
(Rom) Am Martinstag, dem vergangenen Samstag, kam Andrea Tornielli, der Hauptchefredakteur aller Vatikanmedien mit Dienststelle im vatikanischen Kommunikationsdikasterium, dem neuen Glaubenspräfekten Kardinal Victor Manuel Fernández zu Hilfe. Kardinal Fernández, der Augapfel des regierenden Papstes, hatte am 3. November Antworten des Glaubensdikasteriums „bezüglich der Teilnahme am Sakrament der Taufe und der Ehe von Transgender- und homoaffektiven Personen“ veröffentlicht, die seither für große Furore in der Kirche sorgen.
Die Antworten ergingen an den brasilianischen Bischof José Negri von Santo Amaro. Sie trugen nicht nur die Unterschrift des langjährigen Ghostwriters von Jorge Mario Bergoglio, sondern auch die Unterschrift des Papstes selbst, die dieser am 31. Oktober unter das Dokument gesetzt hatte. Das Vorgehen ist ungewöhnlich, unterstreicht jedoch, daß Franziskus seine Zustimmung betonen und in dieser heiklen Frage seinen engsten Mitarbeiter und Freund schützen will.

Jedes Wort im Text hat damit Franziskus direkt zu verantworten, auch jeden Bruch mit der kirchlichen Morallehre und Sakramentenordnung. Es ist bekannt, daß die Homo-Agenda unter den zahlreichen umstrittenen Agenden dieses Pontifikats jene ist, die Franziskus die wichtigste ist (siehe Die Masken fallen: Der angekündigte Paradigmenwechsel zur Homosexualität – Eine Chronologie). Keiner der roten Fäden, die sich durch seine Amtszeit ziehen, ist so stark und grob als sein Drängen auf Anerkennung der Homosexualität, obwohl diese zu den himmelschreienden Sünden gehört. Doch davon war von Franziskus bisher nie etwas zu hören. Es sind auch nicht so sehr die Worte, sondern die unzähligen Gesten, mit denen der regierende Papst vollendete Tatsachen schaffen will.
Seit der Sexuellen Revolution ist eine Homosexualisierung der westlichen Gesellschaft im Gange, die seit den 90er Jahren an Tempo zunahm. Zweifellos wird seit der Wahl von Franziskus versucht, diese Homosexualisierung in die Kirche hineinzutragen. In diesem Kontext sind die Aktivitäten zu sehen (siehe auch Papst Franziskus ist mit an Bord der Homo-Agenda).
Die Zahl der Begegnungen von Franziskus mit Homosexuellen ist unüberschaubar geworden, doch in keinem Fall ist überliefert, daß der Papst dabei jemals auf die Sünde aufmerksam und eine Umkehr eingefordert hätte.
Nur an zwei Beispiele sei erinnert. Bei seinem USA-Besuch im September 2015 empfing Franziskus einen ehemaligen Schüler mit dessen Homo-Partner in den Repräsentationsräumen der Apostolischen Nuntiatur offiziell in Audienz samt vielen Fotos, die dann in aller Öffentlichkeit verbreitet wurden. Die couragierte Standesbeamtin Kim Davis dagegen, die sogar verhaftet worden war, weil sie sich als gläubige Christin geweigert hatte, die „Ehe“ eines Homo-Paares zu registrieren, wurde von Franziskus quasi nur im Keller der Nuntiatur empfangen, und das auch nur, weil einige US-Bischöfe mit Unterstützung des damaligen Nuntius Msgr. Carlo Maria Viganò den Davis-Termin an den päpstlichen Adlaten vorbei eingeschoben hatten. Von dieser Begegnung existiert kein Bild. Als das Zusammentreffen doch bekannt wurde, leugnete Santa Marta anfangs. Franziskus stärkt nicht die Brüder im Glauben, er betreibt Politik. Damals wollte er seine Nähe zum linken, globalistischen US-Präsidenten Barack Obama und die Unterstützung zu dessen Homo-Agenda bekunden, die vom Obersten Gerichtshof kurz zuvor mit der Legalisierung der Homo-Ehe durchgesetzt worden war. Durch die Parallelität der Begegnungen mit seinem Ex-Schüler und mit Kim Davis wurde offensichtlich, wofür Franziskus ein Parteigänger ist.
Das zweite Beispiel ist die Begegnung von Franziskus mit dem chilenischen Homo-Aktivisten Juan Carlos Cruz, dem Franziskus – so die Darstellung von Cruz – Ende April 2018 gesagt habe: „Juan Carlos, daß Du schwul bist, spielt keine Rolle. Gott hat Dich schwul gemacht, und er liebt Dich so, und es ist mir ganz egal. Der Papst will Dich so. Du mußt glücklich sein, mit dem, was Du bist“.
Der Heilige Stuhl dementierte nie diese päpstliche Förderung einer homosexuellen Legendenbildung, daß Homosexualität naturgegeben und gottgewollt sei, den einzelnen also jeder Verantwortung entbindet. Von einem Sündenbewußtsein keine Spur.
Santa Marta denkt, trotz der teils energischen Proteste, nicht daran, vom Homo-Kurs abzuweichen. Papst Franziskus verhält sich auch diesbezüglich ähnlich dem politischen Establishment. Ob jemand vor dem Weißen Haus in Washington oder dem Berlaymont-Gebäude in Brüssel, wo die EU-Kommission ihren Sitz hat, demonstriert oder Unterschriften zu einer Petition abgibt, interessiert weder Joe Biden noch Ursula von der Leyen. Das Volk scheint als Ansammlung von Untertanen wahrgenommen zu werden, deren alleinige Relevanz darin besteht, daß sie in ausreichender Mehrheit am Wahltag alle vier, fünf Jahre an der „richtigen“ Stelle ihr Kreuz machen.
Tornielli tritt als Propagandaorgan in Erscheinung, dafür wurde er in den Vatikan geholt, nachdem er zuvor jahrelang der Haus- und Hofjournalist des argentinischen Papstes war. Sein Leitartikel hat keinerlei lehramtliche oder kirchenrechtliche Relevanz. Er zielt ganz auf die Meinungsbildung ab.
Entsprechend fällt seine Verteidigung des Dokuments von Kardinal Fernández aus, das Tornielli salbungsvoll einwickelt. Seine Stellungnahme ist nicht mehr als ein dialektisches Spiel zur Beruhigung jener in der Kirche, die sich gerne beruhigen lassen. Die Argumente der Kritiker werden ignoriert. Sie werden, wenn überhaupt, bestritten oder zerredet.
Während Franziskus an einer neuen modischen Lehre bastelt, lehrte Bischof Joseph Strickland in den USA die kirchliche Lehre und betonte, daß die Kirche die Sünde nicht segnen könne, weil Gott die Sünde nicht segnen kann. Die beiden Positionen sind diametral entgegengesetzt. Papst Franziskus, anstatt seine Pflicht zu tun und die Lehre der Kirche zu verteidigen, setzte Bischof Strickland ab. Franziskus führt die Kirche nicht nur auf Abwege, sondern ohrfeigt jene, die diese Abwege nicht beschreiten wollen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews/Vatican.va (Screenshots)