(New York) Einer der drei Sprecher der Karadima-Opfer, Juan Carlos Cruz, gab der spanischen Tageszeitung El País ein Interview, in dem er Aussagen von Papst Franziskus bekanntgab, die vom Vatikan bisher nicht dementiert wurden. Geben sie die Überzeugung von Papst Franziskus wieder?
Juan Carlos Cruz, der heute als Journalist in den USA lebt, war maßgeblich beteiligt, daß die Rolle des Karadima-Zöglings, Bischof Juan Barros Madrid, zu einem international beachteten Fall wurde. Cruz hatte seit Herbst 2014 an alle führenden Kirchenvertreter Chiles und Roms Denkschriften zur Verantwortung von Barros verschickt. Daran ließ sich der Nachweis erbringen, daß Papst Franziskus in der Sache bereits zum Zeitpunkt der Ernennung von Barros zum Bischof von Osorno, spätestens gleich darauf, informiert war.
Ende April hielt sich Cruz zusammen mit den beiden anderen Sprechern der Karadima-Opfer ein Wochenende im Vatikan auf, wo jeder von ihnen ein ausführliches Einzelgespräch mit Papst Franziskus führen konnte. Am Ende gab es noch eine gemeinsame Zusammenkunft.
Die unmittelbare Konsequenz der Internationalisierung des Falles und der Aufforderung der chilenischen Bischöfe vom 20 April, Msgr. Barros möge zurücktreten (oder vom Papst zurückgetreten werden), fiel Ende der vergangenen Woche ganz anders als erwartet aus. Nach den Sprechern der Karadima-Opfern lud Papst Franziskus auch alle chilenischen Bischöfe nach Rom ein. Am Ende einer dreitägigen Gebets- und Meditationszeit wurde nicht Bischof Barros emeritiert. Dahingehend gibt es bisher keine Signale des Papstes, der Barros seit mehr als drei Jahren verteidigte. Vielmehr stellten alle 34 in Rom anwesenden Bischöfe, darunter auch Barros, ihre Bischofsämter zur Verfügung. Wenn das schriftliche Angebot auch nicht den kanonischen Gepflogenheiten entspricht, stellt das kollektive Rücktrittsangebot dennoch eine in der Geschichte der Kirche beispiellose Situation dar.
Wie sich Papst Franziskus dazu entscheiden wird, ist noch nicht bekannt.
„Juan Carlos, daß du schwul bist, spielt keine Rolle“
Die spanische Tageszeitung El País führte mit Juan Carlos Cruz ein Telefoninterview, das am Samstag auf der Internetseite der Zeitung und am Pfingstsonntag in der gedruckten Ausgabe redigiert veröffentlicht wurde. Dabei wurde Cruz nach dem Zusammensein mit Papst Franziskus gefragt. Die letzte Frage lautete:
El País: Haben Sie auch über Ihre Homosexualität gesprochen und wie sehr Sie dafür leiden mußten?
Juan Carlos Cruz: Ja, wir haben darüber gesprochen. Ihm wurde praktisch gesagt, daß ich ein Perverser sei. Ich habe ihm erklärt, daß ich nicht die Reinkarnation des heiligen Luis Gonzaga, aber auch kein schlechter Mensch bin. Ich versuche niemandem wehzutun. Er sagte mir: „Juan Carlos, daß du schwul bist, spielt keine Rolle. Gott hat dich so gemacht, und er liebt sich so, und es ist mir ganz egal. Der Papst will dich so. Du mußt glücklich sein, mit dem, was du bist.“
Das seien die Worte von Papst Franziskus an den bekennenden Homosexuellen und Barros-Ankläger gewesen. Eine Position, die einen homophilen Papst de luxe zeigen würde, der einer Anerkennung der Homosexualität das Wort redet. Dergleichen steht aber in offenem Widerspruch zur biblische und kirchliche Lehre. Stimmen die Aussagen, oder nützt ein Homosexueller einfach die Gelegenheit zur Homo-Propaganda?
