Sünde ist immer noch keine Liebe!

Maria 1.0 zur römischen Erklärung Fiducia supplicans


Die Initiative Maria 1.0 erinnert in einer Klarstellung zum jüngsten römischen Dokument Fiducia supplicans, daß Sünde keine Liebe ist.
Die Initiative Maria 1.0 erinnert in einer Klarstellung zum jüngsten römischen Dokument Fiducia supplicans, daß Sünde keine Liebe ist.

Am heu­ti­gen 18.12.2023 hat das Dik­aste­ri­um für die Glau­bens­leh­re unter ihrem Prä­fek­ten Vic­tor Ema­nu­el Fernán­dez eine Stel­lung­nah­me zu Seg­nun­gen her­aus­ge­ge­ben. In den dazu schon erschie­ne­nen Pres­se­ar­ti­keln und Kom­men­ta­ren sowie ande­ren Ver­öf­fent­li­chun­gen wird dies schon als Erlaub­nis der Seg­nung von homo­se­xu­el­len und geschie­de­nen Paa­ren gefei­ert oder bedau­ert. Es ist ein theo­lo­gisch sehr ambi­va­len­tes und mehr­deu­ti­ges sowie unprä­zi­ses Doku­ment, das dazu noch von einem fast schon an Nai­vi­tät gren­zen­den Opti­mis­mus bezüg­lich der Anwen­dung und der Begleit­um­stän­de sowie der Umset­zung der selbst zu for­mu­lie­ren­den Rubri­ken strotzt. Das Doku­ment beant­wor­tet vie­le Fra­gen nicht, die sich ein Prie­ster zu stel­len hat, der eine sol­che Seg­nung mög­li­cher­wei­se zu voll­zie­hen hat. Theo­lo­gisch geht das Doku­ment dar­über hin­aus und nimmt für sich in Anspruch, das klas­si­sche Ver­ständ­nis von Seg­nun­gen zu erwei­tern und zu berei­chern. Es nimmt des­halb die Form der Erklä­rung an (Nr. 1). Das Doku­ment betont, dass Seg­nun­gen immer und über­all eine Mög­lich­keit bie­ten, Gott durch Chri­stus im Hei­li­gen Geist anzu­ru­fen und ihm zu danken.

Anzei­ge

Seg­nun­gen sind für vie­le Din­ge mög­lich und waren es auch schon immer, denn alles, was gut ist als Schöp­fung Got­tes, kann geseg­net wer­den, um dadurch Gesund­heit, Wohl­erge­hen oder ande­re Gna­den zu erbit­ten. „Aus die­sem Grund rich­ten sich Seg­nun­gen an Men­schen, Gegen­stän­de für Got­tes­dienst und Andacht, sakra­le Bil­der, Orte des täg­li­chen Lebens, der Arbeit und des Lei­dens, die Früch­te der Erde und der mensch­li­chen Arbeit sowie an alle geschaf­fe­nen Wirk­lich­kei­ten, die auf den Schöp­fer ver­wei­sen und ihn mit ihrer Schön­heit loben und prei­sen.“ (Nr. 8) Dar­um sind Seg­nun­gen für alles Gute, alles, was Gott geschaf­fen hat, immer mög­lich und dür­fen grund­sätz­lich nicht ver­bo­ten wer­den, was für Sün­den und sün­di­ge Ein­stel­lun­gen unmög­lich ist, da sie gegen Gott ste­hen. Man muss sich an die Geset­ze Got­tes hal­ten wol­len, so wie die Kir­che sie lehrt, auch wenn der Mensch immer wie­der der Umkehr bedarf: „Wer um den Segen bit­tet, zeigt, dass er der heil­brin­gen­den Gegen­wart Got­tes in sei­ner Geschich­te bedarf, und wer die Kir­che um den Segen bit­tet, erkennt die Kir­che als ein Sakra­ment jenes Heils, das Gott dar­bie­tet.“ (Nr. 20)

