„Das Ende der Kirche, wie wir sie kennen“

Austen Ivereigh, der päpstliche Schattensprecher, erklärt die Synodalitätssynode


Austen Ivereigh mit Papst Franziskus. Der Schattensprecher von Franziskus erklärt die Synodalitätssynode.
Austen Ivereigh mit Papst Franziskus. Der Schattensprecher von Franziskus erklärt die Synodalitätssynode.

Der bri­ti­sche Jour­na­list Austen Ive­reigh gehört zum „magi­schen Zir­kel“ um Papst Fran­zis­kus. Die­ser ernann­te Ive­reigh zu man­chen The­men zu sei­nem Schat­ten­spre­cher und in die­sem Jahr gleich auch zum „theo­lo­gi­schen Exper­ten“ für die Syn­oda­li­täts­syn­ode. In die­ser Dop­pel­funk­ti­on trat der Bri­te auch in einem gestern ver­öf­fent­lich­ten Inter­view mit der vene­zo­la­ni­schen Tages­zei­tung El Nacio­nal auf. Der Zweck der Bischofs­syn­oden, die Papst Fran­zis­kus ein­be­ru­fe, bestehe dar­in, so Ive­reigh, „zu ler­nen, syn­odal zu sein“. Auf die Fra­ge, wie die Syn­ode orga­ni­siert sei, erklär­te Ive­reigh, daß „eine neue Metho­de“ ange­wandt wer­de, „näm­lich das Gespräch im Gei­ste“. Ergän­zun­gen zum bes­se­ren Ver­ständ­nis sind als Ein­schü­be gekennzeichnet.

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Wer ist Austen Ive­reigh? Der Berg­o­glia­ner ent­hüll­te 2014 in sei­ner Bio­gra­phie über Papst Fran­zis­kus, daß beim Kon­kla­ve im Jahr zuvor eine Art Exe­ku­tiv­ko­mi­tee des Geheim­zir­kels von Sankt Gal­len, das er Team Berg­o­glio nann­te, die Wahl von Kar­di­nal Jor­ge Mario Berg­o­glio vor­be­rei­tet und orga­ni­siert hat­te. Einer der vier Kar­di­nä­le die­ses Teams, God­fried Dan­neels, koket­tier­te 2015 mit dem Begriff Mafia, um den Geheim­zir­kel von Sankt Gal­len zu beschrei­ben, der in den 90er Jah­ren vom Jesui­ten­kar­di­nal Car­lo Maria Mar­ti­ni gegrün­det wor­den war, um das Pon­ti­fi­kat von Johan­nes Paul II. mit sei­nem Glau­bens­prä­fek­ten Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger zu behin­dern und zu boy­kot­tie­ren. Bezeich­nend für Ive­reighs Gedan­ken­welt war sein Jubel, als Fran­zis­kus 2016 die von Johan­nes Paul II. ins Leben geru­fe­ne Päpst­li­che Aka­de­mie für das Leben zer­trüm­mer­te. Ive­reigh schrieb damals auf Twit­ter:

„Good News. Good news. Päpst­li­che Aka­de­mie für das Leben von Fana­ti­kern & Fun­da­men­ta­li­sten gesäubert.“

Sei­ne Abnei­gung gegen Bene­dikt XVI. brach­te er 2019 zum Aus­druck, als er öffent­lich for­der­te:

„Wir müs­sen das Umfeld von Bene­dikt XVI. unter Kon­trol­le bringen.“

Die Synodalitätssynode und ihre Bedeutung

Um die Neue­run­gen zu beto­nen, greift Ive­reigh zu einem Kunst­griff und kon­stru­iert einen Gegen­satz zu „frü­her“, denn, so der Bri­te, auch die Art zu sit­zen habe sich geän­dert. Frü­her sei man wie „im Gerichts­saal“ geses­sen, nun sit­ze man „an Tischen“. Das erleich­te­re das Gespräch und „das Ler­nen“, denn die Kir­che müs­se „allen zuhö­ren“, Gläu­bi­gen wie Ungläubigen.

Die Kir­che sei, so Ive­reigh, „reif genug, eine ande­re Lebens­wei­se zu erler­nen, die nicht kle­ri­kal ist. Aber wir sind noch nicht am Ziel. Wir ler­nen und das ist das Ziel die­ses Prozesses.“

Des­halb:

„Wir tref­fen uns nicht in Rom, um über Syn­oda­li­tät zu dis­ku­tie­ren, wir tref­fen uns in Rom, um sie zu erle­ben, zu leben, zu ler­nen. In die­sem Sinn war es wie ein ‚Syn­oda­li­täts-Trai­nings­la­ger‘, eine Art Bootcamp.“

Und gleich noch ein Seitenhieb:

„Kon­ser­va­ti­ve befürch­ten, daß sich die Dok­trin ändern wird, Pro­gres­si­ve befürch­ten, daß sich nichts ändern wird. Kei­ner von ihnen ver­steht, was die Syn­ode ist. Da es sich bei der Syn­ode nicht um eine Ver­samm­lung zur Erör­te­rung oder Debat­te von Leh­ren han­delt, debat­tie­ren wir nicht über Leh­ren. Dar­um ging es nie. Es ging dar­um, wie die­se Kir­che jetzt syn­oda­ler wer­den kann.“

Um aller­dings gleich nachzulegen:

„Das bedeu­tet natür­lich nicht, daß Lehr­fra­gen nicht ange­spro­chen wer­den. Aber im all­ge­mei­nen hal­te ich es für rich­tig, zu sagen, daß alles, was bespro­chen wur­de, im Instru­men­tum labo­ris der Syn­ode ent­hal­ten war, das wie­der­um das Ergeb­nis einer diö­ze­sa­nen, natio­na­len und kon­ti­nen­ta­len Pha­se war.“

Den­noch beharrt Ivereigh:

„Daher ist die Vor­stel­lung, daß die Syn­ode irgend­wie zusam­men­ge­kom­men sei, um Lehr­fra­gen zu klä­ren, ein­fach falsch.“

Es gäbe „vie­le Äng­ste vor der Syn­ode“, vor allem „von kon­ser­va­ti­ver Sei­te“, doch Ive­reigh bemüht sich um Ent­war­nung, denn „ich den­ke, wenn jemand, der dort war, gefragt wür­de, wür­de er sagen, daß es eine wun­der­schö­ne Erfah­rung der Gemein­schaft und eine Erfah­rung des Hei­li­gen Gei­stes war“.

Das Inter­view von Jor­di Pica­zo mit Austen Ive­reigh wur­de gestern von El Nacio­nal in Vene­zue­la veröffentlicht

Ob eine sol­che Dar­stel­lung die Beden­ken zer­streu­en kann, erscheint frag­lich und Ive­reigh scheint sich des­sen bewußt zu sein, wes­halb er einen wei­te­ren dia­lek­ti­schen Gegen­satz kon­stru­iert: Die „Erfah­rung des Hei­li­ges Gei­stes“ sei schließ­lich „wirk­lich nichts, wovor man Angst haben muß“. Wer Beden­ken zei­ge, habe also laut Ive­reigh „Angst“ vor dem Hei­li­gen Geist. Es brau­che aber „viel­mehr die Erkennt­nis, daß die Kir­che so sein soll­te“, wie die Syn­oda­li­täts­syn­ode bzw. der „syn­oda­le Pro­zeß“ ist, denn so Ive­reighs Beweisführung:

„Es fühlt sich an, als wäre das sehr katholisch.“

Es fühlt sich an? Hin­ter der Syn­oda­li­täts­syn­ode ste­he eine „Visi­on“, die „Visi­on einer neu­en Kir­che“. Ive­reigh bestä­tig­te, wenn auch aus­wei­chend, die Ankün­di­gung von Kar­di­nal Jean-Clau­de Hol­le­rich SJ, Gene­ral­re­la­tor der Syn­oda­li­täts­syn­ode, der gesagt hatte:

„Von jetzt an wird alles anders sein.“

Papst Fran­zis­kus habe, so Ive­reigh dazu, am Beginn des „syn­oda­len Pro­zes­ses“ im Okto­ber 2021 Yves Con­gar OP zitiert, der gesagt hat­te: „Wir wol­len kei­ne neue Kir­che. Wir wol­len eine Kir­che, die neu ist“. Das bedeu­te, so der bri­ti­sche Jour­na­list, daß es „die­sel­be Kir­che“ ist, „aber wir brau­chen eine neue Art, Din­ge zu tun. Ohne genau gele­sen zu haben, was Kar­di­nal Hol­le­rich gesagt hat, weiß ich nach dem Gespräch mit ihm, was er dar­über denkt. Und ich den­ke, er ist über­zeugt – und ich den­ke, er hat recht –, daß die Kir­che einen Weg fin­den muß, unse­rer Zeit ange­mes­sen zu sein.“

