Keine Priesterweihe im Bistum Limburg

Niedergang der Kirche


Im Limburger Dom fand im Jahr 2023 keine Priesterweihe statt
Im Limburger Dom fand im Jahr 2023 keine Priesterweihe statt

Ein Gast­bei­trag von Hubert Hecker

Anzei­ge

Für das Bis­tum Lim­burg bedeu­tet das Jahr 2023 ein Tief­punkt in sei­ner Diö­ze­san­ge­schich­te. Wohl zum ersten Mal seit der Grün­dung vor fast 200 Jah­ren ist kein Prie­ster im Hohen Dom zu Lim­burg geweiht wor­den. Bischof Bät­zing zeig­te sich im ZEIT-Gespräch vom 14.9.2023 betrof­fen über die­ser Ent­wick­lung. Auf die Fra­ge der Jour­na­li­stin: „Haben Sie vor etwas Angst?“ sag­te der Bischof als drit­ten Punkt: „Mich äng­stigt, dass kaum noch jemand Prie­ster wer­den will, denn eine katho­li­sche Kir­che ohne Prie­ster gibt es nicht.“

Die Angst des Lim­bur­ger Bischofs ist berech­tigt, dass der dra­ma­ti­sche Rück­gang von Prie­ster­wei­hen die Iden­ti­tät der katho­li­schen Kir­che beschä­di­gen und letzt­lich zer­stö­ren wür­de. Chri­stus selbst hat die Apostel/​Bischöfe/​Priester beauf­tragt, an sei­ner Stel­le in der eucha­ri­sti­schen Gedächt­nis­fei­er sei­nen Erlö­sungs­tod zu ver­ge­gen­wär­ti­gen. Aus die­ser vom Prie­ster ver­mit­tel­ten Chri­stus­prä­senz in Wort und Brot wächst die Kir­che zu einer mis­sio­na­ri­schen Gemeinde.

Bischof Bät­zing muss sich aber fra­gen las­sen, ob und wie er selbst zum Nie­der­gang der sakra­men­ta­len Kir­che im Bis­tum Lim­burg bei­getra­gen hat. Das soll im Fol­gen­den erör­tert werden.

In sei­nem ersten Fasten­hir­ten­brief 2017 beton­te der damals neue Lim­bur­ger Bischof die­se katho­li­sche Iden­ti­tät noch:

„Ihre gemein­sa­me Mit­te und Kraft fin­det sie (die Gemein­de) in der Eucha­ri­stie­fei­er am Sonn­tag.“ Denn nicht wir machen Kir­che, son­dern durch die eucha­ri­sti­sche Fei­er des Todes und der Auf­er­ste­hung Jesu Chri­sti wer­den wir „zu sei­ner Kir­che geformt und unter­ein­an­der geeint“.

Abkehr von der sakramental-eucharistischen Kirche im Bistum Limburg …

Doch schon ein hal­bes Jahr spä­ter prä­sen­tier­te der Bischof ein neu­es Kir­chen­kon­strukt. Das geschah auf einer Dezer­nen­ten­kon­fe­renz im Zuge der Ein­rich­tung von diö­ze­sa­nen Groß­pfar­rei­en. Die bis­he­ri­ge sakra­men­tal-eucha­ri­sti­sche Kir­chen­ver­fas­sung wur­de denun­ziert als selbst­be­zo­gen und nur auf Selbst­er­halt fixiert. Die neue „Kir­chen­ent­wick­lung“ soll­te bedürf­nis­ori­en­tiert nach der „sozi­al­räum­li­chen Metho­de“ ent­wickelt wer­den und zum „erfüll­ten Leben der Men­schen bei­tra­gen“. Es ging um die Dienst­lei­stungs­fra­ge: Für wen sind wir da? oder: Was kön­nen wir für Sie tun?