Seg­nun­gen kön­nen aber nur dann gespen­det wer­den, wenn der Emp­fän­ger der Mate­rie dazu dis­po­niert ist, das heißt das, was zu seg­nen ist an ihm, dafür bereit ist, den Segen auf­zu­neh­men, was homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen und Akte grund­sätz­lich nicht sind, da sie inhä­rent sün­dig sind und einen schwe­ren Ver­stoß gegen das Natur­recht dar­stel­len: „…wenn bestimm­te mensch­li­che Bezie­hun­gen durch einen beson­de­ren lit­ur­gi­schen Ritus geseg­net wer­den, das, was geseg­net wird, den in die Schöp­fung ein­ge­schrie­be­nen und von Chri­stus, dem Herrn, voll­stän­dig geof­fen­bar­ten Plä­nen Got­tes ent­spre­chen muss. Da die Kir­che seit jeher nur sol­che sexu­el­len Bezie­hun­gen als sitt­lich erlaubt ansieht, die inner­halb der Ehe gelebt wer­den, ist sie nicht befugt, ihren lit­ur­gi­schen Segen zu ertei­len, wenn die­ser in irgend­ei­ner Wei­se einer Ver­bin­dung, die sich als Ehe oder außer­ehe­li­che sexu­el­le Pra­xis aus­gibt, eine Form der sitt­li­chen Legi­ti­mi­tät ver­lei­hen könn­te.“ (Nr. 11) Es ist also nach wie vor unmög­lich, eine homo­se­xu­el­le oder pseu­do­ro­man­ti­sche Bezie­hung oder eine Bezie­hung im Ehe­bruch zu seg­nen. Seg­nun­gen rich­ten sich an Men­schen oder Gegen­stän­de oder Akte von geschaf­fe­nen Din­gen, die dadurch auf Gott ver­wie­sen wer­den. Die hier vom Glau­bens­dik­aste­ri­um vor­ge­schla­ge­nen Seg­nun­gen sind invo­ka­ti­ver Art, das heißt, dass sie zeit­li­chen Segen, Schutz, Gedei­hen und aktu­el­le Gna­den erwecken sol­len. Dadurch sind sie auch abhän­gig sowohl von der from­men Gesin­nung des Spen­ders als auch des Emp­fän­gers und das zu Seg­nen­de muss fähig sein geseg­net zu wer­den, also begna­det zu wer­den, gedei­hen zu kön­nen, was inhä­rent schlech­te Akte nicht kön­nen, da jede sün­di­ge Hand­lung einen Ver­lust an Got­tes hei­lig­ma­chen­der Gna­de bedeu­tet. Auch der Emp­fan­gen­de muss fromm dis­po­niert sein, das heißt ein from­mes mora­lisch gutes Bemü­hen ist die Bedin­gung für eine Wir­kung des Segens, was bei dem in sich schlech­ten Objekt des Segens, der schlech­ten Hand­lung, unmög­lich ist. All dies wird vom Glau­bens­dik­aste­ri­um in die­sem Schrei­ben unter­stützt und klar der Unter­schied zum Sakra­ment der Ehe und den damit ver­bun­de­nen Seg­nun­gen betont.

