Von Mastro Titta (Achtung Satire!)
Schreckliche Nachrichten. Katholizität und Freimaurerei sind nach wie vor unvereinbar. Ein philippinischer Bischof fragte den Papst, ob dies immer noch der Fall sei. Und Franziskus bekräftigte mit einem Seufzer: „Ja, leider ist es immer noch so“.
Bis auf weiteres. Es heißt also sich gedulden. Dieser große Chaot von Gott hat die Welt in sechs Tagen erschaffen. Bergoglio wird noch ein paar Jahre brauchen, um sie wiederherzustellen. Wegen der schlechten Nachrichten zur Freimaurerei bekam Kardinal Ravasi, jener, der den Brief an seine „lieben Freimaurerbrüder“ geschrieben hatte, einen hypoglykämischen Anfall.
Interessant ist die Klarstellung in der Note des Glaubensdikasteriums: „Diese Maßnahmen gelten auch für alle eventuell in der Freimaurerei eingeschriebenen Kirchenmänner“.
Auch. Eventuell. Meiner Meinung nach sind in dem überfüllten Zug der vielbefahrenen Linie Mortara–Milano (Porta Genova) zu Stoßzeiten mehr Plätze frei, als im Vatikan von Nicht-Freimaurern besetzt sind.
Es scheint, daß die Kirche, die „für alle offen“ ist, für die lieben Freimaurerbrüder nicht offen ist. Ein unerträglicher Widerspruch. Allerdings sind die Logen ja auch nicht gerade offen für alle und jeden. Offene Gesellschaft, offene Kirche, geschlossene Logen. Die Sache ist nicht symmetrisch. Ein armer Katholik in einer Loge? Nein! Ein Bischof, ein Kardinal, ein Papst in einer Loge? Vielleicht.
Wie immer muß man genauer hinsehen, um zu verstehen. Man wirft doch nicht leichtfertig Jahrzehnte der ungelenken Ökumene weg. Großmeister Gustavo Raffi vom freimaurerischen Großorient von Italien hatte es schon am 14. März 2013 gesagt:
„Mit Papst Franziskus wird nichts mehr so sein wie vorher“.
Wo nur habe ich diese wohlklingende Formel schon einmal gehört? So jedenfalls grüßte, sieben Jahre und eine Woche vor dem Pandemie-Schlachtruf, als das kirchliche Feldlazarett in Erwartung der Impfung, als „Akt der Liebe“ und „des Lichts der Hoffnung für alle“, mit Misericordina hausieren ging, der Freimaurer-Großmeister seinen Bruder Franziskus.
Schließlich ist dieses Pontifikat die imaginäre Pandemie der katholischen Kirche. Man braucht keinen Sherlock Holmes, um das zu verstehen. Entenhausens Polizeichef Kommissar Albert Hunter genügt, und das ganz ohne Micky Maus.
Es geht darum, daß der Durchschnittskatholik, der nicht durch investigativen Scharfsinn glänzt, das Konzert der Komplimente Revue passieren läßt, das von allen – und ich meine allen – Großlogen der Welt am Abend seiner Wahl auf Franziskus niederprasselte. Eine solche Begeisterung löste nicht einmal ein gewisser Barack Obama aus, der den Friedensnobelpreis im voraus bekam, damit er danach ungestört jeden Tag seiner Amtszeit Krieg führen konnte.
Der einfältige Katholik, wie ich sagte, überfliegt alles schnell und liest, daß Bergoglio die Unvereinbarkeit zwischen der Kirche und der Freimaurerei bekräftigt hat, und denkt, das sei Wein, und jubelt: „Ah, seht her, Bergoglio respektiert die Tradition, er ändert die Doktrin nicht, hier spricht er EIN-DEU-TIG, Freimaurer nein, nein, nein.“
Aber wir sind nicht hier, um kleine Plastikmadonnen zu polieren. Darum: Lieber katholischer Bruder, du hast einen Topfen, einen Käse, einen Limburger, einen Tilsiter, einen Emmentaler verstanden: Der gesamte Lehrkorpus der Käseherstellung entgeht dir völlig.
Bergoglio schützt nicht die Kirche vor der Freimaurerei: Er schützt die Freimaurerei vor der Kirche. Er hat die Türen der Kirche aus den Angeln gehoben – nur für den Fall, daß irgendein Gottloser auf die Idee kommen sollte, sie morgen wieder schließen zu wollen – und die Türen der Loge doppelt verriegelt.
Mit anderen Worten: Die lieben Freimaurerbrüder wollen keine dummen Brüder in ihren Logen. Das ist alles. Und dafür bürgt Franziskus, der sprechende Papst. Der Himmel bewahre uns davor, daß die lieben Freimaurerbrüder eines Tages einen Papst an der Spitze der – angeblich ausgestorbenen – Alta Vendita vorfinden, Gott bewahre, einen Katholiken. Am besten, man riskiert nichts. Sicher ist sicher.
Dabei tut es mir fast ein wenig leid. Im Vatikan wimmelt es von heimlichen freimaurerischen Homosexuellen, die weder heiraten noch sich am hellichten Tag in die Mysterien einweihen lassen können. Da die Freimaurerei in einer sexuell so kaleidoskopischen Zeit wie der unseren den Frauen verschlossen bleibt, sind die lieben Freimaurerbrüder von jenseits des Tibers ein eleganter Kompromiß.
Liebe katholische Brüder, betet, daß die lieben Freimaurerbrüder euch auch das Tor der Hölle öffnen, anstatt sich damit zu begnügen, es in der ehemaligen päpstlichen Residenz auf dem Quirinal auszustellen1. Ihr glaubt doch nicht, daß ihr eure Seelen umsonst verdammen könnt.
Andernfalls steigt aus dem Grab des erbärmlichen fideistischen Gutmenschentums, das ihr euch selbst mit euren Fingernägeln ins Glas gekratzt habt („Er ist der Papst“, „Der Heilige Geist hat ihn gewählt, jawohl“) und kommt ins Freie und atmet endlich ein wenig kalte, schneidende, aber gesunde Luft ein.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana