Als die Kirchenführung noch für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder kämpfte

Die entscheidende Herausforderung


Jérôme Lejeune und die Zeit, als die katholische Kirche unter der Leitung von Papst Johannes Paul II. und Glaubenspräfekt Joseph Kardinal Ratzinger Bollwerk und Speerspitze im Kampf für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder gegen eine grausame Kultur des Todes war.
Jérôme Lejeune und die Zeit, als die katholische Kirche unter der Leitung von Papst Johannes Paul II. und Glaubenspräfekt Joseph Kardinal Ratzinger Bollwerk und Speerspitze im Kampf für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder gegen eine grausame Kultur des Todes war.

Papst Fran­zis­kus hat den Kampf zur Ver­tei­di­gung des Lebens­rechts der unge­bo­re­nen Kin­der und für die christ­li­che Sicht­wei­se von Geschlecht und Fami­lie auf­ge­ge­ben. So hat­te er das Unglaub­li­che in sei­nem ersten gro­ßen Inter­view im Sep­tem­ber 2013 ange­kün­digt und so hat er es seit­her umge­setzt. Das war an der Kir­chen­spit­ze vor 30 Jah­ren noch ganz anders.

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„Natür­lich unter­läßt er es nicht, die Abtrei­bung oder die ‚Gender‘-Ideologie zu ver­ur­tei­len, manch­mal sogar mit grö­be­ren Wör­tern – ‚Mör­der‘, ‚Atten­tä­ter‘… – als sei­ne Vor­gän­ger, aber die­se Ver­ur­tei­lun­gen fin­den in den Medi­en nur wenig Reso­nanz, und es ist, als ob er sich an die­ses Schwei­gen anpaßt“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

Was Fran­zis­kus im Bereich der „nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te“ (Bene­dikt XVI.) unter­nimmt, sei auch nur im ent­fern­te­sten mit dem har­ten Kampf ver­gleich­bar, den Johan­nes Paul II. 1994 vor und wäh­rend der Welt­be­völ­ke­rungs­kon­fe­renz in Kai­ro führ­te, die wäh­rend der Prä­si­dent­schaft von Bill Clin­ton in den USA von der UNO ein­be­ru­fen wor­den war, um die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der – als „repro­duk­ti­ve Rech­te“ ver­schlei­ert – zur welt­wei­ten poli­ti­schen Agen­da zu machen. In den Medi­en kam es damals zu einem hef­ti­gen Schlag­ab­tausch zwi­schen dem Papst und den Mäch­ti­gen die­ser Welt. Die Feh­de wur­de aus­ge­tra­gen von den Hand­lan­gern und Hel­fers­hel­fern von jenen, die im Hin­ter­grund blei­ben. „Die im Dun­keln sieht man nicht“ (Ber­tolt Brecht).

In jenem Jahr 1994 starb am Oster­sonn­tag Jérô­me Lejeu­ne, ein Bio­lo­ge von Welt­rang und auf­rich­ti­ger Christ. Lejeu­ne hat­te die Grün­dung der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben ange­regt, deren erster Prä­si­dent er wur­de. Die gro­ße Wert­schät­zung, wel­che die Bedeu­tung die­ses Wis­sen­schaft­lers unter­strich, die Johan­nes Paul II. ihm ent­ge­gen­brach­te, zeig­te sich 1997, als er Lejeu­nes Grab im fran­zö­si­schen Cha­lo-Saint-Mars bei Paris besuch­te. In sei­ner Bei­leids­be­kun­dung hat­te Johan­nes Paul II. über Jérô­me Lejeu­ne geschrieben: 

„Ein gro­ßer Christ des 20. Jahr­hun­derts, ein Mann, für den die Ver­tei­di­gung des Lebens zu einem Apo­sto­lat gewor­den war“. 

2007 wur­de das Selig­spre­chungs­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet und 2012 in sei­ner ersten Pha­se abge­schlos­sen. 2021 wur­de Lejeu­ne von Papst Fran­zis­kus der heroi­sche Tugend­grad zuer­kannt und er damit zum Ehr­wür­di­gen Die­ner Got­tes erhoben.

2019 ver­öf­fent­lich­te die Ärz­tin Aude Dugast, Postu­la­to­rin im Selig­spre­chungs­ver­fah­ren, die fes­seln­de Bio­gra­phie „Jérô­me Lejeu­ne: La Liber­té du savant“ (Die Frei­heit des Wis­sen­schaft­lers), die seit 2021 in eng­li­scher und spa­ni­scher und seit gestern auch in ita­lie­ni­scher Über­set­zung ver­füg­bar ist. Eine deut­sche Aus­ga­be fehlt noch, wäre aber sehr wünschenswert.

In der für unse­re ver­wirr­te Zeit so zen­tra­len Lebens­rechts­fra­ge bestand, so Magi­ster, eine „tie­fe Gemein­sam­keit der Anschau­ung und des Han­delns, die Lejeu­ne mit Joseph Ratz­in­ger, Papst Johan­nes Paul II. und Jean-Marie Lusti­ger, dem Erz­bi­schof von Paris, ver­band“. Es war die Zeit der Instruk­ti­on Donum vitae (1987) und der Enzy­kli­ka Evan­ge­li­um vitae (1995), die eine Ant­wort auf die Welt­be­völ­ke­rungs­kon­fe­renz der UNO in Kai­ro und eine Mah­nung an die damals gera­de bevor­ste­hen­de UN-Welt­frau­en­kon­fe­renz in Peking war.

„Aber es wird auch deut­lich, wie groß der Abstand in die­sen ent­schei­den­den Fra­gen zwi­schen der Leben­dig­keit an der Kir­chen­spit­ze jener Jah­re und der Träg­heit von heu­te ist.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Ver­la­ge

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