Die Art des Segens, die das Glau­bens­dik­aste­ri­um nun zuge­las­sen hat, stellt ein Novum in der Kir­chen­ge­schich­te dar. Mit der Begrün­dung, dass es in der pasto­ra­len Pra­xis angeb­lich nötig sei, außer­lit­ur­gisch und außer­halb rubri­ka­ler Regeln zu seg­nen, führt es die Mög­lich­keit der Seg­nung von irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen ein. Es gibt dafür aber noch kei­ne offi­zi­el­len Vor­ga­ben, die den lit­ur­gi­schen Regeln der Kir­che ent­spre­chen wür­den. Es muss die Form klar bestimmt wer­den, das heißt die Segens­for­mel, die aus­drücken muss, was der Segen bewir­ken soll, sowie die Mate­rie, die mei­stens in Kreuz­zei­chen oder Hand­auf­le­gung besteht und auch noch unbe­stimmt ist. Auch die Dis­po­si­ti­on des Emp­fän­gers, der in die­ser Situa­ti­on für das prä­zi­se erklär­te Objekt an ihm den Segen erbit­tet, ist noch nicht vor­ge­ge­ben. All dies erscheint im römi­schen Doku­ment völ­lig unbe­stimmt und schwam­mig for­mu­liert, was dem Miss­brauch Tür und Tor öff­net und als Legi­ti­ma­ti­on für das Seg­nen der Sün­de oder sün­di­gen Hand­lung miss­deu­tet wer­den kann. Es gibt nur die immer wie­der geäu­ßer­te For­de­rung, kei­ne Ver­wir­rung oder kei­nen Skan­dal zu ver­ur­sa­chen. Die­se lit­ur­gi­sche Form­lo­sig­keit stellt eine Art der Ent­recht­li­chung und Libe­ra­li­sie­rung der Seg­nun­gen dar, die dazu füh­ren kann, dass die oben genann­ten Bedin­gun­gen für Seg­nun­gen nicht beach­tet wer­den und damit der Segen letzt­end­lich wir­kungs­los wird. Das Glau­bens­dik­aste­ri­um ord­net die­se Seg­nun­gen des­halb in der Kate­go­rie der Volks­fröm­mig­keit ein. Die Fra­ge der Wir­kun­gen sol­cher Seg­nun­gen wird dar­um auch nur noch im volks­from­men Sinn erklärt, es wer­den posi­ti­ve Emo­tio­nen genannt oder die Anre­gung reli­giö­ser Erfah­run­gen, aber es wird kaum noch gespro­chen von den ver­mit­tel­ten habi­tu­el­len und zeit­li­chen Gna­den oder Abläs­sen, die Sakra­men­ta­li­en und Seg­nun­gen ver­mit­teln kön­nen. Dies ist eine spür­ba­re Distan­zie­rung von kla­ren dog­ma­ti­schen und rubri­ka­len Fest­le­gun­gen, die vie­le Lit­ur­gie­bü­cher prä­gen. Die Seg­nun­gen wer­den dadurch zu rei­nen Frömmigkeitsübungen.

In Nr. 31 stellt das Doku­ment die Moti­va­ti­on und die Wir­kung der Seg­nung vor und betont, dass es um die Anru­fung Got­tes und das Anver­trau­en Got­tes in einer irre­gu­lä­ren Situa­ti­on geht, damit ein bes­se­res Ver­ständ­nis für den lie­be­vol­len Plan Got­tes im Emp­fän­ger auf­kommt. Es soll vor allem das geseg­net wer­den, was wahr und gut an der Bezie­hung ist und auf Gott und sei­nen Plan hin­weist. Dies ist zunächst nicht zu bean­stan­den. „Die Kir­che muss sich im Übri­gen davor hüten, ihre pasto­ra­le Pra­xis auf die Festig­keit ‚ver­meint­li­cher dok­tri­nel­ler oder dis­zi­pli­na­ri­scher Sicher­heit zu stüt­zen, vor allem, wenn das ‚Anlass gibt zu einem nar­ziss­ti­schen und auto­ri­tä­ren Eli­te­be­wusst­sein, wo man, anstatt die ande­ren zu evan­ge­li­sie­ren, die ande­ren ana­ly­siert und bewer­tet, und anstatt den Zugang zur Gna­de zu erleich­tern, die Ener­gien im Kon­trol­lie­ren ver­braucht.“ (Nr. 25) Dies ist in einem sehr kri­ti­schen Licht zu sehen, da dog­ma­ti­sche und rubri­ka­le Bedin­gun­gen dazu da sind sicher­zu­stel­len, dass im Namen der Kir­che die Gna­de ver­mit­telt wer­den kann. Die Regeln haben den Sinn, den Zugang zu erleich­tern. Fröm­mig­keits­übun­gen sind immer zu emp­feh­len für jeden Katho­li­ken, aller­dings sind Seg­nun­gen durch die Kir­che mit der ihr vor­be­hal­te­nen Voll­macht ein viel bes­se­rer Zugang zu Gott. Dar­um ist klar zu beto­nen, dass die­se gute Moti­va­ti­on und der Vor­satz, als guter Christ zu leben, zu seg­nen ist, und in kei­ner Wei­se irgend­ein sün­di­ger Zustand. Wenn ein Paar geseg­net wer­den will, soll also das Gute geseg­net wer­den, ins­be­son­de­re die Bit­te um die Gna­de der Bekeh­rung ist hier­bei unerlässlich.

