Franziskus nahm erstmals offiziell zu Fiducia supplicans Stellung

Keine Kurskorrektur in Sicht


Tucho Fernández mit Papst Franziskus am 26. Januar 2024 in der Audienz für die Vollversammlung des Glaubensdikasteriums
Tucho Fernández mit Papst Franziskus am 26. Januar 2024 in der Audienz für die Vollversammlung des Glaubensdikasteriums

(Rom) Erst­mals seit der Ver­öf­fent­li­chung der umstrit­te­nen Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans durch das Dik­aste­ri­um für die Glau­bens­leh­re nahm Papst Fran­zis­kus offi­zi­ell dazu Stel­lung und denkt nicht dar­an, das Doku­ment zurück­zu­neh­men oder abzuändern.

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Anlaß für sei­ne Äuße­run­gen war sei­ne Anspra­che im Rah­men der Audi­enz, die er am ver­gan­ge­nen Frei­tag den Teil­neh­mern der Voll­ver­samm­lung des Glau­bens­dik­aste­ri­ums gewährte.

Mit ande­ren Wor­ten: Fran­zis­kus sprach zu den Ver­tre­tern jener römi­schen Behör­de, von der Fidu­cia sup­pli­cans erlas­sen wur­de. In der ersten Rei­he neben dem Papst saß daher Kar­di­nal Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez, der Aug­ap­fel von Fran­zis­kus und Prä­fekt die­ses Dik­aste­ri­ums. Falls es jemand gab, der sich von Fran­zis­kus eine Ermah­nung an Kar­di­nal Fernán­dez erwar­tet hat­te, zumin­dest einen Rüf­fel für des­sen Ver­gan­gen­heit als Por­no-Autor, wur­de nicht nur ent­täuscht, son­dern eines Bes­se­ren belehrt.

Fran­zis­kus ging mit kei­nem Wort auf die mit Nach­druck aus allen Erd­tei­len vor­ge­brach­te Kri­tik an Fidu­cia sup­pli­cans ein. Er igno­rier­te alle Ein­wän­de und Rück­tritt­for­de­run­gen, die Tucho Fernán­dez errei­chen. Fran­zis­kus hält an dem umstrit­te­nen Doku­ment fest und stärkt sei­nem Lieb­lings-Pro­te­gé den Rücken. Allein damit war zu rech­nen. Die gro­ße Revo­lu­ti­on im Bereich der Moral­leh­re wur­de von Fran­zis­kus, wie auch schon zuvor von Fernán­dez, her­un­ter­ge­spielt nach dem Mot­to: Es sei, wenn über­haupt, besten­falls ein Revo­lu­ti­ön­chen, aber eigent­lich nicht ein­mal das, son­dern eine ganz harm­lo­se Klei­nig­keit. Und über­haupt trü­ge der Schein, denn es sei alles nicht so, wie es scheint.

Wört­lich sag­te Franziskus:

„In die­sem Kon­text der Evan­ge­li­sie­rung erwäh­ne ich auch die jüng­ste Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans. Die Absicht der ‚pasto­ra­len und spon­ta­nen Seg­nun­gen‘ ist es, die Nähe des Herrn und der Kir­che zu all jenen kon­kret zu zei­gen, die sich in ver­schie­de­nen Situa­tio­nen befin­den und um Hil­fe bit­ten, um ihren Glau­bens­weg fort­zu­set­zen – manch­mal auch zu begin­nen. Ich möch­te kurz zwei Din­ge her­vor­he­ben: erstens, daß die­se Seg­nun­gen, außer­halb jedes lit­ur­gi­schen Zusam­men­hangs und jeder lit­ur­gi­schen Form, kei­ne mora­li­sche Voll­kom­men­heit vor­aus­set­zen, um emp­fan­gen zu wer­den; zwei­tens, daß, wenn ein Paar spon­tan um den Segen bit­tet, nicht die Ver­bin­dung geseg­net wird, son­dern ein­fach die Men­schen, die gemein­sam dar­um gebe­ten haben. Nicht der Bund, son­dern die Per­so­nen, natür­lich unter Berück­sich­ti­gung des Kon­tex­tes, der Sen­si­bi­li­tät, der Orte, an denen sie leben, und der ange­mes­sen­sten Art und Wei­se, dies zu tun.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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