Vom Vatikan wurde bisher diese Behauptung nicht dementiert. Ein Dementi wäre in der Sache aber der einzig sichere Gradmesser. Das Ausbleiben eines Dementi läßt, wie in diesem Pontifikat allerdings schon öfter, schwerwiegende Fragen unbeantwortet im Raum stehen.
Kardinal Gerhard Müller nahm erst vergangene Woche in einem Interview mit Costanza Miriano zu genau diesem Thema Papst Franziskus in Schutz. Der ehemalige Glaubenspräfekt sagte:
„Papst Franziskus wird sehr häufig wegen jenes Interviews im Flugzeug zitiert, jenem Satz: ‚Wer bin ich, um zu urteilen?‘ Der Papst hat aber dasselbe gesagt, was im Katechismus steht: Jede Person verdient Respekt, weil sie ein Ebenbild Gottes ist, und wir für keinen Zweck die Menschen mißbrauchen dürfen. Zugleich sprach Franziskus aber auch von der Homo-Lobby. Und leider stimmt auch das.“
Die von Juan Carlos Cruz wiedergegebenen Worte klingen ganz anders.
Was gilt also? Was bleibt? Welche Orientierung gibt der Papst den Gläubigen und Ungläubigen? Den Rechtgläubigen, daß das gilt, was im Katechismus steht? Den Homosexuellen das Gegenteil davon?
Wird der schwerwiegende Skandal von sexuellem Mißbrauch Minderjähriger (Fall Karadima) und seine Nebenschauplätze (Fall Barros) am Ende sogar zu einem Instrument der Homosexualisierung in der Kirche?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: El País (Screenshots)
Steht leider ganz ähnlich so im KKK.
KKK 2358 Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt;
Daraus kann doch nicht der Schluß gezogen werden, dass Gott den Menschen homosexuell veranlagt geschaffen hat. Logisch wäre dann, dass Gott alle Behinderten und Kranken krank und behindert geschaffen hat.
Das sind alles Folgen der Sünden der Menschheit, wir leben in der gefallenen Welt.
In erster Linie hat Herr Cruz einen schweren Fehler begangen, indem er Einzelheiten eines vertraulichen seelsorgerlichen Gesprächs an die Öffentlichkeit lancierte, wohl wissend um die Brisanz des Themas.
Eine große Schuld trifft die führenden westlichen Politiker, die sich unter dem Deckmäntelchen der Toleranz zu stets absurderen Entscheidungen (Homo-Ehe und ‑Adoption, Aushöhlung des traditionellen Geschlechts‑, Ehe- und Familienbegriffs, Duldung schwerster Entgleisungen unter der Rubrik Kunst- und Pressefreiheit, usw. usf.) verleiten lassen – getrieben von einem undurchsichtigen Netzwerk angelsächsich-ökonomisch geprägter Eliten und einer fleißigen Herde vermeintlicher Gutmenschen.
Aber auch der Papst sollte in seiner öffentlichen Rolle – trotz aller seelsorgerlichen Behutsamkeit – vielleicht etwas mehr darauf achten, keine „Statements“ abzugeben, die zu Fehlinterpretationen dse Katechismus verleiten können.
Glaube nicht, dass eine Fehlinterpretation des KKK vorliegt. Dieser ist in dieser Nummer selbst nicht konsequent durchdacht und daher problematisch.
Sicherlich sind die Ausführungen zu diesem Punkt bewusst sehr dünn gehalten und insofern für manche sicher auch unbefriedigend.
Er ist ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Gute will und stets das Böse schafft.
Frei nach Goethe – und sicher auch weiter:
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt
Mein eigentliches Element.
Es war ein furchtbarer Moment, doch mir war das klar, ich spürte das, als ich diesen Mann das erste Mal sah.
Siehe auch hier: http://www.katholisches.info/2017/07/papst-franziskus-und-priesterberufungen-eine-beunruhigende-anekdote-aus-santa-marta/