Ive­reigh erklärt zwar, ver­stan­den zu haben, wie Kar­di­nal Hol­le­rich sei­ne sub­ver­si­ve Aus­sa­ge gemeint habe, teilt sei­ne Erkennt­nis aber nicht mit der Öffent­lich­keit. Damit nicht genug:

„Wenn ich von ‚ange­mes­sen für unse­re Zeit‘ spre­che, sind wir uns alle dar­über im kla­ren, daß wir in eine neue Ära in der Kir­che eintreten.“

Der Para­dig­men­wech­sel wird also unent­wegt bemüht, wie es auch Papst Fran­zis­kus tut. Das bedeu­tet, daß jemand sehr genaue Vor­stel­lun­gen davon hat, wor­in die­ser Para­dig­men­wech­sel zu bestehen hät­te, doch gegen­über der Öffent­lich­keit wird bevor­zugt abge­wie­gelt und beru­higt, wie es Ive­reigh mit der Hol­le­rich-Aus­sa­ge tut, indem er wei­ter aus­führt: Das „alte Modell mit einem Prie­ster in jeder Gemein­de“ wer­de ver­schwin­den, „wenn es nicht bereits ver­schwun­den ist“ wegen des wach­sen­den Prie­ster­man­gels. Die Lai­en sei­en daher gefordert.

„Und ich den­ke, das ist es, was Kar­di­nal Hol­le­rich mit einer neu­en Art, Din­ge zu tun, meint.“

Das wur­de von Kar­di­nal Hol­le­rich aber so nicht gesagt, wes­halb Zwei­fel zu die­ser abwie­geln­den Inter­pre­ta­ti­on ange­bracht sind.

Zudem bekräf­tigt Ive­reigh auf die Fra­ge des Jour­na­li­sten, daß es einen „Para­dig­men­wech­sel“, einen „Epo­chen­wech­sel“, einen „Ärawech­sel“ brau­che. Die­se For­de­rung gehe auf Jor­ge Mario Berg­o­glio bei der Kon­fe­renz des Latein­ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­ra­tes (CELAM) in Apa­re­ci­da 2007 zurück. Fran­zis­kus sei zwar nicht mehr ganz der glei­che wie in Apa­re­ci­da, „aber ja, er sagt es, ja. Und er hat recht“.

„Es ist offen­sicht­lich, daß wir einen gro­ßen Zei­ten­wech­sel erle­ben, nicht nur in der Kir­che, son­dern auch in der Welt.“

Ive­reigh führ­te die­sen Gedan­ken mit einem unge­wöhn­li­chen Rück­griff auf die Geo­po­li­tik aus:

„Auf der Syn­ode wur­de mir unter ande­rem klar, daß wir in einer neu­en Ära leben, weil wir uns jetzt in einer mul­ti­po­la­ren Kir­che befinden.“

Die Methode des Gesprächs im Heiligen Geist

Schließ­lich ent­hüll­te Ive­reigh, daß bei der Syn­oda­li­täts­syn­ode nicht nur grup­pen­dy­na­mi­sche Lern­spie­le statt­fin­den, son­dern sehr wohl Neue­run­gen dis­ku­tiert wur­den. Der Bri­te gibt nicht viel preis, aber zum Bei­spiel, daß der Vor­schlag auf dem Tisch liegt, das Amt des Lek­tors „zu erwei­tern“ und auf die Pre­digt aus­zu­wei­ten. Damit könn­ten Lai­en und vor allem Frau­en pre­di­gen, also all jene, die sich schon seit Jahr­zehn­ten für bes­se­re Pre­di­ger hal­ten, als es die Prie­ster sind.