Aus die­sen Wor­ten könn­te auch ein huma­ni­sti­sches Pro­gramm einer sozia­len NGO gele­sen wer­den. Jeden­falls war von einer christ­li­chen Sen­dung der sakra­men­ta­len Kir­che aus der Mit­te des eucha­ri­sti­schen Glau­bens kei­ne Rede mehr. Der Auf­trag Chri­sti zu einer heils­ver­kün­den­den mis­sio­na­ri­schen Kir­che scheint aufgegeben.

In den Bin­nen­be­zie­hun­gen müs­se ein Kul­tur- und Struk­tur­wan­del ein­ge­lei­tet wer­den zu einem „par­ti­zi­pa­ti­ven Gesamt­pro­zess“ der Bera­tung und Ent­schei­dung. (In die­sen For­meln konn­te man schon 2017 die Glocken läu­ten hören für den Syn­oda­len Weg.)

Das damals ein­ge­rich­te­te Lei­tungs­team für Kir­chen­ent­wick­lung plä­dier­te aus­drück­lich gegen eine prie­ster- und „eucha­ri­stie­fi­xier­te“ (!) Gemein­de­bil­dung. Allein auf­grund der „Tauf­wür­de“ eines jeden Katho­li­ken bräch­te das prie­ster­li­che Volk Got­tes aus sei­nen Rei­hen die Gaben und Talen­te her­vor, die es für die Kir­chen­bil­dung braucht. Doch wie soll­ten Cha­ris­men wach­sen, wenn bei den mei­sten Chri­sten der Glau­bens­in­halt weit­ge­hend ver­dun­stet ist und die Kin­der und Jugend­li­chen von „getauf­ten Hei­den“ in den Gemein­den kei­ne kon­ti­nu­ier­li­che Kate­che­se bekommen?

Die feh­len­de Glau­bens­ba­sis küm­mert die herr­schen­den Lai­en­gre­mi­en im Bis­tum Lim­burg nicht. Sie haben wenig oder kein Inter­es­se an Kate­che­se und Evan­ge­li­sie­rung. Ihr Bestre­ben scheint es zu sein, die Posi­ti­on der Lai­en zu stär­ken, ande­rer­seits die Voll­mach­ten der sakra­men­ta­len Prie­ster zum Ver­kün­di­gen und Evan­ge­li­sie­ren, Hei­li­gen und Sakra­men­ten­spen­den sowie Lei­ten der Gemein­den abzu­bau­en und kleinzureden.

Nach die­sem dia­lek­ti­schen Pro­gramm ist offen­bar auch die Prie­ster­aus­bil­dung aus­ge­rich­tet, seit Bischof Bät­zing 2018 Dr. Chri­stof May als Regens des Lim­bur­ger Prie­ster­se­mi­nars ein­setz­te. Jeden­falls ist seit­her zu den spe­zi­fi­schen Auf­ga­ben des sakra­men­ta­len Prie­ster­tums nichts mehr zu hören. Dage­gen beton­te einer der Neu­ge­weih­ten im Herbst 2021: „Ich möch­te in mei­nem acht­sa­men Umgang mit Men­schen die tauf­prie­ster­li­che Beru­fung des Ein­zel­nen för­dern … ein Weg­be­glei­ter des pil­gern­den Got­tes­vol­kes sein mit Stär­kung des ehren­amt­li­chen Tauf­prie­ster­tums ….“ (Der Sonn­tag 7.11.2021).

… Wende zu einer lutherischen Laienkirche

Schon 2010 hat­te der Frank­fur­ter Stadt­de­kan Johan­nes zu Eltz den Ziel­punkt einer am Pro­te­stan­tis­mus ori­en­tier­ten Lai­en­kir­che aus­ge­ge­ben: „Die zen­tra­le Gestalt der Kir­che ist der Laie, der zum Gebrauch sei­ner Gaben gekom­men ist, nicht der geweih­te Prie­ster, der ihm dabei behilf­lich sein soll“ (FAZ 14.11.2010). Mit die­sem luthe­ri­schen Anspruch soll­te das Wei­he­prie­ster­tum voll­stän­dig demon­tiert wer­den, ja ein kirch­li­cher Umsturz ein­ge­lei­tet wer­den bezüg­lich der bis­he­ri­gen Kirchenlehre.

