Zunahme akatholischer Zelebrationen in Papstbasiliken

Auf Anglikaner und ägyptische Kopten folgten die syrisch-malankarischen Thomaschristen


Das Oberhaupt der nicht mit Rom unierten malankarischen syrisch-orthodoxen Kirche zelebrierte am vergangenen Freitag in der Lateranbasilika und gestern in St. Paul vor den Mauern eine akatholische Liturgie
Das Oberhaupt der nicht mit Rom unierten malankarischen syrisch-orthodoxen Kirche zelebrierte am vergangenen Freitag in der Lateranbasilika und gestern in St. Paul vor den Mauern eine akatholische Liturgie

(Rom) Der neu­en Stu­fe des Öku­me­nis­mus, die Papst Fran­zis­kus still­schwei­gend prak­ti­ziert, liegt ein lit­ur­gi­scher Tabu­bruch zugrun­de: die Zele­bra­ti­on nicht-katho­li­scher Got­tes­dien­ste in den römi­schen Papstbasiliken.

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Im ver­gan­ge­nen Mai wur­den zwei nicht-katho­li­sche Lit­ur­gien in der Late­ran­ba­si­li­ka, der römi­schen Bischofs­kir­che, gefei­ert. Am 18. April fei­er­ten ein angli­ka­ni­scher Bischof mit 50 angli­ka­ni­schen Geist­li­chen einen angli­ka­ni­schen Got­tes­dienst am Haupt­al­tar vor dem Papst­thron. Angeb­lich sei dies ohne Zustim­mung gesche­hen, was wenig glaub­wür­dig ist. Der Stell­ver­tre­ter des Erz­prie­sters beteu­er­te sein „tie­fes Bedau­ern“ und sprach von einem „unglück­li­chen“ Vor­fall und einem „öku­me­ni­schen Mißverständnis“.

Tat­sa­che ist jedoch, daß jemand den Angli­ka­nern die Erlau­bis erteilt hat­te. Wer es war, wur­de nicht bekannt. Man geht aber nicht fehl in der Annah­me, in Rich­tung San­ta Mar­ta zu schau­en, denn bereits am 14. Mai folg­te die näch­ste nicht-katho­li­sche Zele­bra­ti­on und die­ses Mal ganz offiziell.

An jenem Sonn­tag durf­te Tawa­dros II., Papst von Alex­an­dri­en und Patri­arch des Stuhls des hei­li­gen Mar­kus, das Ober­haupt der kop­tisch-ortho­do­xen Kir­che von Ägyp­ten, am Papst­al­tar über der Con­fes­sio der Patri­ar­chal­ba­si­li­ka die „Gött­li­che Lit­ur­gie im kop­ti­schen Ritus“ zele­brie­ren. Dazu war die kop­tisch-ortho­do­xe Gemein­schaft in Ita­li­en ein­ge­la­den worden.

Wäh­rend weni­ge Wochen zuvor noch von einem „öku­me­ni­schen Miß­ver­ständ­nis“ die Rede war, war nun Ange­lo De Dona­tis, der Kar­di­nal­vi­kar des Pap­stes für die Diö­ze­se Rom, per­sön­lich anwe­send und Kuri­en­bi­schof Bri­an Far­rell, der Sekre­tär des Dik­aste­ri­ums zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten, hielt eine Begrüßungsrede.

Die Ver­let­zung des Kir­chen­rechts wur­de in bei­den Fäl­len nicht the­ma­ti­siert, eben­so­we­nig die Fra­ge nach einem even­tu­el­len Rei­ni­gungs- und Wie­der­gut­ma­chungs­ri­tus. Im ersten Fall war es eben ein „bedau­er­li­cher“, im zwei­ten ein erlaub­ter Vor­fall. Die ande­ren christ­li­chen Gemein­schaf­ten drängt es, in den Papst­ba­si­li­ken zu zele­brie­ren. Drängt es sie auch, in die vol­le Ein­heit mit Rom zurück­zu­keh­ren? Oder wird durch die­se Art von Öku­me­nis­mus nur die katho­li­sche Kir­che auf die Stu­fe der ande­ren Gemein­schaf­ten her­ab­ge­stuft? Sind alle Gegen­sät­ze in Glau­bens­leh­re und Lit­ur­gie aus­ge­räumt? Nichts der­glei­chen wur­de bis­her bekanntgegeben.

Ein­zug in St. Paul vor den Mauern

Und da aller guten Din­ge offen­bar drei sind, zele­brier­te am ver­gan­ge­nen Frei­tag der Katho­li­kos Base­lios Mar­tho­ma Mathews III., das Ober­haupt der nicht mit Rom unier­ten syro-mal­an­ka­ri­schen ortho­do­xen Kir­che, auch indisch-ortho­do­xe Kir­che genannt, in der römi­schen Late­ran­ba­si­li­ka im Antio­che­ni­schen Ritus. Glei­ches tat er auch gestern in der päpst­li­chen Basi­li­ka Sankt Paul vor den Mau­ern. Ein­ge­la­den waren die Gläu­bi­gen der syro-mal­an­ka­ri­schen ortho­do­xen Gemein­schaft in Rom und Italien.

Die syro-mal­an­ka­ri­sche ortho­do­xe Kir­che ist eine 1912 (rund 1,1 Mil­lio­nen Gläu­bi­ge) erfolg­te Abspal­tung von der mal­an­ka­ri­schen syrisch-ortho­do­xen Kir­che (rund 1,2 Mil­lio­nen Gläu­bi­ge). Seit 1930 gibt es zudem eine mit Rom unier­te syro-mal­an­ka­ri­sche katho­li­sche Kir­che (etwa 0,5 Mil­lio­nen Gläu­bi­ge). Sie alle füh­ren ihren Ursprung auf den Apo­stel Tho­mas zurück und wer­den daher als Tho­mas­chri­sten bezeich­net. Die größ­te Gemein­schaft der Tho­mas­chri­sten ist die 1599 in die Ein­heit mit Rom zurück­ge­kehr­te syro-mala­ba­ri­sche Kir­che mit rund 4,5 Mil­lio­nen Gläubigen.

Die älte­ste Uni­on erfolg­te 1188, als die Maro­ni­ti­sche Kir­che in West­sy­ri­en (heu­te Liba­non) in die Ein­heit mit Rom zurück­kehr­te. Seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil wird die Uni­on mit Rom jedoch abschät­zig als „Rück­keh­r­ö­ku­me­ne“ schlecht­ge­re­det. Wird sie durch eine „Zele­bra­ti­ons­ö­ku­me­ne“ ersetzt, die der Logik folgt: Jeder soll blei­ben, was er ist, und bei­be­hal­ten, was er hat? Wer­den dadurch Lehr­fra­gen de fac­to ein­fach weggewischt?

Schließ­lich hat­te Papst Fran­zis­kus am 24. April 2016 bei einer Ver­an­stal­tung der Foko­lar­be­we­gung in Rom gesagt: „Die Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit ist nicht wich­tig!“ Dabei mein­te er nicht ande­re christ­li­che Kir­chen und Deno­mi­na­tio­nen, son­dern ande­re Religionen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: CatholicateNews/​Wikicommons (Screen­shot)

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