Zudem gibt es den Vor­schlag, so Ive­reigh, „die Metho­de des Gesprächs im Hei­li­gen Geist auf allen Ebe­nen der Kir­che umfas­sen­der anzu­wen­den. (…) Pfarr­ge­mein­de­rä­te, Kir­chen­ge­mein­den könn­ten Hör­übun­gen mit der Metho­de des geist­li­chen Gesprächs durch­füh­ren“. Die­se und ande­re Maß­nah­men wur­den „als Expe­ri­men­tum vorgeschlagen“.

Die Metho­de „des Gesprächs im Hei­li­gen Geist“, so Ive­reigh, sei eine Metho­de der Jesui­ten, „eine igna­tia­ni­sche Tra­di­ti­on“, die es „in ver­schie­de­nen For­men“ gebe. Sie habe sich jedoch in der Syn­ode „als beste Metho­de erwie­sen“. Die Syn­oda­li­täts­syn­ode ver­wen­de „das Gespräch im Geist als Haupt­me­tho­de“. Die Jesui­ten nen­nen die­se Metho­de „geist­li­ches Gespräch“, „jetzt nennt die Syn­ode es ‚Gespräch im Geist‘. Es gibt fast kei­nen Unterschied.“

Die Metho­de bestehe dar­in, „kei­ne Dis­kus­si­on“, „kei­nen Mei­nungs­aus­tausch“ zu prak­ti­zie­ren, son­dern „die Reso­nan­zen“ wahr­zu­neh­men, „das Gefühl dafür, wo der Geist ist“. Am Ende wer­de von einem Mode­ra­tor „ein Kon­sens“ fest­ge­stellt. Die­ser sei gege­ben, wenn „ein Grup­pen­kon­sens ent­steht – nicht Ein­stim­mig­keit, son­dern ein Kon­sens –,“ dann „for­dert der Mode­ra­tor die Grup­pe auf, zu sagen: ‚Ja, dar­in sind wir uns einig‘“.

Es wird bei die­ser Metho­de, so Ive­reigh, a prio­ri vor­aus­ge­setzt, daß jeder, auch wenn er eine ande­re Mei­nung ver­tritt, „im gutem Glau­ben spricht“. Es sei eine Metho­de zur Unter­schei­dung der Gei­ster, denn es gebe „ver­schie­de­ne Gei­ster, den Hei­li­gen Geist und den bösen Geist…“

Die Hand auf dem Weihesakrament

Das Frau­en­prie­ster­tum sei kein The­ma der Syn­oda­li­täts­syn­ode gewe­sen, so Ive­reigh, denn Johan­nes Paul II. habe es aus­drück­lich aus­ge­schlos­sen „und Fran­zis­kus hat die­se Linie fortgesetzt“.

„Die Wei­he zum Dia­ko­nat ist jedoch eine ande­re Fra­ge, da wir wis­sen, daß es in der frü­hen Kir­che Dia­ko­nis­sen gab.“

Da ist sie also wie­der, die unend­li­che Geschich­te des Frau­en­dia­ko­nats. Ive­reigh erin­nert dar­an, daß von Fran­zis­kus dazu zwei Kom­mis­sio­nen ein­ge­setzt wur­den, um zu klä­ren, was die­se Dia­ko­nis­sen histo­risch waren.

  • Das ver­langt eine kur­ze Ergän­zung: Fran­zis­kus ernann­te die­se Kom­mis­sio­nen, obwohl die Fra­ge bereits Jah­re zuvor unter Papst Johan­nes Paul II. und Glau­bens­prä­fekt Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger nach fünf­jäh­ri­ger Arbeit 2003 geklärt wor­den war. Der Dog­ma­ti­ker Man­fred Hau­ke faß­te 2011 den aktu­el­len For­schungs­stand im Auf­satz „Dia­ko­nis­sen waren kei­ne Dia­ko­nin­nen“ zusam­men.
    Als die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz 2013 den­noch die For­de­rung nach dem Frau­en­dia­ko­nat erhob, reagier­te der dama­li­ge Prä­fekt der römi­schen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler mit der Klarstellung:

„Für Dia­ko­nin­nen gibt es kei­ne Grund­la­ge und für Dia­ko­nis­sen kei­nen Bedarf.“

Den­noch setz­te Fran­zis­kus 2016 eine neue Kom­mis­si­on ein, um „die Fra­ge zu klä­ren“, ver­öf­fent­lich­te deren Ergeb­nis­se aber nicht. Statt­des­sen ernann­te er 2020 eine wei­te­re Kom­mis­si­on mit dem­sel­ben Auf­trag. Auch deren Schluß­be­richt blieb unver­öf­fent­licht. Fran­zis­kus setz­te sich damit gleich dop­pelt dem Ver­dacht aus, so lan­ge Kom­mis­sio­nen ein­set­zen zu wol­len, bis das Ergeb­nis­se „paßt“.

