindern des Fürsten dieser Welt versichern, daß „das Evangelium letztlich kein Destillat der Wahrheit ist“, wie der nun honoris causa geehrte Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz kürzlich in einem Interview mit der Tageszeitung Corriere della Sera erklärte.
Wenn ich wollte, könnte ich Seiner Hochwürdigsten Eminenz, für seine Freunde Don Matteo, auch noch einen anderen effektvollen Ausdruck vorschlagen, mit dem er bald der zweite Italiener wäre, der nach Maurizio Serra zum Mitglied der Académie française ernannt würde2, aber ich ziehe es vor zu schweigen und keine Vorschläge zu machen.
Von der Insel Patmos, 14. April 2024
*Ariel Stefano Levi di Gualdo, geboren 1963, dessen Leben in jungen Jahren ein Ringen zwischen Judentum und Christentum war, entschied sich für Jesus Christus und wurde katholischer Priester. Der polyglotte Schüler des Kirchenhistorikers P. Peter Gumpel wurde 2010 von Erzbischof Luigi Negri zum Priester der Diözese San Marino und Montefeltro geweiht. Er ist Dogmatiker und hat die Beauftragung als Exorzist und für Heiligsprechungsverfahren. Er ist seit 2014 Herausgeber der theologischen Schriftenreihe „Fides Quaerens Intellectum“ und seit 2018 der Zeitschrift „L’Isola di Patmos“ sowie Leiter des gleichnamigen Verlags. Er ist auch Autor zahlreicher Bücher, die alle aufrütteln und daher auch provozieren wollen, so erschien u. a. 2007 von ihm: „Erbe Amare, il secolo del sionismo“ („Bittere Kräuter: Das zionistische Jahrhundert“), das seit 2021 in einer zweiten Ausgabe vorliegt; 2011: „E Satana si fece Trino“ („Und der Teufel machte sich dreieinig. Relativismus, Individualismus, Ungehorsam: Eine Analyse der Kirche des dritten Jahrtausends“), 2020: „La Chiesa e il Coronavirus“ („Die Kirche und das Coronavirus. Zwischen Superlügen und Glaubensprüfungen“), 2. Aufl. 2021; „L’aspirina dell’Islam moderato“ („Das Aspirin des gemäßigten Islam. Wenn Europa erfindet, was nicht existiert, und die reale Gefahr leugnet“); 2022: „Guerra di propaganda e ideologica“ („Propaganda- und ideologischer Krieg. Vom Partisanenkampf bis zum russisch-ukrainischen Konflikt“).
Übersetzung/Fußnoten: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/L’Isola di Patmos
1 Papst Franziskus ernannte den Kommunisten und Antifa-Aktivisten Luca Casarini, dem offizielle katholische Medien gerne das neue Mäntelchen eines „Seenotrettungs-Aktivisten“ umhängen, im Sommer 2023 zum Sondersynodalen der Synodalitätssynode, wo er seither zwar kein Stimm‑, aber dafür Rederecht besitzt. Die erste Sitzungsperiode der Synodalitätssynode fand im Oktober 2023 statt, die zweite wird im kommenden Oktober stattfinden. Die umstrittene Synode wurde von Franziskus inzwischen bis Juni 2025 verlängert.
2 Der Diplomat und Schriftsteller Maurizio Serra wurde 2020 als erster Italiener zum Mitglied der 1634 gegründeten Académie française ernannt. Die Ernennungen erfolgen auf Lebenszeit. Er nimmt den 13. von insgesamt nur 40 Sitzen ein, den vor ihm Simone Veil (1927–2017) innehatte, die als Gesundheitsministerin das Gesetz zur Abtreibungslegalisierung vorgelegt hatte, das Ende 1974 vom französischen Parlament beschlossen wurde. Die Investiturrede für Serra hielt Xavier Darcos, ehemaliger Bildungsminister der bürgerlichen Regierung unter Nicolas Sarkozy und heute Kanzler des Institut de France, der in der Akademie den 40. Sitz innehat und der einen Lobgesang auf Simone Veil vortrug.