Die­ses Doku­ment lässt die Fra­ge auf­kom­men, ob es nicht Teil der Appease­ment­po­li­tik Roms gegen­über libe­ra­len Diö­ze­sen und Ver­bän­den, wie dem syn­oda­len Aus­schuss, dar­stellt, ohne tra­gen­de Säu­len der katho­li­schen Moral­theo­lo­gie anzu­krat­zen. Seg­nun­gen wer­den ein­ge­führt, die völ­lig unbe­stimmt und frei sind und damit für alles und in Zukunft in jeder mora­li­schen Situa­ti­on ver­wen­det wer­den kön­nen. Die Gefahr des Miss­brauchs die­ses Doku­ments, um die sün­di­ge Bezie­hung homo­se­xu­el­ler und geschie­de­ner Paa­re in irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen seg­nen zu kön­nen, ist in jedem Fall gege­ben. Auch die unbe­stimm­te, außer­lit­ur­gi­sche Form, die dies anneh­men soll, birgt in sich Gefah­ren, indem die Fei­ern in der Form von Trau­un­gen gestal­tet wer­den, wie es in eini­gen bel­gi­schen Diö­ze­sen schon Pra­xis ist. Das Doku­ment und sein Opti­mis­mus kön­nen im rich­ti­gen Kon­text mög­li­cher­wei­se als Ein­füh­rung eines wei­te­ren Schat­zes der Volks­fröm­mig­keit gewer­tet wer­den, der Men­schen hel­fen soll, aus sün­di­gen, ver­zwei­fel­ten Situa­tio­nen her­aus­zu­kom­men und durch Beich­te und Buße mit Gott wie­der ver­eint zu wer­den. Die Unbe­stimmt­heit und text­li­che, gestal­te­ri­sche und situa­ti­ve Offen­heit machen die­se Lese­art immer­hin mög­lich. Lei­der gibt es kaum einen Grund, dass die Öffent­lich­keit und das Volk Got­tes die­sen über­la­de­nen, ver­schach­tel­ten und defi­ni­tiv irre­füh­ren­den Text in der Kon­ti­nui­tät der Lehr­tra­di­ti­on liest. Bei vie­len ent­steht der Ein­druck, dass die Kir­che homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen und ande­re irre­gu­lä­re Situa­tio­nen nicht mehr für unmo­ra­lisch hal­te und nun seg­ne. Das wäre die schlecht­mög­lich­ste Lese­art. Hier wären deut­li­che Ant­wor­ten auf die Dubia nötig gewe­sen, um nicht für noch mehr Ver­wir­rung zu sor­gen, als ohne­hin herrscht. Es ist vor­aus­zu­se­hen, dass es wei­te­re Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen brau­chen wür­de, um den mora­lisch rich­ti­gen und pasto­ral för­der­li­chen Weg des vor­lie­gen­den Doku­men­tes zu beschrei­ten und den Miss­brauch, der Men­schen in ihrer Sün­de von Gott getrennt ver­wei­len lässt, zu ver­mei­den. Lei­der kün­digt der Text selbst schon an, dass Ant­wor­ten auf wei­te­re Fra­gen über die kon­kre­te Umset­zung nicht zu erwar­ten sind. Hof­fen wir das Beste und blei­ben wir im Gebet verbunden.

Für Maria 1.0
Cla­ra Steinbrecher

Maria 1.0 ist eine Initia­ti­ve von Katho­li­ken, beson­ders von jun­gen Frau­en, die den einen uni­ver­sel­len Glau­ben der Kir­che in ver­schie­de­nen Spi­ri­tua­li­tä­ten leben. Die Initia­ti­ve ver­steht sich als Sprach­rohr all jener Katho­li­ken, die die Schön­heit und Wahr­heit des katho­li­schen Glau­bens beken­nen, wie ihn das Lehr­amt der Kir­che for­mu­liert, und möch­te die­sen Glau­ben medi­al bekannt machen.

Bild: MiL

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1 Kommentar

  1. Fran­zis­kus Franziskus 

    Ich habe geschwo­ren „nie will ich von mei­ner Kir­che wei­chen“ auch du und dei­ne Sata­ni­sten brin­gen mich nicht von Jesus mei­nem Herrn weg 

    Ich blei­be wie ich bin und hof­fe auf die ver­zei­hen­de Güte des ewi­gen all­mäch­ti­gen Herrn

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