Die Syn­oda­li­täts­syn­ode for­der­te Fran­zis­kus nun auf, so Ive­reigh, die Berich­te sei­ner bei­den Kom­mis­sio­nen zu ver­öf­fent­li­chen und „die Zulas­sung von Frau­en zum Dia­ko­nat zu prüfen“.

Also noch eine Kom­mis­si­on? Wie oft soll die Fra­ge eigent­lich noch geprüft wer­den? Oder meint die Auf­for­de­rung „zu prü­fen“ in Wirk­lich­keit, daß Fran­zis­kus end­lich Frau­en zum Dia­ko­nat zulas­sen soll?

  • Wie­der­um zur Ergän­zung: Das Wei­he­sa­kra­ment ist drei­glied­rig (Dia­kon – Prie­ster – Bischof), aber in sich eins. Es ent­spricht daher der Tra­di­ti­on, daß es nicht ent­kop­pelt wer­den kann. Ent­we­der man hat Anteil am Wei­he­sa­kra­ment oder nicht. Die Vor­aus­set­zun­gen dafür müs­sen für jedes Glied glei­cher­ma­ßen gege­ben sein. Da Johan­nes Paul II. mit Ex-Cathe­dra-Anspruch 1994 fest­stell­te, daß Frau­en nicht Prie­ste­rin­nen (und Bischö­fin­nen) sein kön­nen, ist auch der Aus­schluß vom Dia­ko­nat impli­ziert. Es ist daher aus­ge­schlos­sen, daß Frau­en zum Dia­ko­nat zuge­las­sen wer­den kön­nen, denn dann hät­ten sie auch Anteil an Prie­ster­tum und Epi­sko­pat. Kri­ti­ker sehen in den Ver­su­chen, Frau­en den Zugang zum Dia­ko­nat zu ver­schaf­fen, eine Sala­mi­tak­tik am Werk, um anschlie­ßend ihren Anteil am Wei­he­sa­kra­ment auch als Prie­ste­rin­nen und Bischö­fin­nen zu rekla­mie­ren. In der Tat ist bekannt, daß die kirch­li­chen 68er nie auf Dia­ko­nin­nen, son­dern auf Prie­ste­rin­nen und Bischö­fin­nen abziel­ten. Das Inter­es­se am Dia­ko­nat kam erst 1994 auf Vor­schlag von Kar­di­nal Car­lo Maria Mar­ti­ni SJ auf, nach­dem Johan­nes Paul II. Prie­ste­rin­nen aus­ge­schlos­sen hatte.

Ive­reigh bemüht sich vie­le Nebel­ker­zen zu zün­den und zeigt am prak­ti­schen Bei­spiel des Frau­en­dia­ko­nats, wie die „Haupt­me­tho­de“ der Syn­oda­li­täts­syn­ode funktioniert:

„Eini­ge Leu­te sind strikt dage­gen, ande­re sind dafür, daher besteht kein Kon­sens, aber es besteht Kon­sens dar­über, daß es ana­ly­siert wer­den sollte.“

Damit wäre man wie­der bei den Kom­mis­sio­nen, bis das Ergeb­nis „paßt“. Das Ergeb­nis ließ Ive­reigh bereits wissen:

„Zwei­tens wird auch dar­um gebe­ten, die Ein­glie­de­rung von Frau­en in das Dia­ko­nat zu prüfen.“

Entklerikalisierung des Diakonats?

Zugleich, so Ive­reigh, sei auf der Syn­oda­li­täts­syn­ode der Vor­schlag vor­ge­bracht wor­den, „das stän­di­ge Dia­ko­nat als Gan­zes wie­der­her­zu­stel­len“. Was ist damit gemeint? 

  • Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil stell­te das Dia­ko­nat als eigen­stän­di­ge Wei­he­stu­fe wie­der her und ermög­licht seit­her auch ver­hei­ra­te­ten Män­nern den Zugang zur Dia­ko­nats­wei­he. Ab dem Moment der Wei­he gilt auch für sie der Zöli­bat, sie dür­fen also, falls noch unver­hei­ra­tet oder bei Todes­fall der Ehe­frau, nicht mehr heiraten.

Aller­dings wur­de auf der Syn­ode kri­ti­siert, so Ive­reigh, daß das Dia­ko­nat „zu kle­ri­kal und zu stark mit der lit­ur­gi­schen Funk­ti­on ver­bun­den ist“.

„Daher wur­de vor­ge­schla­gen, die Mög­lich­keit der Abschaf­fung des Über­gangs­dia­ko­nats als Teil des Weges zum Prie­ster­tum zu prü­fen. Wenn das gesche­hen wür­de, wür­de es zur Ent­kle­ri­ka­li­sie­rung des Dia­ko­nats beitragen?“

Frau­en wür­den die Aner­ken­nung der „Füh­rung und des Dien­stes von Frau­en“ for­dern, wäh­rend es umge­kehrt die Befürch­tung gebe, „daß Frau­en kle­ri­ka­li­siert werden“.

Hier zeigt sich, ohne daß Ive­reigh es erkennt, in wel­che Sack­gas­sen es füh­ren kann, wenn dem Zeit­geist hin­ter­her­ge­hech­tet wird. Die Ein­füh­rung des Stän­di­gen Dia­ko­nats wur­de nach dem Zwei­ten Vati­ca­num als gro­ße Errun­gen­schaft gefei­ert, eben als „Wie­der­her­stel­lung“, die es nun aber angeb­lich doch nicht war, wenn es jetzt erst „als Gan­zes wie­der­her­ge­stellt“ wer­den muß. 

  • Ver­ständ­li­cher aus­ge­drückt: Die Erfin­dung des Stän­di­gen Dia­ko­nats durch das Kon­zil war eben weni­ger eine Erleuch­tung im Hei­li­gen Geist, son­dern vor allem ein kir­chen­po­li­ti­sches Manö­ver. Je nach Per­spek­ti­ve war es ein erster Schritt zur Zöli­bats­auf­he­bung und der Zulas­sung ver­hei­ra­te­ter Prie­ster bzw. der Ver­such, durch ein nie­der­schwel­li­ges Ent­ge­gen­kom­men von die­ser For­de­rung abzu­len­ken. Durch die Wahl von Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. kam es dann anders, wes­halb die empör­ten Moder­ni­sten das Ende der „restau­ra­ti­ven Pha­se“ her­bei­sehn­ten und durch die Mafia von Sankt Gal­len und das Team Berg­o­glio 2013 in die Tat umsetz­ten.
    Waren es damals Prie­ster, die hei­ra­ten woll­ten, sind es nun femi­ni­sti­sche Theo­lo­gin­nen, die nach dem Frau­en­prie­ster­tum rufen. Ive­reigh über­geht deren Anteil an der Tat­sa­che, war­um die Kir­che es in den ver­gan­ge­nen 25 Jah­ren schon auf drei Dia­ko­nin­nen-Kom­mis­sio­nen gebracht hat.

Am Ende des Inter­views beton­te Ive­reigh, daß es dar­um gehe, „den Hei­li­gen Geist nicht ein­zu­schrän­ken“. Damit wie­der­hol­te er, was Fran­zis­kus ger­ne betont, um damit höch­ste Legi­ti­ma­ti­on zu bean­spru­chen. Es geht um die Unter­stel­lung, daß jene in der Kir­che, die an der unun­ter­bro­che­nen Über­lie­fe­rung fest­hal­ten, sich dem Hei­li­gen Geist wider­set­zen wür­den und damit im Ver­dacht ste­hen, die schlimm­ste Sün­de über­haupt zu bege­hen. Ive­reigh unter­stell­te 2017 den vier Kar­di­nä­len Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner mit ihren Dubia zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia, „die Früch­te des Hei­li­gen Gei­stes stür­zen“ zu wol­len. Papst Fran­zis­kus bezeich­ne­te sich selbst am ver­gan­ge­nen 4. August als „Opfer des Hei­li­gen Gei­stes“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/​El Nacio­nal (Screen­shots)

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