Bischof Bät­zing, der in sei­nem Bischofs­eid Treue zur kirch­li­chen Leh­re ver­spro­chen hat, dul­det die­se destruk­ti­ven Ten­den­zen zum Prie­ster­tum in sei­ner Diö­ze­se. Auch in der „Kir­chen­zei­tung“ des Bis­tums Lim­burg wird die anti­prie­ster­li­che Pro­pa­gan­da immer wie­der ver­brei­tet. Im „Sonn­tag“ vom 24.9.2023 dozier­te der Theo­lo­gie-Pro­fes­sor Lau­bach: „Die ersten Chri­stin­nen und Chri­sten fei­ern pri­vat in Häu­sern Got­tes­dienst. Essen zusam­men, hel­fen ein­an­der. Für ihre Art zu glau­ben, brau­chen sie kei­nen Prie­ster und kei­ne Kir­chen­ge­mein­de. Die Glau­ben­den orga­ni­sie­ren ihre Glau­bens­for­men selbst.“ Die­se Aus­sa­gen sind eine ziem­lich nai­ve Rück­pro­jek­ti­on der pro­fes­so­ra­len Wunsch­phan­ta­sien von einem prie­ster- und kir­chen­lo­sen Spon­tan­chri­sten­tum auf das frü­he Chri­sten­tum, zu der die Quel­len ganz ande­res sagen.

Wenn Bischof Bät­zing in sei­nem Bis­tum wei­ter­hin zulässt, dass lai­ka­le Pro­pa­gan­di­sten gegen die sakra­men­ta­le Kir­che und die prie­ster­li­che Eucha­ri­stie­fei­ern Stim­mung machen, dann wird die Kir­che in ihrem Iden­ti­täts­kern beschädigt.

Es ist die bischöf­li­che Pflicht des Hir­ten, die Orts­kir­che auf ihrer chri­sto­lo­gisch-sakra­men­ta­len Grund­la­ge zu erneu­ern. Dazu gehört unab­ding­bar, die Eucha­ri­stie­fei­er als „Quel­le und Höhe­punkt des gan­zen christ­li­chen Lebens“ (2. Vati­ca­num) her­vor­zu­he­ben – etwa durch ein Hir­ten­wort. Auch mit ande­ren glau­bens- und eucha­ri­stie­för­dern­den Initia­ti­ven soll­te die Kir­chen­bil­dung und ‑bin­dung der Gläu­bi­gen bestärkt wer­den. Die „dog­ma­ti­sche Kon­sti­tu­ti­on über die Kir­che (Lumen Gen­ti­um)“ hat dafür die grund­le­gen­den Wei­sun­gen gege­ben, in denen auch die Stel­lung von sakra­men­ta­len Prie­stern und tauf­prie­ster­li­chem Got­tes­volk geklärt wird:

„Der Amts­prie­ster voll­zieht in der Per­son Chri­sti das eucha­ri­sti­sche Opfer und bringt es im Namen des gan­zen Vol­kes Got­tes dar.
Die Gläu­bi­gen hin­ge­gen wir­ken kraft ihres könig­li­chen Prie­ster­tums an der eucha­ri­sti­schen Dar­brin­gung mit. Sie üben ihr Prie­ster­tum aus im Emp­fang der Sakra­men­te, im Gebet, in der Dank­sa­gung, im Zeug­nis eines hei­li­gen Lebens, durch Selbst­ver­leug­nung und täti­ge Lie­be“ (Lumen gen­ti­um Nr. 10).

Bild: Ben­ja­min Dahlhoff/​Wikicommons

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